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“Shades of white” 04
 

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Am nächsten Tag war Sonntag und Toni nutzte gleich die Chance, um dem Pater alles zu beichten. Die letzte Nacht hatte Toni noch bei Snow verbracht, und wie er sie bei ihm verbracht hatte, wollte er dem Pater nun erzählen. "Also, Toni ... erzähl." kam es von der anderen Seite des Beichtstuhls und Dominic machte sich schon auf die neusten Storys von Mädchen gefasst. Und damit fing Toni auch an, denn er hatte zuvor ja auch noch mit einem Mädchen geschlafen. "Pater, ich habe gesündigt. Vorgestern habe ich wieder mit einem Mädchen geschlafen ... aber ..." Toni verstummte, und Pater Nici befürchtete schon das Schlimmste. "Du hast doch nicht etwa das Kondom vergessen ?" Toni schüttelte den Kopf. "Nein, Gott bewahre ... sowas vergesse ich nicht, Pater. Aber ich habe statt dem Mädchen jemand Anderes vor mir gesehen ... einen jungen Mann, den ich kennenlernte. Du weisst schon, Snow, der mir Schwimmen beibringt." Toni wartete auf eine Reaktion, doch es kam nur ein leises "Erzähl weiter, mein Sohn." von dem Pater. "Es war nur flüchtig, aber als ich ihn dann Gestern wiedersah ... oh Mann ... wir haben uns geküsst und er hat mir einen geblasen, und dann hab ich ihm beim Hobeln geholfen und seinen Samen gekostet." Jetzt kam die erwünschte Reaktion und Toni grinste sacht, weil ihm das Ganze so gar nicht leid tat. "Du hast was ? Ausgerechnet du ?" Der Pater war doch deutlich überrascht, denn Toni hatte bisher nur auf Frauen gestanden. "Ja, und es ging dann noch weiter ... ich nahm ihn in der letzten Nacht ... erst einmal vorsichtig, aber dann ... mammamia. Hab ich mich damit versündigt ?" Erstmal kam eine ausgedehnte Pause des Schweigens, dann öffnete der Pater das kleine Fenster und seufzte leise. "Hast du dich geschützt ?" Das war ihm jetzt wichtiger als die Sünden des Jungen. "Ja, natürlich - und Snow ist getestet ... und ich will das wieder haben. Ich bin zwar nicht Schwul, aber auf ihn fahre ich total ab." Das war Toni sehr ernst und das sah der Pater auch ein. "Aber wenn irgendwas ist, dann kommst du zu mir. Deine Mama und dein Vater drehen dir sonst den Hals um, und das will ich nicht riskieren." Dominic schloss das Fensterchen wieder und brummte Toni nun noch einige Gebete auf, die er zu machen hatte

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Währenddessen führte Snow im Penthouse Noirs ein ähnliches Gespräch mit seinem ehemaligen Vormund und Ziehvater und beichtete ihm, was passiert war. Noir seufzte leise und nahm den Schlankeren in die Arme, so daß Snow sich an ihn kuscheln konnte, und lehnte dann etwas an der breiten Couchlehne an. "Ach Kleiner ... irgendwie hab ich das schon kommen sehen, du warst schon von Anfang an in ihn vernarrt. Wie sind denn seine Gefühle ? Mag er dich denn ?" Der Jüngere nickte und preßte einen Moment die Lippen aufeinander, ehe er sich wieder entspannte und Noir in die Augen blickte. "Ich denke, ja ... eigentlich steht er auf Frauen, noch immer - aber irgendwie auch auf mich. Es ... es ging alles so schnell, ehe wir uns versahen, waren wir schon im Bett und ... Noir, es war schön, so schön. So anders als mit den Gästen. Aber ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll - seine Eltern sind genauso verbohrt wie meine es waren, und man erwartet doch so viel von ihm. Das College zählt auf ihn und ... und ... ich liebe ihn, Noir. Ich will ihm das nicht versauen." Noir seufzte nur leise und nickte, als er seinem Schützling einen sanften Kuß auf die Stirn gab - er kannte dies nur zu gut und so wisperte er nur ein leises "Laß es einfach auf dich zukommen und überlaß die Entscheidung ihm, mein Junge. Ich bin sicher, er wird nichts überstürzen, sondern gut darüber nachdenken.", ehe er zärtlich durch die silberweißen Haare Snows streichelte. "Ist okay, Noir ... und danke dir." Der Jüngere war dankbar für diesen Rat und seufzte wieder leise - denn nun lag es wirklich an Toni, wie es zwischen ihnen weitergehen sollte.

