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 ”Der Geliebte des Königs” 02
 

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Pablo war in der Nacht zu seinem Zimmer zurückgekehrt. Er hatte versucht zu schlafen, aber es gelang ihm nicht und daher war er doch etwas übernächtigt. Das, was passiert war, wirkte wirklich wie ein Traum, wäre da nicht der Ring an seinem Finger, und er hatte auch die Flügel gesehen. Er selbst sollte ein Bluttrinker sein ? Er konnte es noch immer nicht so recht glauben, aber er fühlte sich zu Claudio hingezogen. Zu diesem wundervollen Mann, der schon so alt sein sollte.

Doch just in diesem Moment wachte Ramon auf und gähnte lautstark, ehe er breit grinsend zu seinem Freund und Prinzen blickte. "Guten Morgen, mein Prinz - ihr seht sehr übernächtigt aus, hattet ihr gute Gesellschaft ?" Ramon wußte, daß sein Herr sich oft mit anderen Männern vergnügte und insgeheim war er froh darum, denn so bestand keine Gefahr, daß Bastarde herumlaufen könnten.

"Ja, hatte ich ... ich war bei dem Italiener. Er ist sehr feurig und wirklich nicht so, wie man ihn einschätzen würde." Pablo grinste nun, um seine Gedanken zu verstecken. "Immerhin kann ich auf die Art keine Bastarde zeugen ... daran dachtest du doch eben, oder ?"

Das ließ Ramon leise lachen, ehe er nickte und sich unverschämt grinsend näherneigte. "Erwischt, Herr. Aber nun erzählt - ich möchte jede Einzelheit wissen, ja ? Ihr wißt doch, daß ich es gerne wissen möchte. Und keine Sorge, ich werde mich vielleicht an eine seiner Wachen halten, die sehen nämlich ebenfalls sehr gut aus." Sie kannten sich schon seit frühester Kindheit und waren die besten Freunde - und bisher hatten Ramon und der junge Prinz einander jede Anzüglichkeit und jede Nacht erzählt und sich oft genug für die Eroberungen gratuliert.

"Es war anders als sonst ... wir sind regelrecht übereinander hergefallen." Diesmal hielt Pablo sich etwas zurück und lächelte kurz, weil sein Freund neugierig kuckte und hin und her ruckelte. "Über ihn erzähle ich nichts, vergib mir, mein Freund."

Dafür erhielt er einen kleinen Schubs, ehe Ramon gespielt schmollte. "Ihr seid ein Spielverderber, mein Herr ... jetzt habt ihr mich erst richtig neugierig gemacht. Aber wenn ich mir euer zufriedenes Gesicht ansehe ... und nebenbei bemerkt, ihr seid scheinbar so ausgelastet von der Nacht, daß ihr nicht einmal eine Morgenlatte habt, mein Herr ... dann denke ich mir, daß die Nacht so heiß gewesen ist wie nichts anderes, das ihr je erlebt habt. Und ich gehe jede Wette ein, daß ihr ihn nicht nur in einer Hintergasse gevögelt, sondern sein Bett so sehr entweiht habt, daß die Diener schon beim Anblick hochrot werden."

Aber nicht die liefen rot an, sondern Pablo tat es. Er wurde rot wie eine Tomate und seufzte. "Ich kann mich an den Beischlaf kaum erinnern. Es war auf jeden Fall sehr heftig." Mehr konnte Pablo jetzt nicht sagen, und er spielte unbewusst mit dem Ring an seinem Finger.

Und das wiederum zog den Blick Ramons sofort an und er guckte nicht schlecht, als er den filigranen Ring am kleinen Finger der linken Hand seines Prinzen erkannte. "Bei Gott - das ist einer seiner Ringe, nicht wahr ? Es ist überall in den hohen Kreisen, in denen der Conte sich zeigt, bekannt, daß er diesen altmodischen, römischen Stirnreif und die Ringe niemals ablegt. Und er hat euch einen von ihnen geschenkt ?! Verdammt, ihr müßt wirklich gut gewesen sein, Herr, wenn er euch solch einen Schatz schenkt ... und glaubt mir, das ist dieser Ring für ihn."

