Balken01a


 Cody und Graham  01
 

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Etwas gehetzt ließ sich Cody auf seine Matratze fallen. Hoffentlich war ihm Keiner hierher gefolgt, in sein Heim, seinen Unterschlupf. Seit sein Zuhälter erschossen worden war, war er Freiwild geworden. Einige Zuhälter waren hinter ihm her und einer seiner Kunden. Erwin Green, ein Geschäftsmann, der irgendwie in ihn vernarrt war. Vernarrt in eine blinde Hure, und das schon fast krankhaft. Wahrscheinlich hatte er Willie umgenietet, um an ihn ranzukommen, vorzustellen war es ja. Eben war er zweien der Männer knapp entkommen, sie waren auch zu plump und hatten seine Spur hoffentlich auch verloren. Kurz hielt der Rothaarige die Luft an, als er die Stimmen draußen hörte. "Wo ist die kleine Hure ?... Ein Blinder kann doch nicht so weit kommen, den müssen wir finden, verdammt !" Dann hörte er die Schritte, die sich entfernten und er schnaufte erleichtert auf. Vorbei war es noch nicht, er würde sich hier wohl einige Zeit verbergen müssen und vielleicht würde er New York verlassen, noch bevor er gefunden werden konnte. Aber das würde bedeuten, daß er hilflos war. Dies hier war seine Gegend, er kannte jede Ecke und jeden Bordstein und konnte die Gegend mit erstaunlicher Sicherheit durchlaufen, ohne wo anzuecken. Der Gedanke, hier wegzumüssen, machte ihm Angst.

Nicht weit von ihm entfernt, schimpften die zwei Schläger noch immer, während sie Cody suchten ... daß sie sich auf diese Weise wunderbar verrieten, darauf kamen sie nicht und so entfernten sie sich immer mehr und verloren schließlich jegliche Spur. Doch noch ein anderes Paar Augen beobachtete die Gassen – amethystfarbene Augen, denen nichts entging. Lautlos sprang Graham vom Dach eines der niederen Häuser und kein Laut war zu hören, als er bei der Landung in die Knie ging – er beobachtete den Asphalt und ließ den Blick schweifen, während er sich wieder aufrichtete und ein kurzes Lächeln umspielte seine Lippen, als er an der Seite etwas im schwachen Licht der Straßenlaternen aufschimmern sah. Schnell war er bei der Mauer und betrachtete sich den kleinen Haufen alter Blätter und leichten Mülls, den der Wind dorthin getragen hatte – zielsicher griff er hinein und zog ein hellrot schimmerndes Haar heraus, das Cody verloren hatte und vom Wind an diese Wand geweht worden war. Weiterhin lautlos bleibend, dankte Graham im Stillen dem Militär, daß sie ihn in den zwei Jahren, die er dort verbrachte, so gut ausgebildet hatten – Cody, ihre blinde Beute, war gut, er mußte es sein, um überleben zu können, doch der junge, schwarzhaarige Leibwächter war dazu ausgebildet worden, solche kaum sichtbaren Spuren zu finden. Nur einen kurzen Moment lang zuckten alte Erinnerungsfetzen über sein inneres Auge – wie er mit 17 in das Militär eintrat und sich zum Kundschafter ausbilden ließ, wie er das Militär wieder verließ und eine Ausbildung als Leibwächter machte und nach einem Jahr in die Fänge Greens geriet. Seit einem Jahr war der mittlerweile Einunzwanzigjährige nun bei Green und zahlte so seine Schulden ab – indem er der Leibwächter der kleinen Schätzchen seines Bosses war, oder so wie jetzt dabei half, ausgebüchste Schätzchen wieder zurückzuholen. Doch dann verdrängte Graham die Gedanken wieder und mit einem kurzen Kopfruck schleuderte er die achselllangen, pechschwarzen Haare nach hinten – folgte der Gasse und hielt dabei Ausschau nach den verräterischen, roten Haaren, die er auch immer wieder fand. Und nicht nur diese – auch Abdrücke im Dreck der Gasse, frisch verschobener Müll und ähnliche Hinweise führten ihn weiter, bis er an einem alten, baufälligen Haus ankam und die Brauen tiefer in die Stirn zog. Von außen schien es völlig verlassen – doch Graham war mißtrauisch und atmete tief durch den Mund und die Nase ein, sondierte den Gestank des Mülls an den Seiten weg und nickte schließlich. Schwach, doch noch immer gut erkennbar, wenn man darauf achtete, lag der Geruch von altem Sperma vergangener Kunden in der Luft – ebenso wie der Geruch nach gekochtem Essen, unverkennbar Zeichen, die auf einen Bewohner hinwiesen. Ohne weiter zu zögern, suchte sich der junge Leibwächter einen Durchgang und blieb dabei noch immer lautlos – erst in dem nur durch das schwache Licht der Straßenlaternen erhellten Raum verursachte er ein kleines Geräusch, als er mit der Schulter die Mauer streifte und ein kleines Stück rausbrach.

