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“Der Kristall der Jugend” 02
 

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Einige Tage später knurrte BlackBolt dunkel, als er zu dem jungen Fürsten trat, für den er in der letzten Schlacht gekämpft hatte.

"Zahlt mich aus, Fürst Lemir !! Ich warne euch ... der Letzte der dachte, daß er mich um meinen Sold prellen konnte, wurde von mir erschlagen und geröstet !!"

Es war immer wieder das Gleiche: Kaum, daß die Schlacht gewonnen war dachten die Fürsten immer, daß sie die Söldner unter den fadenscheinigsten Gründen um ihren Sold prellen oder sie zumindest nicht völlig ausbezahlen mußten. Am Schlimmsten war es, wenn eine Schlacht verloren wurde ... doch auch bei einer gewonnenen Schlacht war das Verhalten der Fürsten immer gleich.

Noch hielt der riesige, schwarzhaarige Barbar seine Berserkerwut zurück - doch man konnte schon an dem leichten Schimmern in seinen saphirblauen Augen erkennen, daß seine besondere Kraft der Blitze bald erwachte. Eine Macht, die einzigartig war ... und die auch den Krieger, der sie in sich trug, einzigartig machte.

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Flashback - einige Jahre nach dem Überfall auf den Wolfsclan ...

Da Niemand ein von den Göttern gezeichnetes Kind bei sich aufziehen wollte, übernahm der Schamane diese Aufgabe ... und da er keine Frau hatte und die anderen Frauen erst wieder zurückerobert werden mußten, gab er dem Säugling nicht nur die Milch der wenigen Kühe, die sie hatten, sondern auch sein Blut.

Er sah es als ein Zeichen der Götter, daß der Junge als Erstes von dem Blut seiner sterbenden Mutter kostete - und er wagte es nicht, sich gegen den Willen der Götter zu stellen. Doch es zeigte sich, daß dies Folgen trug ... der Junge, der von allen nur Steinkind genannt wurde, war wilder und aufbrausender als die anderen Kinder, wuchs schneller und war bald auch stärker als sie.

Die anderen Kinder verspotteten ihn, wann immer sie ihn sahen und mieden den grimmigen, schweigsamen Jungen - erst, als er älter wurde, vertiefte sich der Spott der älteren Jungen und sie reizten ihn, bis schließlich die tiefe Berserkerwut, die in ihm schlummerte, erwachte.

Doch sie war nicht so wie die Wut anderer Berserker ... denn die Macht der weißen, blauen und schwarzen Blitze war bei seiner Geburt in ihn gefahren und durch die wilde Magie, die in dem Steinkreis lebendig war, in ihm verankert. Eine Macht, die durch die Wut erwachte und sich in winzigen Blitzen zeigte, die in seinen Augen sichtbar waren - und sie waberten auch um seine Handflächen und wurden immer größer, bis er sie schließlich laut aufbrüllend auf die anderen Jungen schleuderte, die vor Angst schreiend Reißaus nahmen.

Noch jung und unerfahren, erwischten die dunklen Blitze nur einen Stein, der krachend zerbarst. Doch es war Grund genug, ihn aus dem Dorf zu verbannen und einen neuen Namen zu geben - und nur der Schamane durfte zu BlackBolt, als er in einer Höhle der Berge Zuflucht suchte.

Ihm blieb nichts außer der Einsamkeit und den gelegentlichen Besuchen des Schamanen - also lernte er, für sich selbst zu sorgen und zu jagen, stählte so seinen Körper und wuchs beständig, während er auch seine Macht immer wieder trainierte. Eine Macht, deren Namen er mit Stolz trug - denn seine schwarzen, mit weißem und blauem Rand versehenen Blitze wurden wie sein Körper immer stärker.

Als er schließlich mit fünfzehn Sommern den Stamm endgültig verließ, war er größer und stärker als die meisten ausgewachsenen Männer, und schloß sich einer Truppe Söldner an, damit er das Handwerk mit den Waffen lernen und sich ebenfalls als Söldner verdingen konnte.

