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“Der Kristall der Jugend” 01
 

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Prolog:

Die Welt Intan, zu Beginn der Eisenzeit ...

Der eisige Wind des Winters hielt schon Einzug, als ein verfeindeter Clan in den von frühem Schnee bedeckten Bergen der westlichen Nordländer das Dorf des Wolfsclans überfiel, um zu brandschatzen und die Frauen und Kinder zu versklaven.

Die Krieger des Wolfsstammes waren ausgezogen, um noch einmal die großen Rentierherden des Nordens zu jagen, und so stellten sich den angreifenden Horden nur wenige alte, oder sehr junge Krieger entgegen, die sich wacker schlugen. Die Übermacht war jedoch zu groß und so fielen sie, einer nach dem Anderen ... und ein großes Wehklagen erklang, da die Schlacht verloren war.

Zwei Frauen, beide hochschwanger, flohen jedoch, da sie nicht versklavt werden wollten - und sie liefen so schnell sie es vermochten, zu dem großen Kreis aufrechtstehender Steine am Fuß der Berge, um sich dort zu verstecken.

Seit jeher beteten die Schamanen an diesem Ort zu den Göttern und Geistern, die den Wolfsclan beschützten ... und auch diese beiden Frauen erhofften sich die Gnade der Götter, die an diesem Ort besonders zu wirken schienen, knieten vor dem Altar und beteten um Schutz für sich und ihre ungeborenen Kinder.

Die fremden Krieger hatten jedoch bemerkt, was passierte, und vier von ihnen liefen den Frauen hinterher, um sie zurückzuholen und zu fesseln. Als sie sahen, wohin die Frauen geflohen waren, knurrten sie laut auf - denn ihr Clan verachtete die uralten Steine, die schon seit den Anfängen der Stämme dort standen.

"Es ist zwecklos - wir werden euch wie die Anderen fesseln und verkaufen ! Und eure Bälger werden wir den Hunden zum Fraß vorwerfen, denn sie sind nutzlos !"

Die dunklen Stimmen der Krieger ließen die beiden Frauen vor Angst schrill aufschreien - doch eine Stimme verklang sofort, als einer der Krieger aus Wut seinen Speer warf und die Frau durchbohrte. Die andere Frau blickte panisch um sich und flehte die Schutzgeister ihres Stammes um Hilfe an, ehe sie den Speer packte und ihn aus der Toten zog, um ihn in ihrer letzten Verzweiflung auf die Männer zu werfen.

Doch noch ehe sie es tun konnte, verfinsterte sich der Himmel, und pechschwarze Wolken entstanden in dem zuvor noch blauen Himmel, Donner zerfetzte die Stille und riesige, blau, weiß und schwarz leuchtende Blitze zuckten von Wolke zu Wolke. Die Menschen erstarrten vor Angst, da alle fühlen konnten, wie die Magie an diesem Ort zu wirken begann - und plötzlich schnellten die Blitze wie Speere zu Boden und töteten die feindlichen Krieger.

Für einen kurzen Moment lächelte die Frau und senkte den Speer, dankbar für die Hilfe der Götter - doch dann schlugen die restlichen Blitze in sie ein und töteten sie, um den Preis für die Hilfe zu fordern.

~~~***~~~

Nur wenige Stunden später kamen die Krieger des Wolfsclans von ihrer Jagd zurück und schrien entsetzt auf, als sie das Massaker sahen - doch der Schamane wurde von einem Ruf abgelenkt, den er in seiner Magie fühlte und rief die Krieger zu sich, um zu den stehenden Steinen zu laufen.

Dort erwartete sie ein Anblick, der so entsetztlich war, daß viele sich abwandten - denn die feindlichen Krieger waren regelrecht zerfetzt und vieles an ihrem Fleisch verbrannt worden. Lediglich die beiden Frauen waren noch als solche erkennbar ... doch während die eine durch einen Speer getötet worden war, schien die Andere fast unversehrt. Sie lag mit einem Lächeln auf den Lippen auf dem durch die Kälte des Winters verdorrten Gras - nur ihr Bauch wies einen Spalt auf, und aus diesem Spalt klang das laute Geschrei eines Kindes.

Der Schamane zögerte zuerst ... doch dann ging er zu ihr, nahm den neugeborenen Jungen auf und erschauerte, denn er fühlte eine ungezähmte Macht und Wut in dem Jungen, dessen saphirblaue Augen für einen kurzen Augenblick von Blitzen durchzuckt schienen. Die Lippen des Jungen waren rot von dem Blut der Mutter, das er getrunken zu haben schien - und er schrie erneut vor Hunger, so daß der Schamane ihn in seinen Mantel hüllte und an sich hielt.

"Sagt dem Häuptling, daß der Sohn Ailins lebt ... die Götter verschonten ihn, auch wenn sie ihn mit dem Zorn zeichneten, der auch die Feinde vernichtete. Es waren die Blitze selbst, die ihn auf diese Welt brachten - Blitze, so schwarz wie die Rache der Götter."

Die anderen Krieger schauderten, als die das hörten und schlugen das Zeichen gegen das Böse - doch auch wenn sie den Jungen fürchteten, sie würden sich nicht gegen den Willen der Götter stellen, die wollten, daß dieser Junge lebte.

Prolog Ende.