Im Schatten in der Kellerecke saß Cody, versteckt unter der braunen Decke. Er brauchte nicht zu sehen und war auch schwer zu erkennen im Dunkel seines Heimes. Als er das leise Bröckeln des Putzes hörte, atmete er automatisch flacher. Es war Jemand hier im Haus, Jemand, der wusste, wie man suchte und Jemand, der leise war und nur der leise Atem und das Bröckeln des Putzes verrieten ihn. Es war beängstigend, daß der Mann so leise war und ebenso leise verhielt sich der Rothaarige jetzt, auch wenn er wusste, daß er früher oder später mit sehenden Augen entdeckt wurde.

Innerlich laut fluchend, als der Putz abfiel, zeigte sich äußerlich jedoch nichts auf Grahams Zügen ... ebenso lautlos und langsam wie zuvor ging er weiter und nickte unmerklich, als er immer wieder auf Spuren traf, die zeigten, daß hier Jemand wohnte. Bei dem Fund eines weiteren, roten Haares huschte ein kurzes Lächeln über die Züge des Leibwächters – er war definitiv auf der richtigen Spur und überlegte, dann nickte er unmerklich und folgte dem direkten Weg zur Kellertreppe, der sich für sein geübtes Auge dadurch deutlich kennzeichnete, da es dort als Einzigstes keinen Staub gab. An der Treppe wurde er vorsichtig ... stieg sie langsam runter und sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, als er die wenigen Möbel und die kleine Kochstelle sah und sein Blick dann auf die schmutzige Matratze und das Deckenbündel darauf fiel. Für Grahams geübtes Auge war unverkennbar, daß darunter Jemand steckte – doch wer es war, der gesuchte, junge Stricher oder ein anderer Obdachloser, würde sich gleich zeigen. Resolut kam Graham zur Matratze und riß die Decke runter – nickte unmerklich beim Anblick des roten Haares und packte den jungen Mann am Arm.

Cody schrie auf, als ihm die Decke weggezogen und er im nächsten Moment am Arm gepackt wurde. "Laß los, du Mistkerl.... Ich gehe nicht mit, ich will nicht zu Green !!" keifte er gleich los und schlug mit der Hand dahin, wo er das Gesicht vermutete. Es musste ein Stück höher liegen als sein Eigenes, er merkte rasch, daß der Mann, der ihn gepackt hatte, nur ein wenig größer war als er.

Fast automatisch fing Graham die Hand ab und drehte sie mitsamt dem schlanken Rothaarigen, so daß dessen Arme nun überkreuz und er mit dem Rücken zu der Brust des Schwarzhaarigen stand ... dann legte Graham seine Arme um dessen Oberkörper, hielt ihn so fest und seufzte leise, ehe er ebenso leise zu ihm wisperte. "Es tut mir leid, Kleiner ... aber ich muß dich zu ihm bringen. Er will dich – und wenn er dich nicht bekommt, dann jagen dich Andere, die ihn mit dir erpressen wollen, und das ist noch schlimmer. Bitte mach keinen Ärger, ja ? Dann kannst du sogar noch ein paar Sachen mitnehmen, die dir am Herzen liegen, solange sie nicht zu groß sind. Wenn ich du dich wehrst, muß ich dich niederschlagen und tragen, und dann bleiben deine Sachen hier und werden von Anderen gestohlen." Die Stimme des ein wenig Größeren war sanft, obwohl heraushörbar war, daß er es ernst meinte ... er wußte, daß er ab jetzt auf diesen jungen Mann aufpassen mußte, denn sein Chef hatte ihm schon gesagt, daß Cody sein neues, persönliches Schätzchen werden würde.

Der Blinde schluchzte auf, als Graham ihn so festhielt. Er spürte die Ruhe in dem Anderen, die sanfte Stimme war ungewöhnlich und doch sorgte sie nicht dafür, daß Cody ruhiger wurde. "Das ist mir egal... Ich will nicht zu ihm, ich geh nicht freiwillig mit... ich will nicht." Er lehnte sich vor und wollte so aus dem Griff kommen, dabei trat er hinten aus und nach dem Schienenbein des Anderen.

