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Mit einem lauten Brüllen spreizte Shakhely die krallenbewehrten Hautlappen seines Mundes und schlug den aufmüpfigen, jungen Krieger nieder, der sich erdreistete, seinem Befehl nicht zu gehorchen. Die anderen Jungkrieger knurrten ebenso, doch sie neigten respektvoll den Kopf und ließen den jungen Mischling vorgehen, denn auch wenn er so jung war wie sie - gerade einmal hunderdreiundfünfzig Sommer ihrer Heimat, so hatte er sich doch den Rang eines Anführers erkämpft. Mischlinge waren selten in der Rasse seines Vaters - die Jäger suchten sich meist eine Frau ihrer Rasse, doch manchmal, wenn sie auf fremden Welten kämpften und so ihre Kraft bewiesen, schaffte es eine Frau, sich Achtung zu erkämpfen. Auch seine Mutter war eine solche Frau gewesen - eine Menschin, die es sogar schaffte, seinem Vater eine tiefe Brustwunde zuzufügen, deren Narbe er noch immer mit Stolz trug. Und diese Frau errang mit ihrer Kraft und Wildheit seine Achtung, so daß er sie nicht tötete, sondern mit sich nahm und zu seiner Frau machte; sie lernte nach einiger Zeit sogar, ihn ebenso zu achten, und gebar ihm nach einigen Jahren sogar einen Sohn. In Shakhely vermischte sich das Beste beider Rassen - die Kraft, Gefährlichkeit und feinen Sinne der Jäger ebenso wie die Wildheit und Beweglichkeit der Menschen. Doch auch wenn er gute Grundlagen hatte, so mußte der junge Mischling so hart wie jeder Andere dafür kämpfen, in einer Gesellschaft anerkannt zu werden, in der nur die Stärke und die gewonnenen Kämpfe zählten - und er hatte es geschafft, er führte den Trupp junger Krieger an, die nun auf diesem jungen Planeten gebracht wurden, damit sie gegen einige der Tiermenschen, die dort lebten, kämpfen sollten. Die Befehle der Clanführer waren eindeutig: Ein Jahr lang mußten sich die vier jungen Krieger auf dieser Welt behaupten und in ehrenvollem Kampf bewähren, doch immer so, daß sie nicht von den anderen Stämmen entdeckt wurden. Die Codexe waren in dieser Hinsicht eindeutig - und die jungen Krieger würden sie befolgen. Doch nun machten sie sich fertig, mit einem kleinen Transportraumschiff auf die Welt gebracht zu werden, die sie gerade umkreisten - erst in einem Jahr würde das Mutterschiff sie wieder holen, doch jeder der drei jungen Krieger fieberte dieser Möglichkeit entgegen, Trophäen zu sammeln und sich in harten Kämpfen zu bewähren, während sie ihre Teilrüstungen anzogen, die Speere nahmen und auch die Helme aufsetzten, die ihnen durch ihre Technik ermöglichten, selbst durch Stein, Fleisch, im Dunkeln oder Hitze zu sehen.

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In den Bergen des Pumaclans sammelten sich die Jäger in verschiedenen Fünfergruppen. Eine der Gruppen war noch zu Viert und wartete ungeduldig auf den Letzten. Anuk kam dann auch endlich angehetzt und grinste etwas verlegen. "Ich hatte noch was vergessen." entschuldigte er sich und richtete den Beutel, den er an der Hüfte trug, sein Blick wurde aber wie der von allen Anderen auf den halbdunklen Himmel gelenkt. Dort war etwas, das nicht normal war. Ein Komet raste über den halbdunklen Himmel und verschwand dann wieder. Der Schamane zog die Brauen zusammen. Die Flugbahn war nicht normal, er hatte schwören können, daß er eine leichte Kurve gesehen hatte. Außerdem hatte er in der Nacht zuvor den Ankömmling nicht am Himmel sehen können. Etwas stimmte nicht. #Gebt acht auf der Jagd.# mahnte er die Jäger und zog sich in seine Höhle zurück. Das Phänomen musste erforscht werden. Vielleicht war etwas in den Malereien, das er übersehen hatte. Anuk seufzte nur. Der Alte machte mal wieder die Pferde scheu. Die Gruppen setzten sich dann rasch in Bewegung und verteilten sich in verschiedenen Richtungen.

