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 Shoga und Bianco Nero  07
 

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Kurz vor der vereinbarten Zeit hörte man einen weiteren Hubschrauber, der auf dem Oberdach des Hotels ankam. Kamskoi kam so, denn auch er bevorzugte diese Art zu reisen. Minuten später öffnete sich die Tür der Suite und ein hochgewachsener und breitschultriger, blonder Mann betrat die Räume. Kamskoi war Mitte fünfzig und seine blassblauen Augen wirkten eiskalt und ließen Shoga, der wie auch die anderen Beiden aufgestanden war, leicht frösteln. Hinter dem Älteren war noch ein jüngerer Mann, er war ebenso blond und hatte auch diese kalten, blassblauen Augen wie Kamskoi. Es war der zweitjüngste Sohn des Russen, der eher zwangweise mit seinem Vater mitgekommen war, der hatte ernstlich darauf bestanden, daß er mitkam, denn er hatte etwas vor mit seinem schwulen Sohn, der einen wichtigen Beitrag für die Verhandlungen leistete. "Schön, daß sie Zeit hatten, Angelo." begrüßte er Angelo mit stark russischem Akzent, nickte Bianco kurz zu, er übersah Shoga fast, jedoch nickte er ihm ebenso kurz zu. "Mein zweitjüngster Sohn Victor." Er stellte seinen Spross kurz vor und der jüngere Russe neigte vor Angelo kurz den Blick, ebenso vor Bianco.

Kurz bevor die beiden Russen die Suite betreten hatten, wurden auch die beiden Italiener so eiskalt, wie sie es bei den Verhandlungen immer waren und Angelo begrüßte den Besuch nun mit der zwar respektvollen, doch ebenso geschäftsmäßigen Kühle. "Dawid – es ist mir eine Ehre, daß sie gekommen sind. Bianco kennen sie sicherlich – er leitet die Geschäfte hier in Chicago. Darf ich ihnen außerdem einen unserer wichtigsten Geschäftspartner vorstellen: Shoga Asato. Er arbeitet vor allem mit Bianco zusammen und ich dachte, daß es vielleicht von Vorteil für uns alle sein könnte, wenn er uns Gesellschaft leistet." Angelo nickte auch kurz dem Sohn des Russen zu, ehe er ihnen die beiden übrigen Sitze anbot und sich ebenso wie Bianco setzte. "Nun – ich denke, wir können auf die üblichen Anfangsfloskeln verzichten. Was ist der Grund für dieses unerwartete Gespräch, Dawid ? Wir waren ein wenig überrascht, gerade, weil sie selten nach Amerika kommen ..."

Daß Shoga da war und erwähnt wurde, machte Dawid klar, daß er sehr wichtig war und er nickte ihm noch einmal kurz zu, als sie vorgestellt wurden. Daß Angelo so direkt war wusste er, und so ging er auch gleich auf das Thema ein. "Es geht um die unerfreulichen Vorfälle, aber ich vermute, das kannst du dir schon denken. Ich möchte es wieder geradebiegen, mein unfähiger Schwager hat mich ziemlich bloßgestellt." Man sah ihm an, wie verärgert er darüber war. Sein Sohn hingegen schwieg gehorsam, jedoch war ein gewisses Feuer in seinen Augen. Shoga bemerkte schnell, daß der junge Mann nicht ganz mit dem einverstanden war, was hier ablief.

