Balken01a


“In the arms of an angel” 01
 

backset3line

Leise seufzend, blickte Teru auf den kleinen Zettel in seiner Hand, dann sah er auf zum Rosewood-Building und seufzte erneut. Hier musste es also sein. Eigentlich hatte er etwas Anderes und weniger Nobles erwartet, doch egal. Er zuckte mit den Schultern und betrat das Gebäude. Alles hier war super gepflegt und glänzte regelrecht. Im Aufzug waren Spiegel und er passte zum allgemeinen Stil des Gebäudes. Auf dem Weg hinauf seufzte er erneut. Sein Meister hatte ihn hergeschickt, weil er zu alt geworden war, ihn weiter auszubilden. Siebzig war ein rüstiges Alter für einen Killer, der schon so viel mitgemacht hatte, es war kein Wunder, daß ihm die Knochen wehtaten. Er hatte ihn hergeschickt, um von dem Killer, den man ‚Angel' nannte, weiter ausgebildet zu werden. Teru grinste leicht. Es war ja schon ziemlich fies, was sein Meister hier abzog. Der Alte hatte noch was gut bei Angel und das würde er jetzt wohl einfordern. "Auf das Gesicht bin ich gespannt." murmelnd, verließ Teru den Aufzug und folgte dem breiten Flur zu der Wohnungstür. Bevor er klingelte, zog er einen anderen Zettel aus seiner Anzugtasche, dann drückte er auf das Knöpfchen und wartete, daß die Tür aufging.

Mit einem dunklen Knurren hielt der Weißblonde inne mit den Liegestützen und stand auf - es war mehr als nur ungewöhnlich, daß Jemand bis nach oben kam, ohne unten aufgehalten worden zu sein und Damien nahm sich vor, ein kurzes, doch mehr als nur deutliches Wort mit dem Wachmann unten zu reden. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, den Schweiß von seinem Körper zu wischen, ging der Killer zur Haustüre und nahm seine Halbautomatik von dem Board neben der Türe, das durch einen kleinen Vorsprung der Wand gut getarnt war und sah auf den jungen Mann, der in dem kleinen Monitor neben seiner Türe sichtbar war. Unverkennbar ein Asiate, trotz der saphirblauen Augen - nicht nur das Gesicht verriet ihn, sondern auch der unverkennbare Aufzug, der ihn als ein Yakuza kennzeichnete. Mit einem weiteren Knurren drückte Damien auf den Knopf neben dem Monitor und entriegelte so seine Türe - öffnete sie und hielt ihm den Lauf der Pistole direkt an die Halsschlagader, während er den ein wenig größeren Fremden mit tief in seine Augen gezogenen Brauen betrachtete. "Du solltest dir einen wirklich guten Grund überlegen, um mich davon zu überzeugen, dich nicht sofort zu töten, Kleiner. Also - was willst du ?" Die Stimme des Weißblonden war so kalt wie Eis - er mochte es nicht, gestört zu werden, und nochdazu ohne einen ersichtlichen Grund.

Damit hatte Teru schon irgendwie gerechnet, denn sein Meister hatte ihn ein wenig auf Damien vorbereitet. "Der Rote Lotus schickt mich." Er blieb kühl unerschrocken und hob vorsichtig die Hand mit dem Zettel. Nebenher stellte er fest, daß der Name 'Angel' zu dem Killer passte, die Haut war fast weiß, das Haar weißblond und die Augen hatten ein eiskaltes Türkis.