Inzwischen hatte das kleine Transportschiff die vier jungen Krieger abgesetzt und flog getarnt wieder zurück - auch das verräterische Eintauchen in die Atmosphäre wurde nun überdeckt, da sich am Himmel dunkle, dichte Wolken sammelten und einen baldigen Regen ankündigten. Ein Wink und ein kurzes, tiefes Knurren in ihrer Sprache genügte, um die anderen Jungkrieger ausschwärmen zu lassen - durch einen kurzen Knopfdruck auf dem Armschoner ihrer Teilrüstung verschmolzen sie mit ihrer Umgebung und liefen unerkannt über den Waldboden, ehe sie aufsprangen und schließlich auf den Ästen weiterliefen. Ihre Beute war nicht mehr weit - sie konnten in einiger Entfernung die Jäger der Tiermenschen hören, kleine Trupps, die eine vielversprechende Beute waren. Innerhalb eines Herzschlages hatte Shakhely sich entschieden und knurrte leise - dann setzte er sich mit den Anderen in Bewegung und folgte der Jagdtruppe, die linkerhand an einem Berghang jagte, um sie ein wenig zu beobachten.

Die Jäger bekamen noch nichts mit. Ihre Sinne öffneten sich jetzt, wo sie im Revier waren, völlig. Als Anuk etwas vorlaufen wollte, knurrte der ältere Führer der Gruppe leicht und so ließ sich der junge Jäger, der gerade seinen achtzehnten Winter erreicht hatte, wieder zurückfallen. Zwar war er der Jüngste der Gruppe, dafür war er der Größte. Und das nicht nur von den Vieren hier, sondern der Größte im gesamten Clan. Trotz allem war er wendig und flink. Etwas, das ihm eine Zeit lang verwehrt geblieben war. Nach jedem Wachstumsschub hatte er Probleme gehabt, seine langen Glieder unter Kontrolle zu halten. Zum Glück war das vorbei. Die Gruppe blieb abrupt stehen, als sie etwas hörten und rochen. Es war etwas Unbekanntes, das sie nicht sehen konnten. Die scharfen Augen der Jäger suchten die Umgebung ab. Der Instinkt von Jedem klingelte. Hier stimmte was nicht, und so stellte sich die Gruppe Rücken an Rücken in einen kleinen Kreis und sie wandelten sich in ihre stärkere Halbform.

Interessiert beobachteten die vier jungen Krieger sich ihre Gegner ... durch die Raubkatze, die in ihren Körpern schlummerte, hatten sie verstärkte Sinne und konnten die getarnten Krieger riechen und hören, auch wenn sie sie nicht sehen konnten. Die jungen Krieger bemerkten auch, daß der Instinkt dieser Tiermenschen sehr stark sein mußte - und sie nickten respektvoll, als sie sahen, daß diese Jäger in ihrer Halbform nicht nur größer, sondern auch um Einiges stärker, flinker und gefährlicher waren. Würdige Gegner - und da sie durch ihre im Vergleich primitiven Steinwaffen benachteiligt waren, befahl Shakhely mit einem kurzen Knurren, die Tarnung aufzugeben und nur die Klingen an ihren Armschonern für den Kampf zu benutzen. Es bestand keine Ehre darin, wenn man seinen Gegner nur deshalb tötete, da man die besseren Waffen hatte - Nein, der Codex besagte, daß ein Krieger sich auf das Niveau seines Gegners begeben sollte, und die jungen Krieger taten genau das, als sie nun ihre Tarnung abschalteten, zu Boden sprangen und die Speere in das weiche Erdreich stießen. Laut aufknurrend, bildeten sie ein Quadrat um die Pumamenschen und gingen in Kampfstellung - ließen ihre Armschonerklingen ausfahren und warteten darauf, daß die Pumamenschen sie angriffen.

Die Puma fauchten erschrocken, als diese Wesen von den Bäumen herabsprangen. Diese Wesen ähnelten keinem Tier, das sie kannten. Der Geruch war fremd, das Aussehen, und das, was sie trugen, machte seltsame Geräusche. Nur der eine, dem Anuk gegenüberstand, war anders. ##Wir greifen an... sie sind einer weniger.... los !## sendete der Älteste der Gruppe und schon bewegten sich die Puma auf diese fremden Wesen zu, spreizten die Krallen und fletschten die Fänge.

