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“Die schwarze Chrysantheme” 09
 

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Am nächsten Tag lag Kisho schon länger wach. Enrik schlief scheinbar, und grollte immer wieder weich vor sich hin. Kisho genoss, daß sie so zusammenlagen, aber er machte sich Gedanken. Er hatte sich schon vorher in Enrik verliebt, und es hatte sich erstaunlicherweise vertieft, seit er ihn als Naga erlebte.

Davon wußte dieser aber nichts, obwohl er es sehr genoß, so mit dem jungen Ninja zusammenzuliegen. Es fühlte sich einfach richtig an ... und seine Instinkte sagten ihm, daß er Kisho wirklich vertrauen konnte. Mehr Gedanken machte er sich im Moment eigentlich nicht, auch wenn er wußte, daß er es seiner Familie sagen mußte. Doch bevor er mit Scott und den Anderen sprach, würde er erst einmal mit dem Vater Kishos reden müssen, damit er wußte, wie es laufen würde. Denn irgendwie konnte sich Enrik schon denken, daß sie vielleicht einander nutzen konnten, doch das würde sich schon noch ergeben. Jetzt im Moment zählte nur, daß der junge Naga mit einem genießenden Grollen aufwachte und lächelte, ehe er seinen schlanken Freund zärtlich küßte. "Na, du ? Gut geschlafen ? Du siehst noch immer aus wie eine Katze, die Sahne naschen konnte."

"So fühle ich mich auch. Es war unglaublich, und ich möchte es gern wieder erleben. Ich mache mir nur Gedanken wegen unseren Familien. Ich mag dich mehr als nur einen Freund ... ich fühle mich so wohl bei dir." Kisho wurde doch leicht verlegen und hoffte, daß Enrik seine leicht stümperhaften Worte lesen konnte und wusste, was gemeint war.

Es dauerte wirklich einen Moment, bis der Silberhaarige kapierte - und als er es tat, blickte er mit großen Augen auf Kisho und sein Mund hing für einen Moment offen. Dann begann er jedoch zu grinsen und schmuste mit seiner Nasenspitze über die Wange des Anderen, ehe er ihm leise ins Ohr flüsterte. "Das tue ich auch, mein Hübscher ... aber es liegt an dir und auch an deiner Familie, ob wir mehr als gute Freunde mit ein paar Extras werden können. Meine Familie redet mir da überhaupt nicht rein - denn es sind die Instinkte, die einem Naga sagen, ob ein Partner richtig ist oder nicht. Ich warne dich aber vor, mein Herz ... solltest du wirklich mein Gefährte werden wollen, ist es wichtig, daß auch du ein Naga wirst, da ich viel länger als ein Mensch lebe. Verstehst du, was das bedeutet ?"

"Öhm ..." erwiderte Kisho im ersten Moment, und er erinnerte sich an die Erzählungen von Enrik. "Daß ich auch ein Naga werde, und daß ich ein ... Ei ... bekommen muss, um mich in einen Menschen zurückverwandeln zu können." Er sprach die Worte zwar aus, aber was es wirklich bedeutete,., darüber dachte er erst jetzt richtig nach. "Ich würde es tun ... aber meine Familie. Ich brauche die Zustimmung meines Vaters. Ich bin sicher, er wird nichts verraten ... aber er müsste es wissen, wenn ich es tue."

"Natürlich ? Gerade in deiner Familie ist das sehr, sehr wichtig, da ihr eine lange Tradition habt. Zum Glück bist du nicht der Älteste, Kisho - denn dann hätten wir ein großes Problem. Oder bist du der Nachfolger deines Vaters ?" Dann gäbe es wirklich ein Problem, denn Enrik wußte nur zu gut, daß es eine wichtige Aufgabe war, gerade in einer so langen Tradition, wie es bei den alten Familien in Japan der Fall war.

"Nein, das bin ich nicht. Sanjo hat die Nachfolge so gut wie angetreten." Ob er seiner Aufgabe wirklich gerecht wurde, war für Kisho nicht sicher, aber er sprach es nicht aus, da er seinen Bruder trotz allem respektierte. "Ich bin also nicht verpflichtet, eine Frau zu heiraten und ein Kind zu zeugen ... obwohl ich dann ja doch eines bekommen kann. Aber meinst du, ich werde, was zu dir passt ?" Er meinte einen Federnaga, denn er selber war ja eigentlich ein Kämpfer.

