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”Eine zweite Chance” 03
 

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Ein wenig später wurden sie mit ihrem Kuchen fertig und Del nickte entspannt, als sie ihr Geschirr zusammenstellten und aufstanden. Die Zeit war nicht nur schnell, sondern auch angenehm und ruhig vergangen und der junge Künstler hatte ihr Gespräch sehr genossen ... und dabei gemerkt, daß sie in vielen Dingen gleiche Interessen hatten, auch wenn sich hin und wieder interessante Gegensätze oder andere Meinungen fanden. Doch anders als bei seinen bisherigen Bekanntschaften sorgte es nicht für Unruhe oder Streit, sondern machte alles interessanter - und Del hoffte, daß es weiterhin so blieb. Während er darüber nachdachte, kamen sie schon an der Theke an und er lächelte zu Cat, als er ihr das Tablett gab und für Tom Platz machte. "So gut wie immer, Cat - bitte richte meinen Dank und ein großes Kompliment aus, ja ?"

Cat brauchte nicht antworten, denn aus der Küche hörte man ein „Schon gut, solange es aufgegessen wird weiß ich, daß es schmeckt.“ Cat grinste sacht, denn ihr Vater konnte doch gut hören, was hier vorne so passierte. „Das gleiche sag ich auch für das Kuchen auffuttern, denn ich lernte von Mom, ihn so zu machen.“ Derweil war Tomas innerlich noch immer überrascht ... sie paßten wirklich gut zusammen bei ihren Interessen, und wenn sie verschiedene Meinungen hatten dann war auch einfach schön, daß sie da ruhig darüber diskutieren konnten. Er stand nun aber auch auf und kam zu Cat und Del an den Tresen, denn sie würden wohl gleich in das Shopping-Center gehen.

Der große Schwarzhaarige lachte leise, als er Cat hörte und nickte, ehe er sich verschwörerisch näherneigte und zu ihr sprach. "Deine Kuchen sind so gut, daß ich bald extra Trainingssessions einlegen muß, Cat - doch ich mag sie sehr." Dann drehte er sich wieder zu Tom um und lächelte aufmunternd zu ihm. "Gehen wir ? Ich bin ja gespannt, was mich so alles im Shopping-Center erwartet."

 „Nun, das wirst du sehen, und bis Morgen, Cat.“ Tomas lächelte und Cat grinste sacht. „Bis Morgen, Jungs.“ Sie winkte noch kurz und kümmerte sich dann um die anderen Kunden, die auch fast immer Dauerbesucher waren. „Wollen wir hinlaufen ? Es ist nicht so weit weg, und es ist ein Verdauungsspaziergang.“ fragte Tom, als sie draußen waren, denn das hatten sie noch nicht besprochen.

"Definitiv gehen - dann muß ich heute nicht mehr trainieren und wir haben ein wenig mehr Zeit, um zu reden. Bitte verzeih, aber ich rede gerne mit dir, Tom ... du plapperst nicht irgendwelchen Blödsinn und vor allem hältst du keine Dauerrede über deine Vorzüge, wie meine anderen Bekanntschaften. Ich mag das sehr an dir und ich hoffe, daß ich durch den Einkaufsbummel mehr über dich erfahre. Du weißt ja, daß ich damals nichts über dich erfahren durfte, deshalb bin ich nun so froh, daß wir reden können." Denn Del war neugierig, doch auf eine eher unaufdringliche Weise, da er nur zu gut wußte wie es war, wenn Jemand zu aufdringlich wurde. 

„Ich laufe auch gern und bin ganz froh, daß wir reden und uns da vertragen. Wir kannten ja nur das, was immer passiert war, und was wir erlebt und gesehen haben. Das Privatere werden wir jetzt erfahren und ich meinte ja, daß wir die Vergangenheit zum Großteil abschütteln können, das jetzt zählt mehr. Das Schicksal handelt, wie es will und handelt auch weiterhin so, daß man vielleicht gesund leben kann und trotzdem eine Krankheit bekommt. Es gibt so vieles.“ Gerade daran glaubte Tomas immer, denn das Schicksal konnte man wirklich nicht beeinflussen.