Daß der ältere Russe sofort ins Duzen überging, überraschte Angelo zwar, doch er begrüßte es und nickte, während für einen Moment ein dunkler Schatten über sein Gesicht huschte, als er an die Vorfälle dachte. "Ja, ich weiß – zuerst diese mehr als nur unschöne Sache mit dem jetzigen Gefährten meines Neffen ... doch die Entführung meines Sohnes war etwas, das definitiv nicht hätte passieren dürfen. Du weißt so gut wie ich, daß die Familienmitglieder, die außerhalb des Geschäftes sind, nicht angerührt werden dürfen – dieser Codex sichert nicht nur das Überleben der Familien, sondern es ist auch eine Sache der Ehre. Ich weiß, daß diese Männer nicht auf deinen Auftrag hin handelten ... deshalb habe ich sie auch durch einen Auftragskiller eliminieren lassen. Ich hoffe, daß es deine Erlaubnis fand – ich wußte nicht, ob du die Angelegenheit mit ihnen regeln wolltest und es war die einzige Möglichkeit, meinen Sohn lebend aus dieser Sache herauszubringen. Bitte erzähle, was du dir überlegt hast, Dawid ..."

"Ich kenne den Codex und es ist sehr unangenehm, daß es passiert ist. Und meine Überlegung war eine Verbindung der Familien." Dawid blickte kurz zu seinem Sohn, dessen Augen noch kühler wurden. Sein Vater hatte ihn mit seiner Entscheidung regelrecht überfallen und er hatte Mühe, sich damit abzufinden. Vor allem, weil er in Amerika bleiben sollte, weil die Schwulenszene dort zwar größer, aber deutlich besser war. "Victor ist Schwul." erklärte der Ältere und er wusste, daß er nicht mehr viel sagen musste.

Dies war etwas, das die beiden Italiener sichtlich überraschte. Ein Blick zwischen den Beiden genügte, um sich zu verständigen – dann sprach Angelo ihre Gedanken aus und neigte sich ein wenig vor, da er an diesem Vorschlag sichtlich Interesse hatte. "Dein Vorschlag hat uns sehr überrascht – und es zeigt von deiner Ehre, Dawid. Meine Söhne sind schon vergeben, doch Biancos Nachfolger, sein dritter Sohn, ist noch nicht liiert ... und es wäre uns eine Ehre, diese Verbindung einzugehen und damit die Zusammenarbeit unserer Familien zu sichern, wie es schon seit langer Zeit üblich ist." Es war ein wirklich selten gewordenes Angebot – doch gerade deshalb wog es noch schwerer, auch wenn man dem jungen Mann an der Seite ansah, daß er davon nicht gerade begeistert war.

Aber er würde sich fügen. "Ich freue mich, daß du den Vorschlag annimmst, es bedeutet mir viel, daß die Reibereien aufhören." Dann blickte Dawid zu Bianco. "Es ist mir eine Ehre, daß mein Sohn für deinen Nachfolger bestimmt ist." Victor verzog einen Moment seinen Mundwinkel, es war nicht mehr als ein Zucken, es fiel Dawid aber auf." Hast du etwas zu sagen, Sohn ?" fragte er leise und Victor biss sich einen Moment auf die Lippen. "Nein, Vater." murmelte er. Er log, aber wenn er etwas sagte, würde die Sache womöglich eskalieren. "Victor ist nicht besonders glücklich, daß er in Amerika leben soll ... ich bin jedoch der Meinung, daß die Szene, in der er sich aufhielt, nicht gerade das war, was ich mir für ihn wünsche."

Dies überraschte Bianco und so neigte auch er sich ein wenig vor, musterte den jungen Mann und für einen Moment huschte ein kurzes Lächeln über seine Züge. "Ich kann seinen Unwillen verstehen – dies hier ist ein völlig anderes Land, an das er sich erst gewöhnen muß. Dazu noch die Tatsache, daß er sich seinen zukünftigen Lebensgefährten und Ehemann nicht selbst aussuchen konnte. Doch ich denke, daß er und Farfalla gut miteinander auskommen können, sie haben Beide ein sehr starkes Selbstbewußtsein. Ich werde ihm Bescheid geben, sobald dieses Gespräch beendet ist ... ich denke, die Formalitäten zwischen uns werden recht schnell erledigt sein, nicht wahr ?" Der Weißblonde konnte sich schon denken, daß Victor höchstwahrscheinlich auch deshalb so unwillig war, weil er einen Freund gehabt hatte, von dem sein Vater nichts wußte – der junge Russe war Niemand, der nur deshalb so unwillig war, weil er nicht in einem anderen Land leben wollte, in dem er sogar noch mehr Möglichkeiten hatte.