Mit einem leisen Schnauben nahm der Weißblonde den Zettel und faltete ihn gekonnt mit der Linken auf, ohne jedoch die Rechte mit der Pistole zu bewegen. Ein kurzer Blick auf die Schrift des Alten und das Siegel darunter genügte, daß Damien kalt und fast zischend in einer fremden Sprache zu fluchen begann - dann hob er seine vor Wut eisig brennenden Augen zu dem Asiaten, der noch immer in seiner Tür stand, fletschte kurz die blitzend weißen Zähne und fluchte wieder, jedoch diesmal verständlich. Erst dann nahm er die Pistole wieder weg und legte sie auf das Board - trat einen Schritt zurück und packte seinen Besucher an dessen Krawatte, zerrte ihn grob in die Wohnung und warf die Türe wieder zu, drückte auf den Knopf und verriegelte die Türe, musterte den jungen Asiaten vor sich erst einmal gründlich und so offensichtlich mißbilligend, wie ein Anderer eine Kakerlake gemustert hätte. "Dieser alte Drecksack ... wenn ich das gewußt hätte, dann hätte ich ihm die Schuld anderweitig bezahlt. Ausgerechnet einen Grünschnabel wie dich soll ich ausbilden ?! So wie du aussiehst, riecht man doch schon aus zwei Meilen Entfernung, daß du ein Yakuza bist !! Na, dann freu dich - glaub ja nicht, daß du bei mir faulenzen kannst. Verdammter, alter Sack ... wie heißt du eigentlich ?!"

"Teru Osugi und glaub mir, ich bin auch nicht glücklich." Die blauen Augen des Japaners sahen sich in der Wohnung um und er ächzte innerlich. Alles war weiß... Wände und Teppich, nur die Möbel waren Schwarz und alles war sehr spartanisch. "Aber ich füge mich dem Willen des Meisters."

Damien bemerkte sehr wohl, daß dem Asiaten seine Einrichtung nicht gefiel - doch er gab darauf einen Pfifferling, denn er mochte den krassen Gegensatz von Schwarz und Weiß und nur einige wenige Grünpflanzen lockerten an den großen Fenstern ein wenig auf. "Das solltest du auch, Kleiner - denn sonst brauchst du gar nicht anfangen ! Zieh deine Schuhe aus und laß sie hier - und wehe, du bringst mir irgendeinen Dreck auf den Teppich, dann ziehe ich andere Seiten auf. Und jetzt ab in das Trainingszimmer, ich will sehen, was du kannst !!" Ohne ein weiteres Wort drehte der Weißblonde sich um und warf den Pferdeschwanz wütend nach hinten, ging wieder in sein Trainingszimmer und brüllte noch ein "Wie lange soll ich noch warten ?!!" nach draußen, wo der Asiate noch stand.

"Ich mach ja schon." brummte Teru, schlüpfte aus den feinen Schuhen und stellte sie auf den dafür vorgesehenen Platz. Seine Tasche und Koffer ließ er noch vorne stehen, er wollte Damien nicht länger warten lassen und folgte ihm in den Trainingsraum. Er schien ihm beim Training gestört zu haben, der Blonde war noch immer verschwitzt.

Ein leises "Wurde ja auch Zeit ...." grummelnd, nickte Damien, als der Andere endlich kam - dann wies er auf den leeren Platz an der Seite und seine harten Augen verengten sich noch ein wenig, als er wieder sprach. "Okay, Kleiner - hundert Liegestütze und zwar gleich, verstanden ?! Glaub ja nicht, daß ich dich in irgendeiner Weise verhätschle - mit mir hast du ein schlechtes Los gezogen und ich werde dich genauso hart rannehmen, wie es mir gefällt !"

Teru zog rasch die Jacke, Krawatte und Hemd aus und gehorchte dann sogleich. "Ich habe auch, ehrlich gesagt, nichts Anderes erwartet. Und ob es ein gutes oder schlechtes Los ist, das wird sich zeigen." Das würde es wirklich, es würde sich am Ende der Lehrzeit zeigen und dann konnte er entscheiden, ob es gut oder schlecht war. Bei seinen Worten begab er sich auf den Boden und fing an mit den Liegestützen. Er stütze sich dabei auf die Fingerknöchel, Liegestütze waren ihm ein Leichtes.

