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 Shoga und Bianco Nero  03
 

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Entspannt setzte sich Shoga auf den Platz im Flugzeug. Seine Bodyguards waren bei denen von Bianco und hinter einem Vorhang, so hatten sie Zwei ihre Privatsphäre. Als Bianco sich ihm gegenüber hinsetzte, lächelte er wieder sacht für einen Moment. "Wie lange werden wir in etwa fliegen." fragte er leise und sah dann einen Moment aus dem kleinen Fenster, da die Maschine schon ins Rollen gekommen war, er wirkte in dem Moment etwas abwesend.

"Wir werden in etwa zwei Stunden ankommen - ich brauche keine Wartezeiten fürchten, da wir eine eigene, kleine Landebahn haben und uns dort schon Hubschrauber erwarten. Möchten sie dann zuerst in eines meiner Hotels einchecken ? Es wäre sinnvoll, damit sie in Ruhe nach einem Penthouse suchen können ...." Die leisen Worte des Italieners erklangen, als sie abhoben und Bianco nickte, als sie in einer gewissen Höhe die Gurte wieder öffneten - dann rief er nach dem Steward, damit dieser ihnen Wasser und eine Kleinigkeit zu essen bringen sollte, nickte erneut, als der junge Mann mit einer respektvollen Verbeugung dem Befehl nachkam und wandte sich erst dann wieder mit einem sachten Lächeln zu seinem Gast.

"Zuerst ins Hotel wäre mir genehm." antwortete Shoga. Als sie sich abgurten konnten, tat er es auch, dann öffnete er die zwei obersten Knöpfe seines Hemdes und lehnte sich entspannt in dem bequemen, sesselartigen Sitz zurück und schlug die Beine übereinander. "Ich hätte noch eine Frage.. sie ist etwas heikel." Er pausierte kurz und überlegte, wie er es ausdrücken sollte, daß er einen Gigolo suchte, der zuverlässig war, damit er am Abend etwas Zerstreuung fand. "Ich suche etwas Zuverlässiges, das mir ein wenig Zerstreuung verschafft."

Bianco hatte sich absichtlich gerade ein Wasser eingeschenkt, als sein Gegenüber das Hemd öffnete - sah nun bei den Worten hoch und einen Moment lang zeigte sich seine Verblüffung in den Zügen, ehe es wieder verschwand und er kurz nickte. "Es wird mir eine Ehre sein, ihnen eine Empfehlung zu geben, Herr Asato. Warten sie einen Moment ..." Mit den Worten nahm er seine Ledermappe auf und holte aus ihr seinen Terminkalender - aus diesem eine schlichte, doch schöne, in dunkelblauer Schrift auf matterem Weiß gehaltene Vititenkarte heraus, die er Shoga reichte und seinen Kalender wieder beiseitelegte. "Dieser Club ist nur für ausgewählte Gäste - zeigen sie am Eingang nur diese Karte und erwähnen sie dem Geschäftsführer gegenüber, daß ich sie weiterempfohlen habe, dann können sie sicher sein, nur den allerbesten Service zu erhalten."

Der Japaner lehnte sich vor und nahm die Karte dankend an. "Vielen Dank." wispernd, steckte er die Karte dann in seine Aktentasche. Er strich sich wieder sein Haar nach hinten und trank erst einmal, um sich innerlich etwas zu beruhigen, einen Schluck Wasser.

Bianco nickte nur - er konnte nachfühlen, wie schwer es für den Anderen gewesen sein mußte, ihn danach zu fragen und schnitt das Thema für den Rest ihres Fluges auch nicht mehr an. Als sie schließlich genau nach den veranschlagten zwei Stunden landeten, erwarteten sie schon zwei Hubschrauber - mit einem kurzen Lächeln verabschiedete sich der Italiener und nickte, als er noch ein leises "Ich war so frei, ihnen eine Suite zu buchen - meine Untergebenen werden sie zu dem Hotel fliegen und sie dort hinbegleiten, für ihr Wohl wird gesorgt sein." nachsetzte.