"Nun, er hat Gefallen an mir gefunden, und ich irgendwie an ihm." Mehr sagte Pablo nicht und stand nun auf, um sich zu strecken. "Richte mir eben ein Bad, ja ?" Er wollte frisch gewaschen sein, wenn er dem Italiener wieder gegenübertrat. Dort wiederum stellte gerade einer der Leibwächter fest, daß einer der Ringe fehlte und Armano geriet fast in Panik. "Herr ? Einer euer Ringe fehlt."

Während Ramon nur nickte und sich anzog, lächelte im Nebenzimmer Claudio zu seinem Leibwächter und stand auf, kam zu dem Größeren und küßte ihn sanft, ehe er ihm zärtlich über die Wange streichelte. "Keine Sorge, Armano ... ich habe ihn dem jungen, spanischen Prinzen gegeben. Wir verbrachten die letzte Nacht zusammen - und ich hoffe, noch viele Nächte mit ihm verbringen zu können. Er ist wie ich ... nur noch nicht erwacht, auch wenn es bald passiert." Als sein Leibwächter ihn erstaunt anblickte, erwachte ein Schmunzeln auf den Lippen des schlankeren Vampirs, ehe er ihm erneut über die Wange streichelte und dann zur Türe blickte, als sein zweiter Leibwächter, Alfredo, mit einem neuen Zuber hereinkam und ihn neben dem alten Zuber hinstellte, damit er den alten Zuber mit dem verbrauchten Wasser wegbringen konnte. Die beiden jungen, großen Krieger waren die einzigen Menschen, die er bei sich duldete - sie waren nicht nur seine Leibwächter, sondern wußten auch was er war, und halfen ihm manchmal mit ihrem Blut. Es erstaunte Claudio immer wieder aufs Neue, wie treu die beiden Brüder ihm dienten ... und das nur, weil er sie und ihre Familie aus den Klauen ihres früheren Herrn gerettet hatte.

Aber dafür waren sie ihm ewig dankbar ... denn sie waren gefangengenommen worden, als sie versuchten, ihre Schwester zur retten, die ansonsten von ihrem Lehnsherren geschändet worden wäre. Sie dienten Claudio gern - denn er war ein guter Herr. Und auch wenn er kein Mensch war, Claudio war menschlicher, als viele Menschen. "Ist das der Mann, der für euch bestimmt ist, Herr ?" Armano fragte leise und man sah ihm an, daß er sich für seinen Herrn freute.

"Das ist er, mein Hübscher ... ich kann es in seinem Blut schmecken, auch wenn er noch nicht völlig erwacht ist. Auch er fühlt es, doch es ist noch zu neu für ihn und er wird es erst richtig verstehen, wenn er endlich erwacht. Ich bin froh, daß ich dich und deinen Bruder habe, Armano ... ihr beide wart mir schon immer eine große Hilfe, denn zumindest vor euch muß ich mich nicht verbergen." Dann küßte er den jüngeren der beiden Brüder zärtlich, ehe er zu Alfredo ging und auch ihn noch einmal sanft küßte. "Vielleicht bringt ihr den anderen Zuber zu zweit raus ... ich suche mir inzwischen passende Kleidung heraus, da wir bald den jungen Prinzen mit seinem Gefolge treffen werden."

Beide nickten, packten den Zuber und brachten ihn langsam heraus. Dort jedoch stießen sie fast mit Ramon zusammen, und sie konnten den Zuber gerade noch halten. "Pass doch auf !" blaffte Alfredo, und Amarao schnaufte erleichtert. Die Überschwemmung mit dem restlichen Wasser hätte er sehr ungern weggewischt.

