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“Der Fluch des Schlangengottes” 09
 

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Bis Gabor kam, dauerte es eine geraume, aber nicht zu lange Zeit. Als die Tür aufging, blieb Gabor kurz stehen und ließ das Bild, das sich ihm bot, wie Öl die Kehle herabgleiten. "Teddy ! Schön, dich zu sehen ... und du hast dir endlich einen Kerl geangelt, ich habe ja immer gesagt, mit denen fährst du besser." Mit der Begrüßung verpasste er Theo einen tomatenroten Kopf und das Gefühl, vor Scham im Boden versinken zu müssen. "Du sollst mich doch nicht so nennen."

Scott hob eine Braue, als der schöne, maskuline Ungar Theo mit einem breiten Lächeln begrüßte und ihn so nannte – doch als dieser zu ihnen kam und den schlanken Blonden umarmen wollte, zogen sich seine Brauen tief in die Augen und er neigte sich vor, um seine Hände neben Theos Kopf auf den Sesselrücken zu legen. "Hi – ich bin Scott, aber ich denke, du kennst mich unter 'Cowboy' besser. Ihr zwei scheint euch sehr gut zu kennen ?"

Da brach wohl eine kleine Eifersucht durch. Gabor unterließ das Knuddeln und blieb vor ihnen stehen. "Nun, wir sind Schulfreunde und ja, ich kenne dich. Zum Einen als Grabräuber, denn Teddy schimpfte oft über dich, und zum Anderen als Kunde. Freut mich, dich nun persönlich kennenzulernen, nenn mich Gabor." Mit den Worten reichte er Scott die Hand und er hoffte das sie miteinander grün wurden. "Und keine Angst, ich nehme ihn dir nicht weg - ich bin froh, daß Teddy Jemanden gefunden hat, der so gut auf ihn aufpasst."

"Gut – und sorry, aber ich bin sehr besitzergreifend und manchmal brennen mir die Pferde auch dann durch, wenn es nicht nötig ist. Du hast halt einen ziemlichen Ruf - auch wenn ich immer gern in deinem Haus war, die Kerle hier sind erste Sahne." Als der gutaussehende Ungar sich für seine Zutraulichkeit entschuldigte, klangen die Beschützerinstinkte Scotts wieder ein wenig ab und er grinste entschuldigend, da es bestimmt merkwürdig ausgesehen hatte, daß er gleich so auf die Barrikaden ging.

Aber auch verständlich. "Ich kann dich verstehen. Teddy ist ja auch ein kleiner Süßer." Jetzt fasste Gabor doch mal an und verwuschelte Theos blonde Mähne, bevor er sich setzte und auch Scott einen Sessel anbot. Theo war noch damit beschäftigt die Dauerröte aus seinem Gesicht zu bekommen und richtete seine Haare. "Ihr seit also wirklich ein Paar ? Das freut mich wirklich." Gabor wollte das noch loswerden und gab dem Blonden so die Chance, sich zu beruhigen.

"Jep, ein Paar. Noch nicht allzu lange ... wir haben uns bei unserem letzten Coup zusammengerauft. Aber darum sind wir nicht hier – wir brauchen was und das wird Theo mit dir besprechen, weil ich in der Hinsicht eine totale Niete bin." Der junge Cowboy schämte sich nicht, das zuzugeben ... er war einfach gestrickt und grundehrlich, und solche Sachen überließ er lieber seinem Gefährten, da sie sich in dieser Hinsicht herrlich ergänzten.

"Hey, jeder hat Stärken und Schwächen, kein Grund, sich zu schämen." Gabor sah das nicht so eng, selbst er hatte einige Schwächen, die er jetzt aber nicht erläutern wollte. Er lächelte zu Scott, der sich gesetzt hatte und seinen Hut abnahm, und dann zu Theo, als dieser zu sprechen begann. "Wir haben ein Haus gekauft und brauchen einen Verwalter, solang wir in England sind und auch so, wenn wir weg sind. Ich erhoffte mir, daß du vielleicht Jemanden kennst ?" platzte Theo heraus, der nun wieder eine normale Gesichtsfarbe hatte. "Einen Verwalter ? Lass mich überlegen." Gabor lehnte sich zurück und dachte nach. "Einen meiner Gigolos vielleicht."

