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“Hunter und Bull” 02
 

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Lautlos kam Hunter unterhalb der Mauer auf und rannte dann weiter. Sein Auftrag war erledigt und er grinste hart, als er dran dachte, wie leicht es gewesen war. Gerade eben hatte er eine ganze Bande an Rauschgifthändlern beiseite geschafft, und bei solchen Fällen dankte er der Army für seine Eliteausbildung. Nur war er schon immer ein Rebell gewesen, wie viele Besserungsastalten er als Kind und Teenager besucht hatte, wusste er schon gar nicht mehr. Es war ihm inzwischen auch egal, das Ganze hatte ihn trainiert und hart gemacht. Er war aus der Army abgehauen und dank seiner Ausbildung hatte man ihn noch immer nicht wiederfinden können. Für Hunter war es ein Armutszeugnis, doch jetzt riss ihn etwas aus den Gedanken, sein Instinkt klingelte glockenhell, er wurde beobachtet und das von Männern, die ihr Fach verstanden. Ohne, daß es auffiel, lief er weiter, doch dann verschwand er in einer dunklen Gasse und legte an Tempo zu. Er kannte New York wie seine Westentasche, jede kleine Gasse und jedes Versteck, und dieses Wissen nutze er nun gnadenlos aus, um seine Beobachter abzuschütteln.

Doch auch die Beobachter kannten die Stadt und ihre Hintergassen – und sie waren darauf trainiert, Beute zu jagen, die um ein Vielfaches einfallsreicher, gefährlicher und schwerer zu fangen war. Die drei Jäger, die sich auf den Dächern postiert hatten, beobachteten ihn weiter und gaben die Position des ehemaligen Elitesoldaten an ihre Vorgesetzten weiter, die entsprechende Befehle gaben und sämtliche Möglichkeiten abschnitten, die Hunter blieben, aus der Gasse zu verschwinden. Gerade, als der große Killer um eine Ecke biegen wollte, zischte eine Kugel dicht an seinem Ohr vorbei und schlug in den Boden vor ihm ein – nah genug, um zu zeigen, daß dies eine absichtliche Verfehlung war, doch noch genug entfernt, um nur eine Warnung zu sein.

Hunter stoppte bei dem Schuss und fluchte leise, als vor ihm einige Männer in blauer Uniform auftauchten. Hinter sich hörte er sie auch, er war umzingelt von Blauen Jägern. Das Ganze verwirrte ihn ein wenig, er hatte schon von diesen Männern gehört und auch, daß sie keine normalen Menschen wie ihn jagten. "Was wollt ihr ? Ich passe wohl kaum in euer Beuteschema, oder ?" Sein Körper war angespannt, denn es kamen noch mehr Jäger und schließlich waren es zehn und der Schütze auf dem Dach.

"Keine Diskussion – du bist das Primärziel. Du kannst es dir leicht machen und dich ergeben – oder wir machen es auf die harte Tour. Unser Scharfschütze hat dich im Visier und du bist eine leichtere Beute als das, was wir normalerweise jagen. Hast du noch etwas zu sagen ? Wenn nicht, dann knie dich hin und leg die Hände über den Kopf, damit ersparst du uns allen Mühe." Die Stimme des Offiziers war so kalt und hart wie sein Gesichtsausdruck – sein Auftrag lautete, den Deserteur lebend und im bestmöglichen Zustand abzuliefern, und er würde den Befehl genau so erfüllen.

Hunter spuckte knurrend auf den Boden, er hatte ja schon gehört, wie bekloppt fanatisch diese Blauen waren, aber daß es stimmte, hatte er nicht wirklich erwartet. Rings um ihn herum waren Waffen auf ihn gerichtet, Schusswaffen, Armbrüste und sonstwas noch alles. "Ich habe noch was zu sagen ... leckt mich am Arsch !!" Noch bei seinen Worten packte er eine der Armbrüste, die ihm zu nahe gekommen war und zog den Jäger zu sich heran, um ihm als nächstes die Faust ins Gesicht zu rammen. Er hatte ihn als einen der Unvorsichtigsten erkannt. Kampflos würde er sich nicht ergeben, darauf konnten die Jäger Gift nehmen.