So war es auch. Victor hatte einen süßen Freund gehabt und den musste er nun zurücklassen, weil er mit Farfalla zusammengesteckt wurde. "Ich denke auch, sie werden sich verstehen. Victor schmuggelt Waffen und ich hörte, dein Sohn hat eine gewisse Vorliebe dafür." Dann klärte Dawid die Formalitäten ab. Die Heirat würde im kleinsten Familienkreis stattfinden. Sicher war es nichts gewöhnliches ... hätte Dawid eine Tochter, die frei war, hätte er sie hergegeben, aber er hatte nur Söhne und Victor war glücklicherweise Schwul. "Ach ja, Ivanov war mal mein Schwager. Meine Schwester hat sich scheiden lassen und er ist danach ungeschickterweise mit dem Auto verunglückt." Dawid taute auf, und die anderen Beiden scheinbar auch, denn sie wirkten viel entspannter.

Diese Nachricht ließ die beiden Italiener kurz schmunzeln, denn gerade bei solchen Verrätern war dies eine lang praktizierte Praxis, da sie tot keine Gefahr mehr bedeuteten. Die Einzelheiten der bevorstehenden Hochzeit waren ein nicht nur interessantes, sondern auch wesentlich angenehmeres Thema – und sowohl Angelo wie auch Bianco versäumten nicht, auch Shoga immer wieder mit einzubeziehen. Gerade dem Weißblonden war das sehr wichtig, da Shoga für ihn mehr bedeutete als es ein simpler Geschäftsfreund tat - etwas, das er auch immer wieder ein wenig durchblicken ließ, während sie die Hochzeit besprachen und sich nebenher Notizen machten.

Das fiel Victor ziemlich deutlich auf, ebenso die winzigen Gesten, die verrieten, daß die Beiden ein Paar waren. Dawid war weniger aufmerksam, er bezog den Japaner aber immer mal wieder mit in die Gespräche ein, bis sie langsam alles, was abzusprechen war, besprochen hatten. Shoga äußerte dann vorsichtig und gekonnt sein Anliegen mit dem Kaviar aus Russland und Dawid lachte kurz auf. Victor hingegen mischte sich kurz ein. "Ich denke, da Shoga auch so gut wie zur Familie gehört, wird sich doch sicher etwas machen lassen, Vater ?" Der ältere sah ihn kurz an und dann zu Shoga und Bianco, erst jetzt verknüpfte er die Zusammenhänge und nickte. "Nun, ich denke auch."

Die aufmerksamen Augen des jungen Russen waren Bianco nicht entgangen – ebenso wie die Tatsache, daß Victor noch vor seinem Vater bemerkt hatte, daß er und Shoga ein Paar waren. Auch das leichte, freudige Aufblitzen in den smaragdgrünen Augen des Japaners bemerkte Bianco und es freute ihn, denn er wußte nur zu gut, wie gern der Asiate diese Köstlichkeit aß. Dann schweifte sein Blick jedoch wieder zu Victor und der Weißblonde musterte ihn ein wenig genauer ... der junge Mann schien nur so vor Energie und Kraft zu strotzen, doch er hielt sie zurück, hörte zu und sammelte Informationen, auch wenn man ihm nur zu gut ansah, daß er es definitiv nicht mochte, so verschachert zu werden. Als sie schließlich auch diese Gespräche beendet hatten, gingen sie zum lockeren Teil des Abends über und bedienten sich an dem Buffet, während Bianco schon überlegte, wie er es seinem Sohn beibringen würde.