Das wiederum überraschte Scott sichtlich und er guckte einen Moment verblüfft, ehe er laut loslachte und sich kurz auf den Schenkel schlug. "Ein Gigolo ? Mal was anderes ! Aber wäre schön, wenn er die Kunden nicht in unserem Haus in Empfang nimmt, Okay ?" Cowboy war der Idee nicht abgeneigt ... er kannte einige der Gigolos, die hier arbeiteten, und sie waren allesamt nicht nur sehr reinlich, sondern auch ordentlich und hatten genug Grips, um sich durchzubeißen.

"Keine Sorge, die Kunden werden nur hier oder außerhalb empfangen." Gabor beruhigte Scott sogleich und merkte, daß auch Theo beruhigt war. "Es gibt natürlich noch ein Verwaltergehalt und die Möglichkeit, Angestellte zu bezahlen." warf der Blonde ein und der Ungar nickte, denn er hatte nichts anderes von Theo erwartet. "Ich bin jetzt nur am Überlegen, wen ich nehme. Es gibt so einige, vielleicht den Neuen ... mal sehen."

Das wiederum brachte Scott zum Denken und er runzelte kurz die Stirn, ehe er sich vorneigte und ebenfalls etwas sagte. "Äh ... wenns geht, nimm bitte keinen Neuen sondern einen deiner Kerle, die du kennst. Wir müssen uns blind auf ihn verlassen können – und er muß auch vertrauenswürdig und nicht so leicht zu schocken sein, wir sind zwar nicht oft da, aber oft genug. Und ich mag Schlangen ... vielleicht nehme ich auch einmal Cobras mit, er soll auf keinen Fall Angst vor Schlangen haben." Gerade das war sehr wichtig – auch wenn Scott nicht sagte, daß er es auch deshalb fragte, weil vielleicht irgendwann ihr Geheimnis entdeckt werden konnte.

"Schlangen ?" Gabor sah verblüfft zu Theo, denn er wusste genau, daß der Blonde immer wieder Panik vor diesen Tieren hatte. "DU bist mit einem zusammen, der Schlangen mag ? Okay, wo ist der echte Theo." Der Angesprochene glühte schon wieder und murmelte etwas vor sich hin, das nach "Schlangen, sind doch nicht so schlimm." klang und Gabor zum Lachen brachte. "Scott, du tust ihm wirklich gut." Scott erhielt einen Schulterschlag und dann lehnte sich der Ungar wieder nach hinten, um sich in den Sessel zu lümmeln. "Ich denke, ich hab da Jemand, der passt. Daisha wäre ideal." Der verstoßene, weißrussische Adelige wusste sicher, wie man ein Haus führte. "Ich lasse ihn kommen, dann könnt ihr euch ein Bild von ihm machen."

Doch Scott kannte ihn schon und grinste von einem Ohr zum Anderen, als er sich näherneigte und den Arm um Theo legte. "Daisha ? Der Goldschopf ist klasse, den werde ich so schnell nicht vergessen. Auch wenn mein Schatz inzwischen bessser im Bett ist, das kannst du mir glauben." Den Schulterschlag hatte der junge Cowboy ohne mit der Wimper zu zucken, weggesteckt – denn er war nicht nur ein wenig größer, sondern auch sichtbar stärker als Gabor.

Dieser hatte es ja auch nur freundschaftlich gemeint und grinste nun, als Theo fast ein wenig eifersüchtig kuckte und sich rasch wieder beruhigte. "Ich hole ihn schnell." Mit den Worten stand Gabor auf, ging zur Tür und brüllte ein "Daisha ! Komm doch mal bitte !" über den Flur. Der Russe hatte im Moment keinen Kunden und war in einem Zimmer auf dem selben Flur untergebracht. Es wurde Zeit, daß er etwas mehr Freiraum für sich bekam, denn Daisha konnte nicht ewig im Bordell wohnen.