Bei dem Schmerz atmete Graham scharf ein und verstärkte sofort den Griff um den Blinden – wisperte ein leises "Sorry, Kleiner.", ehe er den linken Arm löste und ihm kurz und gezielt auf die Schlagader am Hals schlug. Wie erwartet, sackte Cody sofort bewußtlos zusammen – behutsam legte ihn der junge Leibwächter auf die Matratze zurück und seufzte leise, ehe er sich danebensetzte und ihn ansah. Cody sah so verletzlich aus ... wunderschön, aber zart und man merkte, daß es schon länger her war, daß er etwas Richtiges gegessen hatte oder die Möglichkeit, sich zu baden. Mit sich hadernd, was er nun tun sollte, brauchte Graham einen Moment, bis er sich entschieden hatte – dann seufzte er leise und strich über die Schläfe zur Wange des Blinden, stimulierte so einige Nervenpunkte und sprach ein leises "Wach auf, Kleiner ...." zu ihm.

Darauf reagierte Cody auch, er schlug seine Augen auf und blieb ruhig liegen. "Wolltest du mich nicht zu ihm bringen ?" Seine Stimme war merklich kälter geworden. "Willst du mich erst ficken ? Dann mach hinne und schlag mich danach wieder KO, ich werd nicht zu ihm gehen." Er klang verbittert und noch immer würde er nicht freiwillig zu Green gehen.

Mit einem leisen Seufzer sah Graham zu dem Schlankeren und betrachtete ihn sich ... er hatte schon damit gerechnet, daß Cody stur sein würde, doch es würde nichts ändern. "Hör zu, Cody ... ich will dich nicht ficken. Ich darf es nicht, selbst wenn ich wollte. Du gehörst jetzt Mr. Green und ich habe dafür zu sorgen, daß das auch so bleibt – und das ist alles, was ich darf. Wenn du es genau nehmen willst, bin ich jetzt dein persönlicher Leibwächter, solange du bei Mr. Green bleibst – und das bedeutet auch, daß ich keinen Sex mit dir haben darf, das darf nur der Boß. Weißt du, ich will dir nicht wehtun – aber das werde ich müssen, wenn du weiterhin so stur bist. Wenn dich die anderen Idioten vom Boß gefunden hätten, dann wärst du schon längst grün und blau geprügelt. Bitte zwing mich nicht dazu, dir wehzutun, ja ?" Die Worte des jungen Leibwächters waren noch immer so sanft wie zuvor – doch man hörte ihnen nur zu deutlich an, daß sie ehrlich waren und daß er es auch so meinte. Graham würde nicht zögern, den Blinden erneut bewußtlos zu schlagen – doch es war ihm lieber, wenn dieser ihm freiwillig folgen würde.

Cody stützte sich auf seine Arme und setzte sich auf, jedoch nur, um Graham eine Ohrfeige zu verpassen. Er traf auch ziemlich zielsicher, auch wenn er nichts sehen konnte. "Grün und blau geschlagen, wäre mir lieber... Verstehst du nicht ?...Ich will nicht freiwillig hingehen, ich gehe nicht... Das musst du mich schon schlagen und tragen, verdammt nochmal !...Was bist du überhaupt für ein Typ, da tust du lieb und nett, dann lass mich doch einfach gehen, wenn es dir so leid tut, ich verzieh mich dann und gehe in eine andere Stadt." Er würde nicht selber hingehen, nie im Leben und so versuchte er, sich aufzurappeln, was schwierig war, denn ihm war von dem letzten Schlag schwindlig.

Leise seufzend, drückte Graham den Schlankeren ohne Probleme wieder zurück in die Matratze – wisperte ein leises "Es tut mir leid, Kleiner – aber ich kann nicht anders.", ehe er ihm zwei Finger auf die Schlagader drückte, die Blutzufuhr abrupt unterbrach und ihn so wieder in die Bewußtlosigkeit schickte. Leise seufzend, strich sich der junge Leibwächter über das Gesicht und überlegte – stand dann auf und nahm einen kleinen Rucksack, der an der Seite stand, und begann, den Keller auf persönliche Habseligkeiten zu untersuchen. Doch bis auf ein wenig Schmuck und ein paar Kleidungsstücke fand er nichts und so packte er nur diese in den kleinen Rucksack – schlang ihn über seine Schultern und nahm dann den Blinden in seine Arme, stieg aus dem muffigen Keller und lief die Straßen entlang bis zu der großen Limousine, die auf ihn und die anderen Schläger wartete. Dort angekommen, nickte er nur, als der Fahrer ihm die Türe aufhielt – setzte sich mit Cody zusammen auf den Rücksitz, behielt ihn noch immer bei sich und hörte nebenher mit, wie der Fahrer die anderen beiden Leibwächter wieder zurückpfiff, da sie ihre Beute jetzt hatten.

