Balken01a


 ”Secret Admirer”  01
 

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"Oh Shit ! Verdammt, ich komme wieder zu spät !" Laut vor sich hinfluchend, rannte Conny durch die Straßen und versuchte, noch ein wenig Zeit aufzuholen ... er hatte nur noch knapp fünf Minuten, um zu seiner Schule zu kommen, und es würde mehr als nur knapp werden. Doch er gab nicht auf, sondern legte noch einen Zahn zu und lief noch schneller, als er schon den Eingang des Schulhofes sehen konnte. Der junge Rotblonde wurde erst langsamer, als er über den Schulhof lief und ein kurzer Blick auf die große Uhr am Schuleingang ihm zeigte, daß er noch drei Minuten Zeit hatte, zu seinem Klassenzimmer zu kommen. Genug Zeit, so daß er erleichtert aufatmete und noch immer mit beachtlicher Geschwindigkeit die Treppen hochsprang, durch den Eingang stürmte und unverhofft in Jemanden prallte, der just in diesem Moment ebenfalls in den Gang getreten war. Die Wucht ihrers Zusammenpralls warf sie Beide auf den Boden und Conny versuchte, schwer keuchend wieder Luft in seine Lungen zu bekommen ... doch dann rappelte er sich einfach auf, warf noch ein "Sorry !!" hinterher und lief einfach weiter, damit er noch pünktlich in seine Klasse kam.

Zurück blieb Kevin, der nach Luft schnappte, um wieder atmen zu können. Conny hatte ihn so hart erwischt, daß er sitzenblieb und versuchte, die Sterne, die vor seinen Augen herumflimmerten, loszuwerden. Leider war die Dampframme, die ihn erwischt hatte, viel zu schnell weg, er hatte ihm nichts hinterherknurren können und erkannt hatte er den Typen auch nicht wirklich. Das Ganze hatte ihm jetzt seine Freistunde versaut, aber sowas von ! "Arschloch !" fluchend, rappelte Kev sich endlich auf und klopfte den Dreck von seiner schwarzen Hose. Aber dabei sah er die Geldbörse, die auf dem Boden lag und wohl dem kleinen Attentäter aus der Jacke gefallen war. "Mal sehen." murmelnd, hob er das Beweisstück auf und kuckte hinein. Ein Schülerausweis war das Erste, das er sah. "Conny McAsher ... aha." Der Name sagte ihm nichts und Kev musterte das Bild des Typen. Rotblonde Haare, Sommersprossen und ein paar grüne Augen blitzten in frech an, und auch das Lächeln wirkte frech. "Na, den werde ich wohl wiedererkennen, aber ich werde ihn zappeln lassen." Jetzt huschte ein Grinsen über Kevins blasse Lippen, es verging ihm aber, als er noch weiter stöberte und ein Foto fand, das IHN zeigte ! "Was zum Teufel soll das ?!" Das ging ja wohl gar nicht. Vor allem ... woher hatte der Kerl genau dieses Foto ? Das Bild war etwas älter, seine Haare waren da noch ein wenig kürzer und er posierte richtig. "Der Foto-Club ... ja, das muss es sein !" Damals hatte er posiert und er machte das selbst Heute noch hin und wieder für den Kunst-Club, in dem er auch war. Jeder musste da mal als Model herhalten, aber er machte das sogar sehr gerne. Nur, wie Conny an das Foto kam, war eine Frage, die noch offen blieb und der würde Kevin ganz sicher auf den Grund gehen. Aber erstmal würde er Conny beobachten und ließ ihn etwas zappeln, denn in der Geldbörse steckten ganze fünfzig Dollar und das war eine Menge Geld für Jemanden, der aus der Gegend kam in der Conny, laut Schülerausweis, lebte.