Shoga neigte dankend seinen Kopf. "Ich muss ihnen wieder danken." Dann lächelte er noch kurz und wandte sich ab, um in den Hubschrauber zu steigen. Er würde sich etwas einfallen lassen, wie er Bianco seine Dankbarkeit zeigen würde. Der Italiener hatte sehr viel für ihn getan und es war selbstverständlich, daß auch er ihm etwas zukommen ließ. Nur was wusste er noch nicht so genau, es war auch nicht leicht, bei einem Mann wie Bianco und bei solch einer freundschaftlichen Beziehung zwischen den Familien. Lange nachdenken konnte er nicht, der Hubschrauber landete schon nach kurzem und er wurde auf dem Dach des Hotels vom Manager und drei Pagen in Empfang genommen und sogleich zur Suite geleitet. Der Manager verabschiedete sich rasch und diskret, ebenso schnell verschwanden die Pagen wieder. Dieses Hotel hatte schon eine ganz andere Klasse, als das von der Sitzung. Er fühlte sich sehr wohl hier und das schon nach wenigen Minuten. Jetzt würde er erst ein mal in der großen Wanne entspannen und sich ausruhen. Abends würde er dann die Empfehlung von Bianco annehmen und sich etwas Abwechslung gönnen.

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Auch der Italiener dachte währens des kurzen Hubschrauberfluges über Shoga nach – über die zukünftigen Geschäfte, die sie mit einander führen würden und ein wenig machte sich Bianco Sorgen, wie er das durchhalten sollte, ohne einen Affront zu begehen. Er wußte – er begehrte diesen Mann, doch er versagte sich selbst diesen Gedanken, und das nicht nur aus einem Grund. Doch dann wurde er aus seinen Grübeleien gerissen, als sie landeten – mit einem kurzen, nurmehr kühlen Nicken stieg der Hellhaarige aus und nickte erneut, als sein Sekretär sofort auf ihn zutrat und ihn über die neuesten Begebenheiten informierte, während sie in den Aufzug stiegen und in sein Penthouse fuhren, das im obersten Wohnstockwerk des Wolkenkratzers lag. Erst, als die Fahrstuhltüren sich wieder hinter dem Sekretär schlossen und Bianco allein war, erlaubte er sich selbst, locker zu werden – doch im nächsten Augenblick, als er das Jackett abnahm und mitsamt der Schuhe am Eingang ließ, erwachte wieder die Wehmut, da er sein Alleinsein mehr als nur deutlich fühlte. Er hatte gewohnheitsmäßig schon erwartet, daß seine Rosa oder einer seiner Söhne ihn begrüßte – doch er war allein und die Wohnung so ruhig, daß es sich bis in sein Innerstes fraß. Unruhig den Kopf schüttelnd, ging er einfach ins Bad und versuchte dort, sich zu entspannen ... doch es wollte sich keine Ruhe einstellen, denn immer wieder sah er Bilder aus der Vergangenheit in seinen Erinnerungen und schließlich hielt er es nicht mehr aus und ging heraus, zog sich eine schwarze Jeans, ein normales Shirt und einen schwarzen Ledermantel an, schlüpfte in seine Turnschuhe und band die Haare zusammen, versteckte sie unter einem schwarzen Tuch und legte nur noch zur Vorsicht den Unterarmschoner mit seinem Dolch um. Die Luga ließ er lieber hier – auch wenn er vorhatte, sich in einer der Bars der Gossen zu betrinken, so war es doch besser, wenn er nicht noch unnötig provozierte. Letztlich legte er noch jeglichen Schmuck, den er trug, ab und setzte noch einen schwarzen Hut auf – öffnete die Geheimtür seines Penthouses und verschwand ungesehen in dem kleinen Treppenhaus, ging draußen auf die Straßen und in die Richtung der schlimmeren Viertel, um einfach nur zu vergessen.

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Nach dem Baden hatte Shoga sich umgezogen. Er machte eine erstaunliche Wandlung durch mit dem Ändern seiner Kleidung. Er wirkte schlagartig jünger in der Lederhose und dem hautengen, ärmellosen Shirt. Darüber zog er einen langen Wildledermantel und sein Haar trug er offen. In die Innentasche des Mantels steckte er sein Handy, die Karte und etwa fünfzig Dollar an Bargeld. Er wusste, daß die amerikanischen Straßen unsicher waren und so steckte er noch einen an ein kleines Katana erinnernden Langdolch in die Innenseite des Mantels, wo dieser gut verborgen blieb. So gekleidet, verließ er das Hotel und ging die frühabendlichen Strassen entlang. Er hatte sich jedoch einen kleinen Stadtführer eingesteckt, in dem eine Straßenkarte war. Je weiter er ging, umso schäbiger wurde die Gegend und er war nun doch etwas unsicher und zückte die Karte und sah konzentriert nach, wo er sich nun befand. Er hatte jedoch immer ein Ohr auf die Umgebung, nicht, daß er doch in Schwierigkeiten kam.

