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 Victor und Farfalla  02
 

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Als am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen durch die leicht geöffneten Vorhänge fielen, wachte Farfalla gewohnheitsmäßig auf ... doch etwas war anders und er öffnete die Augen nur langsam, betrachtete sich das maskuline Gesicht vor sich und lächelte leicht, denn in der Nacht hatte Victor sich näher an ihn geschmiegt und einen Arm um ihn gelegt. Die Ironie seiner Situation war nur zu deutlich ... Farfalla wurde wie sein Vater in eine Zwangsehe geworfen, doch vielleicht hatte er auch ein wenig Glück geerbt. Er mochte Victor mehr, als er es befürchtet hatte – auch wenn sie erst so wenig geredet hatten, so besaßen sie doch schon ein paar gemeinsame Interessen. Und sie konnten wenigstens zusammen schlafen und sich berühren, auch wenn es scheinbar nicht mehr als Küsse und Schmusen werden würde. Der junge Italiener hatte es am gestrigen Abend mehr als nur gut bemerkt – Victor war mit dem Herz noch immer bei dem jungen Mann, mit dem er so lange zusammen gewesen war, ein Umstand, den Farfalla sogar verstehen konnte. Doch dies würde noch Konsequenzen haben, an die der Weißblonde jetzt nicht denken mochte, und so löste er sich behutsam und ohne den Schlafenden zu wecken, aus dessem Griff. Es dauerte länger, als er dachte – doch schließlich konnte Farfalla ins Bad gehen, sich dort erleichtern und schließlich im Wohnzimmer sein morgendliches Training durchführen, da es zu seiner täglichen Routine gehörte.

Vic erwachte nur wenig später, weil er etwas vermisste ... er schreckte kurz auf, als sich seine Augen öffneten, und sah sich um. Er hatte ganz vergessen, wo er war, und als es ihm einfiel, seufzte er leise und strich sich durch die Haare. Im Nebenraum hörte er Farfalla, er hörte den tiefen Atem und die Laute der gleichmäßigen Bewegungen, also trainierte er. Leise stand Victor auf und blickte durch den Türspalt ins Wohnzimmer. Farfalla trainierte wirklich, und er war ein sehr schöner Anblick.

Einen jeden Morgen trainierte der junge Italiener, bevor er sich duschte und den Morgen begann ... es half ihm, sich abzureagieren und es tat ihm gut, daß er während des Trainings an nichts denken mußte. Daß er beobachtet wurde, bemerkte er deshalb nicht, doch als er fertig wurde, fühlte er den Blick und drehte sich um, lächelte und verengte ein wenig die Augen, um seinen Beobachter zu beobachten. "Einen guten Morgen, Victor ..."

"Guten Morgen." wisperte Vic und kam etwas näher. Auf der Haut des Italieners hatte sich ein sachter Schweißfilm gebildet, der aber nicht tropfte, er sah jetzt irgendwie noch reizvoller aus und er roch recht angenehm. "Du trainierst jeden Morgen, nicht wahr ?"

Farfalla kam ihm entgegen und nickte, strich sich die leicht feuchten Haare nach hinten und blickte zu ihm hoch, als er antwortete. "Ja, jeden Morgen. Ich genieße diese Zeit, denn da muß ich nichts denken ... und es hält mich in Form, das ist wichtig in unserem Beruf, das weißt du ja, nicht wahr ? Wie trainierst du, Victor ?" Daß der junge Russe trainierte, sah man ihm mehr als nur gut an, doch Farfalla interessierte sich sehr für die Art des Trainings. "Und wie ist dein Tagesablauf ?"

Die Bewegung, in der Farfalla seine Haare zurückgestrichen hatte, war ganz natürlich gewesen und somit irgendwie schön. Bei der Frage, bei der ein leichter Schalk in den Augen des Hellblonden aufschimmerte, hob Vic eine Braue und lächelte. "Natürlich trainiere ich ... ich laufe viel, ich brauche Ausdauer für meinen Beruf. Und mein Tagesablauf ist nicht fest, ich muss flexibel sein."

"Das verstehe ich ... nun, wir werden sehen, wie es sich bei uns regeln läßt, Okay ? Ich bin sicher, daß es auch bei uns Geschäfte gibt, die dir gefallen werden. Nur um eines möchte ich dich bitten, Victor ... wenn es geht, richte es so ein, daß wir den Morgen immer zusammen verbringen ? Es ist eine Tradition meiner Familie, daß die Ehepaare oder Familien den Morgen über zusammen sind und den Tag auf diese Weise ruhig und liebevoll beginnen." Man sah Farfalla an, daß ihm diese Bitte einerseits sehr schwer fiel, da er Victor nicht eingrenzen wollte – doch andererseits war es ihm wichtig, denn es würde auch förderlich für ihre Beziehung sein.