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Seit der ersten Beichte waren einige Wochen vergangen und Dominic merkte immer mehr, wie sehr sein Schützling in den Host verliebt war. Soweit Toni erzählt hatte, waren seither keine Mädchen mehr in sein Bett gelangt und er und Snow machten viel zusammen, gingen aus und hatten auch weiterhin Sex. Dessen Beichte ließ er diesmal wieder lang ausfallen und nutzte sie, um ein wenig mit ihm zu sprechen. Denn vor dem Beichtstuhl stand die übliche Schlange an Damen, die eher mit Nichtigkeiten kamen, aber auch die musste er sich anhören. Nic wusste aber genau, daß sie nur kamen, um ihm nahe zu sein, denn er wusste, daß er verdammt gut aussah und die Frauen heimlich auf ihn flogen. "Du liebst ihn aufrichtig, nicht wahr ?" hakte er bei Toni nach, und der junge Italiener nickte eifrig. "Ja, das tue ich ... ich hab das Gefühl, daß ich nimmer ohne ihn leben kann." Sowas hatte sich der Pater fast gedacht, und so fragte er leise. "Darf ich ihn mal kennenlernen ? Ich möchte gern sehen, wen du liebst." Das überraschte Toni, aber er nickte leicht. "Wenn du möchtest ? Ich weiß, er will dich auch mal kennenlernen, weil ich oft von dir rede ... wann würdest du denn wollen ?" hakte Toni gleich nach und bekam ein "So bald wie möglich." als Antwort. Worauf Nic dann ein "Gut, dann gleich Heute, okay ?" zurückgab, und ein "Okay." von Toni bekam.

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Ein wenig mehr als drei Stunden später klingelte das Telefon an der Rezeption des Hostclubs und Gold hob eine seiner sattgoldblonden Brauen, ehe er den Hörer abhob und freundlich sprach. "Hier ist das 'Noir' - sie sprechen mit Gold, wie kann ich ihnen behilflich sein ?"

"Ja, guten Tag ... mein Name ist Dominic Patrese, und ich wollte mich anmelden, weil ich Toni zu Snow begleiten möchte. Daher wollte ich fragen, ob es möglich ist, daß ich ihn begleite ?" Nic war so höflich, sich anzumelden, denn es war sicher nicht unbedingt erwünscht, wenn er einfach mitkommen würde.

Nun doch ein wenig verblüfft, hielt Gold einen Moment inne - doch dann wurde er wieder professionell und lächelte, als er antwortete. "Ich grüße sie, Mr. Patrese ... bitte warten sie einen Moment, ich verbinde sie mit dem Leiter des Clubs." Dann ließ er die Warteschleifenmusik spielen und leitete ihn zu Noir weiter, der nun doch ein wenig verwundert abnahm und seinem blonden Host zuhörte. Als dieser jedoch den Namen nannte, erstarrte Noir und brauchte einen Moment, ehe er sich verbinden ließ und mit seiner gewohnten Sicherheit sprach. "Hier spricht Noir ... wie kann ich ihnen helfen, Mr. Patrese ?"

"Guten Tag ... ich wollte mich anmelden, daß ich Toni zu Snow begleite. Er schwärmt sehr für ihn und ich wollte den jungen Mann gerne kennenlernen und sehen, wo er lebt. Daher frage ich, ob ich ihn wohl begleiten dürfte ?" Die Stimme Noirs hatte etwas angenehmes und fast schon vertrautes an sich, das Nic sehr gefiel. Auch wenn er noch nicht viel gehört hatte.