Das leichte Eifern bemerkte Scott natürlich sofort und zog den Weißblonden entschuldigend an sich, seufzte leise und wisperte ihm ein "Sorry ... ich kenne ihn noch von früher, bevor wir ein Paar wurden ?" ins Ohr, da er nicht wollte, daß Theo dachte, er wäre noch immer an dem Russen interessiert. Dieser jedoch horchte in seinem Zimmer auf und legte die Bürste zur Seite, mit der er gerade seine taillenlangen Haare geglättet hatte, fluchte leise in Russisch, da sie sich trotzdem wieder wellten und seufzte schließlich, als er ein "Komme !" zurückbrüllte, einen schlichten, schwarzen Morgenmantel überzog und zu dem Besprechungszimmer Gabors ging. Er wohnte gerne hier und war schon gespannt, was Gabor von ihm wollte – alleine schon der Gedanke an den schönen Ungarn ließ ihn leise aufseufzen, doch dann fing er sich wieder und lächelte, als er in das Zimmer trat und zu Gabor kam, sich quer auf dessen Schoß setzte und ihn sacht auf die Wange küßte. "Ja ?"

Gabor erwiderte den Kuss und hielt den schlanken Russen etwas fester. "Das sind zwei Freunde von mir. Scott kennst du sicher, er war einer deiner Kunden. Die Beiden haben zusammengefunden und hier ein Haus gekauft, das aber verwaltet werden muss, solange sie in England zu tun haben. Ich dachte, du wärst ideal als Verwalter, du kannst dort wohnen, hast etwas Personal und kannst trotzdem deiner Arbeit nachgehen ... was hältst du davon ?"

"Was ...?" Für einen winzigen, fast nicht sichtbaren Moment blickte Daisha entsetzt zu dem Ungar auf – er hatte vieles erwartet, doch bestimmt nicht das. Sicherlich war es ein Vertrauensbeweis, daß Gabor bei der Vergabe dieser Stelle an ihn gedacht hatte ... und sicherlich war er dafür auch gut geeignet, da er es noch von seiner Familie her kannte. Doch es bedeutete, daß Daisha hier ausziehen mußte und es bedeutete auch, daß er Gabor nur noch selten sehen konnte, wenn er sich hier seine Kunden holte. All das kam Daisha innerhalb eines Herzschlages und so lächelte er ein wenig, auch wenn es längst nicht mehr so strahlend wie zuvor war. "Das kommt ein wenig überraschend, Gabor ... doch ich denke, ich bin noch am Meisten dafür geeignet, nicht wahr ?" Dann sah der hübsche Russe zu Theo und löste sich von Gabor, setzte sich neben den jungen Briten und hielt ihm höflich seine Hand hin. "Bitte verzeihen sie meine Manieren – es wäre mir eine Ehre, mich um ihr Haus zu kümmern. Ich heiße Daisha Rilijov und ich freue mich, sie kennenzulernen."

Was Gabor und Scott verborgen geblieben war, hatte Theo bemerkt. Daisha himmelte Gabor an, und zwar richtig. Er war sichtlich enttäuscht gewesen, daß Gabor ihn vorgeschlagen hatte und es tat Theo ein wenig leid. Aber weil Gabor sein Freund war, sagte er nichts ... denn er wusste genau, dass der Ungar sich ungern band. "Ich freue mich, sie kennenzulernen. Ich bin Theodor Sanford und es wäre schön, wenn sie annehmen. Gabor vertraut ihnen, und daher habe ich ein gutes Gefühl."