Der Russe nickte und lächelte kurz. "Janick und ich hatten auch immer zusammen gefrühstückt. Es sei denn, ich bin auf Tour gewesen, da ging es ja dann nicht ... und ich geh dann jetzt duschen und ... du weißt schon." Er wollte sich an das halten, was Farfalla gesagt hatte, und er würde ein Kondom mit in die Dusche nehmen.

"Ist Okay, Victor – und Danke, es bedeutet mir viel." Dann überbrückte der Weißblonde den letzten Abstand zwischen ihnen, legte die Hand in den Nacken Victors und zog ihn einen sanften Kuß, ehe er ihm kurz winkte und ins Schlafzimmer ging, um dort seine Hälfte des Täuschungsmanövers zu erfüllen. Daß er den Schweiß des Trainings dabei auch in die Laken brachte, untermalte die Täuschung noch und es würde alles darauf hinweisen, daß sie Sex miteinander gehabt hatten.

Derweil stand Vic unter der Dusche und dachte an den Sex mit Janick, während er sich selbst befriedigte und somit schnell zu einem passablen Ergebnis kam, das er dann in den Mülleimer warf, bevor er die Dusche ausstellte und ein Handtuch nahm. Leise trat er an die Tür und blickte durch den Türspalt. Im Spiegel des Schlafzimmers konnte er Farfalla erkennen, wie er im Bett lag und sich ganz in Ruhe befriedigte, um ebenso ein Kondom zu gebrauchen, damit man dachte, sie hätten eine erfüllte Nacht. Der Anblick sorgte dafür, daß Victor sich beherrschen musste, Farfalla bewegte sich recht sinnlich.

Nicht wissend, daß er beobachtet wurde, ließ sich der Weißblonde wirklich mehr Zeit als sonst, wenn er sich den Druck nahm ... an was er gerade dachte, konnte man nicht erkennen, doch man sah, daß es ihn sehr anregen mußte. Nach einer Weile nahm Farfalla jedoch die kleine Tube mit Gleitcreme und gab ein wenig davon auf seine Finger ... ließ sie über die Hoden nach unten streichen und drang schließlich in sein Inneres, um sich auf diese Weise noch mehr zu stimulieren. Daß es nebenher auch den höchst positiven Nebeneffekt hatte, daß das Laken ein wenig mehr gebraucht wurde und ihre Täuschung untermalte, unterstützte das Feuer des jungen Italieners noch, denn er konnte sich gut denken, daß es mit Victor sehr schön hätte werden können. Alleine der Gedanke daran sorgte dafür, daß die Männlichkeit Farfallas leicht in seiner Hand zuckte und ein wenig härter wurde – ohne es zu bemerken, leckte sich der Weißblonde über die trocken werdenden Lippen und stöhnte sehr leise, ehe er sich in die Unterlippe biß, um nicht zu laut zu werden und Victor zu stören.

Der war aber schon längst fertig mit seinem Tun und biss sich selber auf die Lippe, als er zusah, wie der Finger in der Öffnung verschwand. Seine Hand wanderte unter sein Handtuch und er berührte sich erneut. Es glitt ihm dann doch von der Hüfte, aber er bemerkte es nicht, sein Blick war auf Farfalla gerichtet, auf dessen geöffnete Schenkel und dessen Erregung.

Leise, doch tief einatmend, befriedigte sich der Weißblonde nun selbst, während er die Gedanken schweifen ließ ... daß er beobachtet werden könnte, ahnte er nicht und selbst wenn er es gewußt hätte, so wäre es ihm jetzt egal gewesen. Farfalla kannte seinen Körper gut – und so wußte er auch, wie er sich berühren mußte, um es länger dauern zu lassen oder auch, wie er innerhalb kürzester Zeit zu seinem Höhepunkt kommen konnte. Da er nicht viel Zeit hatte, hielt er seinen Genuß auch in Grenzen und während die eine Hand kontinuierlich über seine Härte strich, berührte er sich mit der Anderen in seinem Inneren, wohlwissend, wie er den gewissen Punkt treffen konnte, der seine Lust verstärkte. Als er ihn schließlich fand, keuchte er leise und konnte nicht verhindern, daß er sich leicht aufbäumte – zwei, drei Mal umfaßte der Weißblonde seine Erregung härter und warf schließlich den Kopf in den Nacken, verströmte sich in das Kondom und keuchte leise, als die Anspannung seinen Körper verließ und er weich in das Laken sank. Erst nach einigen Momenten löst er die Finger wieder und wischte sie am Laken ab – dann nahm er von der Seite einige der Feuchttücher, säuberte zuerst seine Hand und dann seine Männlichkeit, nachdem er das Kondom abgezogen und in den Abfalleimer neben dem Bett geworfen hatte.

