backset3line


“Der Kuß des Winters” 02
 

Balken01a

}|{

 

Erst, nachdem sie die Leiche begutachtet und den Bericht des Gerichtsmediziners bekommen hatten, war Zeit, daß Tony alle Akten zusammensammelte. Zumindest die Akten, die er finden konnte, denn die meisten Fälle wurden im Winter als Unfall deklariert. Aber wenn er es recht bedachte, wollte er auch die heraussuchen, und langsam wuchs der Stapel auf den Tisch. Zuletzt suchte er die Akte von dem vermißten Teenager und pustete den Staub herab, als er sie endlich gefunden hatte. Als er sich umdrehte, erschrak er fast zu Tode. „Ah ... Sir ! Ich hab jetzt alles, was sie ansehen wollten.“ Er hatte Bane nicht kommen hören, und sein Herz beruhigte sich nun langsam. „Das ist die Akte von dem Teenager ... Leroy Stone.“

Denn es war wichtig, daß die Jäger auch leise sein konnten und Bane nickte nur kurz und nahm die Akte des Vermißten entgegen. "Danke ihnen ... ah, das ist dieser Teenager ? Er war siebzehn, als er verschwand und es gab Vorwürfe, daß er von den Footballern gemobbt wurde. Er war Baseballer - haben sie eine Ahnung, wieso sie ihn nicht mochten ? Die Vorwürfe wurden zwar niedergeworfen, da sie ein Alibi hatten aber wenn ich den Bericht lese, dann kommt mir das ziemlich konstruiert vor."

„Ähm, Moment ... hier war noch etwas.“ Toni suchte im Archiv nach einem Karton und lächelte, als er ihn fand. „Alte Zeitungsberichte ... ähm ... ah, da.“ Er holte sie hervor und legte sie mit auf den Tisch. „Leroy war eine große Hoffnung im Baseball, dann kam heraus, daß er homosexuell war. Sein jüngster Bruder lebt noch hier, alle Anderen aus der Familie existieren nicht mehr.“

"Er war schwul ?! Mein Gott - zu der Zeit war das fast ein Todesurteil. Sagen sie nichts, er spann auf einen der Footballer, die befragt wurden ? Es würde passen." Auch wenn die Blauen Jäger es verurteilten und nur langsam und nur widerwillig akzeptierten, da vor allem die schwulen Rekruten und Jäger desertierten und zur Roten Garde überwechselten, Bane war selbst schwul und konnte solche Intoleranz überhaupt nicht leiden. Doch gerade, als er noch etwas anfügen wollte, sah er ein Bild des vermißten Jungen und runzelte die Stirn. "Moment mal - ist denn noch Niemand aufgefallen, daß gerade die Beschreibungen der überlebenden Mädchen ihm gleichen ? Nur die Farben sind anders, aber sie beschreiben den Vermißten."

„Ich bin absolut gegen diese Vorurteile - mein Sohn ist auch schwul, und selbst heute bekommt er hier an der Schule noch Probleme. Und sie denken, er ist dieser Mörder ?“ Tony holte die Mappe mit den Phantombildern hervor und legte sie auf den Tisch aus. Dazu legte er ein größere Foto von Leroy daneben. „Sie haben recht ... aber das kann unmöglich sein. Er müßte heute viel zu alt sein, um jetzt noch so auszusehen.“

"Das stimmt - und das letzte Phantombild ist von neunzehnhundertzweiundachzig, danach finden sich keine Vorfälle mehr, in denen es weibliche Überlebende gab. Er hätte zu dem Zeitpunkt dreiundvierzig sein müssen, das ist nicht zu alt ... vielleicht hat er ja wirklich versucht, sich an den Footballern zu rächen und dabei auch Unschuldige getötet ? Es ist weit hergeholt, aber es kann kein Zufall sein, daß die Beschreibungen sich ähneln." Daß bisher keiner den Zusammenhang herstellen konnte, war einfach nur nachlässig - doch andererseits war es auch gut, damit die Aufgabe den Jägern überlassen werden konnte.

„Aber jetzt noch ? Er müßte jetzt zu alt sein, um weiter auf die Art zu morden ... und wenn ich es recht bedenke, es sind wirklich einige aus dem Footballteam unter den Opfern gewesen.“ Tony suchte alle heraus, die dazugehört hatten, und legte die Phantombilder solange beiseite.