Die vier jungen Krieger wichen den Speeren der Tierwesen geschickt aus und schlugen sie ihnen aus den Händen ... doch zwei von ihnen hatten nicht damit gerechnet, daß die erfahrenen Jäger nun mit den Krallen nachschlugen und ihre Körper ebenso als Waffe benutzten, wütend in das Fleisch bissen, das unbedeckt war, und versuchten, eine tödliche Wunde anzubringen. Shakhely knurrte nur laut, als nicht nur der erfahrene Alte, sondern auch dieser junge, große Halbpuma ihn angriffen - er wich dem Speer des Jüngeren aus und brüllte auf, als ihn nun die Krallen des Älteren an der Seite trafen, drehte sich mit dem Hieb und entging so tieferen Wunden. Doch erneut versuchte der Jüngere, ihn mit seinem Speer zu treffen - wütend hieb der Mischling mit seinen Klingen auf die primitive Waffe, durchtrennte das Holz und schlug nun mit seiner Faust auf die Schläfe des jungen Pumas, so daß er nun nur noch den Alten als Gegner hatte, da der Junge bewußtlos zu Boden sank. Es dauerte nicht lange, bis Shakhely seine Klingen in den Brustkorb des Älteren bohrte - zufrieden ließ er den Leichnam zu Boden fallen und packte eins der Ohren, schnitt es ab und trennte auch dessen Hände ab, da er sich nachher in Ruhe die Krallen nehmen wollte. Nach kurzer Überlegung brach er auch die Reißzähne aus dem Gebiß des Alten und nickte, da die anderen, jungen Krieger ihre Gegner ebenso besiegt hatten und sich von ihnen Trophäen holten. Doch dann fiel der Blick des Mischlings wieder auf den bewußtlosen, jungen Puma - ohne weiter zu zögern, warf er ihn sich über die Schulter und knurrte dunkel, nickte, als die Anderen ihre Köpfe neigten und lief ihnen dann zu ihrem Lager in einer Schlucht vor, in der sie die Nacht über ruhen konnten.

Davon bekam Anuk nichts mehr mit. Der Schlag hatte leider ziemlich gut gesessen und dafür gesorgt, daß er eine ganze Weile ohnmächtig blieb.

Lang genug, daß die jungen Krieger ihr Lager in der Schlucht erreichen konnten - dort angekommen, ließ Shakhely seine Last einfach fallen und legte seinen Kampfspeer zur Seite, nickte den Anderen, daß sie sich ebenso setzen konnten und knurrte leise, als die Anderen sich auf das Reh stürzen wollten, das sie zuvor erlegt hatten. Die jungen Krieger gehorchten nur widerwillig - doch sie wußten, daß sie erst essen durften, wenn ihr Anführer satt war, und so riß sich Shakhely ein großes Stück aus der Hinterkeule, setzte sich an die Seite und nahm die Maske von seinem Gesicht, um nun das Fleisch hungrig zu verschlingen. Er war schnell fertig, so daß sich nun die Anderen gütlich tun konnten, während er die Maske wieder aufsetzte und den Eingang der Schlucht bewachte, den man von ihrem Rastplatz aus gut sehen konnte.

Vom Geruch des Blutes erwachte Anuk langsam und öffnete leise stöhnend seine Augen. Das Erste, was er sah, waren diese Wesen, die sich fast um das Fleisch prügelten und es verschlangen, als hätten sie seit Wochen nichts zu fressen gehabt. Das merkwürdige Aussehen erschreckte Anuk so sehr, daß er laut fauchte und versuchte, etwas zurückzuweichen. Doch als er die abgetrennten Hände seiner Stammesgefährten sah, verstummte sein Fauchen wieder und wich einem verschreckten Aufkeuchen. Das waren Bestien, kein Tier tat so etwas einem anderen Tier an.

Mit einem lauten Aufknurren ließ Shakhely die langen Klingen seines rechten Unterarmschoners ausfahren und hielt sie dem Pumamenschen an die Kehle, nahm die Spitzen langsam höher und hob so das Kinn seines Gefangenen ein wenig an, ehe er ihn wieder anknurrte. Die Botschaft war eindeutig: Wenn er sich auch nur ein wenig auffällig bewegte, würde der junge Mischling ihn ebenso töten wie die anderen Pumamenschen. Dann ließ er die Klingen abrupt wieder einschnappen und zog den Arm zurück, scannte diesen Gefangenen mit den Vorrichtungen seines Helmes und knurrte wieder leise; denn es war nicht nur eine optische Täuschung, sondern ein völliger Gestaltwandel, den diese Eingeborenen durchliefen, um stärker und gefährlicher zu sein.