Und Vic hatte Mühe, leise zu bleiben, seine Hand hatte er an der Wand abgestützt, während er sich mit der Anderen weiterhin erregte. Als Farfalla kam, keuchte er leise und umfasste seine Erregung deutlich fester, damit er fertig wurde. Das zweite Mal war nicht eingeplant gewesen und es dauerte etwas länger als das erste Mal in der Dusche, doch dann kam er endlich und hielt seine Hand leicht schützend vor die Eichel, damit nicht zuviel auf den Boden tropfte. Innerlich fluchte er leise, nahm das Handtuch auf und wischte sich damit sauber. Wenigstens roch es jetzt auch im Bad nach Sex. Das Handtuch warf er in den kleinen Wäschekorb und er nahm sich ein Neues, das er sich um die Hüfte legte.

In der Zwischenzeit wurde Farfalla fertig und stand auf, kam ins Bad und nickte dem Anderen kurz zu, ehe er leise schmunzelte und die Türe der Duschkabine öffnete. "Perfekt – laß mir bitte das andere Handtuch da, ja ? Ich beeile mich ..." Dann trat er ein und schloß die Türe hinter sich, öffnete das Wasser und genoß den weichen Duschstrahl, der beruhigend über seinen Körper floß. Allein schon der Anblick Victors, der noch immer leicht feucht und nur mit dem zweiten Handtuch bekleidet dagestanden hatte, reichte aus, um Farfalla wieder scharf zu machen – denn er sah nur zu gut die leichten, roten Flecken auf dem Hals und der Brust des jungen Russen, die zeigten, wie erregt er gewesen war. Doch mit einem innerlichen Seufzen rief Farfalla sich zur Ruhe und wusch nur kurz über seinen Körper – dies war wichtiger, seine Bedürfnisse konnten noch warten.

"Lass dir ruhig Zeit." wispernd, verließ Victor das Bad und schnaufte leise, weil Farfalla nackt an ihm vorbei in die Dusche gegangen war. Der Italiener war perfekt gebaut und wirklich wunderschön, aber in dem Russen war noch etwas, das sich gegen ihn sperrte, und so trocknete er sich ab und fluchte leise, weil er seinen Slip im Bad vergessen hatte. Nackt schlüpfte er wieder ins Bad und fand das Gesuchte auf einer kleinen Sitzbank.

In der Zwischenzeit war auch Farfalla mit dem Duschen fertig geworden und öffnete die Dusche gerade in dem Moment, in dem sich Victor umzog. Einen Moment lang verengten sich die Augen des Weißblonden genießend, doch dann wandte er sich höflich ab, nahm das zweite Handtuch und legte es um seine Hüften, um seine eigene Kleidung aus dem Wohn- und Schlafzimmer zu holen. Er wollte dem jungen Russen die Zeit lassen, sich zumindest ein wenig anzuziehen, ehe er wieder zurückkam – Farfalla merkte nur zu gut, daß Victor dafür zurückscheute, sich nackt zu zeigen oder den Weißblonden nackt zu sehen und merkte es sich, damit er ihn nicht mehr damit konfrontierte.

Normal war Vic auch nicht so scheu, aber im Moment und in der Situation war er sehr unsicher. Bei einem One-Night wäre es anders, den Mann würde er wahrscheinlich nie wiedersehen. Farfalla würde er heiraten, eine total andere Situation, die den jungen Russen deutlich überforderte, mehr, als er sich eingestand.

In dem Moment kam Farfalla wieder ins Bad – als er merkte, daß Victor noch nicht herausgekommen war, hatte er sich im Wohnzimmer abgetrocknet und angezogen, damit er den ein wenig Größeren nicht noch mehr verunsicherte. Farfalla verstand es, daß der Andere jetzt am Morgen noch unsicherer war als am Abend zuvor – Victor mußte gerade eben wirklich klar werden, was ihn nun erwartete. "Ich habe deine Sachen auf die Couch gelegt, Victor – während du dich anziehst, mache ich mich fertig, Okay ? Wenn du möchtest, kannst du uns ja schon ein Frühstück bestellen ... oder möchtest du bei mir frühstücken ?" Noch während er sprach, nahm der junge Italiener die Bürste und begann damit, sein rippenlanges, helles Haar zu bürsten und nickte schließlich zu sich selbst, da er nun schon fast vorzeigbar war, lediglich das Zähneputzen fehlte noch.