Nur einige Straßen weiter gab es jedoch genau diese Schwierigkeiten – und Bianco verfluchte sich selbst, daß seine Luga im Penthouse lag. Nachdem er in einigen der Hinterhofbars Vergessen gesucht hatte, war er auf dem Weg nach Hause gewesen, als er der kleinen Schlägerbande über den Weg lief – kleine Fische, doch gerade jetzt, in seinem Zustand, mehr als nur gefährlich. Als ihn der offensichtliche Anführer aufforderte, ihm sein Geld auszuhändigen, hatte Bianco leise geschmunzelt und die noch verbliebenen Geldscheine aus der Tasche gezogen. Es war nur Geld und er war froh, daß dies so glimpflich verlaufen würde - doch dann forderte einer der Schläger auch seinen Ehering und im selben Moment verfinsterte sich das Gesicht des Hellhaarigen und er ließ seine so gefürchtete Kälte erwachen, während das Adrenalin zumindest für diesen Moment sämtliche Wirkungen des Alkohols wegspülte. Die Schläger bemerkten sofort, daß dieser Betrunkene keine so leichte Beute war und zogen ihre Schlagringe und Messer – und auch Bianco zog seinen Dolch und ein eisiges Lächeln erwachte auf seinen Zügen, denn er würde seine Haut nur unter einem großen Preis verkaufen. Er vermißte zwar seine Frau, doch er hatte noch seine Söhne – er durfte jetzt noch nicht sterben, nicht, solange sie ihn noch brauchten.

Shoga merkte auf, als er von Weitem laute Stimmen hörte. Es waren Flüche und Kampflaute. Er ging mit schnellen Schritten etwas näher, hielt sich aber so bedeckt wie möglich. Erst, als er Einen fluchen hörte, daß es nur Einer sei und daß sie den doch fertig bekommen müssten, da loderten die grünen Augen auf, es hieß nichts Gutes, wenn es Mehrere gegen Einen war, etwas, das er einfach nicht abkonnte. Lautlos rannte er auf die Gruppe zu, durch die dunkle Kleidung wurde er in der dunklen Gasse erst zu spät bemerkt und so kam er gerade rechtzeitig, als die Schläger ihr Opfer so mehr oder weniger im Griff hatten. Zwei klammerten den Mann und hielten die Arme, während ein Andere nach der Hand griff, um wohl den Ring zu stehlen. Doch soweit kam der gar nicht, denn der Anführer spürte eine kalte Klinge an der Kehle. "So Jungs, jetzt lasst den Herren mal schön los und verpisst euch !" zischte der Japaner und der Mann in seinem Griff wimmerte, als sie die Klinge leicht in die Haut schnitt. "Macht, was er sagt." hauchte der Anführer und die Männer ließen ihr Opfer los.

Fast sofort sackte Bianco in die Knie und keuchte leise ... er blutete aus mehreren Schnitten und sie hatten ihn nur zu fassen bekommen, da einer der Schläger ihn mit dem Schlagring an der Schläfe und ein Anderer seinen linken Arm erwischt hatte, der nun taub herabhing. Die Schläger wichen nur widerwillig zurück von ihrem so sicheren Opfer - betrachteten den Neuankömmling und der Anführer brachte sich schnell aus der Reichweite der Klinge, doch dann knurrte er leise und strich seine Haare nach hinten, während die noch verbliebenen Männer seiner Bande sich hinter ihn stellten. "Du bist nur ein Mann - und du mußt auf den da achtgeben. Weißt du was ? Ich möchte dein Messerchen und deine Haut dazu ! Los Männer !!"