Währenddessen hatte dieser es gerade noch geschafft und sich knapp vor dem Lehrer in die Klasse gequetscht, ließ sich schwer keuchend auf seinen Stuhl fallen und grinste ein wenig dümmlich, weil er so erleichtert war. Daß er vorhin noch mit Jemandem zusammengerauscht war, hatte er schon wieder vergessen und so unterhielt er sich leise mit seinem besten Freund, der gleich am Tisch nebendran saß und ebenso wie er die Hausaufgaben für diese Stunde herausholte. Die Stunden vergingen wie immer zäh und die Zeit schien kein Ende zu nehmen ... doch dann läutete die Glocke für die Mittagspause und die Schüler hörten schon gar nicht mehr auf die lauten Proteste des Lehrers, als sie ihre Sachen zusammenpackten und mehr als nur eilig aus dem Klassenzimmer flüchteten, um zur Mensa zu kommen. Doch genau da stockte der junge Rotblonde, als er in seine Jacke griff und blickte verdutzt auf die leere Tasche, hielt mit einem leisen "Wart mal kurz, Rocco ..." an und begann, fieberhaft nach seinem Geldbeutel zu suchen, der doch noch in der Frühe in seiner Jacke gewesen war.

Genau das beobachtete der Finder der Geldbörse. Er hatte in der Mensa nach dem Rotblonden Ausschau gehalten und grinste zufrieden, als er sah, wie die Panik in diesem aufstieg. Kevin weidete sich daran und ließ ihn noch weiter zappeln. Wahrscheinlich wusste er nicht mal mehr, wen er am Morgen umgerannt hatte.

Und damit hatte er völlig Recht. Conny zermarterte sich den Kopf, wo er den Geldbeutel denn gelassen hatte – und sein Freund, der nur mit einem breiten Grinsen dabei zusah und feixte, war nicht unbedingt dabei förderlich. "Shit, Rocco – ich brauch das Mistteil doch, da sind meine Ausweise und alles drin ! Ach verdammt ..." Resigniert aufseufzend, fügte sich der junge Rotblonde in sein Schicksal und verstaute wieder alles in seinem Rucksack, wuchtete ihn auf die Schultern und verabschiedete sich noch von seinem Freund, denn das Essen konnte er jetzt knicken. Zumindest hatte er noch einen Apfel dabei und nahm ihn jetzt auf, doch gerade, als er abbeißen wollte, sah er den gehässigen Blick des jungen, ein wenig größeren Goth, der ihn scheinbar die ganze Zeit beobachtet hatte. "Was ?! Ist dir reicher Pinkel das noch nie passiert, daß du was verlierst ?"

"Nö, bisher habe ich immer gut auf meine Sachen aufgepasst." erwiderte Kevin prompt und grinste dabei. "Ich will mal nicht so sein ... hier ist es, du hast es Heute früh verloren, als du mich umgenietet hast." Er zog die Geldbörse aus seiner Tasche und wedelte damit herum. Noch gab er sie ihm nicht, er wollte nämlich noch etwas wissen. "Nette Fotos hast du da drin."

Gerade noch wollte Conny wütend aufknurren und krallte nach seiner Brieftasche, als ihn die so gehässig gesprochenen Worte erstarren ließen. Die Augen des jungen Rotblonden weiteten sich und für einen Moment überschwemmte ihn pure Panik – ausgerechnet sein heimlicher Schwarm hatte das Foto gesehen, das Conny aus dem Fotoclub gemopst hatte, und stand nun da und machte sich darüber lustig. Er konnte doch nichts dafür, daß ihm ausgerechnet der kälteste und unnahbarste aller Schüler so gefiel – und die Tatsache, daß dieser es nun wußte, beschämte ihn über alle Maßen, so daß Conny hochrot anlief und wütend die Brauen in die nun verengten Augen zog. "Ja, hab ich ! Und nun gib mir endlich meinen Geldbeutel, davon abgesehen, was geht es dich überhaupt an, was ich drinhabe ! Ich hoffe, daß noch alles drin ist – sonst kriegst du meine Faust in die Fresse !"