Bei Vic auch, denn er hatte seine Pflegeartikel oben im Penthouse vergessen. "Vielleicht können wir bei dir frühstücken." Er wollte hier eigentlich weg, immer hatte er das Gefühl, daß Dawid ihm im Nacken hockte und er befürchtete sogar, daß sein Vater wirklich noch das Zimmer durchsehen würde, um zu erfahren, wie es zwischen ihnen Beiden gelaufen war. "Ich warte im Wohnzimmer." Mit den Worten verschwand der Dunkelblonde aus dem Bad und ging in besagtes Zimmer, um sich den Rest seiner Kleidung anzuziehen.

Leise seufzend nickte Farfalla nur, denn er konnte sich schon denken, daß der Andere so schnell aus diesem Hotel wollte, wie es nur möglich war. Zum Glück brauchten die langen Haare Farfallas nicht lange, um einigermaßen trocken zu werden und so kam er einige Minuten später wieder ins Wohnzimmer, zog seine Jacke an und lächelte, denn Victor sah einfach nur herrlich aus. "Sag deinem Vater Bescheid, daß du zu mir ziehst und nimm gleich dein ganzes Gepäck mit – auf diese Weise gehst du lästigen Fragen aus dem Weg und wenn er wirklich fragen sollte, sag einfach, die Nacht war besser, als du befürchtet hast und ich würde unten auf dich warten ... du hast keine Zeit, es ihm zu erklären." Es war sicherlich das Beste – so konnte Victor lästigen Fragen gut ausweichen und alles auf Farfalla schieben. "Und bitte rasiere dich noch nicht, ja ?" Diese kleine Bitte konnte sich der junge Italiener nicht verkneifen ... die leichten, eher dunkleren Bartstoppeln Victors reizten ihn und er wollte sie zumindest noch ein klein wenig in ihrer Wohnung genießen, ehe sie wegrasiert wurden.

Unbewusst strichen die Finger Victors über seine Bartstoppeln und er nickte sacht. "Wenn du möchtest, für mich ist es Okay. Und ich beeile mich." Mit den Worten stand er auf und verschwand dann aus der Tür, um nach oben zu fahren. Wie erwartet, stand sein Vater gleich bereit, um ihn etwas auszufragen und wie Farfalla es ihm gesagt hatte, sagte Vic, daß der Italiener auf ihn wartete und daß er nur rasch seine Sachen holte und noch die Zähne putzte, weil er den Hellblonden nicht zu lange warten lassen wollte. Somit war er auch nach einer halben Stunde unten in der Lobby, seine Kleidung war frisch, die Zähne waren geputzt und die Stoppeln waren noch da wo sie waren.

In der Zwischenzeit hatte sich Farfalla einen Zahnpflegekaugummi geholt und auf diese Weise wenigstens das Gröbste bereinigt und einen frischen Atem ... dann setzte er sich in die Lobby und wartete geduldig auf seinen Zukünftigen. Als dieser kam, erwachte unwillkürlich ein erfreutes Lächeln auf den Zügen des jungen Italieners und er stand auf, kam zu ihm und betrachtete ihn ausführlich, ehe er nickte und ein leises "Das steht dir viel besser." zu ihm wisperte. Und da hatte er auch Recht – die schlichte Jeans und der schwarze, dünnere Pullover ließen Victor ebenso wie die Turnschuhe besser aussehen, als der Anzug vom Vorabend. "Du warst schneller, als ich dachte – aber das ist gut, so kommen wir auch schneller hier weg." Noch während er sprach, schnippte Farfalla mit den Fingern und nickte dem Pagen zu, der sofort zu ihnen gelaufen kam, die Koffer in einen Wagen stapelte und schon einmal nach draußen schob, damit sie in ein Taxi steigen konnten.

Als sie einsteigen konnten, setzte Vic sich näher an eines der Fenster, er wollte die Stadt betrachten, in der er schon seit einigen Tagen verweilte und die er bisher noch nicht hatte besichtigen können. Zwar war er schon einige Male in Amerika gewesen, aber er war noch nie hier gewesen und hatte auch nie die Zeit gehabt, um sich umzusehen. "Kannst du mir später alles zeigen ?"

Farfalla hatte sich neben ihn gesetzt und bei der Frage stahl sich ein weiteres Mal ein Lächeln in seine in der Öffentlichkeit etwas kühleren Züge. "Aber natürlich, Victor – wann immer du Lust dazu hast. Es gibt uns vielleicht auch eine Möglichkeit, um einander ein wenig näher kennenzulernen, Hm ? Und ich kann dir auch die Gegenden zeigen, die nicht in einem Reiseführer stehen ..." Es war ein freundliches Angebot und Farfalla hoffte, daß Victor darauf einging – sie hatten alle Zeit, die sie wollten, aber er wollte sie ein wenig mit ihm verbringen, damit sie sich besser kennenlernen konnten.