Die zwei anderen Schläger kamen erst nach einigen Minuten und stiegen ebenso in den Wagen, der dann auch sogleich losfuhr zur Villa von Green. Die Zwei musterten den Rothaarigen. "Wie wäre es, wenn du ihn weckst und wir vergnügen uns noch ein wenig mit der kleinen Hure ?... Noch ist er nicht beim Boss." fragte der Größere der Beiden und man sah, wie sehr es ihn anmachte, schon daran zu denken, wie der Kleine ihm einen blies.

Langsam verfinsterte sich das Gesicht Grahams und seine Lippen zogen sich über die scharfen Zähne zurück – das gesamte Wesen des jungen Leibwächters wurde zunehmend kälter und er sprach leise und direkt zu den Beiden. "Ich warne euch dieses eine Mal, weil ihr neu seid: Die Schätzchen vom Boß sind für Jeden tabu, verstanden ? Ich bin ab jetzt sein Leibwächter – und ich habe die Erlaubnis, Jeden zu töten, der ihn falsch berührt oder ihn in irgendeiner sexuellen Weise nimmt oder ihn mißhandelt. Und ich habe sogar die Erlaubnis, mir auszusuchen, wie ich Denjenigen töten werde. Glaubt mir – ihr wollt nicht wissen, wieviele verschiedene Arten ich kenne, euch um die Ecke zu bringen, selbst ohne Waffen und mit meinem Schützling auf den Armen. Also tut euch selbst einen Gefallen und vergeßt das schnell wieder - sonst muß ich mir überlegen, warum ich dem Boß erklären muß, daß er zwei Leichen hat, die entsorgt werden müssen." Noch während er sprach, hatte er unmerklich den Griff um Cody geändert - hielt ihn nun mit der Linken und die Rechte war nur zum Schein noch an dem Schlankeren, um ihn zu halten ... Graham konnte jederzeit zuschlagen und die beiden unerfahrenen, jungen Schläger waren nicht einmal eine Herausforderung für ihn.

"Denkst du, wir haben Angst vor dir ? Du bist gerade mal die Hälfte von mir." motzte der Größere der Beiden, doch der Kleinere legte die Hand auf dessen Arm, als er sich vorlehnen wollte. "Lass.. das können wir ein andermal klären." Er war etwas klüger als der Größere und hielt ihn zurück. Cody war wach und das schon, seit sie in den Wagen gestiegen waren. Er atmete jedoch gleichmäßig weiter. Sehen musste er nicht und so hielt er die Augen geschlossen. Die Worte Grahams erstaunten ihn ein wenig, er verstand den Mann nicht, aber wie es schien, würde er ihn öfter um sich haben, als ihm lieb war.

Seine Augen zu schmalen Schlitzen verengend, musterte Graham den vorlauten Schläger – dann drehte er sich blitzschnell, hieb ihm die Fingerknöchel seiner Rechten gegen die Schläfe und nickte unmerklich, als der Große sofort bewußtlos wurde. Noch während der Drehung hatte er den vermeintlich Schlafenden mit seinem Körper geschützt – lehnte sich wieder an und schnaubte leise, ehe er ebenso leise zu dem anderen Schläger sprach und Cody dabei sanft eine Ponysträhne aus der Stirn strich. "Wenn wir angekommen sind, dann weck ihn wieder auf – und sag ihm, daß ich das nächste Mal nicht mehr so rücksichtsvoll bin und ihm mindestens einen Knochen breche." Dann verstummte er und schwieg auch weiterhin, die gesamte Fahrt über bis zu der Villa ihres Bosses.

Dort angekommen, öffnete der Fahrer die Tür und ließ Graham heraus. Oben am Fenster des Arbeitszimmers stand Green und lächelte zufrieden, als er sah, wie Graham den Rothaarigen mit sich trug, dann setzte er sich und wartete, daß dieser zu ihm kommen würde. Cody hingegen fing an zu zittern und schlug seine Augen auf. Er wusste, daß er hier nicht lebend wieder rauskommen würde... er spürte es. Er würde hier gefangen gehalten.

