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“Und es gibt sie doch !” 11
 

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Langsam aber sicher erwachte Luc aus der Dunkelheit seiner Ohnmacht. Sein Kopf brummte noch leicht, und sein Bein schmerzte. Aber er fühlte, daß er warm und weich auf einem Fell lag. Über ihm eine warme Decke, und er fühlte einen Arm, der um ihn gelegt war. "Was ist passiert, Chris ?" Er vermutete Chris neben sich, denn er hatte es noch nicht geschafft, seine Augen zu öffnen.

Doch anstatt der wohlbekannten Stimme seines Freundes erklang ein weiches, dunkles Gurren und die vermeintliche Decke bewegte sich leicht, während der Arm sich langsam ein wenig löste. Auch der Geflügelte hatte ein wenig geschlafen, nachdem der Heiler sich um das Bein gekümmert und es geschient hatte ... und er hoffte, daß seine Ahnung sich bewahrheitete, auch wenn er die Worte nicht verstand, die dieser Fremde sprach.

Das Gurren verwirrte Lucius, und er öffnete mit etwas Mühe seine Augen und drehte den Kopf. Erst sah er verschwommen, aber dann erkannte er ein Gesicht und seltsame Augen, denen er nicht mehr ausweichen konnte. Noch bevor er wahrnehmen konnte, daß er neben einem der gesuchten Geflügelten lag, blickte er scheinbar in dessen Seele und fühlte, was dieser fühlte. Angst, Neugier, Sehnsucht und Liebe. "Oh, Gott ... was ?" Seine Augen weiteten sich und er wusste nicht so recht, wie er nun reagieren sollte.

Als sich ihre Augen trafen, erwachte ein leichtes Lächeln auf den Lippen des Geflügelten und er öffnete sein Inneres für die Verbindung, die nun begann. Es war seltsam ... anders als das, was seine Väter ihm erzählten. Doch andererseits war dies ein Mensch der Oberwelt und deshalb wunderte sich Nele nicht, akzeptierte das, was geschah und sein Lächeln wurde tiefer, als er zwar Überraschung und Verwunderung fühlte, doch keinerlei Angst. Er gurrte erneut und neigte sich etwas näher, ehe er ihn in seinen Gedanken fragte. **Wie heißt du ?**

Die Frage war in Lucius Kopf, und er hatte auch weiterhin nicht wirklich Zeit, über alles nachzudenken. Was der Geflügelte sagte, wusste er nicht, aber die Fragestellung erkannte er. "Lucius." erwiderte er wispernd und hoffte, daß es genügte, da seine Kräfte langsam schwanden. All das war zuviel, er war wirklich bei den Geflügelten, sie waren real. "Wo ist Chris ?"

Nele nickte, als er den Namen hörte - doch bei der Frage hob er verwundert eine Braue, ehe er ihn wieder näher zu sich zog und weich gurrte. Er sah und fühlte, daß dieser junge Mann erschöpft war und sendete ihm ein Bild davon, als Lucius noch schlief und dazu seine Sorge um ihn. Auf die andere Frage konnte er jedoch nicht antworten und blickte fragend zu dem kleineren Braunhaarigen, während er seine Schwinge ein wenig näher um sie zog und sie damit wärmte.

Luc nickte bei dem Bild, er war sehr müde, bemerkte aber den fragenden Blick. So zu antworten, daß der Geflügelte es wahrscheinlich verstand, war anstrengend. Er dachte an Chris und bemühte sich, das Gefühl von Freundschaft zu fühlen, und ein Gefühl von Sorge.

Es war schwer, doch Nele verstand. Er konnte nicht verhindern, daß seine Erleichterung durch ihre Verbindung klang als er erkannte, daß sein Gefährte diesen Hellhaarigen nicht als Gefährten, sondern als Freund liebte. Doch dann trübte sich sein Blick, als er leicht den Kopf schüttelte und ihn fühlen ließ, daß er diesen Mann nicht kannte und auch nicht wußte, wo dieser war. Während er in die Gedanken Lucius sprach, gurrte Nele weiterhin sanft und lächelte schließlich, ehe er ein sanftes "Nele." wisperte und dabei kurz auf sich zeigte.