Mit einem harten Nicken beobachtete ihn Damien genau und als der Schwarzhaarige fertig war, schickte er ihn an die Sprossenwand, damit er dort zeigen konnte, wie gut die Bauchmuskeln trainiert waren. Er mußte wissen, wie gut ihn der Alte trainiert hatte, damit er auch eine Ahnung hatte, wo das Training bei ihm einsetzen mußte. "Ich sag dir jetzt, was dich bei mir erwartet, Kleiner ... ich bin am Liebsten alleine und ich kann es nicht leiden, wenn mir Jemand sagen will, was ich zu tun habe. Ich rede nicht viel - und ich erwarte, daß du mir gefälligst folgst, wenn das nicht der Fall ist, dann lernst du es. Und zwar hart ! Wenn der Alte dich zu mir schickt, dann heißt das, daß du Disziplin brauchst - und die wirst du bei mir bekommen, sonst trete ich dich nämlich die ganzen zehn Stockwerke runter und schicke deinen verbogenen Arsch wieder zu ihm zurück ! Ich habe keinerlei Sinn für Mätzchen, kenne keinerlei Mitleid und vor allem nicht mit sowas wie dir. Pah ... nen Frischling. Verdammt, ich habe keine Zeit für so einen Mist - ich bin noch nicht so alt, daß ich einen Lehrling brauche ! Okay, weiter im Text - wie du siehst, habe ich eine saubere Wohnung ... und so soll es auch bleiben ! Das bedeutet, daß du dafür sorgst, daß alles sauber bleibt, verstanden ?! Gegessen wird ausschließlich in der Küche und danach wird saubergemacht ! Und ich hoffe nur für dich, daß du auch etwas Anderes anzuziehen hast als diesen Yak-Mist, diese Anzüge sind zum Kotzen und nicht für dich geeignet, wenn du kein Leibwächter, sondern ein Killer werden willst ! Und streng dich gefälligst an, oder soll ich dir Beine machen ?!!!" Das Letztere brüllte der Weißblonde wieder, denn er merkte, daß Teru langsam die Beine nicht mehr ganz hochzog, als er zu ihm sprach.

"Die Anzüge hängen mir selber zum Hals raus und ja, ich hab kapiert." Teru zog die Beine gleich wieder höher, er hatte sich kurz gehen gelassen, als Damien ihn so zugeschwallert hatte. "Solltest keine Schulden mehr machen, denn bleibt dir so was wie ich demnächst erspart." Letztes murmelte er nur leise, aber er ahnte, daß der Blonde es gehört hatte. Ihn kotzte das selber auch schon ziemlich an, aber er hatte es seinem Meister versprochen und würde ihm keine Schande machen. Er würde einmal seinen Platz einnehmen und dafür würde er sich mächtig ins Zeug legen.

Und wie Teru es vermutet hatte, hörte Damien jedes der leisen Worte und knurrte leise. Dann schlug er ohne Ansatz zu und seine Handkante hart in die durch die hochgezogenen, waagrechtgestreckten Beine angespannten Bauchmuskeln des Asiatenmischs, nickte, als er das leise Keuchen hörte und kam an die Seite Terus. Mit einem eisigen "Glaub ja nicht, daß ich mir alles gefallen lasse, Kleiner ... und glaub vor allem nicht, daß du mich besiegen könntest." riß er Terus Kopf an den nach hinten gegelten Haaren nach hinten an das Holz der Sprossen, nickte, als es krachte und ließ ihn dann wieder los. "Hopp ! Du bist gerade mal bei Vierundzwanzig, ich will Hundert sehen !! Wirds bald ?!!"

Einen Moment war Teru die Luft weggeblieben und dann donnerte ihm Damien auch noch den Kopf an die Sprossen. Er knurrte leise bei dem Anschiss danach und sein Ergeiz erwachte. Er legte sich richtig ins Zeug, na dem würde er es zeigen und irgendwann würde er ihn schlagen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.

Der Weißblonde nickte, als er das wütende Aufblitzen in den blauen Augen des Asiaten sehen konnte - genau das wollte er haben, die Wut und den Ehrgeiz des Jüngeren. Ohne ein weiteres Wort ging er wieder an die Seite zu der offenen Fläche und ließ sich auf die Zehenspitzen und auf Daumen- und Zeigefingerkuppe nieder, um nun seinerseits mit den Liegestützen weiterzumachen, da ihn Teru dabei unterbrochen hatte. Doch anders als der Schwarzhaarige, absolvierte Damien sie geübt schnell und klatschte bei jedem fünften Mal lautlos in seine Hände - und als er die Hundert voll hatte, stützte er sich wieder auf alle Finger auf und hob seinen waagrecht gestreckten Körper hoch, um so auch noch einmal fünfzig Liegestütze runterzureißen. Erst dann ging er in eine Kerze und ließ die Beine langsam wieder nach vorne kippen, bis er einen langsamen Flik-Flak hinter sich hatte und wieder aufrecht stand. Nur minimal schwerer atmend, auch wenn ihm der Schweiß über die mondlichtweiße Haut lief, sah Damien zu seinem neuen Schüler und nickte, da dieser nun mit den Hundert fertig war. "Komm her - ich will, daß du mir zeigst, was du von Nahkampf verstehst. Zeig mir, was der Alte dir beigebracht hat !!"