Das brachte Victor zum Lächeln und er blickte zu dem Blonden neben sich. "Das würde mich sehr interessieren. Dann bist du mein Reiseführer." Dann wagte er einen sachten Kuss auf die Lippen Farfallas. "Ich bin froh, daß du so geduldig mit mir bist."

Der sachte Kuß bedeutete dem Weißblonden sehr viel ... als Victor wieder verstummte, neigte auch er sich näher und gab ihm einen ebenso zärtlichen Kuß zurück, ehe er ihn anlächelte und leise in dessen Ohr hauchte. "Das bin ich gerne, Victor. Sehr gerne." Dann löste er sich wieder und nickte, als der Taxifahrer an dem großen Hochhaus hielt, in dem Farfalla sein großes Penthouse hatte. Er zahlte und gab dabei auch ein großzügiges Trinkgeld, das den Taxifahrer sofort und unaufgefordert dazu veranlaßte, die Koffer auszuladen und hoch zum Empfang des Hauses zu bringen. "Komm, Victor – je eher wir oben sind, desto eher können wir frühstücken, Hm ?" Noch während er sprach, stieg auch Farfalla aus und hielt die Türe höflich offen, damit auch Victor aussteigen konnte.

Victor stieg sofort aus und blickte zu dem Hochhaus hinauf. Er fand diese Bauten immer wieder faszinierend, er mochte große Höhen und hätte auch keine Scheu, ganz oben auf einem Geländer zu balancieren. "Du wohnst sicher ganz oben, nicht wahr ?" fragte er leise und ging zum Kofferraum, um einen der Koffer zu nehmen, bevor der Taxifahrer ihn sich schnappen konnte. Darin war sein Gewehr und für Vic war es sein wertvollster Besitz.

Diese Art von schmaleren Koffern würde Farfalla immer erkennen und er schmunzelte und nickte, während sie hineingingen und ein Page ihnen das Gepäck in den Aufzug lud. "Ja, ich wohne ganz oben – ich mag es, hoch zu wohnen und alles überblicken zu können. Das zweite Penthouse gehört meiner Familie und ist leer, so daß wir auch nicht durch Nachbarn gestört werden. In drei der vier Wohnungen einen Stock tiefer wohnen meine Bodyguards, sie sind dann ebenso für dich da, wenn du sie brauchst, Victor." Dann stieg er in den Aufzug und gab dem Pagen noch das Trinkgeld, ehe er eine Codekarte aus dem Geldbeutel nahm und sobald der Aufzug hinter Victor geschlossen war, durch den Kartenleser zog. "Mein Vater hat schon veranlaßt, daß du ebenfalls eine Schlüsselkarte bekommst – sie müßte schon in der Wohnung liegen. Um bei Notfällen reinzukommen, besitzt mein Vater noch eine Karte, doch er respektiert unsere Privatsphäre."

"Danke für alles ... und ich bin froh, daß dein Vater uns alleine lässt." Bei seinem wäre es wahrscheinlich anders gewesen, aber sichergehen würde er da auch nicht unbedingt. Im Grunde kannte er seinen Vater so gut wie gar nicht richtig. "Ach ja, ich mag die Höhe sehr gern, ich liebe es, ganz oben zu sitzen. Ich beobachte auch gern Menschen durch das Zielfernrohr meines Gewehrs."

Dies weckte wiederum das Interesse Farfallas, und er fragte leise, während sie oben ankamen und die Fahrstuhltüren sich öffneten. "Echt ? Das muß faszinierend sein. Oben auf dem Dach ist nicht nur ein Hubschrauberlandeplatz, sondern auch ein überdachter Pool mit Garten für die Penthousebesitzer. Ich kann mir vorstellen, daß es ideal wäre, sich dort oben einmal umzusehen, Hm ?" Während er sprach, nahm Farfalla schon die Koffer und stellte sie vor die linke Wohnungstüre – als schließlich alle ausgeladen waren, öffnete er die Penthousetüre mit seiner Codekarte und trat ein, lächelte, und hielt ihm die Türe auf. "Willkommen, Victor. Ich denke, du möchtest in das Gästezimmer, Hm ? Einfach durch das Wohnzimmer und die erste Türe rechts, ist nicht zu verfehlen."