"Nele ..." wiederholte Luc, und lächelte kurz. "Schön, daß ich euch gefunden habe." Daß Chris nicht hier war, sorgte ihn, aber er wusste langsam, was passiert war und ahnte, daß sein Freund sicher irgendwann hier hinabsteigen würde. Aber nun war er schon zu erschöpft und schaffte es nicht mehr, seine Augen offenzuhalten. Warm in die Federn gebettet, schlief er wieder ein und verschaffte so seinem erschöpften Körper die benötigte Ruhe.

Ihm folgte ein sanftes Lächeln, ehe Nele sich ebenfalls wieder hinlegte und den schlankeren Körper ein wenig enger an den seinen zog. Er konnte noch immer die Verbindung fühlen, die sich zwischen ihnen gebildet hatte ... sie war noch sehr zart und es würde Zeit brauchen, bis sie stärker wurde. Doch dieser hellhäutige Mensch hatte es akzeptiert und alleine schon das ließ den Geflügelten erleichtert aufatmen und so sehr entspannen, daß er langsam einschlief.

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Irgendwann später erwachte Lucius erneut und blickte gleich in das ruhige Gesicht des Geflügelten. Nele schlief scheinbar noch, und langsam merkte Luc, daß es wirklich kein Traum war. Er lag hier bei einem Geflügelten ... einer von denen, die er die ganze Zeit gesucht hatte. Sich umzusehen war etwas schwer, da der Kopf noch immer leicht schmerzte. Als er sein Bein anziehen wollte, durchfuhr ihm ein heftiger Schmerz, der ihn leise aufkeuchen ließ. Zwar war sein Bein geschient, aber es tat verdammt weh, wenn er es leicht bewegte.

Dieses leichte Zucken sorgte dafür, daß der Blauhäutige sofort aufwachte und besorgt zu Luc gurrte, da er dessen Schmerz fühlen konnte. **Bitte, bewege dich nicht - dein Bein ist gebrochen und du hast dir auch deinen Kopf verletzt, Lucius.** In seinen Gedanken schwang unvermindert die Sorge mit, die er fühlte ... denn auch wenn der Heiler sich sehr bemüht hatte, so durfte das Bein zumindest die erste Zeit so gut wie nicht bewegt werden.

Luc verstand, und blieb wieder ruhig liegen. Er bemerkte, daß Nele sich die Schuld gab und daher die Schwinge weggenommen hatte. **Mach dir keine Sorgen.** Er versuchte in Gedanken zu sprechen, und überlegte nochmals. **Ich muss mich erleichtern.** Es war schwer in Gedanken zu fassen, aber seine Blase drückte langsam ganz schrecklich.

Der Blauhäutige verstand zwar nicht die Worte, doch er konnte gut die Not fühlen, in der Lucius war. Also reagierte er sofort und stand auf, richtete seine Schwingen leicht auf und ging dann in die Knie, um den Schlankeren behutsam auf seine Arme zu nehmen und sich mit ihm aufzurichten. Dann lächelte Nele und näselte kurz mit Lucius, ehe er die Schwingen wieder anlegte und sich zum Ausgang seiner Wohnhöhle wandte. Dort blieb er direkt am Ausgang stehen und sendete ihm ein leises **Hab keine Angst.**, ehe er sich abstieß und dabei seine Schwingen entfaltete.

Luc biss leicht die Zähne zusammen, als Nele ihn hochhob, denn das Bein schmerzte dabei leicht. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie groß der Geflügelte war und er atmete kurz tief ein, als Nele sich abstieß und seine Schwingen ausbreitete. Wenn Chris das miterleben könnte, er wäre aus dem Häuschen. Langsam glitten sie hinab und Luc hielt sich zusätzlich an dem Blaugeflügelten fest.

Doch die starken Arme Neles hielten ihn sicher und er landete ebenso sicher auf dem mit weichem, dunkelblauen Moos bewachsenen Ufer des kleinen Flusses, der hier floß, ging mit Luc zum Ufer und setzte ihn dort behutsam auf einem flachen Felsen direkt am Wasser ab. **Hier kannst du dich erleichtern ... ich helfe dir danach beim Waschen.** Da der Blauhäutige ahnte, daß Luc die Worte nicht verstand, schickte er auch Bilder in seinen Gedanken mit, die zeigten, daß Luc sich in den Fluß erleichtern konnte und Nele ihn danach mit dem angenehm warmen Wasser säubern würde.