Und genau diese herzliche Begrüßung erleichterte es Daisha sehr, daß er sich für diese Stelle entschieden hatte. Theo schien zwar Brite, doch sehr herzlich und eher scheu zu sein ... und Scott kannte er und wußte, daß dieser unkompliziert und freundlich war. "Natürlich nehme ich an – ich weiß, worauf ich achten muß und sie können sich auf mich verlassen. Außerdem hat Gabor Recht, auf diese Weise habe ich ein wenig mehr Platz. Ich hoffe, es stört sie nicht, daß ich gerne lese und für meine Bücher einige Standregale in meinem Zimmer bräuchte ? Ich werde sie natürlich selbst bezahlen, ebenso wie alles andere, das ich brauche." Das wiederum rief jedoch Scott auf den Plan, er schüttelte sofort den Kopf und tickte ihm mit dem Knöchel gegen die Schläfe. "Blödsinn. Das gehört dazu, schließlich hältst du uns die Bude sauber, warm und trocken und kümmerst dich um den ganzen Kram, das ist Arbeit genug. Oder, Schatz ?"

"Ganz recht." erwiderte Theo und man sah ihm an, daß er sich über die Liebe zum Lesen freute, denn er selber war auch eine Leseratte. "Wie wäre es, wenn wir uns das Haus nochmal ansehen, dann kannst du dich damit vertraut machen. Kommst du auch mit, Gabor ?" Theo hoffte es und kuckte bittend. So bittend, daß Gabor dem nicht widerstehen konnte. "Klar, ich will doch wissen, was ihr Euch für ein Haus gekauft habt und wo Daisha jetzt wohnt. Wegen den Angestellten, ich werde welche aussuchen, die zuverlässig sind."

Der junge Russe nickte nur und stand auf, lächelte einen Moment zu Gabor, als der zusagte, und strich sich eine der langen, rotgoldenen Haarsträhnen nach hinten. "Ich beeile mich und ziehe mir etwas an, das dem Anlaß eher entspricht, Gabor ... währenddessen könnt ihr ja noch ein wenig plaudern, ihr habt euch gewiß noch einiges zu erzählen, Hm ?" Dann neigte sich Daisha näher und hauchte dem Ungar einen sanften Kuß auf die Lippen, ehe er sich wieder löste und zurück in sein Zimmer ging.

Theo sah ihm nach und Gabor lümmelte sich schon wieder in den Sessel. "Und ihr wollt nach England zurück ? Sag nicht, ihr versucht deinen Eltern klarzumachen, daß ihr ein Paar seid ?" Eine Antwort brauchte der Ungar nicht, denn Theo wurde schon wieder rot auf den Wangen. "Das versuchen wir." gestand er und seufzte, als Gabor anfing, zu lachen. "Viel Glück, ihr könnt es brauchen." Er kannte Theos Eltern. "Die haben doch bestimmt schon wieder ein Weib in petto, damit du Nachkommen zeugst und den dritten Theodor Sanford in die Familie bringst."

"Darauf kannst du wetten – aber denen werde ich was husten, wenn sie Theo auch nur schief ansehen. Weißt du ... eigentlich machen wir das absichtlich, damit sie ihn enterben und er die Sippschaft endlich los ist und seine Ruhe hat. Wir haben genug Geld, um abgesichert zu sein ... aber er soll einen Schlußstrich ziehen können, damit das nicht immer wie ein Damoklesschwert über ihm hängt." Allein schon der Gedanke an die Verwandten Theos genügte, daß Scott die Brauen tief in die Augen zog und leicht knurrte – doch dann riß er sich zusammen und strich sich die Haare nach hinten, setzte den Hut auf und zog seinen Liebsten kurz näher, um sich zu beruhigen.

"Teddy ... Mann oh Mann, du hast dich wirklich verändert. Wurde ja auch Zeit, daß du dich abnabelst, deine Sippe tut dir nicht gut." Gabor wirkte erleichtert, er mochte Theo wirklich gern und war unheimlich froh, daß der junge Adelige jetzt Jemanden hatte, der ihn liebte und sich ehrlich um ihn sorgte. "Grüß deinen Vater dann schön von mir." grinste der Ungar und zwinkerte frech mit einem Auge. Theo seufzte nur, das Ganze fiel ihm nicht so leicht, aber er wollte es durchziehen.