"Ich danke dir. Und wir können nachher ja hochgehen und ich nehme das Zielfernrohr mit." wispernd, lächelte Vic und nahm einen größeren Koffer auf, um ihn in das Gästezimmer zu bringen. Den Koffer mit seinem Gewehr legte er auf dem Bett ab und holte dann den Rest seiner wenigen Taschen, um sie sofort in den Schrank zu räumen. Das Gästezimmer passte zum Rest der Wohnung, die kühl wirkte, aber nicht war, weil hier und da Holz in den Möbeln und dem Fußboden waren. Erst als er fertig war, kam er ins Wohnzimmer und sah sich dort genauer um. Viel war dort nicht an privatem zu finden, einzig ein Bild auf dem Kamin weckte seiner Aufmerksamkeit und als er näher herantrat, musste er lächeln, weil es genau das war, welches Bianco in seiner Geldbörse hatte.

Jener rief ihm nur noch ein "Gerne !" nach, ehe er damit begann, ihnen ein reichhaltiges Frühstück zu richten. Als er fertig war, verschwand Farfalla kurz in sein Schlafzimmer und dann ins Bad, um sich umzuziehen und die Zähne zu putzen, da er es ja am Morgen nicht erldigen konnte. Auch Farfalla war nun ein wenig lockerer gekleidet – er hatte eine einfache, schwarze Stoffhose und ein dunkelblaues Hemd an, das aber nur zur Hälte zugeknöpft war. Er entdeckte Victor vor dem Kamin und lächelte, als er zu ihm trat und ebenso auf die vier Bilder blickte. Zwei zeigten jeweils einen seiner Brüder mit ihren Frauen ... in einem älteren Bild sah man ihn, seine Brüder und seine Eltern, und dann war da noch das Bild seiner Eltern, das inmitten der Anderen stand. "Wenn du es möchtest, kannst du auch deine Bilder aufstellen ? Der Kamin ist groß und du kannst dich in der Wohnung ausbreiten, wie du es möchtest. Falls dir etwas nicht gefällt, sag es mir, ja ? Wir können jederzeit etwas Neues oder Anderes hier hereinbringen lassen."

"Nein ... es gefällt mir hier sehr gut, du hast einen tollen Geschmack." Bei den Worten drehte er sich zu Farfalla herum und lächelte. Farfalla roch nach Kaffee und es duftete auch nach einen guten Frühstück. "Danke, daß du Frühstück gemacht hast ... und Danke für das Handy." Es hatte wie auch die Codekarte auf seinem Bett gelegen, später würde er Janick anrufen.

Der ein wenig Schlankere nickte und führte Victor in die Küche, auf deren Tisch schon Rührei, Speck, Brötchen und diverse Beilagen darauf warteten, gegessen zu werden. "Gern geschehen. Vater ist es wichtig, daß du unabhängig bleibst ... das Handy ist abhörsicher, kann nicht zurückverfolgt werden und du kannst so lange telefonieren, wie du es möchtest. Und wir werden auch nicht nachprüfen, wen du anrufst. Es wäre uns nur wichtig, daß du die Nummer nicht weitergibst, Victor ... Okay ?" Dies war Farfalla wirklich wichtig – denn wenn Jemand die Nummer wußte, war es sinnlos, die Sicherheitsstufen aufrecht zu erhalten. "Achja, noch etwas ... ein Faible, das ich von meinem Vater habe. Wenn ich hier in der Wohnung bin, dann koche ich immer selbst – nur außerhalb gehe ich zum Essen. Ich hoffe, es stört dich nicht ?"

"Nein, gar nicht, und es sieht alles sehr lecker aus." Vic staunte ein wenig über die Kochkünste, er selber schaffte es gerade mal, eine Dose aufzumachen, um sie in einen Topf zu kippen, oder wenn er in der Wildnis beim Schmuggeln war, die Dose auf ein Feuer zu stellen. "Gut, daß du kochen kannst, sonst würden wir hier verhungern." scherzte er und machte so klar, daß er nicht kochen konnte.

Leise schmunzelnd, fing Farfalla an, seine etwas kleinere Portion zu essen. Sein Blick huschte hin und wieder zu seinem Gegenüber - das Schweigen, das sich während dem Essen gebildet hatte, war ein angenehmes und schließlich, als er mit seinem Rührei und Speck fertig war, sprach Farfalla wieder, während er sich ein Brötchen nahm und es belegte. "Ich bin froh, daß du es magst, Victor. Einige One-Nights, die ich die Nacht über hierbehielt, beschwerten sich darüber. Kannst du mir vielleicht sagen, was du gerne ißt – und was nicht ? Nur, damit ich keine Fehler mache. Und ich sage gleich dazu, ich kann leider keine russische Küche. Aber wir können ein Rezeptbuch kaufen und ausprobieren, wenn du es magst." Es war ein sanfter Versuch, ein wenig mehr über den jungen Russen herauszufinden – und auch ein kleines Angebot, etwas zusammen zu machen.