All das kam Luc irgendwie noch wie ein Traum vor und er nickte, da er die Gedanken verstand. Als Nele ein wenig flussaufwärts ging, sah Luc, daß er sogar einen Schweif hatte. Aber jetzt schob er seine Unterhose, die er noch immer trug, etwas hinab und erleichterte sich mit etwas Konzentration ins Wasser. Neben sich hörte er ein leises Plätschern, und auch wenn Nele seine Schwingen zur Deckung gehoben hatte, so war es so hoch, daß Luc dessen Männlichkeit sehen konnte und er wandte sich höflich ab, da es sich nicht gehörte.

Der Blauhäutige erleichterte sich schnell, da es in seinem Volk nichts war, das als peinlich angesehen wurde, wusch sich kurz ab und verstaute seine Männlichkeit wieder in dem leichten Lendenschurz, der nur durch ein schmales Lederband um seine Hüften gefädelt war. Nele wartete allerdings, bis er nichts mehr hörte, ehe er die Schwingen wieder auf seinem Rücken zusammenlegte und zu dem Verletzten ging, vor ihm in die Knie ging und Wasser in seine Hände schöpfte, während seine Schwingen sich wieder leicht ausbreiteten, damit sie nicht den Boden nicht streiften.

Über die Verbindung, die Lucius fühlen konnte wusste er, daß Nele das Waschen gern tat und es als selbstverständlich ansah. **Kannst du mir sagen, was passiert ist ?** Das brannte ihm jetzt schon auf der Seele. Er wusste nur noch, wie er abgerutscht war, und nach dem Schmerz nichts mehr.

Nele genoß es wirklich, den Hellhäutigen zu waschen und lächelte, als er näherkam und wieder mit seiner Nase über die Lucius näselte. Die Frage ließ ihn jedoch innehalten und er seufzte leise, ehe er zärtlich gurrte und sowohl die Schwingen wie auch die Arme um ihn schloß und ihn an sich hielt. Nele verstand, daß Luc von ihm wissen wollte, wie er hierherkam - doch er konnte ihm nur die zuerst vagen Gefühle senden und schließlich den Phantomschmerz, den er ebenso gefühlt hatte. Schließlich endete der Blauhäutige damit, wie er verstand, was das zu bedeuten hatte und sofort in den Schacht flog, Lucius auffing und ihn sofort zu ihrem Heiler brachte, damit dieser dessen Wunden versorgen konnte.

Lucius brauchte einen Moment, um alles zu deuten und atmete kurz tief durch, da ihm bewusst wurde daß er tot wäre, wenn Nele ihn nicht gefühlt und aufgefangen hätte. Als Nächstes war da dieses Gefühl in dem Geflügelten. Er konnte tiefes Vertrauen fühlen und sehr viel Glück, als wenn Nele schon lange auf ihn gewartet hatte.

Und genauso war es auch ... denn sein Stamm war im Gegensatz zu ihren Vorfahren schon seit Jahrzehntausenden anders. Nele fühlte die Fragen, die in dem Anderen erwachten und gurrte wieder leise, ehe er sich kurz näherneigte und mit seiner Wange über die Lucius koste. Es fühlte sich so gut an, ihn zu berühren ... doch dann riß sich Nele zusammen und errötete leicht, löste sich wieder und hob den Hellhäutigen behutsam auf seine Arme. **Fliegen wir wieder zurück, dann kannst du dich weiter ausruhen.**

Das war Luc nur recht, er war müde und hatte Hunger. **Könnte ich etwas zu essen haben, wenn wir wieder da sind ?** Sein Magen knurrte, denn er war, seit sie eine kleine Pause beim Laufen gemacht hatten, nicht mehr dazu gekommen, etwas zu essen. In der Höhle hatten sie sich dazu keine Zeit genommen.

Nele nickte nur und schmuste erneut mit der Wange über die Lucs, ehe er leise gurrte und leicht in die Knie ging, absprang und mit seinen kräftigen Schwingen schlug, um schnell an Höhe zu gewinnen und zu seiner Wohnhöhle zurückzufliegen. Sie erreichten die Steilwand recht schnell und Nele lächelte, als er einigen anderen Geflügelten zunickte und schließlich sicher am Eingang seiner Höhle landete und die Schwingen zusammenlegte.