Der junge Adelige brauchte einen Moment, um sich zu fangen ... denn es war nur seinen guten Reflexen zu verdanken, daß er nicht mit den plötzlich auftauchenden Leibwächtern zusammengestoßen war. Im ersten Moment wollte Ramon sich schon dafür entschuldigen, nicht aufgepaßt zu haben - doch dann kam ihm eine bessere Idee und er setzte die ernste Maske auf, die er immer gebrauchte, wenn er seinen Prinzen zu einem wichtigen Treffen begleitete und einschüchternd wirken mußte. "Wie war das ?! Selbst ein italienischer Diener sollte fähig sein, einen spanischen Edelmann zu erkennen, wenn er ihn sieht ! Was fällt euch überhaupt ein, so unachtsam zu sein - ihr hättet mich fast umgerempelt und dazu noch mit dem schmutzigen Wasser überschüttet !"

Jetzt erschraken die beiden doch, denn sie hatten wirklich nicht erkannt, daß ein Edelmann vor ihnen stand. Sie stellten den Zuber rasch ab und senkten beide den Blick. "Verzeiht, doch eure Kleidung täuschte uns." Ramon war sehr schlicht angezogen und daher waren sie davon ausgegangen, daß er ein Diener war.

Innerlich leise lachend, zeigte Ramon aber nichts davon auf seinen Zügen, als er ein wenig näher kam und die beiden großen, kräftigen Leibwächter ernst betrachtete. "Hmmm ... nun, was tun ..." Dann grinste er plötzlich, hob mit den Fingerspitzen die kräftigen Kiefer der beiden an und blickte ihnen noch breiter grinsend in die tiefbraunen Augen. "Wie wäre es, wenn ihr beide heute Nacht zu mir in das Zimmer des Prinzen kommt ? Er wird so oder so im Zimmer eures Herrn sein, also stört keiner niemanden. Und es wäre wirklich nett, wenn ihr den Zuber runterbringen könntet ... mein Prinz möchte gerne noch baden, ehe er sich mit eurem Herrn trifft. Ich helfe euch auch auf der Treppe, nur in die Waschküche darf ich nicht, da es auf den Prinzen zurückfällt, wenn sein Freund niedere Dienste erledigt."

"Das ... sicher, natürlich." stammelte Armano. Er war der Jüngere und etwas Muntere der beiden und sie bemerkten, daß Ramon doch nicht so ernst war, wie er eben getan hatte, und sie waren dankbar für die Hilfe. "Wir müssen erst um die Erlaubnis unseres Herren bitten, ehe wir zusagen." erklärte Armano dabei, und sie hatten den Zuber zu dritt rasch hinab gebracht.

Kurz vor der Waschküche trat der junge Adelige wieder zurück und nickte, ehe er ihnen noch ein kurzes "Natürlich ... aber ich glaube, er wird froh sein, wenn ihr beschäftigt seid, hm ?" zuwisperte. Dann ließ er sie in die Waschküche vorgehen und kam nach, rief einen der Burschen zu sich und fiel wieder in seine Rolle als Edelmann des Prinzen, als er das frische Bad für seinen Herrn orderte. Oben in seinem Zimmer schmunzelte Claudio, als er die drei mit seinen guten Sinnen hörte ... dann schüttelte er amüsiert den Kopf und wunderte sich insgeheim, ob seine beiden Leibwächter ahnten, auf was sie sich da einließen - und wie gut es ihnen tun würde.

Noch wussten sie es aber nicht. Sie nahmen je einen Eimer heißes Wasser und stapften nun die Treppe wieder hinauf. Beide wussten jedoch, daß ihr Herr gehört hatte, was passiert war, und sie erwartete ein weiches Lächeln auf seinen Lippen. "Ich denke, er wird es gestatten, meinst du nicht auch ?" fragte Armano und sein Bruder schnaufte leise. "Bestimmt, aber ich weiß nicht, ob ich will. Der Kerl war nett, aber uns so einen Schrecken einzujagen ? Ich weiß nicht."