Etwas, womit sie eigentlich auch nicht gerechnet hatten. Doch sie reagieren anders, als man es eigentlich erwarten konnte: Der Jäger, der Bekanntschaft mit der Faust gemacht hatte, packte nun seinerseits Hunter und hielt ihn fest, um ihn bestmöglichst zu behindern. Daß er deshalb nicht nur einen weiteren Fausthieb, sondern auch den Bolzen seiner eigenen Armbrust abbekam, hinderte ihn nicht im Geringsten – denn so hatten die Anderen die benötigten zwei, drei Sekunden, die es brauchte. Der Scharfschütze zielte und schoß Hunter in die Schulter, während gleichzeitig zwei andere Armbrustbolzen dessen Beine trafen und eine Kugel direkt durch den Arm des verletzten Jägers in die Schulter ihrer Beute geschossen wurde. Mit einem schon fast triumphierenden Lächeln stieß der verletzte Jäger Hunter wieder von sich und nickte, als zwei Metallnetze über diesen geworfen wurden ... brach dann in die Knie und zog sich den Bolzen aus der Seite, spuckte nun seinerseits das Blut in seinem Mund auf Hunter und knurrte, während die anderen Jäger Elektroschocks durch die Netze schickten, um ihr Opfer zu lähmen.

Daß sich Jemand anschießen ließ, damit die Mission Erfolg hatte, war Hunter etwas fremd, jedenfalls war es in der Army nie vorgekommen. Doch bevor er genauer darüber nachdenken konnte, jagte der Strom durch seinen Körper. Die Wunden verkraftete er, aber bei den Stromschlägen knurrte er laut auf. Er versuchte, sich noch zu wehren, doch dann brach er verkrampft zusammen und verlor das Bewusstsein.

Mit einem kurzen Nicken befahl der Offizier, daß der Strom abgestellt wurde und beobachtete, wie seine Jäger ihre Beute fesselten und danach mit einem ziemlich starken Medikamentencoktail ruhigstellten. Dann trugen sie ihn in einen Transportwagen, in dem sich einer ihrer Ärzte zuerst um Hunter und danach um den verletzten Jäger kümmerte. Währenddessen erleichterten ihn zwei andere Jäger von den Waffen, die der ehemalige Soldat in seiner Kleidung hatte, schmunzelten kalt bei den versteckten Wurfnadeln, die sie fanden, und setzten sich danach an die Seite, um über den Bewußtlosen zu wachen. Er würde nicht aufwachen, bis er an seinem Bestimmungsort war – dafür sorgte alleine schon die Chemie, die sie ihm injiziert hatten. Doch sicher war sicher, das hatten die Jäger bei ihrer normalen Beute nur zu gut gelernt und so hielten sie die gesamte Zeit über ihre Waffen auf ihn gerichtet, während der Arzt darauf achtete, daß die Betäubung weiterhin anhielt.

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Als Hunter wieder zu Bewusstsein kam, fühlte er sich wie gerädert. Er bekam kaum die Augen auf und spürte Fesseln an Hand und Fußgelenken. Wo er war, sah er erst nach einigen Momenten, denn er hatte ziemliche Probleme, klar zu sehen. Hunter fand sich fixiert in einem Krankenzimmer vor, an seinem Arm hing ein Tropf mit einer seltsam gefärbten Flüssigkeit. Wahrscheinlich, um ihn ruhig zu stellen, und dieser verdammte Cocktail funktionierte auch noch ziemlich gut, denn Hunter hatte schon Probleme damit, seinen Kopf zu heben. Drehen ging und er sah ein weiteres Bett neben ihm stehen, mit einem weiteren Mann, der ebenso fixiert war wie er selber. Wie es schien, hatten sie noch einen Ausreißer eingefangen.

Die veränderten Vitalzeichen riefen sofort den Militärarzt der Forschungsanlage auf den Plan und er trat ein, nickte, als er sah, daß Hunter wach war, und nahm das Klemmbrett vom Fußende des Bettes, um darauf etwas zu notieren. "Gut, daß sie wach sind – dies bestätigt den Vermerk über ihre gute Konstitution, die in ihren Akten vermerkt worden ist. Eigentlich hatte ich noch damit gerechnet, daß sie für einige Stunden bewußtlos sind – das Gegenmittel wurde ihnen erst vor einer Stunde gesetzt." Noch während er sprach, kontrollierte der Arzt den Tropfbeutel und notierte sich die Menge, die schon abgegeben wurde, ehe er nach dem anderen Mann sah, dessen Akte aufnahm und auch dort alle Daten genauestens notierte. "In einer Stunde ist die Wirkung des Betäubungsmittels völlig verflogen – die Wunden werden noch einige Zeit zum Heilen brauchen, diese Jäger scheinen ihre Befehle mehr als nur genau zu nehmen." Man merkte dem Arzt an, daß er darüber nicht begeistert war – doch weniger aus Sorge um seine Patienten, als mehr darüber, daß die Kampffähigkeit der Soldaten beeinträchtigt wurde. "Ich werde später wiederkommen, um sie zum General zu eskortieren – es besteht keine Notwendigkeit, dies länger herauszuzögern und der General ist schon ungeduldig genug."