Kevin konnte jeden kleinsten Gedanken von Conny lesen, es war erstaunlich, wie offen der Kerl bei der Gestik und Mimik war ... Schreck, Panik, Scham, Wut ... und wie gelogen da seine Worte klangen. "Ich hab's sicher nicht nötig, dir was zu stehlen, und ich hab reingeschaut um zu sehen, wer du bist, damit du es zurückbekommen kannst." Daß der Rotblonde ihm wirklich eine knallte, bezweifelte er stark, man schlägt nicht Jemand, in den man verknallt war. Daß Conny verknallt in ihn war, ließ Kevin scheinbar total kalt, aber er verbarg seine Gefühle besser. Den Geldbeutel behielt er aber noch immer. "Bekomme ich keinen Finderlohn ?"

Und das war etwas, das den jungen Rotblonden wieder völlig schockierte. "Finderlohn ...?" Ihm war, als ob eine Schraubzwinge sich um sein Inneres ziehen würde, als er den kalten, abschätzenden Blick und die ebenso kalten, hörbar desinteressierten Worte hörte. "Du willst Finderlohn und ich weiß noch nicht einmal, ob etwas fehlt ? Du Arsch ... Okay, nimm dir, was du willst, schließlich kriege ich ja sonst meinen Geldbeutel nicht wieder. Aber untersteh dich, mir etwas zu nehmen, das ich noch brauche !"

"Na, dann kucken wir doch mal." murmelte Kevin und sah demonstrativ in die Geldbörse. Natürlich war nichts drin, was er haben wollte, er wollte Conny nur noch ein wenig zappeln lassen. Kurz kramte er in den kleinen Geldscheinen herum und bemerkte nebenher den entsetzten Blick. "Hmmm ..." gab Kev von sich. Er nahm dann doch etwas und steckte es ein. Es war das Foto, das Conny gemopst hatte und inzwischen erstaunlich abgegriffen war. "Da hast du sie wieder." Die Geldbörse warf er in Connys Hände und drehte sich herum, um zu gehen. Den Typen wollte er im Auge behalten, er war neugierig auf den Kerl, der sich scheinbar, trotz seiner kalten Fassade, in ihn verknallt hatte.

Als der Größere an das Geld ging, setzte für einen Moment das Herz Connys aus – in dem Geldbeutel war alles Geld, das er sich nebenher mühsam verdiente und er hatte schon Angst, daß der Schwarzhaarige es nehmen wollte. Doch dann nahm dieser etwas anderes und der ein wenig Kleinere fing verdutzt den Geldbeutel auf, öffnete ihn natürlich sofort und sah auch gleich, was darin fehlte. Nun doch ein wenig verblüfft, blickte Conny wieder auf und dem Anderen hinterher – doch dann seufzte er leise und drehte sich um, steckte den Geldbeutel diesmal in seine Jeanstasche und machte sich auf den Weg nach draußen, um nun seinen Apfel zu essen und ein wenig über das gerade Erlebte nachzudenken.

Dafür blieb ihm aber nicht viel Zeit, denn Kev war ihm doch noch gefolgt. Hier draußen waren sie allein und jetzt konnte er endlich fragen. "Sag mal ... wozu das Foto von mir ? Bist du verknallt oder so ?" Seine Worte waren nicht mehr ganz so kalt, eher neugierig, und er lehnte an einem Baum, der ihm Schatten spendete. Das Foto hatte er in der Hand und Kev besah es sich nochmal.

Bei den Worten erschrak Conny fürchterlich und verschluckte sich an einem Apfelstück, das er gerade eben abgebissen hatte. Es dauerte eine Weile, bis er es wieder hochgehustet und sich einigermaßen beruhigt hatte, doch dann sah er langsam aus leicht tränenden Augen zu dem an dem Baum Lehnenden hoch. "Was ...?