Victor hatte sich ein paar der Köstlichkeiten auf einen Teller gepackt und blieb etwas entfernter von den Älteren stehen. Sein Vater und Angelo unterhielten sich recht gut und auch der Japaner und Bianco sprachen eher mit seinem Vater. Er selber kaute etwas abwesend auf einem der kleinen Canapees herum. Im Geiste hatte er gerade die Szene vor sich, als er seinen Liebsten sagen musste, daß er verheiratet würde, und daß sie sich nicht wiedersehen würden und durften. Für ihn und seinen Freund war eine kleine Welt zusammengebrochen und er vermisste Janick schon fast schmerzlich.

Doch so unbemerkt, wie er sich wähnte, war Victor nicht. Während Angelo mit Dawid und Shoga sprach, löste sich Bianco und kam zu dem Jüngeren, der alleine an der Seite stand und gerade an etwas denken mußte, das sehr schmerzlich schien. Bianco konnte sich schon denken, um was es sich handelte und seufzte innerlich, ehe er den jungen Russen leise ansprach. "Victor ? Du warst den ganzen Abend über sehr ruhig und gefaßt, ich bewundere deine Beherrschung. Als mein Vater mich mit der Schwester Angelos verheiratete, brüllte ich das Haus zusammen und brachte meinen Vater dabei fast zur Verzweiflung, weil ich mich weigerte, eine Frau anfassen zu müssen. Ich kann dich besser verstehen, als du denkst ... du hattest einen Freund, nicht wahr ?" Es lag kein Mitleid in den Augen des älteren Italieners, sondern Verständnis ... ein Verständnis, das aus Erfahrung geboren war, da er selbst schon vor der gleichen Entscheidung gestanden hatte.

Das überraschte den jungen Russen und er nickte unauffällig. "Ja, hatte ich ... und Vater hätte mich halb tot geschlagen, wenn ich mich geweigert hätte." Oder er hätte Janick umgebracht, spann er in Gedanken weiter. Sein Vater war gefährlich und ging auch über Leichen, und daß Janick womöglich etwas passierte, wollte Victor nicht zulassen. "Ich werde ihn früher oder später vergessen und darüber hinwegkommen." wisperte er und blickte Bianco kurz in die Augen. Jedoch sah er wieder weg, seine Augen würden verraten, daß er eben gelogen hatte. So leicht, wie er sagte, würde es nicht werden.

"Glaub mir, vergessen wirst du ihn nie, mir erging es nicht anders. Ob du darüber hinwegkommst, liegt allerdings an dir, Victor. Ich weiß, daß du meinen Sohn noch nicht kennengelernt hast – doch ich denke, daß du zumindest ein wenig Informationen über ihn hast. Ich kenne meinen Sohn gut genug, um zu wissen, daß er es dir nicht schwerer macht, als es so oder so schon ist ... er weiß, wie es mir ging, und daß ihr Beide das gleiche Glück habt wie ich mit meiner verstorbenen Frau, wage ich nicht zu hoffen. Ich möchte dir aber versichern, daß ihr Beide sehr viel Freiheit haben werdet, ich gehöre nicht zu den Vätern, die ihre Kinder zu sehr kontrollieren." Gerade das war Bianco wichtig – er wollte nicht, daß Victor dachte, daß er so kontrollierend wie Dawid wäre.

Victor war etwas durch den Wind, er hatte nicht damit gerechnet, daß er mit soviel Respekt und Herzlichkeit behandelt wurde, und so schenkte er Bianco sein erstes Lächeln, das er hier in Amerika zeigte. "Vielen Dank, ich weiß das sehr zu schätzen." Er zögerte kurz und haderte mich sich, dann fragte er leise. "Ich habe ihren Sohn noch nicht gesehen ... haben sie vielleicht ein Bild von ihm ?" Es war ihm etwas peinlich, aber er würde schon gern wissen, wie der Mann aussah, mit dem er zusammengeworfen wurde.