Und ein weiteres Mal brauchte Noir zwei Herzschläge, bis er sich wieder gefangen hatte. Er kannte diese Stimme so gut wie nichts sonst - selbst nach all den Jahren. Doch er ließ sich nichts anmerken und lächelte ein wenig wehmütig, als er ihm antwortete. "Darf ich fragen, wie sie zu Toni stehen, Mr. Patrese ? Sind sie mit ihm verwandt ? Bitte verzeihen sie meine Neugier ... ich möchte nur gerne ein klein wenig mehr wissen, denn Snow ist mein Ziehsohn."

"Ich bin sein Priester und ein guter Freund, der ihm ein Ohr leiht, wenn er Probleme hat, die er nicht mit seinen Eltern besprechen kann ... eben so etwas wie die Liebe, die er offensichtlich für Snow hegt." Daß er nichts dagegen hatte, ließ er in seinen Worten durchklingen.

Und ein weiteres Mal brauchte Noir einige Herzschläge, um das alles zu verarbeiten und zu antworten. "Ah, ja - Snow hat schon von ihnen erzählt, Toni spricht sehr viel von ihnen, er erwähnte nur nie ihren Namen. Natürlich können sie Heute mitkommen, Mr. Patrese ... und wenn es ihnen recht ist, würde ich gerne zuvor ein wenig mit ihnen reden, dann haben die Beiden ein Bißchen Zeit für sich, ehe Snow sie kennenlernt. Sie scheinen nichts gegen die Beziehung der Beiden zu haben und das freut mich sehr - es ist selten, einen so aufgeschlossenen Priester zu hören."

"Nun, ich bin doch toleranter. Ich finde, vor Gott ist die Liebe immer gleich, egal, ob Mann und Frau sich lieben, oder ein Mann einen Mann oder eine Frau eine Frau. Die Liebe ist das Wichtigste, daher wollte ich Snow kennenlernen, um zu sehen, in wen Toni sich verliebt hat." Klar war das eine Einstellung, die nicht jeder Priester hatte, aber es wusste ja so Keiner. "Und ich würde mich freuen, auch sie als Ziehvater von Snow kennenzulernen."

Eigentlich wußte Noir nicht, ob er sich freuen oder lieber doch ablehnen sollte ... denn wenn sich seine Ahnung bestätigte, dann wäre dieses Kennenlernen nicht so neu, wie sein Gesprächspartner es sich dachte. "So geht es auch mir, Pater Patrese ... ich freue mich schon auf unser Gespräch. Wenn sie es möchten, dann verbinde ich sie nun zu Snow weiter ?"

"Das wäre sehr nett von ihnen ... und ich freue mich schon, sie kennenzulernen." Nic freute sich wirklich, denn laut Toni war Noir ein sehr angenehmer Mensch, und auch dessen Stimme vermittelte dies schon sehr gut.

Innerlich leise seufzend, schüttelte der Schwarzhaarige nur den Kopf - doch man hörte es ihm nicht an, als er sich mit einem sanften "Dann bis später, Pater ... und vielen Dank für den Anruf." verabschiedete. Während er nun wieder die Wartemusik spielen ließ und das Handy Snows anwählte, dachte Noir über das gerade Gesprochene nach - und auch daran, daß der Pater in wenigen Stunden mit Toni kommen würde. Doch dann lenkte ihn die Stimme seines Zöglings ab und er lächelte, als er Snow sagte, wer am Apparat wäre. Dem Silberhaarigen blieb für einen Moment die Luft weg, doch dann sammelte er sich, verabschiedete sich von Noir und nahm den Anruf mit einem freundlichen "Ich grüße sie, Pater ... hier ist Snow ?" annahm.

"Ich grüße dich, Snow. Verzeih, wenn ich stören sollte. Aber ich wollte dich gern kennenlernen, und komme Heute mit Toni zu dir. Jedoch nur, wenn es dir recht ist ?" Die Stimme des jungen Mannes gefiel Nic und er hoffte, daß es dem Iren nichts ausmachte, ihn persönlich kennenzulernen.

Einen Moment lang war der silberhaarige Host sprachlos - doch dann erwachte ein Lächeln auf seinen Lippen, als er ihm antwortete. "Es wäre mir eine Ehre, Pater - Toni spricht sehr gerne von ihnen und ich würde sie auch gerne einmal kennenlernen. Es ist nicht oft, daß man einen Pater mit so offenen Einsichten findet - ein Grund, weshalb ich schon lange nicht mehr mit einem Pater gesprochen habe. Ich freue mich schon darauf, sie kommen mit Toni, nicht wahr ?"