"Hmm ..." Bane besah sie sich genau und nickte leicht, denn gerade die drei, gegen die am Längsten ermittelt worden waren, starben in den nächsten vier Jahren wie alle anderen Opfer. Die anderen zwei Footballer starben an natürlichen Ursachen vor einigen Jahren, und waren durch die zweifelhaften Alibis von allen Verdachtsmomenten freigesprochen worden. "Und ja, sie haben recht - er wäre viel zu alt für die Morde, aber vielleicht hat er einen Nachahmer oder gar einen Schüler, es gibt mittlerweile ja wirklich alles. Manche Teenager verehren die Serienkiller ja fast schon wie Heilige, wir haben im FBI viele solche Fälle."

„Ja - schlimm, was so in der Welt passiert und ich hoffe, sie schnappen den Kerl.“ Tony glaubte, was Bane sagte, denn er sah in ihm einen wirklich kompetenten Mann und respektierte ihn von Anfang an. Aber dann bekam er einen Funkspruch und seufzte leise. „Ich lasse sie dann mal allein ... zwei Nachbarn zoffen sich mal wieder. Die zwei halten uns immer wieder auf Trab.“ Und er war einer der Männer, die beruhigend auf beide einwirken konnten. Erst, als Tony weg war betrat einer von Banes Männern das Aktenzimmer, weil er nur darauf gewartet hatte seinen Sankt allein zu sprechen, damit er ihm die kleinen Beweise geben konnte.

"Ah, Benedikt - du hast etwas gefunden ?" Er hatte sich schon so etwas gedacht, denn der Blick Benedikts war eindeutig gewesen. Als der fast ebenso große und kräftige Jäger hereinkam, trat Bane ein wenig auf die Seite, damit sie genug Platz an dem kleineren Tisch hatten, während er mit einem unwillkürlichen Nicken sah, wie ein anderer Jäger vor der Türe stehenblieb, damit sie keiner störte. "Gut ... Annan steht Wache, er ist geduldig genug, um eventuelle Störungen abzuwiegeln."

„Bei ihm kommt keiner vorbei.“ Benedikt lächelte kurz und holte dann die zwei kleinen Tütchen hervor. „Die Haare sind fast nicht zu sehen gewesen.“ In jeder kleinen Tüte war ein einzelnes, leicht blau schimmerndes, sehr langes Haar. „Das eine war im Truck, das zweite war doch ein ganzes Stück weit weg, und hing an einem Busch. Es scheint schon ein wenig älter zu sein als das aus dem Truck.“

Ein leises "Verdammt." wispernd, nickte Bane langsam und nahm eines der Tütchen auf, öffnete es und holte das Haar heraus, um es auf seiner Hand aufliegen zu lassen und ein wenig nachzufühlen. Er gehörte zu den wenigen Sankt, die sich von einem alten Priester, der auch ein Weißmagier war, diverse Tattoos auf den Körper sprechen ließen ... und eines davon war ein Spruch, der es ihm bei Berührung ermöglichte zu fühlen, wenn etwas nicht menschlich war. Und dieses Haar gehörte eindeutig einem nichtmenschlichen Wesen, so daß er nickte und das Haar langsam wieder in das Tütchen rieseln ließ. "Wir müssen das ganze Tal durchkämmen - am Besten die nächsten Tage, damit wir alle Haare, die wir finden können, einsammeln. Dabei können wir dann auch die Spur legen, so beschäftigen wir die Presse."

„Gut, ich habe schon alles soweit vorbereiten lassen. Das Wesen scheint sehr auf den Platz fixiert zu sein, dort könnten wir ihm auch eine Falle stellen. Es kommt immer wieder dorthin, obwohl alle in der Gegend wissen, daß dort etwas passieren könnte.“ Es war selten, daß ein Wesen so auf einen Ort fixiert war, da sie bei Gefahr meist den Ort wechselten. Es war ein enormer Vorteil, daß es hier nicht so war. „Ich werde dann alles absuchen, ich bin sicher, daß ich noch weitere Haare finden werde.“ Benedikt hatte enorm scharfe Augen und war daher für die Spurensuche besonders gut geeignet, und dazu hatte er eine feine Nase.

"Gut - und nimm Shin als Backup mit. Am Besten geht ihr Morgen vormittag, wenn ich mit den Geiern der Presse beschäftigt bin, so folgt euch keiner von ihnen. Wir treffen uns dann in meinem Zimmer in dem Motel, in dem wir untergebracht sind, um alles zu besprechen. Und denkt an die Sticktoffflasche, die wir schon vorbereitet haben - so lenken wir die Presse und auch die Polizei von allem ab, das ungewöhnlich ist." Bane hatte schon alles für dieses Ablenkungsmanöver vorbereiten lassen und mit dem 'Auffinden' der Röhre unter dem Fahrersitz alles begonnen. Auf diese Weise würden sie die Leute von den Legenden über die Eishexe und ihre Diener abbringen, da die Menschen lieber an reale Täter als an Übernatürliches glaubten ... und damit auch kein Aufsehen erregen, wenn sie die Hexe töteten.