"Aber natürlich, Victor. Und du kannst mich duzen, schließlich wirst du bald mein Schwiegersohn." Noch während er sprach, nahm Bianco seinen Geldbeutel heraus und zog aus diesem ein sichtlich oft berührtes Foto, das er dem jungen Russen gab. "Dieses Bild wurde vor einem halben Jahr aufgenommen und zeigt ihn bei einem Geschäftsbesuch. Er kann aber auch so wie hier sein, wenn er privat ist." Mit den Worten nahm Bianco noch ein zweites Foto heraus, das noch abgegriffener war und reichte es Victor, damit dieser es sich betrachten konnte.

Das erste Foto betrachtete Victor, ohne eine wirkliche Regung zu zeigen. Bianco war ohne Zweifel eine Augenweide, aber auf dem Bild war er eiskalt, so wie alle hier, als die Gespräche angefangen hatten. Das zweite Bild sorgte für ein kurzes Nicken, denn dort war Farfalla zusammen mit seinen Brüdern. Leger gekleidet und er lachte unbeschwert. "Vielen Dank, daß ich die Bilder sehen durfte ... er kommt sehr nach ... dir." Die Bilder machten ihm die Sache zwar nicht leichter, aber er wusste zumindest, wie sein Zukünftiger aussah. "Wann werde ich ihn sehen ?" fragte er noch leise, es war nicht so, daß drängte.

"Ich rufe ihn an, sobald dieses Zusammentreffen beendet ist. Je nachdem, wie schnell er seine Geschäfte in New York beenden kann, denke ich, daß er morgen oder übermorgen Abend hier sein kann. Ich denke, es ist am Besten, wenn ihr euch alleine trefft und schon einmal beschnuppern könnt. Ist es dir lieber, wenn es in Farfallas Penthouse ist ? Oder möchtest du eher einen neutralen Ort dafür ? Es ist auch wichtig, daß ihr besprecht, wie ihr später wohnen wollt ..." Es gab noch so viel zu klären und Bianco schwirrte schon jetzt der Kopf – er hoffte nur, daß die beiden jungen Männer sich einigermaßen vertragen würden, denn wenn nicht, wäre dies Ehe schon von Anfang an die Hölle, der er selbst entgangen war.

"Ich denke auch, wir sollten uns alleine treffen ... vielleicht etwas Neutrales, es wäre mir lieber." Er wollte nicht gleich in die Wohnung seines Zukünftigen, denn dort gab es einen Heimvorteil, den Victor nicht hatte. "Vielleicht hier im Hotel, Vater hat das Penthouse gebucht. Nur eben, daß wir uns in einem anderen Zimmer treffen oder in der Lounge, ich weiß nicht." Er war da etwas unsicher, die ganze Situation war ungewohnt. Normal wusste Victor ganz genau, was er wollte, aber jetzt eben nicht.

Bianco nickte nur und drückte kurz die breite Schulter des ein wenig Größeren, ehe er sich wieder löste und leise antwortete. "Ich werde euch eine schöne Suite hier buchen ... es ist neutral genug für euch Beide, so könnt ihr euch kennenlernen. Es gibt euch die Möglichkeit, daß ihr reden könnt und vielleicht entdeckt ihr ja Gemeinsamkeiten ?" Es sprach alles dafür – alleine schon die Vorliebe Beider für Männer, ihre Vorliebe für Waffen und die gemeinsame Herkunft aus der Mafia. Und er konnte schon mit ziemlicher Sicherheit sagen, daß zumindest Farfalla nicht enttäuscht werden würde, was die körperliche Anziehungskraft betraf.

Farfalla war in etwa der Geschmack von Victor, nur musste man sehen, ob er mit der Dominanz klarkam oder nicht. Er war es und Farfalla war es, da konnte es schon einige Reibereien geben. Vic merkte auf, als sein Vater zu ihnen blickte, er sollte zu ihm kommen, denn Angelo hatte wegen einer bestimmten Waffe nachgefragt und Victor war der Experte dafür. Daß Bianco es bemerkte und mit ihm ging, war eine Erleichterung, denn er hatte hin und wieder Probleme, wenn es um Gesellschaftliches ging.