"Ja, das hatte ich vor und ich denke, ich freue mich schon sehr, sie kennenzulernen. Ich habe auch schon mit ihrem Arbeitgeber gesprochen, aber ich denke, das wissen sie schon." Es war Nic auch wichtig, daß Snow das wusste.

Doch anders, als vielleicht erwartet, schmunzelte der junge Host und sprach sanft weiter. "Natürlich - alles hier läuft über Noir und ich bin auch sehr froh darüber, denn er ist nicht nur mein Arbeitgeber, sondern auch der Vater, den ich niemals richtig hatte. Aber ich denke, das können wir am Besten von Angesicht zu Angesicht besprechen, wenn sie kommen - ich kann es kaum erwarten, Pater Dominic."

"Ich freue mich ebenso. Und darf ich sie Liam nennen ?" Das wollte Nic gern noch wissen, denn es war ihm doch angenehmer.

Damit sorgte der Pater jedoch dafür, daß der junge Host ein wenig verlegen wurde und sich durch die kurzen, silbernen Haare strich. "Um ehrlich zu sein, Pater ... mir wäre es lieber, wenn sie mich Snow nennen. Liam nannte mich immer mein Vater, und an diesen habe ich keine guten Erinnerungen." Man hörte, daß sich Snow dafür schämte - gerade weil es ein liebes Angebot des Paters gewesen war.

Aber da Toni erzählt hatte, wie es Liam ergangen war, verstand der Pater auch. "Dann Snow ... ich kann das gut verstehen. Toni erwähnte, was passierte." Daß es Dominic sehr betroffen gemacht hatte, hörte man noch immer in seinen Worten.

Und der antwortete ein hörbar erleichtertes "Ich danke ihnen, Pater.", ehe er auf die Wanduhr blickte und erstarrte. "Mein Gott - es ist ja schon zwei ! Wir sollten aufhören, Toni wollte in einer Stunde kommen ... sie sollten ihm Bescheid geben, damit er sie noch abholen kann. Bis später dann ?"

"Keine Sorge, er weiß Bescheid und holt mich gleich ab. Ich freue mich schon, dich kennenzulernen ... bis nachher dann, Snow." Als sie sich verabschiedet hatten, legte Dominic auf und lächelte sacht. Nun würde er den Jungen wohl bald kennenlernen, und bis jetzt war sein Eindruck sehr gut.

Auch der Silberhaarige legte auf und atmete erst einmal durch - doch dann lächelte er wieder und stand mit neuem Elan auf, um zwei Kuchen aus der Tiefkühltruhe zu nehmen und sie auftauen zu lassen. Einige Stockwerke höher seufzte Noir jedoch leise und lehnte den Kopf an die Lehne seines Chefsessels, schloß die Augen und dachte ein wenig an eine Zeit zurück, die er eigentlich schon lange verdrängt hatte.

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Eine knappe Stunde später erreichten Toni und der Pater das 'Noir'. Natürlich wie immer durch die Tiefgarage, um Diskretion zu wahren. Toni war wie immer sportlich gekleidet, während Dominic eher gedeckt gekleidet war. Eine schwarze Stoffhose, ein leichter Rollkragenpullover in Dunkelgrau und dazu eine dünne Stoffjacke, passend zur Hose.

Und dort erwartete sie schon Gold, der Toni angrinste und kurz auf die Schulter klopfte, ehe er dem Pater respektvoll die Hand schüttelte. "Es ist mir eine Ehre, Mr. Patrese - Mr. Noir wird gleich hier sein. Toni kann ja schon vorgehen, er weiß ja den Weg."

"Darf ich ?" hakte Toni gleich nach, und Dominic nickte nur. Kaum war das passiert, wetzte Toni zum Aufzug und der Pater seufzte leise, bevor er sich ein wenig umsah. "Sie sind Gold, ja ? Toni erzählte von ihnen."