Del dachte eigentlich weniger so, doch er nickte schmunzelnd und steckte die Hände in die Hosentaschen, während sie die im Augenblick eher leerere Straße entlanggingen und redeten. "Nun - dann hat das Schicksal dafür gesorgt, daß ich jetzt wieder hier bin, mein Auto streikte und wir uns wiedersahen, und ich bin dankbar dafür. Erzählst du mir ein wenig von dir, Tom ? Ich weiß nur, was alle damals wußten ... und jetzt auch, daß du nach der Highschool in der Werkstatt gelernt und sie später übernommen hast."

Tomas ahnte schon, was Del wußte, und er nickte sacht. „Es gibt nicht wirklich viel über mich zu wissen ... außer, daß ich damals schon dafür stand, schwul zu sein.“ So war es wahrscheinlich - nur Cat wußte etwas mehr, denn schon damals hatte er oft etwas zu Essen bei dem Laden von Cats Mutter geholt, denn sie und seine Mutter waren zu ihrer Schulzeit schon beste Freundinnen gewesen. „Ich war ja immer gleich weg nach dem Unterricht, und hin und wieder fehlte ich einige Tage. Ich kümmerte mich immer um meine Mutter, und heute auch noch - obwohl sie heute wo gut aufgehoben ist, und nicht mehr zu Hause sein kann.“

"Ich kann mich dunkel daran erinnern - meine Mutter lästerte darüber, daß es nicht recht wäre, daß du dich um deine Mutter kümmerst, und sie in ein Heim gesteckt hätte werden sollen. Ich fand es schon damals unmöglich, wie diese dummen Zicken sich aufführten und bewunderte versteckt dein Engagement ... und ich bin mir sicher, daß du dafür gesorgt hast, daß es ihr gutgeht. Auch dir geht es gut, nicht wahr ? Seit ich hier bin, habe ich die Leute immer wieder im Cafe gut über dich und deine Werkstatt reden hören." Daß Del besonders darauf achtete, sagte er jedoch nicht und lächelte wieder, ehe er bei einem Buchladen innehielt und verwundert durch das Schaufenster auf den jungen Mann blickte, der an der Kasse kassierte. "Meine Güte ... ist das Marty ? Verdammt, hat er sich gemausert ... und endlich eine schöne Brille, Gottseidank."

Tomas lächelte, nickte und winkte dann durch das Fenster hinein, denn Marty hatte sie entdeckt und ebenso gewinkt. „Ja - er hat den toten Laden wieder aufgebaut, und läuft sehr gut. Er verkauft nicht nur Bücher, sondern auch ein paar Mangas und Comics, usw.“ Marty war einer der Streber gewesen, die oft die Hausaufgaben und Testlösungen für die Footballspieler machen mußten, damit sie nicht auch verprügelt wurden.

Auch Del hatte ihm gewunken und nickte zu Tom, während sie weitergingen. "Das ist wirklich großartig ... und ich freue mich, ich habe den Laden früher sehr geliebt und war oft hier. Zum Glück hat der alte Mr. Chey mich nie an meinen Vater verraten, wir haben oft über Bücher geredet." Es war eines der kleinen Geheimnisse gewesen, die sich Del damals leisten konnte, und er zuckte kurz mit den Schultern. "Ich habe schon lange nicht mehr daran gedacht, weißt du ? Als ich wegging, wollte ich den Mist hier einfach nur vergessen und neu anfangen ... dabei gab es auch schöne Seiten, die damals nur untergingen."