Für einen kurzen Moment wurde das Gesicht Enriks ernst und er öffnete seine Lippen leicht, um noch einmal den Geruch Kishos einzuatmen - doch dann nickte er und lächelte, als er sich näher an Kisho kuschelte und den Arm um dessen Taille legte. "Ich denke schon, mein Hübscher. Weißt du - wie auch bei den normalen Menschen, gab es bei den Nagas verschiedene Berufe, und die jeweiligen Nagas hatten sich dafür angepaßt. Liam ist ein Riesenbrocken, doch er ist ein Federchen, weil er ein Bauer und Gärtner ist. Onkel Gabor ist ein im Vergleich zu den Kriegern schlankerer Stachelnaga, denn er ist ein Adeliger und eher für die diplomatischen Sachen zuständig. In den Bildern des Tempels sind Bilder der verschiedensten Berufe - und neben den Kriegernagas gab es noch eine Kaste, die für den Schutz des Stammes zuständig war: Assassinen. Und sie besaßen Federn, Kisho."

"Wirklich ? Dann bin ich erleichtert. Vielleicht werde ich ja so ein Assassine." Wie er aussehen würde, darüber spekulierte er lieber noch nicht. Laut der Erzählung kamen Farbe und Aussehen immer sehr überraschend, und Teils passend. "Ich hoffe nur, Vater versteht es ... aber er glaubt, wie auch ich, an die alten Wesen wie Drachen, Nagas und andere."

"Drachen habe ich noch keinen gesehen ... aber es gibt viel mehr Rassen als Menschen, als man glaubt. Vampire, Werwesen und magische Wesen ... da gibt es ziemlich viele. Aber bei uns im Tempel sind nur wir, und es ist wundervoll. Du wärst dann auch der erste Asiate, der zu uns kommt - aber du paßt so gut, ich würde mich freuen. Und ja, es klingt ein wenig schnell, aber ich denke, wir kennen uns ja doch schon eine ziemliche Weile, hm ?" Gerade das war etwas, das bei den Menschen oft auf Unverständnis stieß, denn für einen Naga konnte es Liebe auf den ersten Blick sein und die Gewißheit, daß man den richtigen Partner gefunden hatte.

"Es liegt nicht an mir. Ich würde dir gern folgen ... ich fühle mich wirklich zu dir hingezogen, und ein Naga zu werden, ist ... ich könnte dann immer bei dir sein." Es wäre wirklich schön, und Kisho küsste Enrik zärtlich. "Bitte lass uns gleich gehen, ja ?"

Der Silberhaarige guckte einen Moment ziemlich dumm, weil Kisho es so eilig hatte - doch dann lachte er und wandelte sich, hob den Schlankeren auf seine Arme und stand auf, küßte ihn zärtlich und ließ ihn erst dann wieder auf den Boden herab. "Du hast es sehr eilig, hm ? Aber ich denke, wir sollten vorher noch duschen, mein Hübscher - und zwar getrennt, sonst dauert es länger, weil ich deinen schönen Körper wieder vernaschen will. Hopp, ich komme gleich nach." Mit den letzten Worten schob Enrik ihn in die Richtung des Bads, ehe er wieder zurücktrat und zu dem Schrank ging, um sich etwas Passendes zum Anziehen herauszusuchen.

Kisho war recht schnell unter die Dusche gegangen, und wusch sich zügig und gründlich sauber. Er war doch aufgeregt, und ihm wurde erst jetzt klar, was all das bedeutete. Aber er wollte es irgendwie und fühlte, daß es richtig war ... und er hoffte, daß sein Vater seine Gefühle respektierte.