Der große Blonde hatte Toni nur schmunzelnd hinterhergesehen und drehte sich nun wieder mit einem breiten Lächeln zu ihrem Besucher um. "Jep, der bin ich. Meistens hier an der Rezeption - aber manchmal auch als Host im Club. Bitte seien sie Toni nicht böse, aber er kann es jedes Mal kaum erwarten, zu seinem Schatz zu kommen." Währenddessen schmunzelte Noir, als er hörte, wie der Aufzug nach oben sauste - und gleich darauf das laute Lachen Snows zu ihm heraufwehte. Der Aufzug kam auch gleich am Penthouse an und der ältere Clubleiter strich sich noch einmal durch seine ausnahmsweise offenen, im Nacken hinternlangen Haare und stieg ein, um nun nach unten zu fahren und seinen Besuch abzuholen.

"Das habe ich bemerkt, und ich gönne es ihm." erwiderte Dominic und ging schonmal in Richtung Lift, nachdem er sich von Gold verabschiedet hatte. Dort angekommen, sah er, daß der Aufzug gerade herabkam und so trat er einige Schritte zurück, um Demjenigen nicht den Weg zu versperren, der darin war ... und vielleicht war es ja Noir. Aber als die Türen aufgingen, stockte kurz das Herz des Paters und er blickte in ihm bekannte, violette Augen. "Du ? Ich ..."

"Hallo, Dom. Komm, wir fahren in mein Büro - dort können wir ungestört reden." Auch Noir hatte sein Gegenüber sofort erkannt und musterte ihn mit einem Lächeln, während er zur Seite trat und wartete, bis Dominic eingestiegen war. Dann drückte er den Knopf für den Stock, in dem sein Büro war und seufzte leise, da er nicht wußte, wie er die Zeit im Aufzug überbrücken sollte.

Dominic wusste es im Moment auch nicht und strich sich kurz durch die braunen Haare, die die Eigenart hatten, an den Spitzen auszubleichen. Daher wirkten sie braun bis blond und ließen ihn unverkennbar aussehen. "Ich hätte nicht gedacht, daß wir uns wiedersehen, Chris ... ich bin froh, daß es anders kam." Er hatte ihn vermisst, aber erstmal sollten sie lieber nach oben fahren.

"Das bin ich auch, Dom. Komm, im Büro ist es gemütlicher." Noch während er sprach, pingte der Aufzug und Noir stieg aus, ging zu seinem Büro und öffnete die Türe, um seinen Gast einzulassen und ihn danach in das komfortable, mit bequemen Couchen ausgestattete Wohnzimmer zu führen. "Weißt du eigentlich, daß ich seit über zwanzig Jahren nicht mehr so genannt wurde ? Es ist schön, dich wiederzusehen ... du siehst gut aus, auch wenn ich sehr verblüfft bin, daß du Priester wurdest."

"Ich war dazu gezwungen worden ... aber ich habe festgestellt, daß es nicht schlecht ist. Ich mag meine Arbeit ... und ich wurde auch seit damals nicht mehr Dom genannt. Du siehst verdammt gut aus ... immer noch." Dom setzte sich zu Chris auf das Sofa und blickte sich kurz in dem großen Wohnzimmer um. Es war wirklich gemütlich, und sehr kompfortabel. "Wie lange lebst du hier schon ?"

Das ehrlich gemeinte Kompliment lockte ein sanftes Lächeln auf die Lippen Noirs und er drehte sich ein wenig zu dem Pater, ehe er ihm leise antwortete. "Noch nicht so lange - erst einige Jahre. Es ist viel Zeit vergangen, seit wir uns das letzte Mal sahen ... und du siehst immer noch so blendend aus wie damals. Reifer, ja ... aber wunderschön. Erzählst du mir, was damals passierte ? Ich weiß nur, daß du plötzlich nicht mehr zur Schule kamst und die Lehrer sagten nur, daß ihr weggezogen seid."

Diesen Blick kannte Dominic noch von früher und er wusste, daß er diesen Blick mit ebensolchen Gefühlen erwiderte. Die Liebe zwischen ihnen war noch immer da und es schmerzte, daß sie sich so lange nicht gesehen hatten. "Das ist lange Geschichte. Du weisst doch, daß meine ältere Schwester heiratete und der Bruder vom Schwiegervater war Priester ... nun, meine Eltern waren natürlich begeistert."