"Gut, ich hab's im Höflichen versucht." erwiderte Shoga und kam den vier Männern dabei schon entgegen. Dann ging alles schneller, als die Vier es erwartet hatten, der Erste keuchte überrascht auf, als sich der Japaner unter dem Hieb hinwegduckte und ihm die Klinge ins Herz rammte. Mit einer fließenden Bewegung zog er es wieder aus der Wunde und bewegte sich schon weiter, um dem Zweiten einen Schlag vor die Brust zu verpassen, so daß der gegen den Dritten fiel und so Shoga Zeit verschaffte, dem Vierten bei einer Drehung die Klinge durch die Kehle zu ziehen. Seine Bewegungen glichen einem tödlichen Tanz, dem die letzten Zwei auch nicht mehr entkommen konnten, als sie zusammen angriffen. Shoga packte den Einen, drehte ihm den Arm auf den Rücken und zog ihn so rasch vor sich, daß der Andere nicht stoppen konnte und seinem Kumpel die Klinge in die Brust rammte. Shoga ließ den Mann fallen und warf dem Letzten, der zurückwich, seine Klinge in die Kehle, so daß der mit gurgelnden Lauten zu Boden sackte. All das geschah in wenigen Momenten. "Ich hab euch ja gewarnt." wisperte der Grünäugige und zog die Klinge aus dem Hals des letzten Opfers, um sie dann an dessen Kleidung zu säubern, bevor er sie wieder in der Innenseite seines Mantels verbarg und zu dem zusammengebrochenen Mann kam. "Ich bringe sie in ein Krankenhaus, Sir...Können sie aufstehen ?" fragte er leise und hockte sich neben den Mann, der gar nicht gut aussah. 'Wenn ich eins finde' fügte er in Gedanken noch an.

"Kein ... Krankenhaus ...." Mit Mühe preßte Bianco die Worte heraus und atmete tief durch - er hätte nicht ohne seine Luga gehen sollen, das warf er sich schon seit einigen Minuten immer wieder vor. Doch etwas an dem Kampf war ihm seltsam bekannt vorgekommen ... auch wenn er es noch nicht einordnen konnte, ebenso wie diese besorgte Stimme. Kurz die Zähne zusammenbeißend, schloß der Italiener die Augen - dann stand er langsam auf und sah zu dem Anderen, der nun ebenso aufgestanden war und im selben Moment erstarrte Bianco. "Das kann nicht sein ... verdammt, sie bekommen Schwierigkeiten, wenn sie hier erwischt werden. Moment, ich ..." Erneut leise aufkeuchend, lehnte er sich an die kalte Mauer - zog mit der Rechten sein Handy raus und schaltete es an, rief seine Männer und erklärte ihnen kurz und eisig in Italienisch, daß sie hier Frischfutter für die Hunde abholen konnten. Als er die Bestätigung erhielt, nickte er nur und legte wieder auf - lächelte schief und steckte das Handy wieder ein, wischte sich den Schweiß von seiner fahler werdenden Stirn und keuchte wieder leise. "Sie sind in zehn Minuten da - wir müssen auch weg, ehe die Bullen was spitzkriegen. Kommen sie - wir gehen zu mir, so sieht sie Keiner und es fällt nichts auf sie zurück."

Shoga war doch ziemlich verblüfft, wem er da geholfen hatte, stützte Bianco dann aber rasch, als der aussah, als würde er gleich umfallen. Er packte ihn vorsichtig wegen den Schnitten und legte den gesunden Arm über seine Schulter, damit er ihn besser halten konnte. "Gut, daß ich mich verlaufen habe... Sie sind sehr leichtsinnig, Herr Azzone....angetrunken, versuchen sich mit Schlägern anzulegen." wisperte er und führte den Italiener aus der Gasse heraus. "Wo gehts lang ?" fragte er dann leise und hoffte, daß Bianco nicht ohnmächtig würde.

"Hier entlang ... wenn man die Hintergassen so gut kennt wie ich, dann ist es nicht weit." Bianco biß die Zähne zusammen und richtete sich auf - er war dankbar für die Stütze, die der Asiate ihm gab und ging dann zügig mit ihm durch die hinteren Gassen, über Schleichwege und Durchgänge zurück zu den großen Häusern, um schließlich bei einem Wartungshäuschen nahe einem der größten Wolkenkratzer die Türe mit einem kleinen Schlüssel aufzuschließen. Erst, als er die Türe wieder verschlossen hatte, seufzte er erleichtert auf - entspannte sich sichtlich und ging nun mit Shoga weiter, durch einen kleinen Gang bis zu einer Treppe, die auch einen Zwei-Personen-Aufzug besaß. "Willkommen im Azzone-Tower ... leider kann ich ihnen noch nicht die Empfangshalle zeigen, dies ist der persönliche Aufgang meiner Familie." Der Hellhaarige öffnete die Aufzugstüren mit seinem Schlüssel und drückte innen einen der insgesamt fünf Knöpfe, den Obersten - nickte erleichtert, als die Fahrstuhltüren sich hinter Shoga schlossen und lauschte nur dem Summen des Aufzugs, bis dieser nach einer Weile hielt und die Türen wieder aufgingen. Dann löste er sich wieder von der Fahrstuhlwand und ging den kleinen Gang entlang bis zu einer Türe - schloß auch diese mit dem Schlüssel auf und stützte sich an den Türrahmen, als er sie weit öffnete und mit einem erschöpften Lächeln nach innen nickte. "Willkommen in meinem Heim, Herr Asato ...."