"Jawohl." Mit den Worten atmete Teru tief durch und stellte sich auf. Er stellte sich einen imaginären Gegner vor, seiner stand im selben Raum und er würde ihn schön alle machen. Gekonnt fing er an, schlug zu, blockte, trat und kämpfte gegen den Gegner. Seine Hiebe waren schnell und gezielt, im Nahkampf war er gut ausgebildet worden, auch wenn sein Meister ihm nicht alles hatte beibringen können. Das Alter hatte ihm zu schaffen gemacht und jetzt machte Teru etwas Anderes zu schaffen Damien rührte sich keinen Millimeter, hatte die Augen zu schmalen Schlitzen verengt und beobachtete ihn so. Er stand da wie eine Statue, und das machte Teru einfach etwas nervös.

Jener hatte den Jüngeren beobachtet und jede kleinste Bewegung studiert ... der Weißblonde erkannte den Kampfstil des alten Meisters und nickte innerlich, denn auch wenn Teru noch nicht völlig ausgebildet war, so sah man doch, daß er Talent hatte. Doch Damien bemerkte auch das, was er befürchtet hatte: Der Jüngere ließ sich viel zu schnell ablenken und nervös machen. Und genau das nutzte der ein wenig Ältere und schlug blitzschnell zu, als Teru eine winzigste Blöße in seiner Deckung hatte, traf den Größeren direkt an der Schulter und schleuderte ihn mit dem Tritt bis nach hinten an die Wand des großen Trainingszimmers. "Nun weiß ich, weshalb der Alte dich zu mir schickte - ich soll dir beibringen, was dir noch fehlt. Idiot ! Wie willst du ein Killer werden, wenn du dich so schnell von allem ablenken läßt ?! Du hättest diesen Schlag abwehren können, aber ich konnte dich erwischen wie ein fünfjähriges Kind ! Steh auf und komm wieder her und beginne von vorne !!"

Der Angriff hatte Teru mehr als nur überrascht und er staunte richtig, wo er sich plötzlich wiederfand. Seine Schulter hämmerte leicht und er raffte sich schnell wieder auf. Diesmal würde er besser aufpassen. Er trat wieder auf den Platz zurück und fing erneut an, zu kämpfen. Hin und wieder achtete er auf Damien, diesmal würde er sich nicht nervös machen lassen.

Der Weißblonde hatte nur kurz genickt, als sich Teru wieder in die Mitte des großen, freien Platzes stellte und erneut begann. Eine Weile sah ihm Damien zu und sah mit einem inneren Nicken, daß der Schwarzhaarige trotz der Schmerzen in der Schulter alle Kampfbewegungen ohne Einbußen schlug. Doch noch immer machte er den Fehler, daß er hin und wieder auf den Älteren blickte und genau einen solchen Moment nutzte Damien, um erneut zuzuschlagen, doch diesmal nicht mit einem Tritt, sondern mit einem Uppercut, der genauso schnell geschlagen wurde wie zuvor schon der Tritt. Und noch während Teru von dem Uppercut leicht nach hinten geworfen wurde, trat der Weißblonde zu und schleuderte ihn ein weiteres Mal an die Wand, während er selbst federleicht wieder aufkam und ruhig stehenblieb. "Du machst immer wieder den gleichen Fehler, Kleiner: Du läßt dich ablenken ! Wenn du auf einem Dach liegst und mit einem Scharfschützengewehr auf dein Opfer zielst, kannst du dir ebenso wenig leisten, abgelenkt zu werden, wie in einem Kampf auf Leben und Tod ! Denke darüber nach, denn das ist die Lektion, die du bei mir lernen sollst ! Den Umgang mit einem Gewehr oder einer Pistole kannst du überall lernen - doch wenn du ein Killer werden willst, ein Attentäter, dann mußt du lernen, verdammt nochmal ruhig zu bleiben !!"