Als Gabor den Hellblonden wieder Teddy nannte, hob Scott nur eine Braue – es war immer wieder amüsant zu sehen, wie dieser errötete. "Keine Sorge – ich sorge für ihn und bin immer für ihn da. Nun sind wir eine Familie und brauchen diese Idioten nicht mehr. Und du ? Sieht so aus, als ob du dir hier was Großes aufgebaut hast, wo kommst du eigentlich her ? Und wie habt ihr zwei euch kennengelernt ? Bis der Goldschopf fertig ist, haben wir noch Zeit, da kannst du erzählen."

"Daisha wird wirklich noch ein wenig brauchen, er legt großen Wert auf sein Aussehen. Und wie wir uns kennenlernten ?" Gabor lachte leise auf. "Ich komme aus einer wohlhabenden, ungarischen Familie und studierte in England an der selben Universität wie Teddy. Kennengelernt haben wir uns im Duellierclub - er passte dorthin, wie ein Elefant nach Alaska." Theo seufzte leise, er erinnerte sich noch gut daran. "Ich kam mir auch so vor, ich mochte das Duellieren nicht, ich hab mich beim Fechten immer bewegt wie eine Holzpuppe. Das Schießen lag mir eher, zielen und abfeuern, obwohl nur auf Zielscheiben."

Scott lachte leise und schüttelte kurz den Kopf, ehe er Theo einfach aufnahm, quer auf seinen Schoß setzte und die Arme zärtlich um ihn legte. "Sorry, Schatz – aber sowas ist echt nichts für dich. Aber wir werden noch ein wenig mit deinem neuen Revolver üben, ja ? Wie gut warst du eigentlich, Gabor ? Wenn du willst, können wir uns ja ein wenig im Garten unseres Hauses vergnügen, da gibt es garantiert genug Ziele." Das Grinsen Cowboys wurde alleine schon bei dem Gedanken breiter – er liebte Herausforderungen und dieser Ungar schien eine für ihn zu sein.

"Er war der Beste." wisperte Theo und musste nicht mal hinsehen, um zu wissen, daß Gabor sehr breit grinste. "Ich werde noch ganz rot, aber es stimmt, ich habe anfangs sogar gegen die älteren Jahrgänge gewinnen können. Und ich nehme eine Herausforderung immer gern an." Somit nahm er das kleine Angebot von Scott an. Er blickte nun aber ungeduldig zur Tür, denn Daisha brauchte wirklich lange. Wahrscheinlich versuchte er immer noch, die Wellen aus seinen Haaren glattzubürsten.

Doch das war nicht der Grund, weshalb der hübsche Gigolo noch nicht zurückgekehrt war. Er stand neben der Türe zu dem Besprechungszimmer und hörte ihnen zu – er liebte es, Gabors Stimme zu hören und seufzte innerlich, denn nun würde er noch weniger Gelegenheit dazu haben. Fast schien es, als ob der Ungar ihn absichtlich wegschickte ... doch dann schalt sich Daisha einen Narren, denn Gabor sah seine Liebe gar nicht und zeigte mit dieser Empfehlung nur, daß er ein guter Geschäftsmann war. Also riß sich Daisha zusammen und lächelte, als er wieder in das Zimmer trat und galant den Kopf neigte. "Bitte verzeiht meine Verspätung – ich mußte erst passende Kleidung für diesen Anlaß suchen, schließlich wird man nicht oft zum Verwalter eines Anwesens und muß sich den prüfenden Blicken der Banker stellen."