Graham bemerkte das Zittern sofort und hielt den Schlankeren sanft näher an sich ... wisperte ein leises "Sch.... ich bin hier und ich passe auf dich auf." zu ihm, denn er ahnte, was dem Blinden durch den Kopf ging. Diesmal würde er auch wirklich aufpassen – und notfalls auch seinen Boß mahnen, dieser hatte es ihm erlaubt, da ihm manchmal schnell der Kragen platzte und er deshalb gewalttätig wurde. Und das war auch der Grund gewesen, warum er auf der Suche nach einem neuen Geliebten war ... denn sein Vorheriger hatte sich bei einem Sturz das Genick gebrochen.

Doch das Zittern verringerte sich keineswegs. Cody hörte, wie die Tür aufging, dann, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde und die Schritte von Green. Dann dessen Hand, die ihm über das Gesicht streichelte. Cody hatte die Augen wieder geschlossen und unterdrückte sein Zittern nun wieder in der Hoffnung, daß man glaubte, er wäre noch ohnmächtig. "Gute Arbeit... schade, daß er ohnmächtig ist." Green neigte sich vor und küsste die blassen Lippen Codys. "Bring ihn in sein Zimmer und wenn er aufwacht, sorge dafür, daß er sich badet. Er stinkt erbärmlich....Und bring ihm dann was zu essen, er soll Morgen gut beinander sein, wenn ich ihn zähme."

Nur ein emotionsloses "Ist Okay, Boß." murmelnd, neigte Graham kurz und respektvoll seinen Kopf – drehte sich dann auf dem Absatz um und ging die Gänge entlang, bis er am Zimmer Codys angelangt war und dort eintrat. Die Türe öffnete sich nur durch seinen Handabdruck und schloß sich auch wieder automatisch hinter ihnen, als der junge Leibwächter eintrat und zu dem breiten, weichen Bett ging. "Du brauchst dich jetzt nicht mehr verstellen, Cody ... hier in diesem Zimmer sind nur wir Beide, hier kommt auch sonst Niemand rein, da es nur durch meinen Handabdruck geöffnet werden kann. Ich weiß, daß du Angst hast ... das brauchst du aber nicht, ich werde für dich da sein und dich beschützen, Cody. Möchtest du gleich baden ? Oder erst ein wenig schlafen ? Und mach dir keine Sorgen wegen Wanzen oder Kameras, dies hier ist der einzige Raum, der nicht abgehört wird."

Als Graham ihn herabließ, stieß Cody ihn weg. "Lass mich in Ruhe." Er wollte kein Kindermädchen, er wollte hier weg und bewegte sich von ihm weg. Mit den Händen tastete er nach einer Wand, nach der er sich orientieren konnte. Das Zimmer war fremd und er würde ein wenig brauchen, um sich darin zurecht zu finden.

Mit einem leisen Seufzer beobachtete der ein wenig Größere den Blinden und ließ ihn gewähren ... wisperte nur hin und wieder die Namen der Möbel, an die Cody während seiner Suche stieß und setzte sich schließlich auf das große Bett. "Bitte, Cody ... mach es mir nicht noch schwerer, als es eh schon ist, ich muß mich erst an den Gedanken gewöhnen, daß es mit dir anders sein wird. Wegen der Türe – du brauchst nicht nach einer Klinke zu suchen, sie hat einen Handscanner und kann nur durch meine Hand geöffnet werden. Nicht einmal der Boß kann hier ohne mich rein – eine Sicherheitsmaßnahme, die ich eingeführt habe."

"Na fein, und was ist, wenn du verreckst ?" fragte Cody etwas gereizt. Die Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht. "Bleib ich dann hier drin, bis ich verhungere und abkratze ?" Man merkte, daß er es nicht so meinte, er war nur etwas bissiger durch sein Leben auf der Straße und tastete nun über den Handscanner, der leise piepste, weil der Handabdruck nicht in der Datenbank war. Erst dann fühlte er sich weiter an der Wand entlang, bis er an einen Türrahmen stieß. Es roch in dem Raum nach Wasser, eindeutig das Badezimmer.