"Und deshalb wurdest du Priester ? Irgendwas fehlt da, Dom - ich kann es in deinen Augen sehen. Es ist noch immer so wie früher, dieses sanfte Schimmern in deinen wundervollen Augen - so voller Liebe. Bitte, sag mir, warum du weg bist ... warum du mich verlassen hast. Ich bin dir nicht böse, das könnte ich niemals - ich liebe dich noch immer, Dom. Ich habe es immer." Auch wenn Noir gedacht hatte, daß es durch die Jahre gemildert war ... seine einzige Liebe nun vor sich zu sehen war so schön, daß es schon fast schmerzte.

"Das geht mir ganz genauso ... ich dachte, ich würde es vergessen, aber es war immer da." erwiderte Dominic und blickte kurz auf seine Hände, die er ineinandergelegt hatte, damit er sie ja bei sich behielt. "Ja, da war noch mehr. Die Ehe meiner Schwester konnte nur zustande kommen, wenn ich Priester wurde. Sie liebt ihren Mann, aber du weisst, wir hatten nicht viel Geld. Die Familie des Mannes war sehr wohlhabend, und der alte Onkel von ihm brauchte natürlich einen Nachfolger, der später seine Gemeinde übernahm."

Noir hatte vieles erwartet - doch ganz gewiß nicht das. Er konnte nun nicht mehr verhindern, daß er seine Hand auf die des Braunhaarigen legte und sie öffnete, ehe er die Linke Dominics umfaßte. "Mein Gott ... das ist grausam. Ich weiß, wie sehr du deine Schwester liebst - du hast dich immer so sehr um sie gekümmert und ich weiß auch noch, wie glücklich du warst, als sie den Antrag ihres Freundes bekam. Ich dachte schon, du hättest ... ich ... bitte verzeih, ich dachte, du würdest dich wegen mir schämen und hättest mich deshalb verlassen. Oder eine andere Liebe gefunden. Ich bin ein Idiot, nicht wahr ?"

"Nein, bist du nicht. Ich bin ja ohne ein Wort zu sagen verschwunden. Aber ich hatte Angst, daß ich das nicht durchziehe, wenn ich dich nochmal sehe und spreche ... es tut mir so leid." Dom drückte die Hand von Chris und lächelte wehmütig. "Ich hatte gehofft, daß du dann auch ohne mich glücklich wirst ... was hast du gemacht ? Ich meine, du führst diesen Club und ich vermute, du warst auch Host ?"

Die sanfte Frage ließ Noir sacht lächeln und er nickte, als er sich zurückerinnerte und sein Lächeln ein wenig wehmütiger wurde. "Ja - als du gegangen bist, brauchte ich eine Weile, um mich zu fangen. Ich zog weg und nach San Franzisco, arbeitete eine Weile als Edel-Callboy und wurde schließlich Host, auch wenn ich alle paar Jahre in eine andere Stadt wechselte. So kam ich auch zu meinen Ziehsöhnen ... und als ich genug Geld beisammen hatte, kaufte ich dieses Geschäftshaus, ließ es nach meinen Bedürfnissen umbauen und leite es seither mit großem Erfolg. Glücklich bin ich jedoch erst jetzt, Dom ... weil ich nun weiß, daß es dir gutgeht." Dann verstummte der Schwarzhaarige und zögerte einen Moment, ehe er die Rechte über die Wange des Priesters streichen und zärtlich verweilen ließ.

Eine Berührung, die Dominic sacht erschauern ließ, denn es war so lange her, daß er so berührt wurde, daß er kaum noch gewusst hatte, daß er es so sehr vermisste. Aber jetzt wusste er es wieder und erhob seine Hand, um die von Chris zu berühren. "Du glaubst nicht, wie sehr ... oh, Gott ... ich ..." Er konnte nicht anders und löste die Hand, packte den Schwarzhaarigen am Nacken und küsste ihn sehnsüchtig.