„Mr. Chey ist leider kurz, nachdem du weggingst gestorben, du weißt ja, wie alt er war ... und der Laden stand dann ein paar Jahre still. Marty hat ihn sich dann gekauft und er hat auch die alte Optik erhalten, denn es war immer gemütlich. Die ganze Gegend hier ist heimeliger als die reiche Gegend. Alles ist zu modernisiert worden, und paßt nicht zu unserer Stadt.“ Das fand Tomas, und er war hier einfach ganz zu Hause.

"Ja, ich weiß ... die Idioten des Country-Clubs haben schon immer gemeint, daß sie alles verändern und ihren Prunk und Protz zeigen müssen. Jetzt ist es noch schlimmer als vorher und ich bin froh, daß es noch immer diese schönen, alten Ladenzeilen gibt, und auch das kleine Einkaufszentrum. Kannst du glauben, daß ich da noch nie drin war ? Mein Vater verbot es mir und hat auch immer kontrolliert, daß ich da nie hinging. Ich bin schon gespannt, weißt du ?" Denn damals wohnten viel genug seiner Mannschaftskameraden in der Nähe oder auf dem Weg dorthin, und hätten ihn verpfiffen.

„Oha ... gut, dann freue ich mich jetzt noch mehr, mit dir hinzugehen. Dort sind auch viele kleine Läden, die dir gefallen werden: Eine Eisbude, ein Tattoo-Shop, ein Musikshop, und schicke Jeansklamotten in einem Second-Hand-Laden. Aber auch andere Läden mit Sachen, die einige selber entworfen haben, usw. ... also du kannst mit durchstöbern.“ Tom freute sich schon jetzt, denn er war eine längere Zeit nicht dagewesen.

"Das klingt großartig - und ich werde mich dort bestimmt umsehen. Vor allem die Künstlershops interessieren mich, da ich ja selbst Künstler bin ... bitte verzeih, ich bin einfach nur neugierig. Und der Tattoo-Shop, ist der gut ? Ich überlege schon lange, mir eines stechen zu lassen doch es ist schwer, einen guten Shop zu finden. Entweder mag ich den Tätowierer nicht, oder sie können mir nicht gut genug zeichnen - und das sieht dann beschissen aus, einer meiner Bekannten hatte so einen Fall. Zum Glück fand er einen Tätowierer, der es ihm änderte und verbesserte ... doch der hat aufgehört, sonst hätte ich schon lange mein Tattoo." Del war Feuer und Flamme, da dies genau die Dinge waren, die er gerne hatte ... und er hoffte, daß Tom das nicht nur deshalb gesagt hatte da er dachte, daß Del dies sehen wollte.

Tomas grinste nun sacht und schob seinen Shirtärmel hoch, wo man etwas auf seiner Haut sehen konnte. „Ich denke, der Tattooshop wird dir gefallen. Ich bin noch nicht fertig, es ist erst auf den Schultern und wird dann den Arm noch etwas heruntergehen. Und wenn du noch die Künster aus der Schule in Erinnerung hast - Cliff und Enrico sind die Ladenbesitzer, und sie sind auch ein Paar.“ Er zwinkerte nun und blieb stehen, denn er merkte, daß Del es genau ansehen wollen würde. „Cliff das Keltische, und Enrico ist genial in realen Tattoos ... und beide schaffen auch einen 3D-Effekt, wenn man es will.“

Als Tom stehenblieb und den Ärmel hochhielt, zögerte der Schwarzhaarige noch - doch dann riß er sich zusammen und hob die Hände, um das wunderschöne, an keltische Motive erinnernde Tattoo nachzufahren. Daß er dabei auch die raue Haut über den durch harte Arbeit und das Boxen ausgebildeten Armmuskeln genoß, sah man ihm hoffentlich nicht zu deutlich an - doch er konnte sich zurückhalten und lächelte nur, ehe er die Hände wieder wegnahm. "Die beiden sind ein Paar ? Herrlich ... sie haben schon immer gut zusammengepaßt und waren gute Freunde in der Highschool, ich freue mich für sie. Und ehrlich ? Wenn sie auch nur halb so gut tätowieren wie sie damals skizzierten und sprayten, dann sind sie so gut, wie ich es hier bei dir sehe."