Anuk verstand sehr wohl, was gemeint war, und rührte sich nicht von der Stelle. Seine Augen waren aber in Bewegung. Er beobachtete diese Wesen und versuchte herauszufinden, wo er sich befand. Nach einigen Blicken erkannte er die kleine Schlucht. Hier hatten sie beim Jagen oft ihr Lager aufgeschlagen, doch seit einigen Wochen nicht mehr, denn die Wände waren porös und jeden Moment konnten Steine herunterkommen und einen im Schlaf treffen. Daher war die Schlucht als Lagerplatz ausgesondert worden. Diese Wesen knurrten noch immer, aber erst jetzt bemerkte Anuk, daß es wohl ihre Sprache war. Allerdings hatte er jetzt andere Sorgen, er mußte die Anderen warnen. ##Gefahr ! Fremde Wesen, sie haben Amac, Ke, Saku und Elen getötet ... sie halten mich in der verbotenen Schlucht fest !## Er sendete es den Anderen geschlossen und bekam auch prompt eine Antwort des Schamanen. Er solle sich ja ruhig verhalten, man würde ihn retten. Der Schamane rief sofort alle Jäger zu der Schlucht. Anuk konnten sie nicht auch noch verlieren und wenn diese Wesen wirklich so gefährlich waren, dann war der ganze Clan in Gefahr.

Irritiert schüttelte Shakhely seinen Kopf - irgendwie war ihm, als würde er ganz leise Stimmen hören, die in einer fremden Sprache redeten, doch es war so leise und undeutlich, daß er es mit einem weiteren Kopfschütteln abtat. Er wußte, daß seine Sinne stark genug waren, um es zu hören, wenn sich Andere anschlichen. Doch ihm fiel auf, daß dieser Pumamensch ein wenig ruhiger wurde, als ob er abwartete - noch immer angespannt, doch ruhiger, wie um seine Kraft zu sammeln. Doch dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den anderen Jungkriegern zu, die sich nun um die Trophäen stritten und knurrte laut auf, um ihre Aufmerksamkeit zu wecken. Die drei Anderen sahen sofort zu ihm und wußten die angespannten Muskeln zu deuten - knurrten zwar ebenso, doch senkten dann ihre Köpfe, nahmen sich je zwei Hände und machten sich ebenso wie ihr Anführer daran, die Krallen auszulösen und sie in eine Tasche ihrer Teilrüstungen zu stecken.

Dies blieb Anuk nicht verborgen. Angewidert sah er zu, was diese Wesen taten, und er merkte sich, wohin sie die Krallen seiner kleineren Gefährten taten. Er hatte sichtlich Mühe, sich zu beherrschen, seine hellblauen Augen schimmerten vor Wut und seine krallenbewehrten Finger bewegten sich einen Moment. Dann wurde er aber wieder ruhig, er wollte dieses eine Wesen, das der Anführer zu sein schien, nicht unnötig provozieren. Sterben würde es früher oder später eh und es würde Anuk eine Freude sein, ihm das Herz aus der Brust zu reißen, um es zu fressen. Die Anderen des Clans schlichen sich an die Schlucht heran. Sie bewegten sich völlig lautlos und verteilten sich vorsichtig um die Klippe der Schlucht. Einige hatten lange Stangen bei sich. Sie würden der porösen Wand einen Schubs geben, damit sie zusammenfiel. Der Schamame fand schnell die richtigen Stellen. Es waren nur zwei, aber die würden dafür sorgen, daß die Wand der Schlucht brach und die Wesen verschüttete. ##Halt dich bereit, Anuk.## sendete der Schamane. Ein Nicken reichte, und schon rammten zwei der Männer die Pfähle in die Spalten und hängten sich mit Hilfe eines Zweiten an die Stangen, um eine gute Hebelwirkung zu bekommen. Als Anuk das leise ##Jetzt, Anuk !!## wahrnahm, fauchte er und sprang in Windeseile auf. Noch im Aufsprung wandelte er sich in seine reine Tierform. So war er kleiner, bot weniger Angriffsfläche für die herabstürzenden Felsen und war noch wendiger, um den Felsen auszuweichen.