Diesmal kam Teru nicht so schnell auf die Beine. Der Tritt hatte den Solarplexus getroffen und er hatte etwas Mühe, Luft zu bekommen und den Schwindel in seinem Kopf wieder loszuwerden. Er hatte Glück, daß er nicht gleich dabei KO gegangen war. Er hatte selbst Mühe, alles, was Damien gesagt hatte, zu kapieren, er hörte was von wegen.... Umgang, Leben und Tod und Lernen und verdammt noch mal ruhig zu bleiben !!! "Okay." brachte er gerade so heraus und raffte sich endlich auf. "Das lerne ich und wenn's das Letzte ist, was ich mache."

"Damit hast du verdammt recht, Kleiner ... du wirst es lernen, denn genau das ist es, was der Alte von mir will und ich zahle meine Schulden immer zurück ! Ich will noch einmal fünfzig Liegestütze, davon die Hälfte auf der rechten, die andere Hälfte auf der linken Hand ! Und dann will ich dich in der Dusche sehen, und zwar in weniger als zehn Minuten ! Inzwischen sehe ich mir deine Sachen an und entscheide, was davon du behalten kannst und was davon völlig unbrauchbar ist und weggeworfen wird." Ohne ein weiteres Wort drehte sich Damien um und ging aus dem Trainingszimmer und selbst ins Bad, um den Schweiß von seinem Körper zu duschen und die verschwitzten Trainingsklamotten in die Waschmaschine zu stecken.

‚Fuck' Er fluchte in Gedanken, dann warf sich Teru schon zu Boden und zog zähneknirschend die geforderten Liegestützen durch. Es war nicht ganz so einfach, denn seine Schulter zog noch immer mächtig. Daß er nicht ehrgeizig war, konnte man ihm jedenfalls nicht nachsagen, er war es und das würde er Damien und seinem Meister beweisen. Er würde verdammt nochmal die Lehre bei diesem Arschloch durchziehen, und wenn er dabei verreckte. Sofort nach den Liegestützen stand er auf, raufte seine Klamotten zusammen und suchte das Badezimmer.

Dort stieg Damien gerade aus der Dusche und trocknete sich mit einem der makellos weißen Handtücher ab - er scherte sich nicht darum, daß er nackt war und der Jüngere ihn sah, sondern knurrte nur leise und wies mit dem Kopf zur Dusche, um ihm zu sagen, daß er sich gefälligst den Schweiß abwaschen sollte. In gewisser Weise erkannte der Weißblonde den sichtlichen Ehrgeiz Terus an ... doch er würde den Teufel tun und es dem Jüngeren sagen.

Teru hob derweil eine Braue, als er den Älteren musterte. Die Tribal-Tattoos waren sehr ansehnlich und als er sie sich so ansah, blieb sein Blick unweigerlich an dem weißblonden Fellchen hängen. Er wendete sogleich die Augen ab und zog Hose und Slip aus, um dann in die Dusche zu steigen. Der Kerl war wirklich faszinierend, aber das würde er ihm natürlich nicht unter die Nase reiben... er würde eh nur drüber lachen oder so.