Währenddessen hatte Enrik sich etwas herausgesucht und auch frische Kleidung für den jungen Ninja herausgeholt. Gerade das ließ ihn wieder leise schmunzeln, denn in den vergangenen Wochen hatte Kisho sich angewöhnt, immer frische Kleidung hier in der Wohnung zu behalten, da sie oft genug die Nächte zusammen verbrachten. Doch dann merkte der große Silberhaarige wieder aus seinen Gedanken auf, als er hörte, wie die Dusche ausgestellt wurde und nickte, nahm seine und Kleidung auf und ging gleich ins Bad. "Ich habe dir die Kleidung hingelegt, mein Hübscher - gut, daß du immer eine Wechselkleidung da hast. Ich beeile mich auch, ja ?"

"Musst du nicht, ich bin jetzt doch ruhiger. Ich war nur so aufgeregt eben ... dusche ganz in Ruhe, ja ?" Es tat Kisho leid, daß er so gehetzt hatte, und er wirkte jetzt doch deutlich ruhiger.

Doch Enrik machte es nichts aus und so nahm er den Schlankeren wieder in die Arme, lachte leise und küßte ihn erneut, ehe er ihm noch ein verschmitztes "Keine Widerrede - ich beeile mich und dann regeln wir das Ganze." zu ihm wisperte. Erst dann löste er sich und verschwand in der Dusche, schloß die Schiebetüre und begann damit, sich kurz und zügig herabzuduschen.

Derweil grinste Kisho, trocknete sich im Schlafzimmer ab, und zog die frische Kleidung an. Er war froh, daß er angefangen hatte, immer welche zu deponieren, so hatte er meist etwas frisches für den nächsten Tag da.

Nur wenige Minuten später kam Enrik angezogen in das Schlafzimmer, nickte kurz und lächelte, als er noch den Schlüssel, sein Handy und den Geldbeutel einsteckte. "Gehen wir ? Und vielleicht solltest du deinen Vater anrufen und ihm schon einmal Bescheid sagen, daß wir reden müssen ... und am Besten ungestört. Wird dein Bruder auch da sein ? Es geht ihn ja etwas an ..."

"Mein Bruder ? Ich denke ja. Warte, ich rufe an." Kisho hatte seinen Bruder fast vergessen und nahm sein Handy, um seinen Vater anzurufen und um ihm zu erklären, daß es ein wichtiges Gespräch gab, das seine und die Familie von Enrik betraf. Als er auflegte, atmete er kurz tief durch, und steckte das Handy ein. "Wir fahren zu unserer Hauptschule. Vater und Sanjo werden da sein."

Enrik nickte nur und strich sich kurz die hellen Ponys nach hinten, ehe er noch seine Lederjacke nahm und sie über das Muskelshirt zog. "Dann nehmen wir am Besten das Bike - so sind wir schneller. Du lotst mich, ich fahre ... und keine Sorge wegen dem Schnee, ich habe sehr gute Reflexe." Er hatte schon erwartet, daß der Bruder da wäre ... und er war gespannt darauf, wie die größere Hauptschule aussehen würde, da er bisher nur die Zweigstelle kennengelernt hatte.

"Ich vertraue dir, und es wird eine etwas längere Fahrt, die Schule liegt außerhalb." Kisho zog seine Jacke an, und ebenso eine Mütze. Er war zwar auch abgehärtet, aber auf Motorrädern war es doch etwas kälter.

Enrik überlegte nicht lange und holte aus dem Schlafzimmer einen Motorradhelm und dazu noch einen langen Mantel, gab sie Kisho und lächelte kurz, als er ihm über die Wange streichelte. "Zieh es noch über - es ist sicherer und wärmer." Als der junge Japaner den Mantel angezogen hatte, gingen sie und als sie in der Garage waren, stieg Enrik schon auf die schwere Maschine auf und wartete, bis Kisho den Helm angezogen und sich hinter ihn gesetzt hatte, um die Maschine anzulassen und aus der Tiefgarage zu fahren.

Kisho umfing Enrik mit seinen Armen, und lehnte sich vertrauensvoll an ihn. Er sagte ihm den besten Weg aus der Stadt, und ließ ihn dann in Ruhe fahren. Der junge Japaner genoss es, so bei ihm zu sein, und fühlte sich trotz des Schnees sicher bei ihm aufgehoben.

Der junge Naga lächelte kurz, ehe er sich wieder auf die Straßen und den Verkehr konzentrierte. Es dauerte wirklich eine Weile, doch dann waren sie aus der Stadt und er drehte sich leicht, um Kisho zu fragen. "Wohin jetzt ? Nicht, daß ich die Ausfahrt verpasse und wir umkehren müssen, hm ?"