Beide Italiener bemerkten dies, da sie ein Auge dafür hatten – es sicherte ihnen immer wieder Vorteile in den Verhandlungen, wenn man so etwas bemerkte. Doch sie ließen es sich nicht anmerken, gerade Angelo fragte immer wieder höflich nach, zeigte Interesse an dem Wissen des jungen Russen und versuchte so, ihn ein wenig zu entspannen. Währenddessen machte sich auch Bianco innerlich ein paar Notizen ... vielleicht würde Victor sogar von Farfallas Erfahrung profitieren, denn genau das, was der junge Russe missen ließ, besaß sein Sohn im Überfluß. Als das Gespräch schließlich zu Ende ging, sorgte Bianco höflich dafür, daß auch ihre Zusammenkunft ein Ende fand – Victor wurde sichtlich unruhiger und er mußte noch Farfalla anrufen, damit er ihm von der Entscheidung erzählen konnte.

Dawid war auch dafür, daß sie sich langsam verabschiedeten, und Vic wirkte ein wenig erleichtert. Wenn es darum ging zu schmuggeln, war er eiskalt und unberechenbar, er brachte bestimmte Waren sogar selbst zu ihren Bestimmungsorten, aber bei so etwas wie hier verlor er schnell mal die Nerven, gerade jetzt und in dieser Situation war es besonders schwer für ihn. Er war kein Geschäftsmann, er war ein Mann der Tat, ein Abenteurer, wenn man es genau sagen wollte, auch wenn er sehr kultiviert wirkte. "Wir verabschieden uns dann ... wenn ihr uns erreichen wollt, wir sind oben im Penthouse eingemietet. Ich bin froh, daß dieses Gespräch so erfreulich verlaufen ist." Dawid verabschiedete sich so und Victor nickte nur sacht und gab ein leises "Auf Wiedersehen." von sich.

"Es war ein sehr erfreulicher und erfolgreicher Abend, Dawid ... wir bleiben in Kontakt und ich bin sicher, daß wir noch einige Abende miteinander verbringen werden, bis dein Junge und Farfalla ein Paar sind. Ich wünsche dir und auch deinem Sohn eine gute Nacht und auch einen angenehmen, morgigen Tag – Bianco wird euch Bescheid sagen, sobald sein Sohn angekommen ist." Mit diesen Worten verabschiedete sich Angelo und schüttelte noch einmal höchst erfreut die Hände der beiden Russen – auch Bianco verabschiedete sich so, doch er gab Vic noch ein kurzes, doch sanftes Lächeln, um ihm zu zeigen, daß er ihn wirklich als seinen baldigen Schwiegersohn annahm. Dann wartete der Weißblonde an der Seite auf seinen Liebsten, um ihm die Zeit zu geben, sich ebenfalls von den Russen zu verabschieden.

Das tat er auch mit japanischer Höflichkeit. Shoga verneigte sich kurz und bedankte sich für das kleine, aber gute und vor allem teure Geschäft, das sie abgewickelt hatten. Dann gingen die beiden Russen und Shoga seufzte leise. "Der Junge war vollkommen überfordert." Auch er hatte es bemerkt. "Ich denke, Farfalla wird ihm da eine große Hilfe sein."

"Ja, das wird er – Farfalla spielt mit den Geschäftspartnern wie ein guter Musiker auf seinem Instrument. Wenn die Beiden lernen, zusammenzuarbeiten, sind sie ein Paar, dem man mit Vorsicht begegnen sollte. Victor bat mich, hier eine Suite für das erste Zusammentreffen der Beiden zu buchen ... ich denke, er befürchtet, daß Farfalla in seiner Wohnung einen zu großen Heimvorteil hat. Ich hoffe nur, daß die beiden Jungs zusammenfinden ..." Angelo nickte auf die Worte seines Bruders und drückte ihm kurz die Schulter – dann kam er zu Shoga und umarmte ihn kurz, verabschiedete sich, da er noch einige Dinge erledigen mußte und ging, so daß Bianco alleine mit seinem Liebsten in der Suite zurückblieb.