Damien hatte die Musterung sehr wohl bemerkt, doch er machte sich nichts daraus - er war es gewohnt, angestarrt zu werden, da er mehr als nur auffallend war mit seinen weißblonden, rippenlangen Haaren, den türkisfarbenen Augen, der mondlichtweißen Haut und den Tribalflammen, die sich um seinen rechten Oberarm, über die Schulter zum Hals und auch unterhalb der Achsel bis zum Oberschenkel wanden. Und nicht nur das - sie waren in dem gleichen Türkis wie auch seine Augen, lediglich die Konturen der Tribals waren in einem Saphirblau gehalten. Auch sein völlig trainierter Körper, der weder zu breit noch zu schlank war, fing manchen Blick, so daß sich der Ältere auch nicht um den Blick Terus scherte. Er selbst hatte den Asiatenmisch nur kurz betrachtet und sich nicht weiter um ihn gekümmert - legte das Handtuch nun ebenso in die Waschmaschine und bürstete seine Haare durch, ehe er noch ein Deo benutzte und wieder in einen frischen, schlichten, schwarzen Sportslip und eine weitere, frische Gymnastikhose schlüpfte. "Ich bin im Schlafzimmer, deine Kleidung durchsehen - ich erwarte dich in zehn Minuten frischgeduscht dort ! Und steck das Handtuch, wenn du es benutzt hast, mitsamt deiner schmutzigen Wäsche in die Waschmaschine, verstanden ? Gut." Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich Damien um und ging in sein Schlafzimmer, nachdem er die Tasche und den Koffer seines neuen Mitbewohners von der Tür geholt hatte.

‚Meister steh mir bei !!!' denkend, seufzte Teru, schrubbte sich zügig sauber und wusch sich vor allem die Haare, um das Haargel da rauzubekommen. Als er fertig war, trocknete er sich gründlich ab und stopfte alle Sachen in die Waschmaschine. Wobei ihm einfiel, daß er nun wohl nackt zum Schlafzimmer musste. Etwas, das ihm nicht so passte, aber was sein muss, muss wohl sein, und so lief er nackt ins Schlafzimmer. Dort sah er, wie Damien in seinen Sachen stöberte und schon Einiges in den Mülleimer stopfte. "Lass mir wenigstens ne Unterhose." brummte der junge Japaner und fischte sich eine aus seinem Koffer heraus.

"Pah - diese Boxershorts kannst du vergessen, sowas tragen höchstens Banker ! Du mußt dich verdammt nochmal angleichen - wenn du weiterhin so auffällst, wird das nie was. Hier - zieh das an, du bist nur ein wenig größer als ich, das dürfte dir passen. Und keine Widerrede ! Du mußt lernen, dich deiner Umgebung anzupassen und unauffällig zu sein. Und in New York im Frühsommer zieht man keine Anzüge an, außer, man ist Banker. Also - HoppHopp, ich bin schon fertig und warte nur noch auf dich !" Mit den Worten warf ihm Damien einen Slip, eine blaue Jeans und ein Tanktop hin, nickte darauf und warf weiterhin die edle, unnütze Kleidung weg, die er in dem Koffer finden konnte. Er selbst hatte ebenso eine blaue Jeans und ein Tanktop an, doch sein Top war in Weiß mit dem Logo einer Band, während das für Teru in einem dunklem Blau gehalten war, das in ein weiches Weiß auslief.

Teru seufzte innerlich und fing die Klamotten, dann stieg er aus seiner Boxershorts und schlüpfte in den Slip. Wenn der Meister das wüsste, er hatte die Sachen gekauft und würde sich jetzt sicher die Haare raufen, wenn er das wüsste. Jeans und Tanktop passten auch recht gut, es fühlte sich prima an. "Fühlt sich gut an, Alter."

Innerhalb eines Herzschlages reagierte der Weißblone und hatte Teru in einen Würgegriff gefangen, drückte ihn auf die Knie und wisperte gefährlich leise in dessen Ohr, während er ihm mit dem Unterarm die Luft abschnürte. "Nenn mich noch einmal so und ich schlage dir die Zähne ein, klar ? Ich bin zwar mitte Dreißig, aber ich gehöre noch lange nicht in die Kategorie wie dein alter Meister. Nenn mich Damien oder Sir, damit wir nicht auffallen - aber ich will NIE wieder eine Anspielung wie die gerade eben hören, ist das klar ? Gut. Nicke, wenn du nicht ersticken willst und mich verstanden hast."

Das tat Teru sofort und keuchte schwer, als Damien ihn wieder losgelassen hatte. "Entschuldigung... ich hab gehört, das sagt man so locker mal, wenn man wen anspricht... sagen auch junge Leute zu jungen Leuten." Er hatte ja nicht ahnen können, daß Damien da so sensibel war und er verstand es auch nicht. "Ich sag's gleich, ich respektiere Ältere.... Sie haben mehr Lebenserfahrung."