"Noch ein wenig. Bis zu der alten Gärtnerei mit der Baumschule, sie ist ausgeschildert und ich denke, sie wird dir gefallen. Sie ist viermal so groß wie die andere." Dort wurden die jungen Bonsai gezüchtet, aber auch große Bäume, die dann in die Gärten gebracht wurden. Ebenso gab es dort eine Koizucht, die heiß begehrt war.

"Ist okay." Mit den Worten drehte sich Enrik wieder um und fuhr weiter die Straße entlang, bis er mit seiner guten Nachtsicht das erste Schild sah und die entsprechende Ausfahrt nahm. Von da ab wurde es zwar ein wenig holpriger, doch es gab keinen anderen Verkehr mehr, so daß sie gut vorankamen. Nach einer Weile sah der junge Naga vor ihnen die Baumschule auftauchen und wurde langsamer, bis er schließlich vor dem großen Tor hielt. "Ich denke, wir lassen das Bike hier, oder ?

"Ja, es kann hierbleiben." Kisho hatte den Helm abgenommen und war abgestiegen. Er holte einen Schlüssel aus der Tasche, und öffnete das Tor. "Du kannst es aber reinschieben, nicht, daß es doch geklaut wird."

Enrik nickte und schob das Bike in den Innenhof, stellte es dort ab und wartete auf Kisho, ehe er ihm den Vortritt ließ und den Weg durch den wunderschön gestalteten Innenhofgarten folgte. "Ein herrlicher Garten, Kisho - hat den dein Vater gemacht ? Oder warst das du ?" Der junge Naga war wirklich neugierig, denn ihm gefiel der Garten hier sehr gut und er war sich sicher, daß Liam seine helle Freude haben würde.

"Das war schon mein Urgroßvater. Wir erhalten den Garten so, und kümmern uns um die Bäume. Einige in der Schule, und einige Bonsai sind schon viele Jahrzehnte alt ... dieser dort ist unser schönster Bonsai, er ist zweihundert Jahre alt." In der Mitte des Gartens stand ein großer Bonsai, der den Ehrenplatz hatte. "Wir haben auch Koikarpfen."

"Kois ? Wow - die sind so schön, ich habe mir schon oft die Ausstellungen angesehen. Und dieser Baum muß schon sehr, sehr alt sein ... er ist ebenfalls wunderschön, einfach perfekt." Enrik bewunderte die Schönheit und Perfektion wirklich, doch dann wurde er wieder abgelenkt, als sie am Eingang des großen Hauses ankamen. "Schuhe ausziehen, nicht wahr ? Geh du am Besten vor, schließlich ist es dein Haus."

"Ja, ausziehen." erwiderte Kisho leise, und zog selbst seine Schuhe aus. Mantel und Helm legte er auf die Ablage und wartete auf Enrik, ehe er durch das große Haus ging. Vor einer Schiebetür blieb er stehen, und schob sie auf. Sein Vater und Bruder saßen in dem Raum dahinter auf Kissen am Boden, und blickten abwartend zu den beiden, als sie eintraten. Sanjo benahm sich, jedoch wirkten seine Augen noch immer wütend, da er Enrik nicht leiden konnte.

Der große Silberhaarige hatte die Lederjacke ebenfalls am Eingang zurückgelassen und wurde nun übergangslos ernst, neigte respektvoll den Kopf vor Kishos Vater und setzte hinter und ein wenig neben dem jungen Japaner auf seine Unterschenkel, ehe er seine Hände auf den Knien ablegte. Er sagte noch nichts, da es das Recht Kishos war - doch er musterte Sanjo kurz, ehe er auch diesem respektvoll zunickte und den Blick wieder auf den Älteren richtete.