"Mir scheißegal." murmelte Hunter. Sein Mund war furztrocken und er sehnte sich nach einem Schluck Wasser. "Kann ich was trinken ?" fragte er leise und fixierte den Arzt mit seinen magentafarbigen Augen.

Der zog bei der Frage nur die Brauen tiefer und überlegte einen Moment, ehe er nickte und von der Seite eine spezielle Tasse mit einem Trinkhalm nahm. Hunter war gut genug fixiert, daß er keine Gefahr sein konnte – doch der Arzt ging trotzdem kein Risiko ein und legte die Kladde an die Seite, nahm mit der Rechten seine Pistole aus dem Halfter und entsicherte sie, ehe er dem Gefesselten mit der Linken den Becher an die Lippen hielt, damit dieser trinken konnte.

Der nahm sogleich den Strohhalm zwischen die Lippen und trank durstig den ganzen Becher leer. Die Vorsicht des Arztes amüsierte ihn ziemlich. "Ich beiße ihnen schon nichts ab. Sie tun ja nur ihre Pflicht."

"Das dürfte mit der Fixierung auch ziemlich schwer werden, doch ich gehe niemals Risiken ein." Die Antwort des Arztes war so nüchtern wie emotionslos und er sicherte die Waffe erst, als er den Becher wieder weggenommen hatte und einen Schritt zurückgetreten war. "Ich sehe in einer Stunde wieder nach ihnen – bis dahin haben sie Zeit, sich auf ihr Treffen vorzubereiten." Dann ging er wortlos und schloß die Türe hinter sich, um den beiden Wachen vor der Türe Bescheid zu geben, ab jetzt besonders wachsam zu sein.

Hunter sah zu, wie die Tür wieder zuging und knurrte leise. Sein Hintern brannte ein wenig und er wusste genau, was sie mit ihm angestellt hatten, als er KO gewesen war. Wenigstens hatten sie ihm keinen Katheter gelegt, aber das wohl nur, weil er nicht für lange an das Bett gefesselt bleiben sollte. Ihm war es auch vorerst egal, was der General von ihm wollte - nur eines wusste Hunter, es war ganz sicher nichts Gutes und etwas, das mit seinen Fähigkeiten zu tun hatte. Bis dahin schloss er wieder die Augen und schlief ein wenig, so konnte er noch ein wenig Kraft tanken.

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Pünktlich nach einer Stunde kam der Arzt wieder, doch diesmal in Begleitung zweier Soldaten, die mit gezückten Waffen Wache standen, als er ihn von den Fixierungen des Krankenbettes befreite. "Folgen sie – und keinerlei Fluchtversuche, das ist zwecklos. Sie sind in einer unterirdischen Forschungsstation des Militärs und es ist vollkommen unmöglich, unentdeckt von hier zu fliehen. Und selbst wenn sie es schaffen würden – im Umkreis von vier Tagen gibt es nichts als trockene Wüste, in der wir sie mit Leichtigkeit mit den Hubschraubern wieder einfangen könnten. Und es bringt ihnen keine Pluspunkte, wenn sie einen der Soldaten verletzen – ich kenne ihre Akte und weiß, wie widerspenstig und eigensinnig sie sind und Befehle verweigern."

Vier Tage in der Wüste waren eine leichte Übung für Hunter und er wusste auch, wie man sich dort tarnen konnte. Allerdings war er verletzt und mit Beruhigungsmitteln zugedröhnt worden, das merkte er, als er aufstand und ihm etwas schwindlig wurde. Früher oder später würde sich schon die Chance ergeben, Geduld war wichtig und Hunter konnte sehr geduldig sein, wenn es drauf ankam. "Ich höre mir erst mal an, was der General zu sagen hat, dann überlege ich mir, ob ich fliehe oder nicht."

Dies sorgte dafür, daß sowohl die beiden Soldaten wie auch der Arzt kurz auflachten, als ob Hunter gerade einen besonders guten Witz gerissen hatte. Und das hatte er in gewisser Weise auch, da die Soldaten wußten, für welche Aufgabe dieser Deserteur vorgesehen war – und daß es völlig unmöglich war, unentdeckt zu fliehen, wenn er nach dem Gespräch mit dem General zurück in das Krankenrevier kam und ihm dort das Trägermodul eingesetzt werden würde. Doch dann verstummten die Soldaten wieder und der Eine stieß Hunter leicht an, damit dieser endlich voranging und dem Arzt folgte, der den Weg zum Büro des Generals einschlug.