Mit einem kurzen Schnauben packte Damien den Müllsack mit den alten Kleidern und verschloß ihn, ehe er sich wieder zu ihm umdrehte. "Du hast Recht - das sagt man und es ist auch gebräuchlich. Ich mag es nur nicht, also respektiere es bitte. Du wirst noch lernen, wie man die Gossensprache richtig nutzt, denn ich werde dich oft genug mitnehmen, daß du es lernst. Und jetzt nimm den Sack und folge mir, verstanden ?" Ohne eine Antwort abzuwarten, gab ihm der Weißblonde den Sack und drehte sich um, ging durch die Wohnung zur Tür und schlüpfte dort in seine Turnschuhe, steckte seinen Geldbeutel und das Handy ein und nahm die Codekarte, um ungeduldig auf seinen neuen Schüler zu warten.

Als Teru nachgekommen war, sah er noch, wie Damien die Halbautomatik von der Ablage nahm und sie hinten in die Hose steckte und dann mit dem Hemd verdeckte. Er selber blickte kurz auf seine Schuhe, stellte den Sack beiseite und schlüpfte in die schicken Lederschuhe, denn Andere hatte er nicht. Er vermutete, daß Damien gleich auf die Schuhe reagieren würde.

Jener schnaubte nur und drückte auf den Knopf, der seinen Fingerabdruck scannte und die Verriegelung der Türe löste. "Komm mit - wir werden dir auch andere Schuhe kaufen, denn hier brauchst du die nicht mehr. Hier wirst du nicht in feine Gesellschaften kommen oder in Opern gehen. Los !" Noch während er sprach, trat Damien aus seiner Wohnung und wartete nur, bis Teru ebenso rausgekommen war, ehe er die Türe mit seiner Codekarte wieder verschloß. "Und während wir runterfahren, sagst du mir, wie zum Teufel du an dem Wächter unten vorbeigekommen bist ! Er hat strikte Order, Niemanden durchzulassen ....."

Das brachte den jungen Japaner zum Lächeln. "Nun, mein Meister hat ziemlich Beziehungen. Er hat, bevor ich herkam, mit Herrn Angelo gesprochen und ich hab ne Erlaubnis, hier reinzugehen.... simpel, nicht wahr ?" Sein Meister war ein alter Fuchs, der an alles dachte und so war es auch hier gewesen.

Damien hob nur eine seiner ein wenig dunkleren Brauen und nickte - doch er sagte nichts und gab so seine Zustimmung, als sie mit dem Aufzug, den er mit der Codekarte geholt hatte, nach unten fuhren. Der junge Wächter schluckte, als er den Weißblonden sah, doch Jener nickte nur kalt und man konnte förmlich sehen, wie dem jungen Wächter ein riesiger Stein vom Herzen fiel. "Laß für ihn eine zweite Schlüsselkarte machen, Toni ... er wird die nächsten Jahre bei mir wohnen, ich sage Angelo noch genau Bescheid. Und das nächste Mal rufst du hoch, verstanden ? Gut." Der junge Italiener nickte fleißig und nachdem die Beiden auf die Straße getreten waren, wischte er sich den Angstschweiß von der Stirn und rief sofort die richtigen Stellen an, um die Codekarte zu bestellen. Auf der Straße selbst wandelte sich die Ausstrahlung Damiens ein wenig - er war zwar noch immer kalt und abweisend, doch es war nicht mehr auffällig, sondern unterstrich nur seine Persönlichkeit und sein Auftreten, so daß er nicht allzusehr auffiel.

Das bemerkte auch Teru. Trotz, daß Damien so auffällig war, fiel er einfach nicht auf und er selber fiel nun auch weniger auf, jetzt, wo er die einfachen Klamotten und die Haare lässig und ohne Gel trug. Einzig seine Schuhe fielen ein wenig auf, doch darauf achteten doch weniger Leute. "Was wird aus dem Kleidersack ?" hakte er nach, er trug das Ding jetzt mit sich herum und wusste nicht ganz, was damit anzufangen.