Das Lächeln der anderen Geflügelten hatte Lucius wohl bemerkt, und er war auch fasziniert von den hochgelegenen Wohnhölen. Es passte irgendwie zu den Geflügelten und gab ihnen Schutz, so weit oben. Als Nele ihm wieder half, sich hinzulegen, stöhnte er erneut auf, da er wieder sein Bein bewegt hatte und er musterte es nun zum ersten Mal wirklich. Es war recht gut geschient, aber sehr geschwollen, und grün und blau angelaufen. Lucius ahnte, wie schwer er damit an dem Fels aufgeschlagen sein musste, und seufzte leise.

Ein Seufzen, das sich in das Innere Neles schnitt, da er den Schmerz und auch die Gefühle des Anderen spüren konnte. Er konnte nicht viel mehr für dessen Bein tun, als es mit einem Kräutersud einzureiben und so nahm er die Schale von der Seite, tauchte die Finger ein und verstrich den Sud behutsam auf der lädierten Haut, während er damit begann, leise und wortlos zu singen. Sein Volk kannte keine schmerzstillenden Kräuter ... doch bestimmte Lieder hatten eine ähnliche Wirkung und die Kräuter in dem Sud halfen, die aufgewühlten Nerven in dem wunden Fleisch zu beruhigen.

Die Wirkung trat schnell ein, und der pochende Schmerz wurde langsam weniger. Auch die geistigen Nerven des Braunhaarigen wurden durch den Gesang deutlich ruhiger. Viel war passiert, was Luc jetzt langsam realisieren konnte. Und er reagierte jetzt auch erstmals, als Nele ihn erneut so zärtlich berührte. **Warum bist du so zärtlich zu mir ?** fragte er leise in die Gedanken. Er zeigte, daß er es nicht für schlecht empfand, aber er verstand noch nicht so recht, was dieses Band bedeutete.

Als die Worte des Hellhäutigen ein weiteres Mal in die Gedanken Neles drangen, seufzte er leise - er verstand diese Sprache nicht, doch zumindest den Sinn konnte er ein wenig erkennen und so lächelte er wieder und zeigte in einfachen Bildern und Gefühlen den Grund für seine Zärtlichkeit. Wie sein Volk und auch andere Stämme vor ungezählter Zeit in die warmen Höhlen flohen und hofften, den harschen Wintern zu entkommen ... wie sie schließlich den tiefen Schacht herabkletterten und hier ein Paradies fanden, das sie alle ernähren konnte. Doch der Preis für dieses Glück war hoch - alle Frauen starben an einer geheimnisvollen Krankheit und die Schamanen konnten die überlebenden Männer und Jungen nur retten, indem sie die Stämme veränderten. Die eine Hälfte der übrigen Männer und Jungen wurde zu den blauhäutigen Geflügelten, während die andere Hälfte schwarze Haut und raubtierähnliche Eigenschaften entwickelte und auf der Erde jagte. Doch in beiden Stämmen war eines gleich: Ihre Körper lebten länger und ab einer gewissen Reife alterten sie nicht mehr ... und in ihnen allen schlummerte die Fähigkeit, ein Kind zu bekommen, doch nur dann, wenn die Seele des einen mit der eines passenden Anderen verschmolz. Denn diese Verbindung garantierte die Liebe zwischen den Verbundenen, da sie nicht nur die Gedanken, sondern auch die Gefühle und das Wesen der beiden verschmolz - und die Magie, die dabei entstand, ermöglichte es, daß die entsprechenden Anlagen in ihren Körpern erwachten und sie sich gegenseitig ein Kind schenken konnten. Durch ihre Langlebigkeit kam es in den beiden Stämmen nur selten zu solch einer Verbindung und wenn es passierte, war es eine Freude, die sie alle teilten. Manchmal geschah es auch, daß es zwischen den beiden Völkern eine Verbindung gab - oder so wie jetzt, daß ein Mensch von der Oberwelt herabkam oder einer der Geflügelten oder ein Nachtjäger, der seinen Gefährten spürte, nach oben ging und ihn holte.