Wieder waren da diese fast nicht verständlichen Stimmen am Rande seiner Wahrnehmung - und plötzlich schlugen auch die Instinkte Shakhelys an und er knurrte laut, blickte nach oben und durch den Wärmescan seines Helmes sah er die Pumamenschen, die gerade in diesem Moment die Wände der Schlucht zum Einsturz brachten. Eine Bewegung in seinem Augenwinkel ließ den jungen Mischling jedoch herumwirbeln - unerwarteterweise verwandelte sein Gefangener sich in eine Raubkatze und lief los, während schon die ersten Steinbrocken in die Schlucht herabfielen. Laut aufbrüllend, packte Shakhely seinen Speer und sprang ebenso auf, schlug mit seiner Faust auf einen der Brocken, die auf ihn fielen, und zersprengte ihn in kleinste Stücke, während er dem fliehenden Puma nachlief und dabei noch andere Steine zerschlug, ehe sie ihn treffen konnten. Die anderen drei Krieger brüllten ebenso auf, doch sie waren nachlässig gewesen und fielen noch immer brüllend unter dem Steinhagel, der sie schnell begrub und tötete. Shakhely indes schaltete gedankenschnell den Sichtmodus seines Helms um und wich den herabregnenden Felsen aus, zerschlug die, die ihm im Weg waren, und verfolgte immer schneller werdend dem Puma, dessen Vorsprung rapide schmolz. Der Mischling kochte vor Wut - sie waren nachlässig gewesen und hatten diese Eingeborenen unterschätzt, und das rächte sich nun. Aber anders als die anderen Jungkrieger hatte Shakhely seine Wachsamkeit nicht völlig fallengelassen und nun eine Chance, noch aus dieser Falle herauszukommen. Doch direkt am Ausgang der kleinen Schlucht brach ein besonders großes Stück Fels heraus und senkte sich rapide - Shakhely wußte, daß es knapp werden würde, und lief noch schneller, auch wenn er ahnte, daß er es nicht mehr schaffen würde. Und deshalb blieb er stehen, stieß den Speer in den Boden und spannte seine Muskeln an - ließ die Klingen an seinen Armschonern hervorschnellen und hieb sie mit einem lauten Aufbrüllen in den Stein, der auf ihn herabfiel, spaltete ihn so in drei Teile und keuchte laut, als der mittlere Teil seinen Rücken traf und ihn unter sich begrub. Noch ehe er sich befreien konnte, wurde ihm Schwarz vor Augen - so sehr er auch dagegen ankämpfte, er schaffte es nicht und sackte schließlich bewußtlos zusammen.

Anuk lief derweil noch weiter. Er hatte Angst und stoppte erst, als er einige seines Clans sah, die auf ihn zugerannt kamen. Sofort wandelte er sich und sank schwer atmend auf die Knie. Seine Knie zitterten und auch seine Arme. Noch nie im Leben hatte er solche Angst gehabt. Dabei wollte er gar nicht zittern, aber er konnte nicht anders. Einer seiner jungen Freunde kniete sich zu ihm und leckte ihn sacht, um ihn zu beruhigen. Kumba, der Anführer der Sippe, wirkte erleichtert. Anuk schien nicht schwer verletzt zu sein. "Bring ihn ins Lager, Naka." befahl er ruhig und eilte mit den Anderen weiter. Naka nickte gehorsam und half Anuk auf die wackligen Beine. Als Kumba den Eingang der Schlucht erreichte, kniete schon der Schamane vor Shakhely. "Dieser lebt. Wir nehmen ihn mit ins Lager, dort will ich ihn untersuchen. Er scheint kein Wesen dieser Welt zu sein." Auch wenn es Kumba nicht gefiel, er gehorchte dem Schamanen, winkte seinen Männern und die schoben das Felsstück von dem Wesen. Dann packten sie es und brachten den Bewußtlosen zum Lager.

