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“Der Fluch des Schlangengottes” 13
 

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Seit Gabor den Russen vertrieben hatte, waren knapp zwei Tage vergangen, und der Ungar wälzte sich jetzt gegen Mittag in seinem Bett herum. Noch immer fühlte er sich total beschissen wegen Daisha, aber er konnte sich einfach nicht überwinden, in einer Beziehung zu leben. Als Daisha am nächsten Abend nicht zur Arbeit erschienen war, hatte Gabor ihn irgendwie vermisst. Er musste mit ihm reden und erklären, warum er keine Beziehung eingehen konnte. Entschlossen sprang er aus dem Bett, zog sich an und ging rüber zum Haus von Theo und Scott, um dort mit Daisha zu sprechen. Dort angekommen, klopfte er und wartete ungeduldig, daß man ihm die Tür öffnete.

Leise vor sich hingrummelnd, ging der Hauptdiener zur Türe und öffnete sie, um den unangekündigten Gast zu begrüßen. "Sie wünschen, der Herr ? Die Herrschaften sind leider nicht zu sprechen." Insgeheim ärgerte sich Punjab, daß er dem Pförtner erlaubt hatte, ebenfalls mit ihnen Mittag zu essen – ab jetzt würde er entweder einen der Diener während dieser Zeit als Vertretung schicken, oder dem Pförtner das Essen bringen lassen, damit die Besucher nicht einfach so zum Haus durchspazieren konnten.

"Ich muss sie aber sprechen. Sagen sie ihnen, daß Gabor Kiraly da ist, sie kennen mich." Daß der Diener verärgert war, sah man ihm an, und es schickte sich nicht unbedingt.

"Das mag sein ... doch es ist mir trotzdem nicht möglich, es ihnen auszurichten. Die Herrschaften sind Gestern wieder abgereist und sagten, daß sie erst in einigen Monaten wieder hier wären und das Haus in ihrer Abwesenheit von uns verwaltet werden soll ... und Master Scott befahl mir ausdrücklich, einen Mann mit ihrem Aussehen und vor allem ihrem Namen nicht ins Haus zu lassen. Bitte entfernen sie sich von diesem Grundstück – sie sind hier nicht erwünscht. Ich entbiete ihnen noch einen guten Tag." Mit diesen Worten schlug der Hauptdiener die Türe vor der Nase des Gastes zu und seufzte leise – es war nicht seine Art, so schroff zu sein, doch er hatte gesehen, zu was dieser Cowboy fähig war und er würde den Teufel tun und ihn verärgern, indem er dem Befehl nicht gehorchte.

Gabor war schockiert von dem, was gerade passiert war, und starrte einen Moment auf die geschlossene Tür. Scott und Theo waren wieder weg, und scheinbar hatten sie Daisha mitgenommen, wenn das Haus nun von den Dienern verwaltet wurde. "Verdammt !" Scott war stinksauer auf ihn, das war klar, ansonsten hätte er dem Diener nicht diesen Befehl gegeben. Gabor ging wieder zurück zu seinem Haus und dachte derweil nach. Scheinbar waren sie auf dem Weg zu diesem Tempel, denn nach England hatten sie ja doch nicht zurück gewollt. Im Haus rief er seine Diener zusammen, sie sollten für eine Safari packen und sein Hauptdiener sollte die nächsten Wochen auf das Haus achten und auch im Bordell seiner Vertretung Bescheid geben. Wo der Tempel in etwa lag, wusste der Ungar und er würde sich umgehend auf den Weg dorthin machen. Zumindest zu dem Dorf, das einige Tagesreisen davon entfernt lag.

Im Haus, das Scott und Theo gehörte, atmete der Hauptdiener inzwischen sichtbar auf und hoffte, daß seine harschen Worte gewirkt hatten ... es war nicht seine Art, so mit Gästen umzuspringen, doch die Befehle waren eindeutig gewesen und zum Glück auch nur auf diesen Mann gerichtet.

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Währenddessen reisten Scott, Theo und Daisha gemütlich mit dem Zug zurück zu dem Dorf, das am Rande des Dschungels lag, in dem der Tempel war ... man sah dem jungen Russen an, wie er sehr es ihn erleichterte, nun ein neues Leben beginnen zu können und auch, daß er langsam darüber hinwegkam, daß er seiner großen Liebe entsagen mußte. Gerade die Aussicht, gebraucht zu werden, half ihm dabei sehr - und das wurde er, denn abgeschirmt in ihrer verschließbaren Kabine ließ es sich Theo nicht nehmen, ihm die Fotos von dem Ei zu zeigen und mehr als nur freudig von ihrem Sohn zu erzählen.