"Oh Gott, bitte kein russisches Essen." platzte es fast aus Vic heraus und er wurde leicht Rot. "Ich kann's nicht leiden ... Borscht und so. Ich esse, wenn ich unterwegs bin, international oder Nudeln, Bohnen oder Sonstiges einfach aus der Dose." Er würde lieber Hundefutter essen als russisch. "Du kochst wirklich toll, russisch ist bis auf den Kaviar nicht so toll."

Leise lachend, nickte Farfalla und drückte kurz die Hand des Anderen, ehe er ihm leise antwortete. "Das ist gut ... denn ich mag es auch nicht so gern. Und auch wenn es etwas komisch klingt, ich mag genausowenig die traditionelle italienische Küche. Manchmal Spaghetti oder Pizza ist Okay, aber die ganze Zeit nur Pasta ? Lieber nicht. Ich denke, es ist am Besten, wenn du mir immer sagst, was du möchtest – oder wir sehen uns die Bücher durch, die ich habe, und ich versuche mein Bestes." Dann kam dem Weißblonden noch ein Gedanke. "Wie ist es eigentlich mit deinen Geschäften ? Wenn du möchtest, können wir uns mein Arbeitszimmer teilen, ich benutze so oder so nur ein Drittel davon. Und wie oft mußt du wegen deinen Geschäften verreisen ? Vater wird dir nicht im Weg stehen, doch es wäre wichtig, daß du einen Bodyguard mitnimmst, damit dir auch wirklich nichts passiert." Daß es nicht nur deshalb war, weil dann ein Bündnispartner wegfiel, sah und hörte man Farfalla ein klein wenig an – er mochte Victor und der Gedanke, ihn zu verlieren, ließ widersprüchliche Gefühle in dem jungen Italiener erwachen.

"So leid es mir tut, aber ich kann nicht immer einen Bodyguard mit mir herumschleppen. Hin und wieder ja, aber nicht, wenn ich beim Schmuggeln bin, wo meine Anwesenheit erforderlich ist." Er war oft selbst dabei, wenn wirklich wertvolle Dinge über die Grenzen gebracht werden mussten, da konnte er keinen Bodyguard gebrauchen, der ihm am Hintern klebte. "Vater hatte mir schon drei Stück angehängt, alle Drei sind auf der Strecke geblieben und mich haben sie dabei fast Kopf und Kragen gekostet."

Farfalla nickte kurz, denn er konnte das Argument des Anderen mehr als nur gut verstehen. "Mir ist klar, daß ein normaler Bodyguard nur hinderlich wäre, da er weder eine Ahnung vom Schmuggeln noch von der Umgebung hat, in der geschmuggelt wird. Ich hatte da eher an einen Söldner gedacht – Jemand, der sich auskennt. Und den du dir aussuchst ? Bitte versteh uns nicht falsch, Victor ... wir wollen dich nicht kontrollieren. Aber es beruhigt, wenn wir wissen, daß du nicht alleine bist. Es ist schon schwer genug, nicht zu wissen, wo du gerade bist oder ob es dir gut geht – gerade das Schmuggeln von Waffen ist mehr als nur gefährlich, da sich immer mehrere Parteien für die Ware interessieren." Dies war ein heikler Punkt zwischen ihnen, das fühlte der junge Italiener – Victor war sehr selbstbewußt und sicher, und er war es gewohnt, alleine zu agieren und nicht auch noch auf jemand Anderes aufpassen zu müssen. Doch Farfalla sorgte sich – allein schon der Gedanke an die Schmugglergeschäfte sorgte dafür, daß sein Magen leicht revoltierte, da er nur zu gut wußte, wie gefährlich das Geschäft war.

Das schmeichelte Vic auch ziemlich und daß er sich den Mann aussuchen konnte, war ihm ganz recht. "Okay, ich suche mir Jemanden aus und teste ihn, ich brauche Jemand, der mitdenkt, mir nicht im Weg steht und der auch mal alleine klarkommt, sollten sich unsere Wege mal trennen. Und die Kosten sind dann egal ?" Er kannte Einige, die womöglich in Frage kommen würden.