Shoga lehnte sich an Bianco und küsste ihn sehnsüchtig. "Bist du zufrieden mit dem, was passiert ist ?" fragte er leise, er selber konnte sich nicht vorstellen wie es wäre, seinen Sohn zu sagen, daß er einen Anderen heiraten musste, er hatte keine eigenen Kinder.

Leise seufzend, zog der Weißblonde ihn näher und erwiderte den zärtlichen Kuß, der ihm ein wenig seiner Ruhe wiedergab. "Zufrieden ist der falsche Ausdruck ... ich bin froh, daß der Ärger mit den Russen jetzt endlich ein Ende hat. Gerade für Jemanden wie Falco ist es mehr als nur beruhigend, weißt du ? Aber vor dem Anruf graut es mir schon jetzt, mein Herz. Ich weiß, daß auch Farfalla weiß, wie vorteilhaft diese Ehe für alle sein wird ... und ich kann mir denken, daß er zumindest gegen den Körper Victors nichts haben wird, er steht auf solche Typen. Aber andersherum wird es ein Problem werden ... Vic ist es nicht gewöhnt, daß sein Partner auch so dominant ist wie er selbst, das habe ich heraushören können. Sie werden sich sehr gut bei Verhandlungen ergänzen – der junge Russe hat das Fachwissen und Farfalla kann verhandeln. Nunja, wir werden sehen, wie es läuft ... gehen wir, dann können die Putzkräfte hier aufräumen und wir uns angenehmeren Dingen widmen. Fährst du Heute zu mir mit ? Bitte ..." Bianco brauchte gerade nach dem Anruf die Nähe seines Liebsten und hoffte, daß Shoga zustimmte.

"Ich komme gern mit zu dir, ich mag deine Wohnung." wisperte Shoga, als sie die Suite verließen und lächelte kurz, bevor er wieder etwas ernster wurde, weil sie in den Aufzug stiegen. "Ich möchte bei dir sein, wenn du Farfalla anrufst." Er wollte ihn etwas unterstützen.

Bianco wisperte nur ein leises "Danke, mein Herz." zu dem Anderen – dann waren sie schon in der Lobby angelangt und gingen nach draußen, während ihnen der Bodyguard Biancos die Türen aufhielt. Draußen wartete schon ihr Auto und der Italiener stieg nach Shoga ein, nickte nur zu dem Bodyguard und schloß einen Moment die Augen, als sie losfuhren. Es dauerte nicht lange, bis sie an seinem Wohntower ankamen – die Fahrtzeit hatten sie in einem einvernehmlichen Schweigen verbracht und fuhren mit dem Aufzug hoch zum Penthouse, damit sie noch den Anruf erledigen konnten. Als sie in der Wohnung waren, schloß Bianco mit einem erleichterten Seufzen die Türe – zog sich dann Jacke und Schuhe aus, ehe er ins Wohnzimmer ging, sich hinsetzte und die Nummer seines Sohnes wählte, als auch Shoga sich neben ihn setzte.

Shoga hielt dessen freie Hand und nach einigen Momenten - gerade ein paar Augenblicke, nachdem Bianco seinem Sohn die Nachricht gesagt hatte - fühlte er, wie sich der Italiener entspannte, weil er eine positive Antwort erhielt. Als Bianco ein paar Minuten später aufgelegt hatte, neigte der Japaner sich zu ihm und drückte ihn auf das Sofa. "Jetzt wirst du verwöhnt."

Leise schmunzelnd, ließ der ein wenig Größere das Handy fallen und nickte nur ... gerade jetzt brauchte er Shoga und ließ sich fallen, empfing dessen Zärtlichkeiten und vergaß zumindest für diese Nacht alle Sorgen, die ihn belasteten.

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