Langsam stand Graham auf und kam wieder zu dem Blinden – öffnete ihm die Türe und seufzte leise, als er ihm antwortete und in das Bad folgte. "Natürlich könnte auch jemand Anderes hier rein, wenn man das Sicherheitsschloß aufbricht. Aber das wird nicht nötig sein, weil ich nicht verrecke. Du brauchst bei mir nicht so bissig sein, Cody ... ich tue dir nichts, werde dir auch nichts tun und ich sorge dafür, daß dir auch sonst niemand etwas tut." Dann fiel der Blick des jungen Leibwächters auf die Wanne und er nickte unmerklich – sah zu dem Blinden und berührte die Hand, die jener an der Wand entlangführte. "Komm – ich laß dir ein heißes Bad ein, damit du dich waschen kannst. Du brauchst keine Angst haben – bis morgen Mittag hast du deine Ruhe vor ihm, kannst dich ausruhen und erholen."

"Dann hättest du mich nicht herbringen sollen, wenn du das nicht willst." wisperte Cody und zuckte leicht, als Graham seine Hand berührte. Dann hörte er, wie das Wasser anfing zu plätschern und er folgte dem Geräusch zur Badewanne. "Wenn du auf der Straße leben würdest, wärst du auch bissig." fügte er nun noch leise an und hielt seine Finger in das warme Wasser. Er hockte sich vor die Wanne und fühlte nach, wie warm es war und wie voll die Wanne wurde. Er hatte lange nicht gebadet und irgendwie freute er sich drauf, auch wenn nur nicht so doll, weil er hier gefangen war. Wäre er frei, hätte er sich wohl mehr darüber gefreut.

Als die Wanne zu zwei Dritteln voll war, stellte Graham das Wasser aus – kam dann zu dem Kleineren, wisperte ein leises "Bitte steh auf, dann kann ich dich ausziehen." und wartete darauf, daß dieser der Bitte nachkam. "Ich weiß, daß das Straßenleben hart ist – ich war selber lange genug in Banden, bis ich ins Militär kam. Erst dort merkte ich, daß es auch andere Wege gab und ließ mich nach der Ausbildung umschulen. Daß ich nun hier bei dem Boß bin, ist zwar nicht das, was ich mir vorgestellt habe, aber ich mach meinen Job gewissenhaft. Ich heiße Graham ... sieh es mal aus diesem Blickwinkel: Wann hat man schon die Gelegenheit, einen Leibwächter und Leibdiener zu haben ?" Seine Worte waren am Schluß ein klein wenig neckend – auch wenn er seinen Beruf sehr ernst nahm und ihn gewissenhaft ausführte.

"Wohl nie...aber ich bin selber nur noch ein Sklave." wisperte Cody und stand auf. Als Graham ihn helfen wollte, schlug er dessen Hand weg. "Ich kann das selber, ich bin vielleicht blind, aber kein Kleinkind mehr." Dann zog er seine dreckigen Sachen aus und legte sie beiseite. Viel hatte er eh nicht am Leib. Turnschuhe, eine Jeans und ein Sweatshirt. Hose und Hemd waren ihm ein wenig zu groß. " Militär ?... Hast du mich deswegen so schnell gefunden ?"

Mit einem leisen "Natürlich." hatte der Schwarzhaarige die Kleidung aufgenommen und in den Wäschekorb an der Seite gelegt – kam dann wieder zu Cody zurück und zog dabei sein eigenes Oberteil aus, legte es auf die Seite und wartete, bis der Schlankere in die Wanne gestiegen war. "Ich bin zum Kundschafter ausgebildet worden – zu beobachten und zu finden waren die Hauptpunkte meiner Ausbildung. Dazu noch Nahkampf und Waffentraining, das habe ich dann bei der Leibwächterausbildung noch verfeinert. Und ich weiß, daß du gut für dich selber sorgen kannst - wenn du so lange ohne zu sehen auf der Straße überleben konntest und nicht gefangen wurdest, bist du wirklich gut. Ich habe das nicht vorgeschlagen, weil ich dir nicht zutraue, dich allein auszuziehen – ich habe es getan, um es dir ein wenig zu erleichtern, es wird schwer genug für dich werden. Dein Vorgänger war froh darum, ein wenig umsorgt zu werden, es ist anstrengend genug, den Boß zufriedenzustellen."

"Ich weiß, ich hab ihn schon einmal bedient..." murmelte Cody und tastete nach einem Lappen oder Schwamm, fand dann aber die Seife und roch leicht daran. "Igitt...Rosenduft !!" Angewidert verzog er das Gesicht und legte die Seife wieder hin. "Bitte sag nicht, er will, daß ich nach Rosen dufte." Er griff das Shampoo und roch dann wieder Rosen und wieder stellte er es weg und fand dann endlich den Lappen. "Ich wette, Green hat Willie abgeknallt, oder ?... Bei Willie hatte ich es gut, er war gut und fair zu mir und den anderen Jungs."