„Ja, ein Paar, und wirklich großartig bei ihrer Arbeit. Sie haben sogar schon einige Preise, weil sie bei Messen waren und ich denke, da bist du mehr als nur gut aufgehoben.“ Daß Del ihn eher sanft berührte, hatte er nicht erwartet. Er wußte nun, daß Del nicht so grob war wie er früher sein mußte, und er lächelte nun wieder. „Dann laß uns mal hin, und du kannst auch bei den beiden stöbern ... und sie gehen auch in den Club, wo ich hin und wieder bin. Es ist ein Mixclub, aber jeder kommt klar, daß Männer und Männer, Frauen und Frauen und Mann und Frau da sind. Wer es nicht akzeptiert, fliegt da schneller raus, als er kucken kann.“

"Hmmm ... Club klingt sehr gut, aber ich brauche vorher noch ein paar Klamotten, die dazu passen. Du kennst dich aus, wohin gehen wir zuerst ?" Gerade das überließ Del lieber dem Mechaniker, denn dieser kannte sich viel besser aus. "Und dir spendiere ich auch etwas Schönes - und keine Widerrede, dafür machst du mir ja den Fremdenführer und bist mein Date." Auch wenn er es eher neckend sagte, meinte Del es ernst ... denn er wollte Tom etwas Gutes tun und hoffte, daß dieser sein Geschenk annahm und es ihm auch nicht übelnahm, daß er es ein Date nannte.

„Darüber reden wir, wenn wir im Laden sind ... also das mit dem Spendieren. Das mit dem Date, da sag ich im Moment nicht Nein.“ Er lächelte warm und rückte bewußt etwas näher an Del heran. „Sag mir, was du gern in der Disco oder einem Club trägst, dann kann ich gleich einen passenden Laden aussuchen. Mit den langen Haaren denke ich, du magst interessante Sachen.“

Daß Tom so offen war und auch etwas näherkam, ließ den jungen Künstler wieder lächeln und bei der Frage mußte er leise schmunzeln, ehe er ihm antwortete. "Um ehrlich zu sein - es kommt drauf an. Ich liebe schwarze Klamotten für die Clubs oder die Disco, aber ich zeige auch gern Haut. Wichtig ist mir nur, daß es sich gut anfühlt ... Stoff, Jeans oder weiches Leder. Ein Bekannter meinte, mich mit Lack ausstaffieren zu müssen - das war einfach nur grauenhaft, ich habe mich schon nach der ersten Anprobe schlicht geweigert." Alleine schon der Gedanke ließ Del kurz schaudern, doch dann fing er sich wieder und zuckte kurz mit den breiten Schultern. "Ein wenig dunkles Blau oder Lila geht auch, solange es nicht zuviel ist und gut aussieht - meinetwegen auch etwas Weiß oder Hellblau, das kommt im Schwarzlicht sehr gut. Aber bitte keine Ketten oder so etwas, das ist nicht meine Richtung und steht mir auch nicht. Und ja, ich weiß ... es ist völlig anders als das Bild, das ich damals abgeben mußte, doch das war nicht ich."

„Hmmm ... ich denke, dann ist der Second-Hand das Beste. Glaub mir - es ist ein großer Laden und kauft auch immer wieder Neues oder steigert mit, wenn diese großen Lagerboxen, wo Leute alles Mögliche zwischenlagern können, versteigert werden. Woanders ist auch noch ein Trödelladen, aber der ist weiter abseits.“ Gerade da stöberte Tom gern herum. „Und die Kleidung, die er da findet ist teils sogar von Filmen oder dem Theater ... aber das ist in einer besonderen Ecke, und dürfte einiges mehr kosten.“

Das ließ Del leise lachen und er neigte sich näher, um seine Schulter kurz an die Toms zu stubsen. "Du stöberst und wühlst gerne, hm ? Wenn du wühlen willst, habe ich nichts dagegen ... und ich würde dir sehr gerne dabei zusehen, wenn du etwas anprobierst. Also wenn ich darf ?"