So, wie Daisha aussah, wollte er nicht nur für den Banker gut aussehen, sondern vorwiegend für Gabor, der aber für die Versuche regelrecht blind war. Oder wollte er es nicht sehen ? Theo war in der Hinsicht etwas unsicher, denn so blind konnte man doch nicht sein. "Der Banker wird dahinschmelzen." murmelte Gabor und musterte seinen schönen Gigolo, der in der weißen Leinenhose, dem cremeweißen Hemd, der ebensofarbigen Jacke und der grünen Weste eine umwerfende Figur war. "Dann lasst uns gehen, ich muss in ein paar Stunden wieder hier sein, denn Heute habe auch ich einen Kunden." Es war selten, aber hin und wieder nahm Gabor auch noch Kunden an.

"Ja, ich weiß ... der junge Lord Nasby, nicht wahr ? Er hat Gestern davon gesprochen, als er hier war." Daisha wußte es nur zu genau – denn der junge Lord war bei ihm gewesen und hatte sich verwöhnen lassen, während er davon schwärmte, daß er heute Abend den Besitzer des Bordells bekommen würde. Der junge Blonde hatte Mühe, daß er diesen Kunden beim Blasen nicht einfach biß – doch er mußte sich zurückhalten, denn Kunde war Kunde, egal, wie eifersüchtig er auch auf ihn war. Und so sah man ihm auch jetzt nicht an, daß sein Innerstes sich vor Eifersucht und Sehnsucht verkrampfte ... Daishas Lächeln war so weich und schön wie immer und zeigte keinerlei Spur seines inneren Zwiespalts.

Davon bemerkte Gabor aber wie immer nichts. "Ja, genau. Er versucht es schon seit langem und ich habe mich nun doch breitschlagen lassen, mit einem entsprechenden Gehalt." Eigentlich war es eine Frechheit, wieviel er den Lord bezahlen ließ, aber er konnte es sich leisten und das wusste der Ungar nur zu gut, denn er ließ seine Kunden so bezahlen, wie es ihr Vermögen zuließ. "Lasst uns gehen." Gabor stand nun endlich auf und auch seine zwei Gäste erhoben sich, damit sie gehen konnten. "Ich bin wirklich auf das Haus gespannt - wenn es einen Garten hat, dann seid ihr bestimmt in dem Viertel, in dem ich auch wohne."

"Du wohnst da ?" Das war etwas, das Scott sichtlich verblüffte und er hob fragend eine Braue, als er zu Theo blickte. Daisha hingegen schluckte unbemerkt – wenn das stimmte, dann gäbe es vielleicht doch eine Chance, und die Aussicht, als Verwalter in dem Haus zu arbeiten, wurde immer freundlicher.

"Naja, ich weiß nicht genau, wo euer Haus ist, aber ich schätze, ich wohne in der selben Gegend. Da, wo euer Haus ist, hat jedes Haus einen Garten, oder ?" Gabor blickte zu Theo, der sacht nickte. "Ja, es ist recht viel Platz, und jedes Haus hat einen Garten. Auch wenn der noch ein wenig wild ist, weil sich länger Keiner darum gekümmert hat." Im Gehen berichtete der Blonde und erklärte schon mal, wie das Haus aussah. Gabor kannte es und grinste. "Dann wohnen wir als Nachbarn. Hast du das mit Absicht gemacht ?" raunte er Teddy schließlich ins Ohr und der schob ihn lachend weg. "Ach was, ich wusste doch nicht, wo du wohnst, ich besuchte dich doch immer in dem Bordell, weil du eh selten zu Hause bist."

Noch ehe Daisha etwas zu den Fragen sagen konnte, bemerkte er etwas, das er nicht erwartet hätte: Er sah, wie Scott schon bei dem kurzen Herneigen Gabors die Lippen von den Zähnen zurückzog und sich sichtlich schwer zurückhielt, den Ungarn nicht mit Gewalt von Theo wegzureißen. Eine Eigenart, die Daisha noch nie an dem sonst so umgänglichen Cowboy gesehen hatte ... gerade dessen praktisch nicht vorhandene Eifersucht hatte ihn zu einem seiner liebsten Kunden gemacht. Aber nun schien es, als ob Scott geradezu vor Eifersucht kochte und der Arm, den er schließlich um Theo legte und ihn eng an sich zog, untermauerte diese Entdeckung noch. Insgeheim schlug der junge Russe ein kleines Kreuzzeichen, daß er nicht an Theo interessiert war – denn das hätte die Zusammenarbeit nicht nur erschwert, sondern vielleicht gänzlich unmöglich gemacht. Doch Scott schien ihn nicht einmal annähernd als Bedrohung zu sehen und das ließ Daisha wieder aufatmen – bis er hörte, daß Gabor im Nachbarhaus wohnte. "Was ? Wir ... wohnen dann nebeneinander, Gabor ?"