Vieles in der Erzählung erstaunte den Braunhaarigen, gerade das mit den Schwarzhäutigen, die scheinbar die Nachtjäger aus den Legenden sein mussten. Aber letztlich blieb ihm der Mund offen stehen, als er begriff, was die Verbindung wirklich bedeutete. "Eine Seelenverbindung ... deswegen die Zeichen über den Köpfen." wisperte er, weil er die Bilder in den Höhlen im Kopf hatte. Die zeigte er damit unbewusst dem Geflügelten, und fragte vorsichtig. **Heißt das, wir sind nun Gefährten ?**

Erneut war da diese Barriere durch ihre verschiedenen Sprachen ... doch langsam begann Nele den Sinn hinter manchen Worten zu verstehen, da er auch die entsprechenden Gefühle und Bilder dabei sah. Als er jedoch die Bilder in der Schamanenhöhle durch ihre Gedankenverbindung sehen konnte, erschrak der Blauhäutige und seine völlig milchweißen, leicht blauschimmernden Augen weiteten sich. **Ihr Götter - die Bilder des Erstgekommenen ! Er hat uns gelehrt, unsere Geschichte durch Bilder zu erzählen ... auch wir haben diese Zeichnungen, denn nach einer langen Zeit ohne eine Verbindung kam er und zeugte mit seinem Gefährten Kinder. Es war eine von den Göttern gesegnete Verbindung ... denn bei beiden Geburten gab es zwei, so daß er vier Kinder zeugte, ehe er uns wieder verließ, um seinem eigenen Stamm beizustehen. Niemals zuvor und auch niemals danach gab es so etwas - er hat uns wieder Leben gegeben und seither kam immer wieder einmal ein Mann aus der Oberwelt zu uns. Und ja ... du bist mein Gefährte, so wie ich dir gehöre. Mit allem, das ich bin.**

"Oh, mein Gott." Mehr brauchte Lucius nicht heraus. Er war wirklich überrascht, und musste das nun doch erstmal verdauen. **Du und ich werden ein Kind haben, wenn ich mit dir schlafe ?**

Nele spürte die leichte Panik, die das alles in Lucius auslöste und legte die Schwingen an, ehe er sich neben ihn legte und beruhigend zu ihm gurrte. Vor allem schien es der Gedanke zu sein, daß der Geflügelte schwanger werden konnte und der Blauhäutige wußte noch aus den Erzählungen der anderen Oberweltmenschen, daß dies für diese fast unvorstellbar schien. Also entschied sich Nele, es ihm einfach zu zeigen und nickte nur, während er den Lendenschurz aus dem Lederband fädelte und die Schwingen etwas auseinandernahm, damit er sich auf den Rücken legen und die Beine spreizen konnte. Schon als sich ihre Augen das erste Mal trafen und die Verbindung begann, erwachte die Magie in Nele, die dafür sorgte, daß hinter seinen Hoden ein Scheideneingang entstand und die bisher schlummernden Anlagen in seinem Inneren erwachten - und so hob er seinen Penis und die Hoden an, damit Lucius es sehen konnte, während durch ihr geistiges Band seine erwachende Liebe und Sehnsucht schwangen.

Etwas, das Luc fast überforderte. Er hatte kaum Zeit, rot zu werden wegen dem, was Nele tat und erbleichte beim Anblick von dem, was sich nun bot. Hinter den Hoden war ein Spalt, der einer Scham ähnelte, nur fehlten die Schamlippen und auch ein Kitzler war nicht zu sehen. Dazu überschwemmten ihn die Gefühle, die ihm deutlich sagten, was Nele sich wünschte. Sex und ein Kind. "Oh, Gott."

Eine Reaktion, die der Blauhäutige schon befürchtet hatte, denn viele der Menschen aus der Oberwelt hatten so oder ähnlich reagiert. Und so senkte er nur den Blick und fädelte den Lendenschurz wieder durch das Lederband, stand auf und nahm eine kleinere Schale auf, tauchte sie in eine fast faßgroße, ausgehöhlte und mit Wasser gefüllte Frucht und kam damit wieder zu Lucius, um sich neben das fellbedeckte Bett zu knien und ihm die Schale zu reichen. Seine Gefühle hatte Nele wieder zurückgenommen, da er merkte, daß sie den Hellhäutigen überforderten ... und sendete deshalb nur für einen Moment seine Sorge und ein Bild davon, wie Jemand Wasser trank, damit dieser verstand, weshalb er sich sorgte.

Die Enttäuschung in Nele war deutlich fühlbar gewesen und Luc merkte, daß der Geflügelte versuchte, es zu verbergen. Es tat ihm sehr leid - aber das Ganze ging ihm doch etwas zu schnell, und so nahm er erstmal die Schüssel und trank in Ruhe das kühle Nass. "Danke." Er bedankte sich, und berührte Nele kurz an der Hand.