Tomas bemerkte das Flirten natürlich und er ging gern darauf ein, wenn Del hatte sich wirklich verändert hatte und war, so wie er wirklich war und nicht so, wie er früher sein mußte. „Nun, dann andersherum aber auch ... und ich denke, bei dem Laden werden wir ne ganze Weile stöbern.“ Sie kamen nun beim Center an und Tom öffnete Del die Tür. „Dann mal hinein.“

"Ich danke dir - und ja, ich denke, wir werden hier gut Zeit verbringen." Denn Del sah schon jetzt, daß er hier gerne stöbern wollte und lachte leise, als er dem jungen Mechaniker folgte.

 

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Gut zwei Stunden später schmunzelte Del, als er vor dem Second-Hand-Laden auf Tom wartete und ihm dann dessen Tüte in die Hand drückte. "Ich sagte doch, ich lade dich ein ... also freu dich und sage einfach Danke, zieh es an und laß mich den Anblick später in der Disco genießen."

Tomas seufzte leise und nickte, als er nun doch nachgab und es zuließ, daß er etwas geschenkt bekam. „Also gut, und ich werde es auf jeden Fall anziehen. Denn du wirst sicher das Schicke anziehen, was du dir ausgesucht hast.“ Da war er sich sicher, denn Del hatte sich in diese Klamotten fast schon verliebt. „Und du wirst sicher so auch noch von beiden Seiten angeflirtet ... aber jetzt, magst du noch kucken wegen Tattoos ?“

"Mehr als nur gerne - und mache dir wegen dem Flirten keine Gedanken. Der Einzige, der mich interessiert bist du, Tom ... und das sage ich nicht, um dir zu schmeicheln, sondern weil ich es so meine." Denn Dell war keiner, der bei einem Date den Partner wechselte und vor allem hoffte er, daß er mit Tom vielleicht eine schöne Nacht verbringen konnte. "Und ja ... ich werde die Klamotten defintiv anziehen, sie gefallen mir sehr." Die Hose war schwarz und aus bequemem Stoff, der sich gut um seinen muskulösen Hintern und auch die kräftigen Beine schmiegte, ohne zu eng zu sein ... das Oberteil glich einem schwarzen, ärmellosen Hemd aus ebenfalls feinem, weichem Stoff und dazu hatte er eine weiße Krawatte genommen, die das weiß der Kanten von Hemd und Hose aufgriff. Es war edel und trotzdem frisch, zeigte Haut und war bequem genug, um gut tanzen zu können. "Ich bin sehr gespannt auf den Tattoo-Shop ... ganz ehrlich, vielleicht finde ich ja was."

„Du mußt da nichts finden ... du kannst sagen, was du haben willst und je nachdem, ob real oder Muster usw., können die zwei es dir zeichnen. Ganz so, wie du es haben willst. Und Muster sowohl flach wirkend, oder als wie wenn es 3D ist ... oder zum Beispiel, als wäre es in dir, und zeigt sich durch deine Haut. Selbst da hat es eine perfekte Optik und was das angeht, sind beide extrem talentiert.“ Tom hatte auch die nächsten Tage einen Termin, damit sein Tattoo bald fertig werden würde. „Aber nicht heute starten - sonst geht kein Club und wer weiß, was danach noch ist, hm ?“ Sein Blick war ein Lächeln und man sah, daß er auch mehr Zeit danach mit ihm verbringen würde.