"Und er hat dich trotzdem im Dreck schlafen lassen und dir gerade mal genug zu essen gegeben, daß du genug Kraft hast, um deine Pflicht zu erfüllen. Ich habe dich öfters gesehen, als du denkst, Cody ... ich weiß, daß du es nicht anders kennst und glaubst, daß du es bei ihm gut gehabt hast – und ich weiß, daß der Boß nicht das ist, was man sich als Liebhaber wünscht, ich weiß das besser, als du glaubst." Einen Moment lang schwieg der Schwarzhaarige und seufzte leise – dann nahm er mit der Hand Wasser auf, schöpfte es über die dunkelroten Locken und begann sanft, sie mit dem Rosenshampoo zu waschen. "Es ist wichtig, daß du nach Rosen riechst, Cody – dadurch wissen die Anderen hier, da du sein Favorit bist. Green liebt Rosenduft – und niemand außer seinem Favorit darf danach riechen. Die Schläger Greens merken sich nicht die Gesichter der Gespielen, da sie oft wechseln ... aber sie merken sich den Duft, sie wissen, wenn einer nach Rosen riecht, dürfen sie ihn nicht anlangen. Es schützt dich vor ihnen ..."

Zu den ersten Worten antwortete Cody nicht, er seufzte leise bei der Erklärung mit dem Duft. "Ausgerechnet Rosenduft.... es riecht so dermaßen intensiv, daß ich Kopfschmerzen bekomme.... Meine Nase ist empfindlicher als bei Anderen, ich brauchs, um mich zu orientieren." Er spürte jetzt schon ein leichtes Drücken an der Schläfe und rieb sie sich.

"Schhhh ... wenn es abgewaschen ist, wird es leichter. Warte." Mit den Worten nahm Graham die Dusche und wusch ihm den Schaum von den Haaren – ließ danach das Wasser ab, wusch den Schaum von den Wänden der Wanne und auch von dem Körper des Rothaarigen. Dann verschloß er die Wanne wieder und ließ neues Wasser ein – erneut nahm er das duftlose Bademittel und strich sanft mit den Händen über Codys Körper, wusch ihn behutsam und wisperte dabei leise zu ihm. "Ich weiß, daß du besser riechen kannst – du gewöhnst dich an den Geruch und bald merkst du ihn nicht mehr, kannst die anderen Gerüche wieder rausfiltern. Ein, vielleicht zwei Tage, mehr braucht es nicht dafür, Cody."

"Ich hoffe es." wisperte Cody, er war froh, daß der Geruch etwas milder wurde, jedoch grauste ihn der Gedanke, daß er Rosenduft-Parfum oder so an sich tragen musste. "Ich wünschte, ich könnte so natürlich wie du riechen... Du riechst sehr gut." Die Hände fühlten sich auch sehr gut an, sie waren sanft und warm, etwas, das er selten zu spüren bekam. "Kann ich jetzt raus ? Es reicht, ich denk, ich bin sauber genug." bat er leise, um sich dem zu entziehen, er wollte sich eigentlich nicht daran gewöhnen.

Mit einem leisen "Klar." wusch Graham noch den Rest des Schaums von dem schlanken Körper seines Schützlings und ließ das Wasser wieder aus – nahm ein Handtuch von der Seite, hüllte ihn ein und trocknete ihn sanft ab. "Solange der Boß mich nicht in seinem Bett möchte, trage ich keinen Duft. Ich weiß, wie das für dich ist – ein Teil meiner Ausbildung war auch die Förderung des Geruchssinns, auch wenn ich nicht so gut riechen kann, wie du. Wenn er mich ruft, dann muß ich für ihn Veilchenduft tragen – doch ich halte es so gering wie möglich, gerade so viel, daß es den Boß anturnt. Aber du brauchst keine Sorge haben – er ruft mich nur selten und so mußt du es nicht oft riechen. Wenn du möchtest, kannst du meine Seife benutzen, sie ist geruchslos ... solange du jeden Tag deine Haare mit dem Rosenshampoo wäscht, damit du wenigstens leicht danach duftest. Okay ?"

"Das ist Okay... Ich mag nur nicht am ganzen Körper nach Rosen duften... Vielleicht geht das ja noch, aber gerade Rosen ist mir nichts." erklärte er leise und stieg dann aus der Wanne. "Wieviel vor mir hatte er schon ?... Und hat wenigstens einer überlebt ?" Ihm war klar, daß Graham nun dauernd bei ihm war, er hatte tatsächlich einen Liebdiener und Leibwächter. Irgendwie kam er sich so lächerlich vor.