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Der Fürst war nicht sehr angetan, und schnaubte kurz. Aber auch kannte er den Ruf dieses Söldners und wußte, daß jener seinen Worten auch Taten folgen ließ ... und so verzog er mißmutig das Gesicht, und gab dem schwarzhaarigen Riesen seinen Sold.

"Und nun geh, deine Dienste werden nicht mehr gebraucht."

"Als ob ich jemals wieder für dich Arschloch kämpfen würde ! Pah ... dein Vater war ein besserer Heerführer, selbst, als er noch so jung war wie du."

Mit den Worten packte BlackBolt den Sack mit den Silberstücken, der gerade in seine große Hand paßte und knurrte noch einmal, ehe er seine Macht wieder versiegen ließ und aus dem Zelt des Fürsten trat. Draußen erwartete ihn jedoch etwas unerwartetes: Nämlich ein Bote, der sichtbar erschöpft und vor Angst zitternd dastand, und ihm eine Pergamentrolle hinhielt.

"Was verdammt nochmal willst du von mir, Kleiner ?!"

Der Bote war in etwa zwei Köpfe kleiner, und nicht mal halb so breit wie der Söldner. Er hatte auch schon von dem Schwarzhaarigen gehört, und gehörigen Respekt vor ihm.

"Verzeiht, Herr ... mein Herr, der Hohepriester Drodar, möchte eure Dienste in Anspruch nehmen."

Der Bote war fast noch ein Kind, und versuchte sein Zittern in den Griff zu bekommen. Er hatte Angst vor diesem wild wirkenden Krieger. Als BlackBolt hörte, daß es hier um einen neuen Auftrag ging, verrauchte einiges seines Zorns und nickte, als er an dem Boten vorbeiging und die Rechte auf dessen schmale Schulter legte.

"Komm mit in mein Zelt - hier draußen sind mir zuviele Ohren."

Der Bote konnte gar nicht anders - er wurde ja schon mitgezogen, und setzte sich in dem Zelt an den Platz, den der Söldner ihm wies.

"Ich ... ich weiß nicht sehr viel, der Herr hat daher den Brief mitgeschickt."

Er nickte auf den Brief und sah sich scheu um. Hier war nicht viel, nur das, was auf ein Packpferd paßte.

In der Zwischenzeit stellte der große Söldner seine Kriegsaxt an die Seite und setzte sich auf sein Bett, öffnete den Behälter und holte die Pergamentrolle heraus, um sie zu lesen. Auch wenn man es ihm nicht ansah - BlackBolt hatte in der langen Zeit seines Lebens nicht nur in seiner Heimatsprache lesen und schreiben gelernt, sondern auch in den Sprachen in den Ländern, in denen er schon gewesen war, und die er auch sprach.

Als er fertig war, runzelte der Schwarzhaarige die Stirn und überlegte ... sicherlich war der Auftrag ungewöhnlich und mehr als nur gefährlich, doch der Lohn wäre ebenso ungewöhnlich und definitiv höher als das, was er in dieser Schlacht verdient hatte.

"Also gut, Kleiner - ich werde mit dir mitreiten, damit ich deinen Herrn sprechen kann. Aber erst Morgen, denn ich will noch eine Nacht hier schlafen und in Ruhe packen. Und du wirst dir ebenfalls etwas zu essen holen und schlafen - du brichst mir schon fast zusammen, und das kann ich nicht brauchen."

Der Junge nickte eifrig, denn er war wirklich erschöpft und froh, daß der Söldner es ihm gestattete.

"Ich werde dann bei meinem Pferd schlafen. Ich bin froh, daß ihr mit mir kommt."

Der junge Mann senkte kurz den Blick und ging dann hinaus, denn er wollte den Söldner nicht lange stören und holte sich bei der Lagerküche etwas zu essen, um danach bei seinem Pferd zu schlafen, das ebenso erschöpft war wie er selber.

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