"Mach das nochmal und ich brech dir den Arm, Arschloch." knurrte Hunter und sein Blick wurde eiskalt, als er den Soldaten ansah, der ihn angestoßen hatte. Hunter war zwar angeschossen und stand unter Drogen, aber er war immer noch dazu in der Lage, zu verwirklichen, was er angedroht hatte. Gleich darauf folgte er dem Arzt und sah sich in der Anlage um. Alles war auf dem allerneusten Stand und wie es schien, lag sie wirklich unterirdisch ... also verdammt schwer rein oder raus zu kommen.

Ebenso leise knurrend, setzte der Soldat schon zu einer Antwort an, doch er wurde von dem Arzt mit einem harten Blick zum Schweigen gebracht und nickte nur, ehe er die Waffe entsicherte und damit klarmachte, daß er es durchaus ernst meinte. Nachdem sie eine Weile durch Gänge und Treppen marschiert und mehrere Aufzüge benutzt hatten, kamen sie schließlich vor dem Büro des Generals an – der Arzt klopfte nur kurz und trat dann ein, ohne auf die Wachen neben der Türe zu achten, während Hunter von diesen zurückgehalten wurde, indem sie die Türe versperrten und die Gewehre überkreuzten. "Ah, Oldman ... wie ich sehe, bringen sie mir den Deserteur. Das ist also Myles Hunter – der ewige Störenfried, über den sich mein alter Bekannter Leutnant Nelson immer beschwerte. Lassen sie ihn rein – ich habe etwas mit ihm zu besprechen, sichern sie lediglich die Tür." Die beiden Wachen nickten nur und traten zur Seite, dann stießen die beiden Begleitsoldaten den Verletzten in das Büro und schlossen die Türe, während Burkhardt an die Seite des Generals trat und den Silberhaarigen musterte. "Unziemlich und undiszipliniert. Allein schon sein Äußeres und sein Benehmen – wenn er nicht einer der Besten wäre, hätte ich ihn niemals ausgesucht, Liam. Aber ich denke, daß wir ihm dieses Verhalten austreiben können, nicht wahr ?" Der General nickte nur und betrachtete sich den sichtlich wütenden Mann vor sich, der bald unter seinem Kommando stehen würde – und das besser, als ihm lieb war.

Der Kerl bei dem General war Hunter schon beim ersten Blick unsympathisch gewesen, und als der sein Maul so weit aufriss, steigerte sich die Abneigung noch weiter. Daß er gegen den Typen keine Chance hatte, sah er auf den ersten Blick, die künstlichen Gliedmaßen machten ihn zu stark. "Das Kompliment mit dem Aussehen kann ich nur zurückgeben." Einen Kommentar konnte Hunter sich nicht verkneifen, er war eben aufsässig und hatte eine große Klappe. Wahrscheinlich würde er es bereuen, aber das war ihm egal.

Ohne ein Wort oder auch nur eine Andeutung zu verlieren, schlug Burkhardt mit der Rückhand zu und schleuderte Hunter durch die Kraft seines bionischen Armes an die Tür, ehe er einen Moment lang hart schmunzelte und nickte. "Gut – er besitzt mehr als genug Kampfgeist, das macht ihn perfekt, nicht wahr, Liam ?" Der nickte ebenso und schrieb einen Vermerk in die Akte, schloß sie und legte sie auf die Seite, ehe er den Arzt zu sich winkte und zu ihm sprach. "Verfahren sie wie verabredet – Cajetan wird ihnen dabei assistieren. Sorgen sie dafür, daß er dabei nicht zu sehr verletzt wird – er soll spätestens in drei Tagen mit den ersten Übungen beginnen. Die Tests für die Kompatibilität können wir jedoch schon ab Morgen durchführen, schließlich sind Soldaten widerstandsfähiger als gemeine Zivilisten."

Der Schlag hatte ziemlich gesessen und so bekam Hunter nur das Letzte wirklich mit, wo der General von verletzt werden, Übungen und Kompatibilitätstests sprach. Als sein Tunnelblick sich auflöste, wurde er auch schon wieder von den zwei Soldaten gepackt und auf die Beine gezerrt. "Ich kann alleine laufen, ihr Wichser !"

"Nein, das können sie nicht." Noch während er sprach, trat der Arzt von hinten an Hunter heran und setzte eine Druckspritze an dessen Oberarm, spritzte ihm eine weitere Dosis und nickte, als dem Aufmüpfigen fast augenblicklich die Beine nachgaben. "Setzt ihn in den Rollstuhl – der Weg zurück dürfte schneller und leichter gehen." Mit einem kurzen Salutieren verabschiedete sich der Arzt von dem Generel und Burkhardt, ehe er den ebenfalls kurz salutierenden Soldaten vorging, die Hunter dann in den bereitgestellten Rollstuhl hievten und ohne weitere Probleme den Gang entlangrollten.