Kisho atmete kurz tief ein, und sprach dann vor. "Es hat sich einiges ergeben, so daß wir nun ernster über die Familie sprechen müssen. Mit Enrik zusammen. Er weiß über uns Bescheid, und ich weiß über ihn und seine Familie Bescheid." Sanjos Augen verengten sich, doch er wartete unruhig, bis sich sein Vater äußerte. "Du hast es ihm erzählt ? Was in seiner Familie ist so geheim, daß du ihm unser Geheimnis anvertraust ?" Kisho seufzte kurz leise, und überlegte. "Vielleicht solltest du es ihnen zeigen, Enrik." So war es das Beste, und es klärte wohl alle Fragen. "Er ist, was seine Kampfaura zeigt."

Der junge Naga nickte nur und stand auf, ehe er damit begann, sich auszuziehen. Er bemerkte sehr wohl die leichte, fast nicht sichtbare Überraschung auf den Gesichtern der anderen beiden Japaner, als sie hörten, was Kisho sagte ... doch er achtete nicht darauf und wandelte sich, ehe er seinen langen Schlangenkörper neben Kisho einringelte und das stachelbewehrte Ende leicht um ihn legte. "Ich bin ein Naga, Meister - so wie meine Familie. Ich habe die Wahrheit gesagt, als ich ihnen erzählte, daß ich lerne, um meine Familie zu beschützen ... denn ich bin ein Kriegernaga, und es ist meine Aufgabe und Bestimmung, seit meiner Geburt. Gestern wurde eine Mutter mit ihren Kindern in einer Gasse von einer Gang aus älteren Schülern überfallen, und sie vergingen sich gerade an dem Sohn, als ich dazukam ... ich konnte nicht tatenlos zusehen und erlaubte einem Teil meiner Kräfte, sich zu zeigen, als ich sie tötete. Kisho sah mich und tötete die beiden, die zu fliehen versuchten ... also kehrten wir in meine Wohnung zurück und ich erklärte ihm alles, so wie er mir sehr viel erzählte."

Die Familienoberhäupter wirkten doch überrascht, jedoch beruhigte sich Kishos Vater schnell wieder, während Sanjo doch etwas länger brauchte, um das zu verarbeiten. Jetzt wusste er auch, warum er keine Chance gegen Enrik gehabt hatte. Aber beiden entging auch nicht, daß Enrik seinen Schweif schützend um Kisho gelegt hatte. "Das ist wirklich mehr als überraschend." erklärte der Vater, und straffte sich. "Unerwartet ... und wie ich sehe, seid ihr so gut wie Gefährten." Kisho zeigte nämlich, daß er nichts gegen diesen Schutz hatte, den Enrik ihm gab und nickte nun. "Ich möchte gern mit ihm leben. Was aber heißt, daß ich einer von ihnen werde - unsere Familien würden sich dann verbinden."

Als Satori und Sanjo erneut überrascht zu Enrik blickten, seufzte dieser leise und nickte schließlich. "Meine Familie besitzt in Indien ein sehr großes Stück Dschungel - und darin liegt ein sehr, sehr alter Tempel, der Ursprung meiner Rasse. Kurz gefaßt ist es so: Ein Magier haßte vor langer Zeit Menschen und liebte Schlangen ... also schuf er einen Zauber, den er in einen Saphir bannte, und dieser ist selbst nach dem Tod des Magiers und der Nagas, die er schuf, in dem Tempel. Wenn ein Mensch diesen Saphir berührt, verwandelt er sich in einen Naga - und es gibt zwei Arten davon: Stachelnagas wie mich, und Federnagas. Es gibt nur männliche Nagas, und nur Paare zwischen Stachel- und Federnagas, immer gemischt. Und nur wenn man als Gewandelter mit einem Naga der anderen Art ein Kind zeugt, ist es möglich, daß man sich auch wieder in einen Menschen verwandeln kann. Geborene Nagas wie ich können es von Geburt an ... doch nicht die Gewandelten, da nur so der Erhalt der Rasse gesichert ist. Ich denke, ich habe in Kisho mein Federchen gefunden ... und auch er möchte mit mir mitkommen und sich wandeln lassen, da meine Rasse länger lebt, als ihr Menschen." Als Enrik das sagte, blickte er liebevoll zu dem jungen Japaner neben sich und lächelte, doch er hielt sich zurück und wurde wieder ernster, als er zu Meister Satori blickte. "Ich ersuche sie hiermit um ihre Erlaubnis, Kisho zu meinem Gefährten nehmen zu dürfen, Meister ... und ich biete ihnen im Namen meines Stammesoberhauptes auch die Möglichkeit der Zusammenarbeit an. Das Gift unserer Fänge gehört zu den tödlichsten Giften, die es gibt - und es gibt kein Gegengift, außer unserem Blut. Außerdem gibt es sicherlich noch mehr Dinge, die für ihre Familie von Interesse sein könnten ... doch das Gift und Gegengift kann ich ihnen schon jetzt anbieten."