Langsam nahm dieser ihm das Handtuch ab und ein Weiteres, um ihm nun die Haare abzutrocknen ... seufzte leise und legte es dann beiseite, ehe er die Bürste nahm und ihm leise antwortete. "Komm, gehen wir zum Bett zurück – dort kann ich dir die Haare bürsten. Was deine Vorgänger angeht ... ich bin jetzt seit einem Jahr hier und du bist der Fünfte. Zwei von ihnen hat der Boß zu Tode geprügelt – einen hat er an einen Freund verkauft und sein Letzter stürzte leider unglücklich und brach sich den Hals. Er hat am Längsten ausgehalten, er war dem Boß völlig ergeben, aber leider ein Tollpatsch. Ich hab dem Boß zwischendurch zur Verfügung gestanden, bis er wieder einen neuen Liebhaber hatte. Aber jetzt bin ich dein Leibwächter, Cody – und ich hoffe, daß du länger als die Anderen bleibst." Das Letzte wisperte er nur leise und verstummte danach – es hatte ihn ein jedes Mal geschmerzt, wenn er wieder einen neuen Schützling bekam, an den er sich gewöhnen mußte ... und den er nicht hatte beschützen können.

"Na prima... also muss ich kuschen und artig machen, was er will, und dann bleib ich am Leben, ja ?...Tolle Aussichten, aber mir bleibt dann wohl nichts anderes übrig." Es war Cody zuwider, so etwas zu tun, aber totgeprügelt werden wollte er auch nicht, dafür hatte er schon zu lange auf der Straße überlebt. Seit er ein Kind war, lebte er dort und als er Sieben wurde, ließ seine Sehkraft nach und er erblindete langsam. In seiner Bande war er immer sicher gewesen, bis sie alle gefangen und in ein Kinderheim gebracht wurden. Er wurde einmal adoptiert und lief dann aber wieder weg... Dieses Paar war zum Kotzen gewesen und hatte ihn dauernd bemuttert und alles. Dann mit 14 kam er zu einem Zuhälter, der abgeknallt wurde und dann kam er zu Willie und nun saß er hier fest und war der Favorit von Green. Sein Leben war von Anfang an beschissen und es gab keine Aussicht auf Besserung. Ohne auf Graham angewiesen zu sein, tastete er sich nun zum Schlafzimmer und dann zum Bett vor. "Wäre nett, wenn du dann die Möbel und Stühle immer so stehen lässt, wie sie jetzt sind, ich möchte nicht dauernd umlernen."

Der junge Leibwächter war ihm nachgekommen und setzte sich neben ihn auf das Bett – nahm behutsam die roten Haare Codys und lächelte, auch wenn dieser es nicht sehen konnte, während er ihm die noch feuchten Locken bürstete. "Natürlich. Ich weiß, daß du dir merkst, wo was steht und wo du was finden kannst – es ist deine Möglichkeit, dich zu orientieren. Du brauchst keine Sorge deswegen haben – ich bin es gewohnt, daß alles an seinem Platz steht und dort auch aufzufinden ist und ich halte auch dein Zimmer so, Cody. Wenn du möchtest, dann zeige ich dir Morgen alle unsere Räume – jetzt solltest du erst einmal schlafen, du bist erschöpft und müde."

"Das wäre schön, ich will mich zurechtfinden können, wenn ich hier schon lebe." Cody seufzte wieder leise. "Du kannst dann ruhig gehen, ich komme jetzt allein zurecht." bat er leise. Er würde eh nackt schlafen, hier drin war es sehr warm.

Ein kurzes "Ist Okay. Ich bin im Nebenzimmer, falls du was brauchen solltest, einfach nur rufen." zu ihm wispernd, legte Graham die Bürste auf die Seite – nickte, als der Schlankere sich nach hinten legte und deckte ihn sanft zu, stand dann auf und ging nun ebenso ins Bad. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er mit seiner Abendtoilette fertig war und dann in sein eigenes Zimmer ging, das durch einen großen Mauerdurchbruch mit dem Zimmer seines Schützlings verbunden war. Dort angekommen, zog auch er sich völlig aus und legte die alte Kleidung beiseite – begann dann damit, seinen Körper zu trainieren und erst nach einer Stunde hörte er auf und legte sich hin, um sofort in einen leichten, doch erholsamen Wachschlaf zu fallen.

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