Shoga hatte den Weg über geschwiegen und half Bianco nun in die warm wirkende Wohnung. Sie war wärmer, als er es erwartet hätte und man sah den Hauch, den eine Frau in ein Haus brachte, deutlich heraus. Die mediterranen Farben brachte die Gemütlichkeit, ebenso die schönen Bilder an den Wänden, die Landschaften passten wirklich wunderbar. "Wundervoll..." wisperte er nur, er genoss es jedoch noch nicht so, es war im Moment unpassend, zu schwelgen. Er führte Bianco weiter ins Wohnzimmer. "Wir müssen erst ihre Wunden versorgen. Sie sehen so blass aus, daß ich fürchte, sie fallen jeden Moment in Ohnmacht." Er sorgte sich doch recht deutlich.

"Peanuts ... ich hatte schon schlimmere Wunden. Dort ist das Bad, ich bräuchte sie nur noch ein wenig, da mein linker Arm noch immer taub von dem Schlag ist." Mit den Worten ging er ihm vor und öffnete die Badtüre, seufzte leise auf und nickte unmerklich - nahm aus einem der Schränke einen kleinen Koffer heraus, stellte ihn auf den kleinen Tisch und begann damit, sich auszuziehen, wobei er jedoch kläglich scheiterte. "So leid es mir tut, sie darum bitten zu müssen, Herr Asato - könnten sie mir vielleicht behilflich sein ?"

"Sie müssen sich nicht entschuldigen." erwiderte Shoga leise und half Bianco dann, sich zu entkleiden. Er half ihm aus dem Mantel und den Anziehsachen, ebenso aus den Schuhen, bevor er ihm mit der Hose half. Alle Sachen legte er beiseite und auf einen Haufen, sie waren blutig. "Man sieht, sie haben schon Erfahrung." wisperte er, als er sich kurz den Körper betrachtete, auf dem so einige Narben zu finden waren. Er kam dann zu ihm und strich über die Schulter, der blaue Fleck zeigte, wo Bianco den Schlag abbekommen hatte.

Jener biß nur kurz die Zähne zusammen, als ihn Shoga an der schmerzenden Stelle berührte - nickte unmerklich und öffnete mit der Rechten den Koffer, holte ein kleines, doch sehr scharfes Skalpell heraus und reichte es ihm. "Schneiden sie es auf und drücken das Blut heraus - ein wenig Jod und ein Pflaster, dann geht es schon. Bei den Schnitten müßten sie jedoch nähen, Herr Asato - ich kann es leider nicht wegen dem Arm, er ist nur langsam wieder zu gebrauchen, zum Glück ist es nichts Ernstes."

Shoga nickte leicht, dann zog er sich seinen Mantel aus und legte ihn auf die Seite, bevor er sein Haar noch mit deinem Zopfgummi zurückband und sich dann die Hände wusch. "Ernst genug denke ich, wenn eine Ader getroffen wäre, dann wären sie nicht so glimpflich davon gekommen, aber ich denke, das wissen sie selber." Mit den Worten nahm Shoga das Skalpell und ein Stück Mull und hockte sich dann vor den Italiener. Erfahren schnitt er den Bluterguss auf. Er tupfte erst, dann neigte er sich aber mit einem "Verzeihen sie." vor und legte seine Lippen an den winzigen Schnitt, um das Blut herauszusaugen, es war nicht so schmerzhaft wie das Drücken. Das Blut spuckte er dann in den Mull, wenn er es geschluckt hätte, dann hätte er womöglich einen schlechten Eindruck hinterlassen. Als nicht mehr so viel kam, tupfte er das Jod auf die Wunde und klebte eines der größeren Pflaster hinauf. Er schwieg nun und fing an, die Schnitte zu nähen. Die Stiche waren klein und man könnte fast meinen, ein Arzt hätte sie genäht. Auch hier tupfte er mit Jod nach und verdeckte die Nähte mit den eigens dafür gedachten Pflastern. Daß Bianco so etwas öfter durchgemacht hatte, merkte er rasch. Der Blonde hatte kaum einen Laut von sich gegeben und die Zähne zusammengebissen. Nach dem letzten Pflaster nickte der Japaner und sah Bianco in die Augen. "Ich danke ihnen, daß sie mir so vertrauen."