Daß er in den Rollstuhl gehievt wurde, bekam Hunter gerade so noch mit, dann wurde aus der Watte in seinem Kopf eine tiefe Schwärze.

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Als Hunter wieder zu Sinnen kam, stöhnte er leise und öffnete mühevoll die Augen. Sein Schädel dröhnte, als hätte ihn eine Dampfwalze gerammt. "Verdammte Scheiße, was ..." Er fluchte leise, als er etwas an seinem Kopf fühlte, und tastete danach. Er fühlte ein großes Pflaster an der Seite von seinem Kopf. "Was zum Henker ?" Mit Schwung richtete er sich auf und stieg aus dem Bett. Was sich aber als Fehler rausstellte, denn er sackte gleich wieder zu Boden, weil ihn seine Beine noch nicht trugen. Wenigstens war er nicht fixiert gewesen und jetzt in einer Schlafkammer.

Und in dem Moment ging die Türe des großen Krankenzmmers auf und der Arzt trat ein, äußerte nur ein mißbilligendes "Tsk, tsk, tsk." und blieb neben ihm stehen, um das Klemmbrett aufzunehmen. "Sie sollten keine schnellen Bewegungen machen, Hunter – ihr Kreislauf ist noch zu instabil durch die Narkose. Und machen sie sich keine Gedanken, sie können hier nicht fliehen – einerseits sind sie körperlich noch gar nicht in der Lage, und andererseits können wir sie nun jederzeit orten. Das Modul funktioniert ausgezeichnet – die Vitalzeichen werden perfekt übertragen." Das Letztere sprach der Arzt eigentlich mehr zu sich, als er auf die Monitore an der Seite blickte und bei einigen Werten nickte, sie notierte und für einen Moment ein hartes Lächeln auf seinen Lippen erwachte. "Sie werden ein seltsames Gefühl in ihrem Kopf spüren – das ist nur ihr Kampfanzug, der sich mit ihnen synchronschaltet. Wenn sie sich dazu in der Lage fühlen, können sie damit beginnen, sich das Anschauungsmaterial durchzusehen – weder der General noch St. Cajetan mögen es, wenn sie zuviel erklären müssen, vor allem, wenn sich die Soldaten zuvor informieren konnten. Nun entschuldigen sie mich – ich habe noch andere Patienten außer ihnen." Da Hunter mittlerweile wieder auf dem Bett saß, nickte der Arzt nur und hängte das Klemmbrett wieder ans Fußende des Bettes, ehe er den leicht durchscheinenden Vorhang wieder um das Bett zog und zu seinem nächsten Patienten ging, der ebenso wie die anderen Soldaten noch nicht aufgewacht war.

Irgendwie ging Hunter die Erklärung etwas ZU schnell und er verarbeitete das Ganze jetzt erst einmal. Dann wurde es ihm bewusst und er fluchte leise. Diese Arschlöcher hatten ihn tatsächlich etwas in den Kopf gepflanzt, er spürte das, was der Arzt ihm gesagt hatte, und stand nun wieder vorsichtiger auf, um den Vorhang leicht beiseite zu schieben. Hier lag der Kerl, der schon in dem anderen Zimmer neben ihm gelegen hatte, er war an der Seite des Kopfes geschoren und hatte auch so ein Pflaster. ‚Diese verdammten Hurensöhne !' Als Nächstes kehrte er zu seinem Bett zurück und erblickte den Laptop, der auf einem Tischlein neben seinem Bett stand. Somit setzte er sich wieder hin und zog den Tisch zu sich heran. Er wollte wissen, was hier abging, und laut dem Arzt würde er alles erfahren, wenn er sich das Anschauungsmaterial ansah. Innerlich brodelnd, schaltete er den Lap ein, legte die DVD ein, die daneben lag und steckte sich die Kopfhörer in die Ohren. Allein schon beim Ersten, was er sah, lief es ihm kalt den Rücken herunter. Auf dem Monitor war ein Bild des Kampfanzugs zu sehen. "Verfluchte Scheiße !"

Und just in diesem Moment rührte sich einer der Alphas und richtete sich auf, wechselte die Form zu der eines menschenähnlichen Androiden und stieg aus seiner Transportkiste. Ohne auf die verdutzten Rufe des Forschers zu achten, der an der Seite stand, trat er aus der Türe, stieß die beiden Wachen damit auf die Seite und lief durch die Gänge, bis er an der Krankenstation angekommen war, hineinging und mit einem Nicken zu Hunters Bett kam. Ein kurzes "Sir." erklang und er stellte sich neben das Bett, verschränkte die Arme und ließ immer wieder die Augen über die sprachlosen Mitarbeiter gleiten, denn auch wenn sie keine Gefahr darstellten, so war er doch auf Wachsamkeit programmiert worden.