Und, wie er und Scott überlegt hatten, wie er aussehen könnte. Aber er erzählte auch, wie bei ihm die Schwangerschaft verlaufen war. "Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war es die schönste Zeit in meinem Leben. Und vielleicht machen wir das irgendwann wieder, aber erstmal warten wir, bis unser Küken groß ist." Theo nannte ihren Sohn immer Küken, denn sie hatten sich noch keinen Namen überlegt. "Ich freue mich schon darauf, ihm alles beizubringen."

Das brachte den großen Schwarzhaarigen wieder dazu, leise zu lachen und er zog Theo kurz an sich, um ihn heftig zu küssen. "Ich weiß – du bist völlig aus dem Häuschen wegen dem Kleinen und ich bin froh, wenn er da ist, damit er endlich einen Namen kriegt. Obwohl Küken ein süßer Spitzname ist, Hm ?" Dann lachte er wieder und grinste breit, ehe er die Füße auf den Sitz gegenüber hochlegte und überkreuzte, sich zurücklehnte und den Hut ins Gesicht zog. "Redet ruhig weiter, ich döse ein wenig."

"Ist gut, Schatz. Wir sind ja noch ein klein wenig unterwegs." Der Zug fuhr durch, und so mussten sie später nur auf die eine Haltestelle achten und nicht noch umständlich umsteigen. Dann wandte sich Theo wieder zu Daisha und lächelte. "Ich denke, wenn er geschlüpft ist, finden wir schon einen passenden Namen. Ich finde, man sollte erst dann wählen, damit es auch passt."

"Das finde ich auch, denn so könnt ihr einen Namen finden, der wirklich zu ihm paßt. Ein wenig beneide ich euch schon ... aber ich freue mich auch für euch Beide und auch auf den Kleinen, ich mag Kinder sehr. Und wir können ihn dann auch zu zweit unterrichten, was meinst du ?" Anders, als es vielleicht vielen Menschen gehen würde, freute sich Daisha darauf, sich wandeln zu lassen und dann ebenso für den Kleinen dazusein ... es wäre so anders als sein bisheriges Leben, und gerade das war es, das ihn so davon überzeugte.

"Das wäre schön ... ich freue mich schon so sehr und ich finde es schön, daß wir so gute Freunde geworden sind." Theo war ein wenig übermütig und umarmte den Russen. "Wir sind dann alle zusammen eine kleine Familie."

Und das war etwas, das Daisha sich schon immer gewünscht hatte. Auch wenn er Frauen nicht mochte und auch niemals eine ehelichen wollte – er liebte Kinder und es machte ihm auch nichts aus, hinter Theo die zweite Geige zu spielen, da er sich für die Beiden freute. Sie waren ihm in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen und bald würde er auch ein wirklicher Bruder für sie sein ... ein Naga, etwas, das er noch immer nicht ganz fassen konnte. Doch er freute sich auch darauf – denn damit würde er sein bisheriges Leben und das Leid darin wie eine Schlangenhaut abstreifen und vielleicht sein Glück finden können.

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In der Zwischenzeit stieg Gabor in den Zug, der ihn zu dem Dorf brachte. Er hatte Dinge für den Dschungel dabei und war alleine abgereist. Zwar hatten einige seiner Angestellten aus Sorge mitgewollt, aber Gabor wollte das alleine durchziehen. Er kam sich dumm vor, Daisha liebte ihn ganz ehrlich, es war nicht wie bei "Katarina ... oh Gott, ich bin so verkorkst wegen dieser Verlobung." murmelte Gabor und lehnte sich an. Die Tür von seinem Einzelabteil hatte er zugemacht, so konnte er in Ruhe nachdenken. Aber ihm kam nur in den Sinn, daß er eigentlich kein Recht auf Vergebung hatte.

Doch dann erklang ein Klopfen und der Kontrolleur öffnete mit einem gewohnt teilnahmslosen "Ihre Fahrkarte bitte – und nennen sie mir bitte auch das Ziel ihrer Reise." die Tür des Abteils. Beim Anblick des Mannes hob sich lediglich für einen Moment eine Braue – doch dann verging es, als er die Hand ausstreckte und wartete, daß der Fahrgast sie ihm gab.