Schon, als Shoga das Blut aussaugte, hatte es die ganze Beherrschung Biancos gekostet, ruhig zu bleiben ... es war so lange her, daß er Lippen an seiner Haut gefühlt hatte, sanfte Lippen, die keinem Callboy gehörten. Während der ganzen Zeit hatte er entweder die Augen geschlossen oder zur Seite gesehen - der Anblick des Mannes vor sich, dessen ärmelloses, hautenges Hemd wirklich jede Kontur des schönen Oberkörpers offenbarte, ließ ihn jegliche Schmerzen vergessen. Als er die leise Stimme hörte, drehte der Hellhaarige seinen Kopf und sah ihn an - ein sachtes Beben rieselte über seine Haut, als er unwillkürlich die Hand hob und eine Haarsträhne, die sich gelöst hatte, hinter das Ohr des Asiaten strich. Mit einem eher wehmütigen Lächeln ließ er die Hand dann wieder sinken und nickte, ehe er noch ein leises "Das Vertrauen ist gerechtfertigt, Herr Asato - und dazu verdanke ihnen auch noch mein Leben." nachwisperte.

Bei der Geste lächelte Shoga, blieb aber noch hocken. "Nun, ich habe die ganze Zeit schon überlegt, wie ich ihnen ihre Hilfe verdanken soll. Ich denke, somit hab ich es getan, sie haben mir hier sehr geholfen mit dem Hotel und allem, auch der Flug hierher." Erst jetzt erhob sich Shoga und warf den Abfall der Pflaster und den blutigen Mull in den kleinen Mülleimer. Er wusch sich noch rasch die Hände und kam wieder dichter zu dem Blonden. "Ich helfe ihnen noch ins Schlafzimmer, sie wollen sich sicher hinlegen."

Bianco zögerte - doch dann nickte er und stand langsam auf, stützte sich auf den Anderen und fluchte leise auf seine eigene Schwäche. Als er mit Shogas Hilfe in seinem Schlafzimmer angekommen war, nickte er nur ein weiteres Mal und ließ sich von ihm auf sein Bett helfen - erst jetzt, als er sich hinlegte, erlaubte er seinem Körper, sich endlich zu entspannen. "Wenn sie es möchten - sie können in einem der Gästezimmer nebenan übernachten, Herr Asato ... der Weg zu ihrem Hotel ist weit und es ist spät. Das Mindeste, das ich ihnen für ihre Hilfe anbieten kann, ist eine Übernachtung und ein Frühstück ?"

Shoga schluckte leicht bei dem Anblick von Bianco. Er lag entspannt im Bett und deckte sich gerade zu, das weißblonde Haar lag wie ein fließender Wasserfall auf dem schwarzen Stoff, er sah fantastisch aus. Er fasste sich jedoch wieder. "Wenn es ihnen nichts ausmacht, sehr gern, Herr Azzone." stimmte er zu und lächelte einen Moment. "Wo finde ich das Zimmer ?"

"Direkt nebenan, Herr Asato. Im Schrank finden sie Wechselkleidung, es sind alle Größen vorhanden und in dem kleineren Bad Toilettenartikel. Ich würde es ihnen ja zeigen, doch ich bin leider zu müde dazu, bitte verzeihen sie mir." Man sah Bianco an, daß er müde war und nun auch der Alkohol langsam seine Wirkung zeigte - noch ehe er eine Antwort abwarten konnte, dämmerte er weg, doch selbst im Schlaf entspannten seine Züge sich nicht völlig, da ihn seine Erinnerungen plagten.

Einen Moment sah Shoga ihn noch an, daß sein Gesicht nicht ganz entspannt war, sah man recht gut, man ahnte, daß etwas in Bianco vorging. Er nickte nun zu sich selber und machte das Licht in dem Zimmer aus, bevor er noch seinen Mantel aus dem Bad holte und in das Gästezimmer ging. Dort zog er sich aus und ging in das Gästebad, wo er sich überwusch. Seine Gedanken kreisten noch weiter um Bianco. Dieser Mann war die pure Verlockung, der Körper war trotz des mittleren Alters wunderschön. Als er die Wunden versorgte, war es ihm nicht so aufgefallen, doch jetzt war er einfach verzückt von ihm. Jedoch verbot er es sich, nun weiter daran zu denken und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Er zog einen leichte Schlafanzughose und ein Hemd an, bevor er zu Bett ging. Hier fühlte er sich recht wohl und so schlief er auch sehr bald ein. Die letzten Tage waren ja doch recht ermüdend gewesen.

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