Hunter kuckte nicht weniger geistesabwesend auf den Androiden vor sich. Jetzt fühlte er diese Präsenz deutlich mehr und irgendwie war es beschützend. "Verdammt, ich werd irre." stammelte er heraus und sah sich den Androiden vor sich genauer an. Um dessen Hals baumelte ein Anhänger an einer Kette, auf dem Alpha 6 draufstand. Hunter selbst trug ein Armband, auf dem das Gleiche draufstand. Einen Moment später wurde die Tür aufgerissen und St. Cajetan platzte keuchend und schnaufend in das Krankenzimmer. "Was soll das, Alpha sechs ?"

Im gleichen Moment, in dem die Türe an die Wand knallte, löste sich der Android, stellte sich vor seinen Träger und öffnete die verschränkten Arme, eine eindeutige Drohstellung, welche durch das aggressive Verhalten des Forschers ausgelöst wurde. "Erwachen des Trägers und Einnahme des vorbestimmten Platzes beim Träger, Sir ! Bereit für Anpassung." Doch er wich nicht aus seiner Verteidigungshandlung, bis der Arzt hinzukam und Cajetan mißbilligend ansah. "Sie Idiot – sehen sie nicht, daß er sie als Bedrohung klassifiziert ? Er ist noch nicht angepaßt und sein Träger sieht sie anscheinend als direkte Bedrohung. Ich bin zwar nicht der Forschungsoffizier, doch ich weiß genug über diese ... Dinger ... hier, um das zu kapieren ! Und wenn ich das richtig sehe, werden auch bald die Anderen angelaufen kommen, sobald die Träger erwachen, nicht wahr ?"

Cajetan beruhigte sich ein wenig, auch wenn er sich maßlos über den Arzt ärgerte. "Ja, das werden sie wohl. Und die Anpassung wird später stattfinden. Erst, wenn dein Träger alles durchgelesen hat." Das Erste sagte er zum Arzt, das andere zu Alpha sechs. "Ich sorge dafür, daß die anderen Alphas hergebracht werden, bevor ihre Träger erwachen." Und schon verschwand Cajetan wieder, um genau das zu veranlassen. Hunter grinste ziemlich breit, er verstand schon jetzt recht gut,was hier ablief. "Du gehörst also zu mir ... Alpha Sechs ?"

"Korrekt, Sir." Noch während der Alpha antwortete, entspannte er sich sichtlich und bezog erneut neben dem Bett Hunters Stellung, verschränkte die Arme und wartete auf neue Befehle. Währenddessen sog er die wechselnden Gefühle seines Trägers auf wie ein Schwamm – ihm waren alle Stimmungsmuster einprogrammiert worden und auch die Fähigkeit zu lernen, die durch die Neugier Hunters noch unterstützt wurde.

"Interessant." murmelte Hunter und grinste sacht, bevor er sich auf die Aufzeichnungen stürzte und sie studierte. Als der Arzt den Vorhang zuzog, sah Hunter kurz auf und las dann weiter. Sein Schädel dröhnte noch immer, aber es wurde langsam etwas besser. "Du passt dich also meinen Wünschen an, ja ? ... Dann wäre es schön, wenn du mich Hunter nennst und nicht Sir." Soweit war Hunter schon mal gekommen. "Und kannst vielleicht etwas lockerer sprechen, diesen Befehlston musst bei mir nicht drauf haben."

Der Alpha brauchte einen Moment, um die Informationen zu verarbeiten, die mit dem Befehl kamen – einerseits das Stimmuster, dann die Körperreaktionen dazu und am Wichtigsten die emotionalen Muster, die durch das Modul übertragen wurden. Nach einigen Sekunden nickte der Alpha jedoch und antwortete ein "Okay, Hunter." da er erkannt hatte, daß es nicht nur eine höfliche Bitte, sondern ein starkes Anliegen des Trägers gewesen war. Dazu speicherte er das Sprachmuster, das er bisher von Hunter gehört hatte, identifizierte es als das ein wenig Gröbere eines Straßenkämpfers und paßte sich automatisch an.

"Super." murmelte Hunter und grinste erneut, bevor er weiterlas und sich sein Grinsen immer mehr verbreiterte. Nebenher hörte er, wie die anderen Alphas in das Zimmer und zu den jeweiligen Trägern gebracht wurden. St. Cajetan sah kurz durch einen Spalt im Vorhang und nickte, weil alles soweit in Ordnung schien. Dann wendete er sich ab und ging zu dem Mann, der wohl gerade eben erwacht war. Wie es sich anhörte, war es einer der fünf Jäger, denn das "Ja, Sir. Wie sie wünschen, Sir !" war nicht zu überhören. Allerdings erkannte Hunter die Stimme und knurrte leise. Sie gehörte zu dem Arschloch, daß sich hatte anschießen lassen.