Gabor tat dies auch gleich und kuckte selber ein wenig finster. Der Kontrolleur schaute genauso seltsam wie der Hausdiener von Scott und Theo. "Wo ich hin will, steht auf dem Ticket." murmelte er nur und wartete mal ab, was weiter passierte.

"Das mag sein – doch ich muß es trotzdem erfragen. Vor allem, wenn ein Fahrgast mit solch offensichtlicher Bewaffnung reist ... schließlich gibt es genug Strauchdiebe, die immer wieder die Züge überfallen." Der Schaffner lochte die Karte mit sichtbarem Mißfallen, schrieb in sein Fahrtenbuch den Namen und das Ziel Gabors und zeigte damit nur zu gut, daß er ein Brite war, ehe er sie wieder zurückgab. "Es ist untersagt, hier im Zug ihre Waffen zu ziehen – und ich hoffe, sie halten sich daran, mein Herr. Wir erreichen den Halt Arjap in etwa sechs Stunden ... wenn wir keine Verzögerungen haben." Dann drehte sich der Kontrolleur wieder um und schloß die Türe, um nun an dem nächsten Abteil zu klopfen.

Gabor streckte dem Mann die Zunge heraus, als die Tür zu war, und seufzte. "Brite eben." Sein Blick fiel dabei auf sein Gepäck, denn er hatte eine Machete und noch zwei Revolver samt Kugeln, die er im Urwald brauchen könnte. Daß er schief angeschaut wurde, war er eigentlich gewöhnt - er war ein schöner Mann und Ungar, scheinbar eine Mischung, die Blicke auf sich zog. Das störte ihn jetzt aber nicht weiter, er lehnte sich wieder an und döste ein wenig.

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"Neun Stunden statt sechs. Und das nur, weil so ein dummer Baum auf die Schienen gefallen ist ... verdammt !" Gabor fluchte, als er aus dem Zug stieg und seine Glieder reckte, weil die Fahrt sehr anstrengend wurde. Jetzt war er immerhin in dem Dorf, nun musste er nur noch den Weg zum Tempel finden. Aber vorher brauchte er einen Packesel für sein Gepäck. Wie es aussah, gab es gleich einen Händler am Bahnhof und zu dem ging Gabor jetzt. "Ich brauche einen Esel, und vielleicht kannst du mir sagen, wie ich zum Schlangentempel komme ?"

"Zum Schlangentempel ? Fremder, ihr seit nicht bei Sinnen. Einen Esel kann ich euch gerne verkaufen, doch sonst kann ich euch nicht helfen." Der Händler blickte ein wenig mißtrauisch zu diesem Mann – denn einerseits hatte er wie alle hier großen Respekt vor den Tempelruinen, aber andererseits kam ihm dieser Fremde nicht unbedingt geheuer vor. Er schien weder Abenteurer noch Forscher zu sein – und gerade das weckte seine Vorsicht noch ein wenig mehr, da er befürchtete, daß dieser Fremde ein Betrüger oder Sklavenhändler war.

Auch einer der Eindrücke, die die Menschen immer mal von ihm hatten. "Okay, dann verkauf mir einen guten Esel." Er zog etwas Geld hervor und gab dem Mann das verlangte Geld, nahm dann den Esel und packte sein Gepäck auf dessen Rücken, um dann das nächste Gästehaus aufzusuchen. Bevor er losging, musste er ausschlafen und Morgen fragte er dann nach Theo und nicht nach dem Tempel.

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Der Gesuchte war jedoch nicht weit von Gabor entfernt – denn Scott hatte für ihn, sich und Daisha ein Zimmer in dem einzigen Hotel genommen, das es in dem Dorf gab. Sie waren nicht in Eile und so war es auch nicht nötig, gleich in den Dschungel zu gehen – vor allem, da sie doch eine Menge Gepäck bei sich hatten und so plante Scott auch, ihnen am Morgen Pferde zu besorgen. Im Moment schliefen sie noch alle friedlich in dem großen Bett des Zimmers ... denn Cowboy wollte nicht, daß der junge Russe alleine in einem Zimmer war und sich seinem Liebeskummer hingab, da war es ihm schon lieber, wenn er beide Schlanke in seinen Armen hielt und über sie wachte. Als der Morgen schließlich graute lächelte er sie an und neigte sich schließlich über Theo, um ihn zärtlich zu küssen und dann ein liebevolles "Guten Morgen, Schatz ..." an dessen Lippen zu wispern.