Froh darüber, daß Victor einverstanden war, nickte Farfalla erleichtert, trank einen Schluck Kaffee und antwortete ihm dann mit sichtlichem Ernst. "Ja, die Kosten sind egal, natürlich in einem realen Rahmen. Es gibt nur eins, das wir verlangen: Die absolute Treue zu dir und uns. Es nützt nichts, wenn er die Seiten wechselt, sobald er ein besseres Angebot erhält. Doch ich denke, das weißt du – in der Hinsicht vertraue ich dir, Victor."

"Ich kenne einige Männer, denen ich vertraue. Ich denke, unter ihnen werde ich wählen und ich stelle dir den Mann dann natürlich auch vor." Vic trank jetzt einen Schluck Kaffee und schloss kurz seine Augen. Er genoss den Kaffee immer wieder, denn sein Schatz hatte immer so starken gemacht, daß der Löffel alleine in der Tasse stehen konnte. "Nachher würde ich gern etwas schwimmen gehen."

"Gern, Victor – wir wollten ja eh nach oben zum Pool, damit du die Aussicht genießen kannst. Ist der Kaffee so in Ordnung ? Ich trinke eigentlich immer Cappucchino, aber ich wußte nicht, ob du ihn magst, deshalb habe ich dir Kaffee gemacht." In dieser Hinsicht war Farfalla noch ein wenig unerfahren, da er bisher immer alleine gelebt hatte – doch er kannte zumindest ein wenig Familienleben durch seine Eltern und auch seine Brüder.

"Ja, er ist ganz wunderbar ... schön mild." wisperte Vic und lächelte, aber dann fiel ihm etwas ein. "Ach ja, wegen dem Arbeitszimmer. Ich brauche auch nicht so viel Platz ... aber ich denke, teilen wäre ganz praktisch." Er musste Karten und alles Mögliche unterbringen, ebenso einen Laptop. Aber jetzt wollte er in Ruhe weiterfrühstücken und er bestrich sich noch ein Brötchen mit Marmelade.

Kurz nickend, merkte sich Farfalla das für später und beobachtete sein Gegenüber ... er hatte nie gedacht, daß er einmal mit Jemanden, der ihm einfach aufgezwungen worden war, so gut auskommen würde. Er fühlte sich in Victors Gegenwart sehr wohl und auch ruhig ... er vertraute ihm instinktiv und hoffte, daß dies niemals enttäuscht werden würde. Dann öffnete sich der Weißblonde den einfachen, ungesüßten Naturjoghurt, den er sich an die Seite gestellt hatte, und aß ihn genießend ... dies war eine seiner wenigen Marotten, auch wenn dies bisher Niemand so recht verstanden hatte. Erst, als er damit fertig war, stand Farfalla auf und summte leise, als er schon damit begann, das Geschirr in die Spülmaschine zu stellen und einige der Abfälle wegzuwerfen. Er achtete dabei aber darauf, Victor nicht zu hetzen ... Farfalla tat es nur, weil es seine Gewohnheit war und er eher mit dem Frühstück fertig wurde.

Das bemerkte auch Victor, er aß noch die letzten Bissen in Ruhe weiter und brachte, als er fertig war, sein Geschirr zu der Spülmaschine. "Erzählst du mir von deinem Tagesablauf ? Ich passe mich dem dann an, denn meiner ist nicht festgelegt."

Überrascht hob Farfalla eine Braue – doch dann nickte er und lächelte, während er die übrigen Sachen vom Küchentisch in den Kühlschrank räumte. "Das überrascht mich, Victor ... aber ich freue mich. Mein Tagesablauf ist eigentlich recht simpel – ich stehe sehr früh auf und trainiere etwa eine Stunde, dann dusche ich mich und danach frühstücke ich. Den Vormittag über erledige ich die notwendigen Geschäfte bis zum Mittagessen – den Nachmittag und Abend halte ich mir eigentlich immer frei, außer, die Termine lassen sich nicht anders legen. Ich esse gegen Acht zu Abend und gönne mir danach noch etwas Freizeit, ehe ich ins Bett gehe. Ich denke, wir können uns das gut zusammen einteilen – ich bin flexibel und immer für Neues offen." Daß der junge Russe sich nach ihm richten wollte, ließ ein warmes Gefühl im Bauch Farfallas erwachen und es zeigte sich kurz in einem ehrlichen Lächeln, ehe er mit ihm ins Wohnzimmer ging, da es gemütlicher zum Reden war.

Victor folgte ihm, denn dort konnten sie sich ein wenig abstimmen und unterhalten. Langsam aber sicher fühlte er sich auch deutlich wohler. Farfalla zeigte viel Verständnis und dessen Ruhe hatte einen guten Einfluss auf den jungen Russen. Und mit dieser Ruhe sprachen sie über ihren Tagesablauf.

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