Die sachte Andeutung ließ Del ebenfalls lächeln, da er genau darauf gehofft hatte. "Natürlich heute noch nicht stechen - aber ich werde mich definitiv informieren. Und ja, wer weiß ... die Nacht ist jung, und da Morgen Sonntag ist, habe ich keine Termine und ich denke, du wirst auch nicht arbeiten, hm ?" Zumindest hoffte es Del, denn so hätten sie mehr Zeit, falls sie wirklich im Bett landen würden. Doch er wäre nicht böse, wenn sie sich nur amüsieren und reden würden ... denn Del genoß die Nähe mit Tom sehr.

„Nur, wenn ein Autonotfall da ist und ich angerufen werde.“ So arbeitete er am Wochenende, und meist wurde er auch nicht oft angerufen. Nebenher ging er weiter ins Center hinein, und dort war der Tattoo-Shop seiner Freunde. „Nun rein in das Vergnügen und glaub mir, sie lieben ihre Arbeit.“

"Das kann ich sehen." Als sie ankamen und eintraten, weiteten sich die Augen Dels - denn vorne im Empfangsraum hingen schon erste Bilder und Skizzen, und er war von den schönen Zeichnungen überwältigt. Gerade da er selbst Künstler war, sah er das Talent hinter den Bildern und lächelte, ehe er wieder abgelenkt wurde, als der Vorhang sich bewegte und einer der beiden Männer heraustrat.

Es war Enrico und der grinste sacht, als er Tomas sah. „Hey, Tom. Wie ich sehe, bringst du einen neuen Kunden ... hi, Mortimer.“ Er erkannte ihn gleich und Tomas grinste sacht. „Del nennen, sein alter Name ist nicht mehr aktiv, sozusagen.“ Enrico verstand und lächelte sonnig. „Okidoki, und Cliff ist gerade beschäftigt ... aber ich denke, erstmal horchen, was du magst.“ Er war sehr offen, und fröhlich wie immer. Er selbst war auch ein wenig tätowiert und ein Mandala trug er sogar hinter dem Ohr, in dem er auch ein Pircing hatte.

Die sonnige Art ließ Del leise schmunzeln und er schüttelte ihm kurz die Hand. "Danke ... meinen alten Namen hasse ich und seit ich in SanFran wohne, habe ich mich umbenannt. Del für Freunde, und ausgesprochen dann wenn ich verkaufe. Und was ich mag - klingt vielleicht blöd, aber ich möchte etwas weicheres ... hast du auch Ordner mit Vorlagen für Mädchen ? Ich interessiere mich für Federn. Aber nicht die Klassischen sondern etwas moderner und eher farbig ... und Blumen, aber nicht den üblichen Quatsch, sondern etwas einfaches und schlichtes. Und vielleicht in schwarz-/blau-/lila-Tönen ..."

„Nun, dann passe ich denke ich, und Moment.“ Enrico holte den Ordner und öffnete mit einem Griff etwas, das passen könnte. „Wir haben nur Fotos von dem, was wir gemacht haben. Natürlich kannst du erstmal kucken ... aber Cliff und ich kopieren so gut wie nie. Einfach sagen, was dir gefällt, und wir machen ne Skizze.“ Sie waren da etwas anders und die besten Tätowierer, die sich als Künstler sahen, machten es meist auch so. Tom lächelte nur und setzte sich auf das bequeme Sofa. „Tobt euch aus.“ Mehr sagte er da nicht, und Enrico schob Del auch zu den Sofas. „Setzen und kucken, ich hole einen Skizzenblock.“