"Morgen, Liebling." wisperte Theo zurück und räkelte sich kurz im Bett. Heute ging es endlich auf den Weg zum Tempel, und dementsprechend fröhlich war er, als er aufwachte. "Daisha, komm, aufwachen." Den Russen zu wecken war das Nächste, das er tat, und so rüttelte er ihn etwas unsanft wach.

Ein leises "Hm ? Was ?" murmelnd, brauchte Daisha erst einmal einen Moment, um sich zu orientieren – doch dann errötete er sacht, da er sich so nah an Scott herangekuschelt hatte und löste sich wieder ein wenig. "Einen guten Morgen – du bist so energiegeladen, Theo ... das ist die Vorfreude auf euren Jungen, nicht wahr ? Du strahlst über das ganze Gesicht." Scott lachte nur und nickte, ehe er sich aufrichtete und dabei die beiden Schlankeren, die noch immer in seinen Armen lagen, mit sich hochnahm. "Jep – garantiert. Aber jetzt wird fertiggemacht und gegessen ... ich habe einen Bärenhunger und wir müssen noch Pferde besorgen, damit wir das ganze Gepäck unterbringen können. Ich denke, das mache ich, während ihr schon ein paar Vorräte besorgt, denn es dauert einige Tage, bis wir am Tempel ankommen." Auch der Schwarzhaarige war mehr als nur energiegeladen – denn es zog ihn ebenso wie Theo zu ihrem Sohn, doch er liebte es auch, wieder auf ein Abenteuer zu gehen und genau das war die Rückreise zu Tempel, auch wenn sie den Weg schon kannten und nun Pferde hatten.

Und die brauchten sie diesmal auch, weil sie deutlich mehr Gepäck hatten als beim letzten Mal. "Wir haben so viel mit, daß wir uns schön einrichten können ... ach, ich freue mich schon so." Theo war wirklich voller Vorfreude und huschte zusammen mit Scott ins Bad. So konnte Daisha erstmal noch richtig wach werden.

Der Rotblonde sah ihnen schmunzelnd nach und schüttelte nur amüsiert den Kopf ... denn er konnte sich schon denken, was die Beiden nun machen würden und stand langsam auf, richtete schon einmal die Kleidung, die er nachher anziehen würde und richtete auch den Beiden ihre Kleidung, damit sie sich nur noch anziehen mußten, wenn sie wieder aus dem Bad kamen.

Im Bad passierte das, was Daisha sich denken konnte, ein wenig zügiger, und so hörte man nach einigen Minuten - in denen auch das Wasser der Dusche lief - die eindeutigen Laute aus dem Badezimmer kommen. Noch ein wenig später kamen die beiden Liebenden auch schon wieder aus dem Bad und Theo wirkte sichtlich ruhiger. "Bad ist frei."

Der junge Russe lachte leise und legte das Buch, in dem er geblättert hatte, wieder in die Truhe zurück, ging mit einem sanften "Eure Kleidung liegt auf dem Bett ..." an ihnen vorbei und verschwand nun selbst im Bad, um kurz zu duschen. Scott schüttelte nur lachend den Kopf und grinste, zog Theo noch einmal an sich und küßte ihn leidenschaftlich, ehe er ihn wieder hinstellte und sich leise pfeifend anzog. Auch wenn ihr Intermezzo im Bad nur sehr kurz geriet, es war wie immer herrlich gewesen und er wußte, daß sie sich völlig ausleben konnten, sobald sie im Tempel angekommen waren.

Und, daß Daisha sich auch sicher nicht daran stören dürfte, denn der hatte nichts dagegen und sah auch sicher gern mal zu. Und vielleicht konnte man ihn noch einbeziehen, mal sehen. Auch Theo zog sich an und packte danach noch die wenigen Sachen zusammen, die sie gebraucht hatten. So hatten sie alles zusammen und konnten es vor dem Frühstück schon hinabbringen.

"Laß dir ruhig noch ein wenig Zeit, Schatz – wir brauchen erst die Pferde, in der Zwischenzeit habe ich die Sachen lieber hier im Zimmer und in Sicherheit. Das hier ist zwar nur ein kleines Kaff, aber Langfinger gibt es überall. Gehen wir erst einmal in Ruhe frühstücken und lassen uns ein wenig Zeit, wir haben kein Wettrennen mehr, sondern kommen endlich nach Hause." Gerade dieser Gedanke sorgte dafür, daß Scott zwar erwartungsvoll, doch nicht ungeduldig war – und Daisha stimmte ihm mit einem leisen "Ich denke, er hat Recht ?" zu.