Ohne ein Wort winkte der Weißblonde ihn, mitzukommen und schlug plötzlich den Weg in die hinteren Gassen ein. Es dauerte nicht lange, und es schien, als ob sie aus der heilen, sonnendurchfluteten Welt der belebten Hauptstraße in die tiefen Schatten einer anderen Welt eingetaucht waren, und auch die Ausstrahlung Damiens veränderte sich dabei fühlbar. Auch jetzt war er noch immer kalt und abweisend, doch es lag eine fühlbare Gefährlichkeit darin und die Schläger und Banden, die an den Seiten herumlungerten, nickten respektvoll und wichen ein wenig zur Seite, wenn der Weißblonde kam. Schließlich kamen sie an einer verschlossenen, schweren Eisentüre an und Damien schlug zweimal mit der Faust darauf, nickte kurz in die Kamera oberhalb und nachdem ein Klicken erklang, stieß er die Türe auf und zog Teru am Shirt nach innen. "Leg den Sack hier an die Seite und warte - ich komme gleich wieder."

Der junge Japaner nickte wortlos und blieb stehen. Den Sack hatte er beiseite gelegt. Er würde wohl noch viel lernen müssen, Amerika war so anders als Japan. Auch dort gab es Schlägerbanden und auch sie hatten Respekt vor gewissen Personen.

Mit einem Nicken ging Damien nach hinten und verhandelte mit dem älteren Schwarzen, der dort saß ... nach einigen Minuten waren sie sich einig und der Weißblonde nahm eine Codekarte entgegen, verabschiedete sich mit einem Nicken und kam wieder zu Teru zurück. "Okay, es ist geregelt - laß den Sack da, wir haben dafür etwas viel Besseres bekommen. Und jetzt los, wir müssen dir etwas Geeignetes besorgen. Ich hoffe, du hast wenigstens ein wenig Hirn, um dich anpassen zu können ? Oder doch nicht. Egal, gehen wir." Noch während er sprach, zog er Teru wieder am Shirt nach Draußen, ließ ihn dort los und ging ihm wieder voraus.

"Sicher hab ich genug Hirn, ich bin nicht dämlich." murmelte Teru und folgte dem Blonden auf dem Fuße. Er war etwas angemufft, denn daß er dumm sein sollte, das fand er nicht gerade komisch.

Zum allerersten Mal zeigte sich ein wenig Humor in dem kalten Gesicht Damiens und er hob kurz eine seiner Brauen bei den Worten des Jüngeren - dann schnaubte er und wisperte ein leises, doch hörbares "Vielleicht nicht - aber du bist eingebildet.", ehe er wieder verstummte und mit Teru im Schlepptau auf die sonnenbeschienene Hauptstraße trat, sein Verhalten sich sofort wieder änderte und die Gefährlichkeit in seiner kalten Ausstrahlung schwand. Erneut verschmolz er fast mit der Menge und ging wortlos mit seinem Schüler zu den Geschäftsvierteln, um dort neue Kleidung für Teru zu besorgen.

"Pfff..." Mehr gab Teru nicht von sich, er war nicht eingebildet, er war stolz, das war ein Unterschied. Jedoch wirkte er neugieriger, als sie so die Strassen entlanggingen. "Ganz schön leer hier....is schon anders als Tokio."

"Liegt daran, daß es noch viel zu früh ist. Und jetzt komm, du wirst dich schon noch an NY gewöhnen - vor Allem an die Hintergassen, Kleiner. Eines kann ich dir garantieren - wenn ich dich schon ausbilden soll, dann wirst du auch Alles lernen. Und ich meine ... Alles !" Doch dann verstummte er und hielt an einem der Läden, in denen die jungen Kerle aus der Straße einkauften und nickte hinein. "Tob dich aus, Kleiner - und keine Widerrede !"

"Ich sag ja nix." brummte Teru und betrat den Laden. Dies war anders als gewohnt, aber es gefiel ihm und so stürzte er sich auf Jeans, Shirts und vor allem Turnschuhe. Hier würden sie sicher einige Zeit verbringen, denn nach einigen Minuten ging Teru vollgepackt zur einfachen Umkleide.

}|{

 

Website Design Software NetObjects Fusion
Bar08
Bar08b