Del lachte nur leise und nickte, nahm den Ordner und setzte sich zu Tom, um den Ordner auf ihre beiden Beine zu öffnen und sich leicht an ihn zu lehnen. "So voller Energie wie früher ... und sie sind wirklich gut, verdammt gut." Während er sprach, blätterte Del weiter und merkte mit einem Finger ein Bild ein, bei dem man einen schwarzen Schmetterling auf buntem, aquarellartigen Grund sah ... denn ihm gefiel die Art des Verlaufs sehr, doch er war eigentlich auf der Suche nach einem anderen Motiv. Als er bei den Federn ankam, wurde er neugierig - und nach einigen Bildern grinste er und zeigte kurz darauf, ehe er leise zu Tom wisperte. "Was hältst du von der Feder ? Ich mag das angedeutet Fiedrige mit den deutlichen, aber nur kleinen Mandalamustern darin ... und von hier vorne die Aquarelltechnik, nur nicht bunt sondern im Verlauf dunkelblau, lila, leichtes rosa, weiß, bis zu türkis an der Spitze. Und leicht gebogen, so daß sie meinem Brustmuskel an der Außenkante folgt ..."

Tomas betrachtete sie und lächelte. „Ich denke, das steht dir ganz bestimmt und ich denke, daß Enrico es lieben wird, sie dir in Aquarell zu machen.“ Tomas konnte es sich ein wenig vorstellen, und Enrico kam nun und ließ sich auf dem Sessel gegenüber gemütlich nieder. „Hab ich gerade Aquarell gehört ?“ Seine Augen funkelten und er war gespannt, was Del gern an Mustern hätte.

"Jep, Aquarell - und zwar an dieser Feder, und ich mag sie so gebogen, daß sie meinem herzseitigen Brustmuskel an der Außenseite folgt. Und der Aquarellverlauf an der Kielspitze in saphirblau, dann ins lila gehend, zu rosa, bis fast durchsichtig und an der Spitze der Feder dann in Türkis auslaufend. Und an dem anderen Brustmuskel möchte ich gerne diese einfache Anemone, und die Blüten auch ganz innen saphirblau, dann ins lila und bis ins rosa/durchsichtig auslaufend, und auch so, daß es der Außenkante des Brustmuskels folgt. Geht das ? Ich weiß, daß es sehr ungewöhnlich für einen Mann ist, aber mir gefällt es sehr." Normalerweise ließen sich Männer viel maskulinere Bilder stechen - doch Del liebte Federn sehr und verwendete sie oft in seinen Skulpturen, so wie auch filigrane Blumen. "Und es paßt gut ... ich verwende oft Federn oder Blumen in meinen Skulpturen." Als er das sagte, errötete der Schwarzhaarige ein wenig, da er sonst nicht darüber redete ... doch ihm gegenüber saß ebenfalls ein Künstler, und so war es ihm herausgerutscht.  

Enrico lächelte warm, und dann kam ihm etwas in den Kopf. „Dann bist du Delabre ? Wegen Del, und wegen deinen Vorlieben.“ Er kannte einiges an Kunst und auch einiges anderes als zeichnen, er mochte auch Statuen sehr gerne, denn sie waren ja absolutes 3D. Er war nun aber mit der Skizze fertig und hatte nebenher auch die Buntstifte genutzt, um die Farben daraufzuhauchen. „So wäre sie dann, aber die Farben werden natürlich beim Tattoo Aquarell werden. Das hier ist, daß ich die Farben schon aus der Vorgabe habe.“

Als ihn Enrico erkannte, nickte Del und seufzte leise ... doch er sah, daß der junge Tätowierer nur interessiert war und lächelte verlegen. "Ja, ich bin Delabre, aber ich mag es lieber, wenn man es abkürzt. Und die Feder sieht absolut klasse aus - so möchte ich sie haben. Bei der Anemone, kannst du da nur einige lange Stiele und nur einige einfache Blüten nehmen, und so gut wie keine Blätter ? So kannst du die Rundung gut hinkriegen, und es ist nicht überladen." Die Feder gefiel dem Schwarzhaarigen sehr ... denn sie sah so aus, wie er sie sich vorgestellt hatte, und schon jetzt wirkten die Farben wunderbar. "Ich werde so oder so noch die nächsten Wochen hierbleiben müssen, ehe alles verkauft ist ... hast denn noch einen Termin für mich frei ? Wenn nicht, kann ich auch später wieder herkommen, das wäre kein Problem."