Da Beide auch wirklich Recht hatten, gab Theo sich geschlagen und nickte. "Tut mir leid, aber der Drang, zum Küken zu kommen, wird manchmal viel zu groß. Lasst uns essen und dann gehen wir los." Er packte sich die zwei und zog sie langsam zur Tür.

Doch er mußte Scott nicht lange ziehen, da dieser viel zu viel Hunger hatte, um noch lange zu trödeln. Denn auch wenn er nicht hetzen wollte, Hunger hatte er trotzdem. Unten im Speisesaal saßen auch noch einige andere Durchreisende, die etwas zu erledigen hatten oder in einen anderen Zug umsteigen mußten, und so fielen die drei eigentlich nicht sehr auf, als sie sich am Buffet bedienten und in Ruhe frühstückten.

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Gegen Mittag kam Gabor von seinem Zimmer herab und ging in den Speiseraum, um sich ein wenig Essen zu holen. Wenn er schon dort war, wollte er auch gleich einen der Diener fragen, ob er einen blonden Briten gesehen hatte. Unten im Speisesaal schnappte er sich auch gleich einen der Diener. "Hast du einen blonden Briten gesehen ? Silberne Augen, und er war mit einem weiteren Blonden und einem schwarzhaarigen Mann zusammen."

Der Diener zuckte unter dem schon fast stechenden Blick der violetten Augen des Ungarn zusammen und schluckte schwer, ehe er ein "Ja, Herr – sie hier waren, bitte Rezeption fragen." herausstammelte, das durch den starken Akzent fast nicht verständlich war. Dann neigte der Diener noch einmal respektvoll den Kopf und flüchtete schon fast in die Küche, hoffte, daß er keinen Ärger bekam und nahm das nächste Tablett, um es zu den Tischen zu bringen.

Da war Gabor aber schon bei der Rezeption und stellte dort die gleiche Frage erneut. "Es sind Bekannte von mir. Wann waren sie da ?" Nur das fügte er noch an, daß sie da waren, wusste er ja inzwischen, nur wann war die große Frage.

Der Mann an der Rezeption betrachtete den Mann vor sich ein wenig genauer und zögerte einen Moment, denn eigentlich war es nicht üblich, Informationen über Gäste preiszugeben. Doch da die in Frage kommenden Männer nicht mehr hier gastierten, konnte es ja eigentlich nicht schaden und so zuckte er nur mit den Schultern und widmete sich wieder dem Anmeldebuch, als er Gabor antwortete. "Die fraglichen Herrschaften haben unser kleines Hotel vor drei Stunden verlassen, mein Herr – doch ich weiß nicht, wohin sie gegangen sind, da dies nicht zu meinen Aufgaben gehört. Wenn sie noch etwas essen wollen, sollten sie das jetzt tun, mein Herr ... sie haben zwar auch für den Tag bezahlt, doch die Küche macht in einer halben Stunde zu."

"Wie ? Vor drei Stunden ?! Sie waren die letzte Nacht noch hier ?" Gabor konnte es nicht fassen und wirkte ein wenig bleich im Gesicht. Innerlich schimpfte er sich selber einen Idioten, weil er nicht schon gefragt hatte, als er das Zimmer nahm. Gestern Abend, dann müsste er ihnen jetzt nicht durch den Dschungel folgen.

"Ja, das waren sie, mein Herr. Wenn sie mich nun entschuldigen würden – ich habe noch zu tun." Mit diesen Worten beendete der Angestellte das Gespräch und lächelte, als ein neuer Kunde hereinkam und nach einem Zimmer fragte, da sein Zug nicht vor Morgen Abend gehen würde. Die Probleme dieses seltsamen Ausländers gingen ihn nichts an ... und er vergaß ihn schon wieder, denn nun kamen noch mehr Zugfahrgäste, die über Nacht bleiben würden, um ihren Anschlußzug zu bekommen.

Gabor war jetzt eh mit seinen Gedanken beschäftigt. Er ging allerdings wieder in den Speiseraum, es brachte ihm nichts, mit einem leeren Magen loszuziehen, und so bestellte er sich etwas zu essen und überdachte alles noch einmal, während er auf das Essen wartete und auch während er aß.

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