"Wenn es wirklich das Haus ist, ja. Die Häuser liegen etwas außerhalb, daher sind sie nicht ganz so beliebt ... viele haben Angst vor wilden Tieren." Gabor erwähnte nicht, daß es ihn nun doch ein wenig erschreckt hatte, wie Scott reagierte. Er hatte nicht nachgedacht, als er mit Theo gefrotzelt hatte und daß es so eine Reaktion hervorrief, kam dann doch überraschender ... denn es war keine kleine Eifersucht gewesen, sondern eine ausgewachsene. "Ich denke, wir nehmen eine Kutsche - wir müssen ja noch ein ganzes Stück weiter dann." Er winkte eine Kutsche herbei und so mussten sie nicht laufen.

Inzwischen hatte Scott sich allerdings wieder beruhigt und lächelte sanft zu seinem Schatz, während sie warteten, daß die Kutsche bei ihnen hielt. Dann hob ihn der junge Cowboy sanft hinein und zögerte, ehe er auch Daisha half und dabei seinen Hut abnahm. Auch wenn er ein Amerikaner war – dies kannte er und hoffte, daß es ihm Daisha nicht übel nahm. Dieser schmunzelte jedoch nur und setzte sich gegenüber von Theo auf die Sitzbank und hoffte, daß Gabor sich zu ihm setzte, während Scott zu dem Ungar grinste. "Geh vor, Großer – die Cowboys immer zuletzt, Hm ?"

Gabor setzte sich natürlich neben Daisha, denn er wusste nicht, was Scott machte, wenn er sich doch neben Theo setzte. Irgendetwas stimmte nicht an den Beiden ... die Veränderung war extrem, aber woher sie kam, ahnte der Ungar nicht. "Später müsst ihr mir erzählen, wie ihr zusammengekommen seid. Teddy war nie sonderlich von dir begeistert, daher ist es für mich sehr erstaunlich." Besagter Teddy schmiegte sich an seinen Liebsten und genoss die fast romantische Kutschfahrt.

Und gerade jetzt zeigte Scott ohne es zu merken, daß er eine mehr als nur fürsorgliche Seite hatte. Er legte seinen Arm so um den Weißblonden, daß er sich bequem an ihn kuscheln konnte und lächelte sanft, ehe er ihm zärtlich über die Wange streichelte und ohne es zu bemerken, weich und fast nicht hörbar zu ihm grollte. Eine Geste, die Daisha ein wenig wehmütig lächeln ließ ... denn er wünschte sich so sehr, daß auch der Mann neben ihm so handeln würde, oder ihm zumindest ein wenig zeigte, daß er ihn mochte. "Ja ... das würde auch mich interessieren, ihr Beide seit so glücklich miteinander, daß ihr mich neugierig macht."

Gabor reagierte aber vollkommen anders, er lehnte sich an der Seite der Kutsche an, musterte das turtelnde Paar und schaffte so eine Lücke zwischen ihm und Daisha. "Nun, wir waren hinter dem selben her und trafen dann im Schlangentempel aufeinander, wo wir zwangsweise zusammenarbeiten mussten. Da hab ich gemerkt, daß er doch nicht so ein schlechter Kerl ist." Theo fing an, noch einige Details zu erzählen, verschwieg aber alles, das mit ihrer Wandlung und dem Ei zu tun hatte.

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