Und noch im gleichen Moment erklang das nüchterne "Sir." des Alphas, der zu dem Jäger gehörte. Auch er hatte die Form gewechselt und stellte sich neben seinen Träger, bereit, dessen Befehle anzunehmen, sobald sie gesprochen wurden. Die Stimme des Alphas und die Art, wie er reagierte, ähnelte aber mehr als nur auffällig der von Alpha sechs und zeigte somit, daß sie künstliche Wesen waren, die sich erst nach und nach ihren Trägern anpaßten.

Hunter knurrte, als er hörte, daß die Stimme genau gleich war und so blickte er zu seinem Alpha und überlegte einen Moment. "Ich möchte, daß du deine Stimme etwas änderst ... etwas tiefer soll sie sein ... männlicher und ein wenig rauer. Ähnlich wie meine."

Schon bei dem ersten Wort seines Trägers wandte der Alpha sich ihm zu – der Befehl war zwar ungewöhnlich, doch er paßte in das Individualitätsschema eines Menschen. Innerhalb eines Sekundenbruchteils ging der Alpha sämtliche Stimmmuster in seinem Speicher durch und entschied sich schließlich dazu, einige von ihnen mit dem Muster seines Trägers zu mischen, als er ein kurzes "Ist es so richtig ?" antwortete.

"Jeah ... perfekt, Alpha sechs." Hunter war sichtlich zufrieden mit der Stimme und las kurz weiter. "Da steht, du kannst auch dein Aussehen verändern ... sehen alle Alpha so aus wie du jetzt ?" Er vermutete es ganz stark und das würde er auch noch ändern.

Der Alpha nickte und öffnete die verschränkten Arme, stellte sich wieder neben seinen Träger und antwortete ihm. "Natürlich, Hunter – es ist zweckmäßiger, um angepaßt an den Träger in den Kampf- oder Tank-Modus zu gehen. Dies ist die Form, die wir in der Ruhezeit annehmen." Die Frage war ein wenig verwirrend für den Alpha, denn er spürte Neugier und auch andere Gefühle in seinem Träger, die er allerhöchstens als verschmitzte Vorfreude einstufen konnte ... auch wenn er es nicht verstand.

"Hmm ... ich meine, ob du die Ruheform auch anders aussehen lassen kannst. Natürlicher und noch menschlicher, mit Haaren und so ? Hier steht so etwas, aber nur für Tarnzwecke. Kannst du das auch dauerhaft einnehmen ? Ich finde nicht so toll, daß du so aussiehst wie alle Anderen ... wäre schöner, wenn man dich äußerlich etwas unterscheiden kann." So etwas lag Hunter eher am Herzen, es lag wohl an seiner rebellischen Ader.

Diese Ader fühlte der Alpha gerade ziemlich deutlich und auch das Bedürfnis, sich ein wenig zu widersetzen. Zusammen mit den Informationen, die Alpha sechs aus dem Aussehen seines Trägers sammelte, nickte er kurz – denn er sah den Haarschnitt ebenso wie die Löcher für die Piercings, die man ihm abgenommen hatte. "Das ist möglich – ich brauche nur Informationen darüber, was ihnen gefällt, Hunter." Schon jetzt begann der Alpha von seinem Träger zu lernen – alleine schon die Tatsache, daß sein Träger im Wesen definitiv nicht dem Soldatenschema entsprach, ließ ihn lernen, doch auch dessen Verwendung der Informationen des Lehrbuches und dessen Fragen und Wünsche.

Wieder zeigte sich das breite Grinsen auf den Lippen des Grauhaarigen. "Kannst du zu mir sagen. Und lass mal überlegen." Hunter schob den Tisch etwas beiseite und stand auf. Im Raum erklang etwas entfernt ein weiteres. "Ja, Sir !" von einem der anderen Alphas. "Wäre klasse, wenn du etwa fünf Zentimeter größer wärst als ich. Die Haut leicht gebräunt ... Frisur so ähnlich wie meine vielleicht." Das Ganze war so faszinierend. Hunter konnte den Alpha wirklich gut an sich anpassen und schon jetzt keimte sein Vertrauen zu ihm, und das war wirklich mehr als selten.