Als er die Berührung fühlen und das leise Wort hören konnte, blickte der Blauhäutige auf und für einen Moment strahlte er hoffnungsvoll, ehe er es bemerkte und nurmehr zögernd lächelte. Alleine schon, daß Lucius ihn noch immer berühren wollte, bedeutete ihm viel ... und so nahm er die kleinere, doch trotzdem kräftige Hand in die seine und betrachtete sie, streichelte sacht über die Haut und lächelte noch ein wenig tiefer, da Luc sie nicht wegzog.

"Ich habe lange nach euch gesucht." erzählte Luc leise, und musterte den Geflügelten nochmals. Er versuchte wieder, seine Gefühle mit einzubringen ... die Faszination, als er die Bilder und die Feder sah, und dann die fieberhafte Suche und das Glück, jetzt gefunden zu haben was er suchte, auch wenn man merkte, daß er es noch nicht ganz fassen konnte.

Als all das durch ihr Band floß, blickte Nele wieder auf und für einen Moment sah und fühlte man auch dessen Faszination, als er langsam verstand. Sie hatten hier so tief in der Erde kein solches Verständnis für die verstreichende Zeit, da es lediglich einen vagen Tag/Nacht-Rhytmus durch die Helligkeit der riesigen Kristalldruse gab, die an der Decke der riesigen Höhle hing und die Höhle erhellte ... doch der Geflügelte verstand, daß seit dem Erstgekommenen sehr viel Zeit verstrichen sein mußte, so viel, daß die Menschen der Oberwelt diese Legenden vergessen hatten. Doch etwas war noch immer gleich, und das sendete Nele dem Verletzten vor sich in zärtlichen Worten und Gedanken. **Wenn ein Mensch der Oberwelt der Gefährte eines Geflügelten oder Nachtjägers ist, so fühlt er die Sehnsucht, in den Norden zu wandern und herzukommen ... so wie wir es fühlen, wenn sie uns nahe sind. Die Nachtjäger sind oft in der Oberwelt und beobachten die Stämme und die riesigen Dörfer, die es nun gibt - und sie holen sich ihre Gefährten, während wir meist warten. Ich bin noch jung, deshalb konnte ich dich erst fühlen, als du schon über dem Gletscher warst, Lucius ... doch es war stark genug, daß ich dich retten und herbringen konnte.**

Jetzt ergab das Ganze langsam Sinn, auch wenn es total irre war, daß so etwas ging. Und es hieß, daß Elton vielleicht einen der Nachtjäger als Partner finden müsste. **Die Nachtjäger gibt es wirklich ? Ein Freund von mir ist fasziniert von ihnen, so wie ich es von euch war.**

Es dauerte einen Moment, bis Nele alles verstanden hatte, doch dann nickte er und lächelte noch ein wenig tiefer. **Ja, es gibt sie - sie leben unten in den Wäldern und jagen nachts, während wir tagsüber jagen. Wir haben nur wenig Kontakt zu ihnen ... doch manchmal passiert es, daß einer meines Volkes eine Verbindung mit einem Nachtjäger eingeht und dann zu ihm geht, um bei ihm zu bleiben.** Die letzten Gedanken waren einerseits froh, daß es diese Verbindungen gab, doch andererseits war es ein trauriger Gedanke, da sie ihre Flügel hergeben mußten.

Lucius verstand, es war traurig, daß sie dafür ihre Schwingen opfern mussten. **Ich verstehe.** Mehr sagte er nicht, langsam wurde er müde und sein Magen knurrte erneut auf. **Könnte ich etwas zu essen haben ?**

**Natürlich.** Nele schalt sich selbst einen Narren, daß er es vergessen hatte und neigte sich näher, um Lucius einen hauchzarten Kuß auf die Wange zu geben. **Ich bringe dir etwas zu essen ... ich bin gleich wieder da.** Mit den Gedanken löste er sich und lächelte noch einmal, ehe er aufstand und wieder nach draußen verschwand, um über die Treppenstufen aus Schachtelhalmstämmen zu einer der anderen Höhlen zu gehen.

Lucius blieb mit seinen Gedanken zurück und berührte kurz seinen Kopf, da der noch immer ein wenig brummte. "Oh Gott, das ... ich kann es noch immer nicht glauben." wisperte der Braunhaarige und strich sich schließlich durch die Haare. Diese Seelenverbindung war absolut rein, und ebenso rein war das Vertrauen des Geflügelten, die Hingabe und Liebe, die er schon jetzt für ihn empfand und die Luc noch nicht so recht erwidern konnte, weil alles so schnell ging.

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