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Im Lager herrschte Aufregung wegen dem Wesen. Die Krieger des Stammes brachten es gerade herbei und legten das bewußtlose Wesen neben einem Baum ab. Der Schamane überwachte alles ein wenig und kniete sich wieder zu dem Wesen. Das, was es trug, war seltsam, es glich nichts von dem, was der Schamane kannte. Es war glatt und glänzte, und als er die Krallenklingen berührte, zuckte er zusammen. Es war scharf wie ein Steinmesser, aber anders. "Wir müssen ihm das ausziehen. Es sind seine Waffen." erklärte er und ruckte ein wenig an dem seltsamen Helm herum. Als der sich löste und vom Kopf Shakhelys rutschte, sprangen alle etwas zurück und fauchten ein wenig. Anuk besah sich das vom Weiten und fauchte leise, dann kam er nähergeschlichen. "Der sieht anders aus als die anderen Drei." Sein Mut schien wieder da zu sein, er ging dicht heran und stubste das Wesen an. Ein Anderer nahm sich den Helm und musterte ihn neugierig. Auch der Schamane kam wieder dicht, denn sie mußten dem Wesen die Waffen abnehmen. "Versuch, ihm die Waffen abzumachen." Er tippte mit der Kralle auf die Armschoner. Anuk nickte und zerrte etwas daran herum. Jetzt würde er dem Wesen die Krallen stutzen. Aber nichts rührte sich, er bekam die Armschoner nicht ab. Fauchend versuchte er es weiter, und spielte schon mit dem Gedanken, ihm einen von den Armen abzunagen. Aber dann löste sich das Ding urplötzlich und Anuk kippte hintenüber. "Gut gemacht." lobte der Schamane und Naka versuchte es jetzt bei dem zweiten Armschoner. Er kämpfte allerdings vergebens und schnaufte leise. "Versuch du es, Anuk." Und der versuchte es, und als er es nicht erneut schaffte, knurrte er leise. "Erinnere dich, wie du es bei dem Ersten gemacht hast." wisperte der Schamane. Im Kopf von Anuk ratterte es, er griff so zu wie beim letzten Mal, dann spürte er etwas unter seinen Fingern, es gab einen leisen Klicklaut und der Armschoner löste sich. "Ha !" jubelte er und verpaßte dem Monster noch einen Hieb mit der Faust. Das hatte ihm wirklich gut getan, trotz des ermahnenden Blickes des Schamanen. Für den Rest der Teilrüstung brauchten sie fast noch eine halbe Stunde, dann hatten sie dem Wesen alles abgenommen und es mit Lederbändern und Lianen an den Baum gebunden.

Und es dauerte noch eine weitere Stunde, bis sich die Dunkelheit um die Sinne Shakhelys lichtete. Doch als er fühlte, daß er gefesselt war, sorgte das Adrenalin dafür, daß er sofort hellwach wurde und die Augen aufschlug, laut aufbrüllte und die krallenbewehrten Hautlappen um seinen Mund abspreizte. Er spannte seine mächtigen Muskeln an und fühlte, wie einige der Lederstreifen, die ihn fesselten, sofort rissen - doch die Lianen waren äußerst widerstandsfähig und ächzten nur, als er sich ein weiteres Mal anspannte und versuchte, die engen Fesseln zu sprengen. Auch die Hörner an den Seiten seines Kopfes spreizten sich langsam ab, so daß er noch gefährlicher wirkte - Shakhely war mehr als nur wütend, alleine schon, daß sie ihn gefesselt und ihm seine Rüstung genommen hatten, ließ ihn vor Wut sichtbar kochen.

Der ganze Clan bekam das so ziemlich mit, das Brüllen war ja nicht zu überhören gewesen. Anuk sah auch auf, als er es hörte, und blickte zu dem Wesen. An seinem Arm hatte er den seltsamen Armschoner. Er hatte ihn ergattert und angelegt, schließlich wußte er, wie man ihn wieder loswurde. Sein Freund Naka kämpfte derweil mit dem Ding, er wollte es wieder abbekommen. Dann aber zuckte er zusammen, als die Krallenklingen aus dem Armschoner hervorschossen und wurde etwas blass. "Mach mir das ab, Anuk !" bettelte er und sah den Dunkleren flehend an. Der Schamane schüttelte nur den Kopf, er bemerkte rasch, daß dieses Wesen noch wütender wurde, als er sah, wie die zwei Jungen mit den Armschonern spielten. "Nehmt die Sachen ab und legt sie zu den Anderen. Sie sind gefährlich." mahnte der Alte und ging dann auf das Wesen zu. Zwei ältere Jäger begleiteten ihn und hielten Speere bereit. Das Wesen hatte einige der Fesseln sprengen können.