Bei den Worten des anderen Alphas horchte Sechs nur kurz auf, doch er konzentrierte sich dabei völlig auf seinen Träger und dessen Worte, die von Gefühlen begleitet wurden. Langsam änderte er seinen neutralen Körper und wuchs, ließ die Haut von dem bisherigen Grauweiß in ein sonnengebräuntes Bronze nachdunkeln und auch seine Haare wachsen. Da er keinen genauen Befehl für Farbe und Länge bekommen hatte, nahm er sich seinen Träger als Beispiel und wandelte es ab: Auf der linken Hälfte blieben die Haare kurz, doch auf der anderen Seite fielen sie ihm lang bis unter die Achsel, ehe sie die Farbe wechselten und von einem neutralen Weiß zu einem helleren Blau abdunkelten, und die Spitzen der langen Haare sogar ins Lila wechselten. "Ist das so Okay, Hunter ?" Sechs fragte – denn obwohl er fühlen konnte, daß sein Träger zufrieden schien, war er das Nachfragen durch die bisherige Programmierung gewohnt.

"Fast perfekt." murmelte Hunter und sah an Sechs herab. Ein kleines Detail fehlte noch und das wollte er auch haben. "Fehlt noch ein Penis und Hoden ... ich will nen ganzen Kerl haben. Und bemesse es nicht zu knapp. Vielleicht auch noch ein paar Muskeln, wäre besser, wenn du mindestens so breit bist wie ich." Wenn, dann wollte er ihn absolut perfekt haben, und ein Schwanz gehörte auch dazu. Nebenher berührte er Sechs und kuckte verblüfft. "Fühlt sich voll echt an."

Ein kurzes "Das war Ziel meines Schöpfers." murmelnd, nickte der Alpha nur und konzentrierte sich – dieser Befehl war schwerer zu befolgen als die vorherigen, denn er mußte seine Datenbanken zuerst nach allen notwendigen Informationen durchsuchen. Da dies innerhalb weniger Sekunden erledigt war, schien er dem Befehl sofort Folge zu leisten – sein Körper konturierte sich und innerhalb kürzester Zeit bildeten sich die Muskelkonturen eines Menschen nach, ehe er noch die verlangten Geschlechtsteile formte. Was die Form und Größe betraf, orientierte er sich an dem Schnitt und vergrößerte es um die Hälfte, darauf hoffend, daß dies den Geschmack seines Trägers traf.

"Wahnsinn." murmelte Hunter erneut und nickte. Jetzt fehlte nur noch eins. "Dein Gesicht als letztes ... am Besten schön maskulin, auch so ähnlich wie meins." Man sah, wie zufrieden Hunter war, die Penisgröße war ganz sein Geschmack und die Muskeln waren jetzt sehr schön geformt. "Ich verpasse dir auch einen vernünftigen Namen ... Hmmm, ich denke, Bull ist ganz gut." Der Name war einfach, kurz und gefiel Hunter ziemlich gut.

Der Alpha nickte nur und betrachtete ein weiteres Mal innerlich biologische Daten – dann veränderte er sein Gesicht, so daß das Kinn markanter wurde und erhöhte seine Wangenknochen, ließ die Lippen und auch die Augen ein wenig schmaler werden, ehe er sich lange, dunkle Wimpern, dichte, doch trotzdem schön geschwungene Brauen und auch türkisfarbene Iris gab. Erneut fühlte er die Zufriedenheit seines Trägers und speicherte sie – ihm schien die Individualität des Alphas sehr wichtig zu sein und Sechs lernte mit jeder Sekunde. Auch, daß ihn Hunter nun umbenannte, war in seinem Programm vorgesehen – und so speicherte es der Alpha und nickte erneut, ehe er ihm antwortete. "Okay."

Zufrieden war fast untertrieben, Hunter fand ihn einfach perfekt. "Bull, du bist perfekt. Ich möchte vorerst dann nur noch, daß du nur noch auf mich hörst und auch nur noch auf deinen Namen. Ach ja, und am Besten formst du dir ne Hose oder sowas ... der Doc kippt sonst um, wenn er dich sieht." Würde er wahrscheinlich so oder so, denn Bull hatte nun absolut nichts mehr mit seiner Golemform zu tun. "Dann kannst du etwas ruhen, ich lese noch weiter über dich."

"Okay, Hunter." Bull nickte und stellte sich wieder neben das Bett, verschränkte die jetzt breiteren Arme und formte noch eine Art schwarze Radlerhose, die seine neugeformten Geschlechtsteile verdeckte. Dann kehrte er in den Ruhemodus zurück, in dem er zwar noch wachsam war, doch seine Funktionen in einem Minimalmodus liefen. Lediglich, wenn er die Stimme eines weiteren Alphas hörte, merkte Bull ein wenig auf – doch es war nur durch ein kurzes Verengen seiner Augen sichtbar, ehe er wieder ruhig wurde, weiterhin auf die Gefühle und Stimmungen seines Trägers achtete und auch aus dessen Reaktionen auf das Lehrmaterial lernte.

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