Die Szene hatte Kevin eher gelassen beobachtet, es war ja auch gemein gewesen, sich so anzuschleichen. Er blickte zu dem Rotblonden herab und hob eine Braue. Ein bissiger Kommentar lag ihm schon auf der Zunge, aber er schluckte ihn. "Ich fragte, weshalb du ein Foto von mir hast. Wie es aussieht aus dem Foto-Club, denn nur die haben solche Fotos von mir gemacht. Bist du verknallt oder einfach nur geil auf mich ?" Wieder wedelte er mit dem Bild herum. "Ist ganz schön abgegriffen."

"Was ?!" Conny verfluchte sich selbst, daß er scheinbar nichts anderes mehr antworten konnte – doch die Direktheit des Anderen raubte ihm einfach jegliche Möglichkeit, ihm eine passende Antwort zu geben. Vor allem, weil er auf beide Fragen nur die gleiche Antwort geben konnte und er würde den Teufel tun und ihm sagen, daß er nicht nur in ihn verliebt war, sondern ihn auch gern im Bett hätte. "Klar ist es abgegriffen ? Die im Foto-Club haben es so oft begrabbelt, daß es so gammelig war, daß sie es wegwarfen. Ich habs im Abfalleimer gesehen und mir genommen, das ist doch nicht verboten ! Hatte eben noch ein Fach im Geldbeutel leer ..."

"Ja, klar." schoss Kev gleich zurück. "Und ich heiße in Wirklichkeit Brad Pitt und hab ein Kind mit Angelina Jolie. Sag doch einfach ganz offen und ehrlich, ich fresse dich schon nicht auf ... vielleicht." Offen und ehrlich, so war Kevin. Er hatte bisher selten ein Blatt vor den Mund genommen.

Und damit verblüffte er den Rotblonden ein weiteres Mal. Er war hin- und hergerissen ... einerseits wollte er nichts mehr als einfach nur abhauen, doch andererseits stand hier sein heimlicher Schwarm und schien ihn entweder zu verhöhnen oder zu necken. "Okay – okay, okay ! Verdammt, wenn dus unbedingt wissen willst ?! Ich steh auf dich, auch wenn mich deine kalte, arrogante Art total ankotzt ! Zufrieden ?!" Conny ballte die Hände an seinen Seiten zu Fäusten und knirschte vor Wut mit den Zähnen, während seine Augen feurig aufblitzten.

"Na bitte, es geht doch." kam es fast, aber wirklich nur fast, schnippisch zurück. So gefiel ihm der Rotblonde fast schon richtig gut und jetzt erst bemühte sich Kev und musterte Conny von oben bis unten. Ihm war klar, daß er damit noch mehr Öl ins Feuer goss. "Schlecht aussehen tust ja nicht." kommentierte er. "Was machst du, wenn ich Schwul wäre und was, wenn ich es nicht wäre ?"

Bei dem geringschätzigen Mustern wuchs die hilflose Wut Connys sichtbar an und er knirschte mit den Zähnen, während er die Hände so fest ballte, daß die Fingerknöchel weiß hervortraten. "Keine Ahnung ?! Ich hab doch keine Ahnung, was du bist – und was dann passiert, verdammt nochmal ! Und ich mag es nicht, wenn man mich verarscht oder mit mir spielt."

Conny war da ganz schön empfindlich, wie es aussah. Aber Kevin war ja auch nicht gerade zimperlich mit dem, was er tat. "Jetzt geh doch nicht gleich so hoch. Ich will doch nur wissen, ob du mich ficken würdest, wenn ich Schwul wäre und ob du mich weiter von weitem anhimmelst,wenn ich es nicht wäre." Kev ging langsam auf Conny zu, packte ihn am Nacken und küsste ihn harsch, sogar mit Zunge, bevor er wieder von ihm abließ und das Foto in dessen Jackentasche steckte. "Trau dich, wenn du was von mir willst." Mit den Worten wandte er sich ab und ging wieder zurück zum Schulgebäude, weil es sicher gleich klingelte. Ungesehen von Conny leckte er sich über die Lippen, der Kerl schmeckte nicht schlecht.