~~~***~~~***~~~

Es war jetzt ein paar Tage her, daß es geschah. Das Undenkbare war passiert und der Hohepriester knurrte, als er dem Novizen, der die Tat begannen hatte, den nächsten Finger von der linken Hand abtrennte. Der Bursche paßte nicht auf und ließ den geheiligten Kristall fallen, den er nicht einmal hätte berühren dürfen. Er hatte ihn von seinem Platz genommen und dann fallengelassen - den Kristall, der dem Hohepriester die ewige Jugend sicherte.

Der junge Mann schrie schmerzvoll auf, doch es gab Drodar nur wenig Zufriedenheit. Der Junge sollte leiden, bis er starb, und so schnitt er ihm den nächsten Finger ab. Auf solchen Frevel stand die Todesstrafe, und das langsam und qualvoll.

Jetzt mußten sie in die Höhlen, um ein neues Herz zu finden - jedoch war bisher keiner von dort zurückgekommen, nur das eine Mal hatte es Jemand gewagt und das Herz mitgebracht, das dem Hohepriester seither die ewige Jugend schenkte.

Doch Niemand wußte, was in diesen Höhlen wartete. Denn auch der Krieger, der es bis an den Ausgang schaffte starb nur wenige Augenblicke, nachdem er das Kristallherz dem wartenden Priester gab ... der Priester, der viele Leben später der höchste Priester ihres Landes wurde.

Außerhalb der Folterkammer wartete der Hauptmann der Tempelgarde und zögerte, als er einen weiteren Schrei hörte - doch dann faßte er sich ein Herz und klopfte, trat ein und blieb respektvoll zwei Schritte vor dem Hohepriester stehen, um auf ein Knie zu sinken und den Blick auf den Boden zu wenden.

"Ich habe Boten zu den stärksten Söldnern ausgesandt, die durch die Länder wandern - doch es wird einige Tage dauern, bis sie erreicht werden und nochmal einige Tage, bis die Söldner kommen. Ich hoffe, daß sich viele melden, um euren Auftrag anzunehmen, Hoher Herr .. doch ich fürchte, daß die Meisten die uralten Wälder fürchten, in denen die Höhlen liegen und natürlich auch das Monster, das darin lebt."

"Mir ist klar, daß es dauern wird, es sollte aber keine Wochen dauern. Der Tempel braucht die Macht des neuen Herzens."

Der Priester ließ von dem Novizen ab, denn dieser durfte sich etwas in seinen Schmerzen winden, bevor es weiterging. Drodar mußte sich auch noch um einiges kümmern und berührte kurz den Beutel an seiner Hüfte, in dem die Splitter des Herzens waren.

Er hoffte, daß sie noch einige Zeit wirken würden, da er eigentlich keinen Tag älter werden wollte als jetzt. Er war äußerlich noch immer voller Jugend, auch wenn er schon über 300 Jahre alt war.

Der Hauptmann nickte nur und stand mit einem "Ja, Herr." auf, ehe er ihm folgte und weiter berichtete.

"Drei der siebzehn Söldner sollten in den nächsten Tagen eintreffen, sie kamen gerade von einer Schlacht im Nachbarland im Süden ... vier sind weiter entfernt und werden mindestens drei Wochen brauchen, doch diese Söldner sind diejenigen, auf denen unsere Hoffnungen ruhen. Die restlichen Söldner dienten Fürsten in unserem Land, sie werden unterschiedlich eintreffen."

"Gut ... dann hoffe ich, daß sie fähig sind zu tun, was sie tun sollen."

Der Hohepriester war da nicht ganz sicher, denn es war bekannt, wie gefährlich die Höhle dort war, und es wagte sich keiner in die Gegend. Das wußte auch der Hauptmann und er nickte kurz, ehe er seinem Herrn antwortete.

"Deshalb haben wir die Nachricht von eurem Auftrag auch nur an die besten und stärksten Söldner geschickt, die dafür bekannt sind, auch etwas zu wagen - alle Anderen wurden nicht benachrichtigt. Sicherlich schränkt es die Zahl der Männer erheblich ein, doch bei ihnen kann man sich wenigstens sicher sein, daß sie den Auftrag annehmen und auch ausführen. Die Anderen wären wie Memmen geflohen, und wir hätten unnötig Boten für sie ausgesandt."

"Gut - du denkst gut mit, und wirst belohnt werden. Und nun laß mich allein, ich habe noch zu tun."

Drodar war sichtlich zufrieden und ging nun wieder in die Kammer zurück, um den Novizen weiter zu foltern. Es gab ihm eine große Genugtuung und er würde es genießen, ihn weiterhin schreien zu hören.

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