Und es rissen noch weitere Lederbänder, als Shakhely sich langsam aufrichtete und erneut seine Muskeln anspannte. Auch seine Krallen rissen an den starken Lianen und durchtrennten sie langsam, auch wenn seine Arme auf den Rücken gefesselt waren. Die Wut ließ die giftgrüne Iris auf dem schwarzen Grund seiner Augen noch heller aufleuchten und er knurrte wieder laut und fletschte die langen Reißzähne. Zu sehen, wie diese unwissenden Tiermenschen mit seinen Waffen umgingen, war für den Mischling wie ein rotes Tuch; gerade, da sie so völlig achtlos an den Kabeln des Helms rissen oder die einzelnen Rüstungsteile auf Steine schlugen, da ihnen der metallene Klang gefiel. Die Brauen Shakhelys zogen sich tief in seine Augen, so daß sich die schmalen, schwarzen Stacheln darin ebenfalls ein wenig aufstellten und den Eindruck seiner Gefährlichkeit noch vertieften.

Der Schamane verstand fast sofort, denn sein Blick war dem des Wesens kurz gefolgt. #Legt die Sachen alle weg, ihr könnt sie euch später angucken.# befahl er allen, und sie ergaben sich sogleich dem Befehl und legten alle Sachen auf einen Haufen. Anuk tat es ebenso, auch wenn es ihm nicht paßte. "Anuk und Naka, kommt her." Bei dem Ruf seufzte Anuk leise und folgte zusammen mit Naka dem Ruf des Schamanen. Der hatte festgestellt, daß dieses merkwürdige Tier zu gefährlich war, um es hierzulassen. "Wir müssen ihn in die dunkle Grotte bringen. Ihr Zwei helft." lautete der nächste Befehl des Alten und Anuk seufzte erneut, und fauchte das Wesen an, als es erneut knurrte. Als Shakhely daraufhin ein weiteres Mal knurrte, fauchte Anuk lauter und gab ihm einen Tritt, so daß Shakhely das Gleichgewicht verlor und wieder zurücksackte. "Anuk, genug jetzt ! Du hast dich eben freiwillig als Wache für ihn gemeldet ... und du auch, Naka." Naka blieb das Kichern im Hals stecken. Warum hatte er sich nur nicht beherrschen können ?

Und genau diesen Moment nutzte Shakhely aus und stieß sich ab, schlug seine langen Fänge in das Bein des jungen Mannes, der gekichert hatte und grub auch die Krallen der Mundhautlappen in dessen Fleisch. Er wußte, daß er gleich niedergeschlagen werden würde - doch zumindest wollte er sich noch diesen kleinen Sieg erkaufen und lächelte innerlich, als seine Fänge mit Leichtigkeit durch das Fleisch bis zum Knochen drangen und daran kratzten. Doch dann fühlte er zwei harte Schläge an seinem Kopf und die Schwärze holte ihn ein weiteres Mal ein - der junge Mischling bemerkte nur noch, wie sein Biß sich langsam löste, doch dann fühlte und wußte er nichts mehr, als er bewußtlos zusammensackte.

Naka hatte natürlich sofort aufgeschrien und Anuk zuckte sichtlich zusammen, denn das Knochenkratzen der Fänge hatte man mit den guten Ohren der Puma mehr als nur gut hören können. Naka hüpfte gleich auf einem Bein außer Reichweite und ließ sich dann jammernd zu Boden fallen. "Geschieht euch recht, ihr dummen Bengel." murrte der Schamane und kümmerte sich sofort um die tiefe Bißwunde. "Bringt ihn in die Höhle und du, Anuk, wirst Wache schieben. Naka wird kommen, wenn ich die Wunde versorgt habe." befahl er Anuk und den Wachen und sie gehorchten sofort. Der junge Puma folgte den anderen Beiden, die das Wesen zur Grotte schleiften, mit hängendem Kopf. Er schämte sich ein wenig, denn sein Freund hatte das abbekommen, was er verdient hätte. Trotz allem war er froh, daß er nicht gebissen worden war. Es herrschte eindeutig ein Gewissenskonflickt in dem jungen Puma. In der Grotte lösten die Wachen die Fesseln und warfen ihn in die dunkle Höhle. Dann schoben sie zuammen mit Anuk den schweren Stein davor und ließen ihm einen Speer da. Anuk hoffte, daß dieses Monster noch eine Weile KO blieb und setzte sich an den Eingang der kleinen Grotte. Von da aus hatte er einen guten Blick hinaus und einen guten Blick auf den handbreiten Spalt, der offengeblieben war, damit man dem Gefangenen etwas zu fressen geben konnte.

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“Anuk und Shakely” 01
 

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