Doch dieser war gerade eben zur Säule erstarrt und brauchte einige Momente, um sich wieder zu fangen. Gerade, als er ihm eine wütende Antwort entgegenschleudern wollte, kam dieser, küßte ihn und schnitt ihm so eine mögliche Antwort mehr als nur erfolgreich ab. Erst jetzt kam Conny, wie gut sich dieser Kuß eigentlich gewesen war und er erschauerte, als er sich langsam fing und die Fingerspitzen auf die Lippen legte, da er den Kuß noch immer daran fühlen konnte. Doch Conny war sich nicht sicher, was das nun bedeutete - wollte Kevin nun, daß sie weitergingen ? Wollte er mehr, oder nur Sex ? Oder spielte er nur mit ihm ? Fragen, die den jungen Rotblonden im Moment sichtlich überforderten.

Kev spielte aber nicht, er wollte Klarheit und eine offene Frage. Dieses Herumgeschleiche mochte er nicht, wenn, sollte Jemand auch genug Mumm haben, auch wenn sich Derjenige womöglich eine Abfuhr einhandelte. Da, wo er herkam, gab es genug Heimlichkeit ... Keiner spielte mit offenen Karten, schleimte hier und da und Kev hatte sich angewöhnt, diese Typen mit offenen Worten aus der Reserve zu locken. Mal sehen, wie sich Conny von jetzt an benahm, Kev wollte ihn im Auge behalten und einfach mal sehen, was die nächsten Tage so brachten.

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Seither waren einige Tage vergangen und Conny kochte still für sich hin, als er sich an der Essensausgabe der Mensa sein Mittagessen holte, bezahlte und so schnell er konnte zu einem leeren Tisch weiter hinten und abgeschlossen ging. Er wollte alleine sein, ein Verhalten, das so untypisch für ihn war wie diese Reizbarkeit und seine sichtbare Verschlossenheit. Er dachte noch immer über das Erlebnis mit Kevin nach – und er wurde daraus nicht schlau, traute sich aber auch nicht, ihn noch einmal darauf anzusprechen.

Kevin war hingegen wie immer, kühl, abweisend und ohne Freunde. Oder er vertrieb die Typen, die versuchten, seine Freunde zu werden, es waren alles reiche, schleimige Schnösel. Hin und wieder hatte er Conny beobachtet und auch jetzt sah er kurz zu ihm und stellte fest, daß der Rotblonde wieder allein am Tisch saß. Die letzten Tage hatte er seine Freunde schon fast weggebissen und brütete ungewohnt still vor sich hin. Seine Freunde hatten sich schon beklagt und fragten sich, wo die Fröhlichkeit von Conny hin war. Daß es an ihm lag, ahnte Kevin irgendwie, aber er gab sich daran ganz sicher keine Schuld, er war wie immer gewesen und Jeder wusste, daß er so war, wie er eben war.

Irgendwie spürte der junge Rotblonde den Blick des Anderen und hob die Augen – einen Moment lang flammten sie wieder auf, doch dann ersetzte sie Entschlossenheit, als Conny sein Tablett aufnahm, aufstand und zu dem Tisch ging, an dem Kevin saß. Ohne darauf zu achten, ob dieser es wollte oder nicht, setzte sich Conny und stellte auch sein Tablett hin, um wortlos weiterzuessen. Er hatte es satt, daß diese Angelegenheit noch offen war – und er wollte sie lösen, und wenn es nur dadurch geschehen konnte, daß er so einen Anfang machte, dann tat er es eben.

Eine Tatsache, die Kevin doch ziemlich verblüffte. Die ganze Zeit hatte Conny sich gedrückt und war um ihn herumgeschlichen, und jetzt setzte er sich so einfach zu ihm. Kev fühlte Blicke auf sich ruhen, Jeder wusste, daß er immer allein aß und jetzt setzte sich einer wie Conny zu ihm. Um sie herum wurde getuschelt und Kev zog verärgert die Brauen in die Augen. Aber nicht wegen dem Rotblonden, sondern wegen dem Flüstern und Murmeln um sie herum. "Nen guten." wünschte er Conny aber nur und aß schweigend sein eigenes Essen weiter.