„Geht klar, es wird alles nach Plan gehen.“ Benedikt wußte, was er zu tun hatte, und verließ nun wieder den Raum. Sie hatten heute das Meiste erledigt und würden nun bald in das kleine Hotel fahren, damit sie sich für den morgigen Tag ausruhen und dort auch noch das weitere Vorgehen besprechen konnten, ohne gestört zu werden.

 

}|{

 

Ein wenig später grübelte Bane in seinem Hotelzimmer über den Akten, und betrachtete sich das Foto des vermißten, jungen Baseballers und die Phantomzeichnungen, die in den nachfolgenden Jahren angefertigt wurden. Alle Beschreibungen der jungen Frauen, die überlebten, glichen sich - und beschrieben einen Eisgolem oder Eisgeist, den sich die Hexe aus dem jungen Mann geschaffen haben mußte. Bane wußte, daß die Hexe höchstwahrscheinlich von Lebensenergie lebte und ihre Macht daraus bezog ... und daß scheinbar dieser junge Mann die Männer für sie tötete, und ihr die Lebensenergie brachte. Seltsam war jedoch etwas, das ebenfalls in den Berichten dieser jungen Frauen stand: Sie alle beschrieben, daß der Täter zuerst hoffnungsvoll schien, die Opfer küßte und dann tieftraurig zu werden schien, als diese gefroren und starben. All das war ein absolutes Rätsel und paßte überhaupt nicht zu dem, was Bane eigentlich über Eisgeister oder Eisgolems wußte ... denn normalerweise waren diese völlig emotionslos oder so böse, daß sie eindeutig als Gefahr eingestuft und erbarmungslos getötet wurden. "Langsam werde ich noch kirre ... und es kommt mir verdammt bekannt vor." Denn dieses Problem begegnete einem alten Freund von ihm vor einigen Jahren: Er suchte einen Vampir und lernte, daß dieser völlig anders war als die Vampire, die sie jagten, und verliebte sich in ihn. "Sogar verdammt bekannt - bei Gott, das ist verzwickter, als ich zuerst annahm." Dann verstummte Bane jedoch und seufzte leise, als er das Klopfen der anderen Jäger hörte und sie hereinrief.

Seine Männer traten dann auch sogleich ein und verschlossen die Tür hinter sich. Sie hatten die Räume so gewählt, daß neben ihren Zimmern keine weiteren belegt waren und verhinderten so, daß gelauscht werden konnte. „Wir haben schon alles soweit vorbereitet, daß wir Morgen früh gleich anfangen können.“ Benedikt berichtete gleich, und setzte sich auf ein Nicken von Bane mit einigen der Anderen hin. „Ist ihnen noch etwas aufgefallen, Sir ?“

"Ein wenig ... dieser Eisgeist oder Eisgolem ist anders als die, die wir kennen und daher brauchen wir eine andere Vorgehensweise. Wir werden zuerst die falsche Fährte legen und die Presse verjagen, dann reist ihr ab und ich werde nach einigen Tagen wiederkommen und ihm an dem Rastplatz eine Falle stellen. Wir bleiben in Kontakt und ich sehe ja, ob er anbeißt oder ich ihn jagen muß. Sollte das der Fall sein, dann rufe ich euch an und wir jagen ihn gemeinsam - und vor allem finden wir dann auch die Hexe." Der Eisgolem war nicht so wichtig wie die Hexe, da mit ihrer Vernichtung auch der Golem vernichtet werden würde.

„Wie sie befehlen, Sir.“ Die Jäger würden nicht widersprechen, sie waren gut ausgebildet und vertrauten auf die Erfahrung von Bane. „Wir machen dann alles wie geplant, und ich mache mich dann auch noch auf die Suche nach weiteren Haaren. Vielleicht ist da noch etwas zu fühlen.“

"Suche auf jeden Fall nach den Haaren, damit die Leute hier nicht darüberstolpern und noch neugierig werden. Ich denke nicht, daß ich noch mehr erfahren kann - sie stammen eindeutig von einem Diener der Hexe, und auch er muß vernichtet werden." Daß er noch andere Gedanken hatte, sagte Bane jedoch nicht und nickte den anderen Jägern nur zu, die noch einmal alle Details ihres Planes durchgingen, um jeden Fehler auszumerzen und alles abzustimmen.

 

}|{

 

Website Design Software NetObjects Fusion
Bar08
Bar08b