„Ich denke, daß in nächster Zeit was frei ist.“ Enrico hatte noch guten Platz, denn sie nahmen nicht jeden Kunden, nur um Geld zu verdienen. „Weißt du - wir haben immer etwas Zeit, weil wir nicht jeden Kunden nehmen, der so ein spontanes Tattoo haben will ... oder auch keinen, der betrunken ist.“ Während er sprach, skizzierte Enrico die Anemone, die Del haben wollte und es dauerte auch nicht lange, bis er die Skizze umdrehte. Er hatte aber auch schon von Anfang an etwas bemerkt, und lächelte innerlich. Del hatte wirklich deutlich Interesse an Tomas - und der war auch wirklich entspannt und so, wie man ihn nicht so oft sah. Scheinbar hatte er auch deutliches Interesse an Del.

Der Schwarzhaarige nahm den Skizzenblock an und nickte, als er kurz mit der Fingerspitze über die einfachen Blüten des Motivs strich. "Perfekt. Es wäre lieb, wenn du mich einplanen könntest - und mir den ersten Termin sagst, damit ich ihn einplanen kann. Und sagst du mir noch, was es kostet ? Nur, damit ich auch das planen kann, Enrico." Del hoffte, daß dieser ihm nicht böse war, daß er gleich nachfragte ... denn er hatte nicht mehr viel Bargeld dabei, und würde es dann für ihn abheben, sobald er den ersten Termin hatte.

„Nun, angemessen die Preise. Nach Größe und Arbeit eben, was die abschreckt die denken, Hauptsache billig. Deine dann um die eintausendfünfhundert herum, wegen der Größe und der Zeit, die es dauern wird.“ Enrico stand auf und nahm die Skizzen mit sich zum Tresen, wo auch der Terminkalender lag. Dort blätterte er kurz durch und hatte dann ein paar Tage, die genug Zeit hatten. „In zwei Tagen gegen 9 Uhr vormittags ? Es wird bis 4 Stunden in etwa dauern, und dann machen wir einen Termin für das Zweite, okay ?“

"Der Termin ist kein Problem, da habe ich Zeit. Und ganz ehrlich, nur tausendfünfhundert ? Das ist fast geschenkt, vor allem weil die Bilder so schön sind." In der Stadt hätte er mindestens das Doppelte zahlen müssen und so beschloß er, daß er etwas für das Shop fertigen würde. "Ich freue mich schon, Enrico - endlich habe ich Motive gefunden, die mir gefallen und ich bin schon gespannt, wie es an mir aussieht." Del freute sich wirklich und stand auf, kam zum Tresen und nahm die Visitenkarte mit dem Termin entgegen, ehe er Enrico kurz die Hand schüttelte. "Danke."

„Gern und der Preis, wir passen sie schon etwas an die Personen an.“ Enrico trug noch Del bei dem Termin ein und verabschiedete sie, denn ein Terminkunde kam herein. „Dann bis Übermorgen.“ Tomas lächelte und winkte. „Dann bis Übermorgen.“ Denn er hatte da den Termin bei Cliff und so war es wohl Enrico, der sie zusammengelegt  hatte.

Als sie rausgingen, hob Del eine Braue und grinste kurz. "Du hast da auch deinen Termin ? Das trifft sich ja großartig ... dann können wir zusammen hinfahren, wenn es dir recht ist ? Und wie machen wir das heute Abend ... holst du mich am Hotel ab ?" Es war ein sachter Vorschlag, denn es wäre unklug, zwei Autos zu nehmen, wenn man auch mit einem Auto fahren konnte.

„Das hatte ich eh vor, da warst du schneller als ich.“ Tomas grinste sacht und er freute sich jetzt darauf, daß sie beide noch ein Stück Weg zu den beiden Wagen zurücklaufen mußten.

 

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