"Gift ?" Sanjo interessierte das nun sehr, und er zeigte nun offenes Interesse. "Ja, ich hab zufällig etwas davon abbekommen. Ich war zum Glück trainiert ... aber ich hab gemerkt, wie schnell es wirkt, es hat angefangen, meine Atmung zu lähmen." Kisho erzählte, und sein Bruder nickte leicht. Er wusste nun endgültig, daß er gegen Enrik nie eine Chance gehabt hätte, und schon danach gab es Gespräche mit seinem Vater, die ihn langsam wieder zur Besinnung gebracht hatten. "Das ist ein gutes Angebot." Satori ergriff nun wieder das Wort, und blickte zu seinem Jüngsten, der wirklich glücklich wirkte. "Ich gehe davon aus, daß du uns dann ein paar Jahre nicht zur Verfügung stehst ? Ich möchte dann doch gern noch wissen, wie es gehen soll, daß du und mein Sohn mir noch einen Enkel schenken werden." Letzteres war eine Frage an Enrik.

Jener lächelte wieder und blickte stolz zu Kisho, ehe er ihn einfach hochhob und zu sich auf die Windungen seines Schlangenkörpers legte, ihn umfing und für einen Moment sacht an dem schlanken Hals knabberte. Erst jetzt, da er die Zustimmung des Vaters hatte, gab er seinen Instinkten nach und grollte weich, ehe er Satori antwortete. "Sehr simpel: Federchen können schwanger werden und tragen ein Ei aus, das durch eine Geburtsspalte vorne am Bauch geboren wird. In dem Ei ist das Küken, und es muß noch einige Jahre in den heißen Quellen des Tempels ruhen und wachsen, ehe es schlüpft. Die Küken sind dann groß genug, um keine Milch mehr zu brauchen - sie können schon Blut, und später auch Fleisch und Früchte essen. Natürlich ist es nicht sicher, ob Kisho ein Federchen wird ... doch die Instinkte eines Nagas haben sich bisher noch niemals geirrt und ich bin sicher, daß er mein Gefährte sein soll. Ich liebe ihn, Meister Satori - das habe ich schon von Anfang an, aber erst jetzt bin ich mir völlig sicher, weil er mich in meiner wahren Gestalt kennt und mich trotzdem noch genauso liebt, wie zuvor." Erneut kamen die Instinkte Enriks durch und er küßte Kisho, atmete danach genießend grollend dessen Geruch ein und sprach schließlich weiter, während er ihn an seinem warmen Körper hielt. "Es ist nicht so lange wie sie befürchten, Meister Satori ... vielleicht zwei Jahre, dann kann Kisho wieder zu ihnen kommen, da er sich nach der Geburt wieder in einen Mensch wandeln kann. Es wäre nur schön, wenn ich dann ebenfalls hier sein könnte ... denn es ist sehr schwer für einen Naga, von seinem Gefährten getrennt zu sein."

"Nun - ich denke, da kann ich schlecht Nein sagen. Du bist ein guter Mensch, und du hast sehr gut gelernt. Deine Wünsche waren immer ehrlich und ich denke, ich kann dir Kisho als Gefährten anvertrauen." Satori sah die Liebe der beiden, und er konnte sie unmöglich trennen. Er liebte seine Söhne, und wollte nur das Beste für sie. "Ich nehme mir aber einen Besuch vor. Ich möchte das Oberhaupt deiner Familie gern persönlich kennenlernen." Satori war da altmodisch, und meldete sich praktisch schon mal an.

Damit hatte Enrik allerdings schon gerechnet und grinste, ehe er nickte und sein Handy herausholte. Dann wählte er die Nummer von Scott und wartete, bis es klingelte, ehe er damit begann, zu erzählen.

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