Auch der junge Rotblonde bemerkte das Wispern und knurrte nur in die Richtung der Lästerer, ehe er kurz nickte und auch Kevin einen guten Appetit wünschte. Alleine die Tatsache, daß der Andere ihn nicht verjagt hatte, zeigte ihm, daß dieser ihn scheinbar doch nicht verarscht hatte ... und das wiederum sorgte dafür, daß Conny sich langsam ein wenig beruhigte und schließlich, als er beim Nachtisch angekommen war, leise fragte. "Nur, damit ich mich hier nicht zum Narren mache – hast du das mit dem Kuß ernst gemeint ?"

Da Keiner wirklich nahe an ihnen dran saß, bekam auch Keiner mit, was sie so leise sprachen. Also antwortete Kevin ebenso leise und deutlich für Conny. "Ich wollte damit sagen, daß ich nicht abgeneigt wäre, wenn du mal die Zähne auseinander bekommst und mal fragst." Nach den leisen Worten löffelte er seinen Pudding weiter und funkelte einen Schnösel an, der es wagte, in die zwei Meter Pufferzone, die um den Tisch lag, einzudringen. Klar reagierte der sofort und verließ diese Zone wieder.

Conny hätte viel erwartet, doch bestimmt nicht solch eine Antwort – und das sah man ihm auch an, als er mit großen Augen innehielt und für einige Momente völlig vergaß, daß er den Löffel mit Pudding noch immer im Mund hatte. Als er es jedoch merkte, lief er Rot an, aß schnell weiter und kämpfte sichtlich mit sich, als er ihm schließlich mit leicht gesenktem Kopf antwortete. "Äh ... ich bin nicht gut in sowas. Aber wenn du willst, ich ... gern." Mehr bekam der junge Rotblonde nicht heraus und starrte beschämt in den Puddingbecher, so daß die langen, hellen Ponysträhnen sein Gesicht verdeckten und man nicht sehen konnte, wieviel Kraft ihn das jetzt gekostet hatte. Denn so aufbrausend und forsch Conny auch in vielen Sachen war – das jetzt gehörte definitiv nicht dazu und das merkte man auch sichtlich.

Das war ja wirklich niedlich und das meinte Kevin nicht ironisch. Irgendwie, warum auch immer, war Conny ihm sympathisch. Vielleicht, weil er so natürlich und so offen war und zeigte, was er fühlte ... jedenfalls normalerweise. "Na bitte, es geht ja doch. Wir treffen uns nach der Schule im Park, am Bach unter der alten Brücke." Dort konnten sie sich in Ruhe beschnuppern und vielleicht entlockte Kevin dem Rotblonden da auch mal etwas mehr als das Gestammel von eben. "Und wehe, du plauderst was aus." Mit den Worten stand der Schwarzhaarige auf, schnappte sich sein Tablett und brachte es weg.

"Als ob ich DAS ausplaudern würde." Leise vor sich hingrummelnd, versuchte Conny, die Hitze wieder aus seinen Wangen zu bekommen und nach einigen Minuten tiefen Durchatmens klappte es auch, so daß er aufstehen und sein eigenes Tablett wegbringen konnte. 'Ich habe ein Date ... ich habe ein Date, und das mit dem dem Kerl, der den Sarkasmus erfunden haben könnte. Wow.' Noch immer in Gedanken, ging er in die nächste Klasse und stöhnte dort leise auf, als der Lehrer hereinkam und sogleich die Mathehausaufgaben forderte. Diese beiden Stunden würden wie immer eine einzige Tortur für den jungen Rotblonden werden, doch wenigstens hatte er jetzt einen Lichtblick, auf den er sich freuen konnte.

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