Ein Kuß, den Noir so sehnsüchtig erwiderte wie nichts sonst in den letzten Jahren. Es war so schön und richtig und der Schwarzhaarige stöhnte leise, ehe er die Rechte in die kurzen, braunen Haare Dominics vergrub und sich näherneigte, um ihn in dem Kuß an die Couchlehne zu drücken. Alte und noch immer vertraute Erinnerungen kamen dabei hoch und Noir stöhnte erneut leise auf, ehe er die Lippen öffnete und mit seiner Zunge über die des Priesters kostete.

Auch Dom keuchte auf und seine Zunge ging sofort auf die Liebkosungen ein. Für ihn war dieser Kuss so süß wie nichts anderes und es dauerte doch eine ganze Weile, bis er ihn langsam löste und leise keuchte. "Ich hab das vermisst ... so sehr ... aber ich darf nicht." Er war sich seines Amtes bewusst und wusste, daß es Folgen haben würde.

"Ich weiß ... aber es ist mir egal, mein Liebster. Ich liebe dich so sehr - wieso mußt du nur katholisch sein ? In anderen christlichen Sekten können die Pater heiraten ... aber du nicht. Aber ich möchte dich nicht mehr loslassen, Dom ... endlich habe ich dich wiedergefunden, ich kann dich nicht mehr loslassen." Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit sammelten sich Tränen in den Augen des Clubbesitzers und er blickte seiner einzigen Liebe in die wundervollen Augen, die ihn noch immer so sehr fesselten. Sandfarben mit leichten, grünen Einschlüssen - eine Farbe, die er seither niemals mehr gefunden und nie vergessen hatte.

"Ach, Chris ..." wisperte Dom und er wischte seinem Liebsten die Tränen von den Wangen. "Ich kann es im Moment nicht ändern. Das ging jetzt so schnell und ich bin ehrlich ... ich will dich auch nicht mehr loslassen, aber ich muss es erstmal tun." Es war im Moment nicht möglich, erneut eine Beziehung einzugehen ... das Ganze kam zu plötzlich, und man musste gut überlegen.

Bei der sanften Berührung schloß Noir die Augen und kostete sie aus ... doch bei den leisen Worten blickte er wieder zu Dominic und lächelte, ehe er kurz nickte. "Das weiß ich ... und ich weiß auch, daß du nicht plötzlich alles hinwerfen kannst, das will ich auch überhaupt nicht. Aber ich hätte ein Angebot für dich - hör es dir erst einmal an und denke darüber nach, ja ? Niemand verlangt von dir jetzt und sofort eine Entscheidung. Nur um eines bitte ich dich ... egal, wie du dich entscheidest, laß uns zumindest den Kontakt aufrechterhalten. Bitte."

"Oh ... natürlich will ich den Kontakt aufrechterhalten. Ich bin so froh, dich wiederzusehen - ich hatte immer gehofft, daß es dir gut geht. Und welchen Vorschlag ?" Dom war nun sehr neugierig und wischte sich selbst auch noch Tränen weg, die sich in seinen Augen gesammelt hatten. Das hier war so viel Glück, daß man es kaum fassen konnte.

Doch Noir neigte sich näher und küßte die Tränenspuren von den Wangen seines Liebsten, ehe er noch einen sanften Kuß auf dessen Lippen hauchte. "Weißt du ... mir gehört auch das kleine Haus nebenan - und Snow ist nicht der Einzige hier, der gläubig ist. Vielleicht könntest du dort einziehen ... und für sie Seelsorger sein und dich eher der Forschung widmen ? Auf diese Weise könnten wir uns nahe sein, ohne daß ein Verdacht auf dich fällt."

Das Angebot war sofort sehr verlockend, es klang mehr als gut und ließ Dom sacht lächeln. "Das klingt wunderbar ... aber ich brauche trotzdem ein wenig Zeit, um meine Gedanken zu sammeln." Die brauchte es wirklich. "Das ging alles so schnell, und wir sollten noch wegen Toni und Snow sprechen, meinst du nicht auch ?"

"Natürlich, mein Herz. Aber bevor wir das tun, möchte ich mir ein wenig Zeit mit dir stehlen - die zwei sind froh, wenn sie noch etwas ungestört sind und ich habe dich so lange Zeit vermißt." Mit diesen Worten kam Noir wieder näher und verengte einen Moment lang genießend die Augen, ehe er Dominic küßte und ihm so die Möglichkeit nahm, zu widersprechen.

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