Ihr Herr hörte die letzten Worte, als er ihnen die Türe öffnete und schmunzelte, ehe er sie hinter ihnen wieder schloß. "Nehmt einen der Eimer für euch, ja ? Und keine Sorge, ich erlaube es euch, daß ihr euch heute Nacht mit dem jungen Adeligen trefft. Was diesen jungen Mann angeht, Ramon ist sein Name ... er scherzt gerne und ich finde, daß gerade das sehr gut für deinen Ernst ist, Alfredo. Er meint es nicht böse und sein Inneres ist wahrlich gut - und er hat Gefallen an euch beiden gefunden, das ist mehr, als ihr bisher bei Jemandem hattet." Das war es wirklich - denn meist wurde Armano ausgewählt, da er immer ein Lächeln auf den Lippen hatte und so ganz anders war, als sein ernster, ein Jahr älterer Bruder.

Aber den störte es eigentlich nicht, er wartete halt auf den Richtigen. "Wenn ihr meint, Herr ? Nun, dann gehe ich mit." brummte er und sein Bruder lachte leise, ehe er ruhig wurde und seinem Herrn den Eimer hinstellte. "Ich bin gespannt auf den Herrn von Ramon."

"Das kannst du, mein Hübscher ... er ist ein Traum. Und auch wenn es ein unwahrscheinlicher Zufall zu sein scheint - er ist der Sohn meines ersten Liebhabers, Romano ... der Vampir, der mir meine Schmuckstücke fertigte. Welch verschlungene Wege das Schicksal zu gehen pflegt, nicht wahr ? Nun bin ich derjenige, der ihn durch seine Wandlung begleitet." Claudio schmunzelte leise und mit seiner Macht über das Feuer kühlte er das Wasser ein wenig ab und sorgte auch bei dem Eimer für die beiden Brüder dafür, daß das Wasser nurmehr angenehm heiß war und ließ den Mantel von seinen Schultern gleiten, um nun in den Zuber zu steigen und sich zu säubern. In dem anderen Zimmer nickte Ramon zu den Burschen, die seinem Herrn den frischgesäuberten Zuber mitsamt heißem und kaltem Wasser brachten, ehe er sie wieder wegscheuchte, die Türe hinter ihnen schloß und breit grinste. "Ihr glaubt nicht, wem ich gerade eben vorhin begegnete, Herr."

Pablo hob eine Braue und grinste schließlich. "Lass mich raten ... einem der Leibwächter von unseren Gast ? Du fandest sie anziehend." Er kannte seinen Freund gut und wusste, daß er sonst nichts gesagt hätte.

"Noch besser, Herr - alle beide, sie brachten gerade den Badezuber ihres Herrn runter und stießen fast mit mir zusammen. Ich habe sie ein wenig erschreckt und den Adeligen raushängen lassen ... doch dann habe ich ihnen gezeigt, daß ich doch nicht so ein Arsch bin und half ihnen, bis zur Waschküche den Zuber zu tragen. Die beiden sind ziemlich stark - sie im Bett zu haben, dürfte heiß werden. Vielleicht schaffen sie mich sogar ..." Es war ein Scherz zwischen ihnen beiden, daß Ramon ziemlich ausdauernd und unersättlich sein konnte und schon manchen Liebhaber regelrecht entkräftete.

"Beide ? Nun, vielleicht wirst du dann mal etwas ruhiger, mein Freund." Pablo lachte, doch dann zog er sich aus und stieg in den Zuber, der jetzt wohlig warm auf ihn wartete.

Ramon grummelte noch ein wenig - doch dann stutzte er, als er die Kratzer auf dem Rücken seines Prinzen sah. "Herr - das ... guter Gott, das muß wirklich heiß gewesen sein, euer Rücken ist völlig zerkratzt. Und die Krusten beginnen schon, sich zu lösen. Ich beneide euch manchmal um euer Heilblut, Herr - das ist gemein, daß eure Wunden so schnell wieder heilen." Der junge Adelige seufzte leise, ehe er einen weiteren Lappen nahm und damit begann, Pablo den Rücken zu säubern und dabei behutsam die Krusten abzunehmen, die noch nicht von selbst abgefallen waren.

Der junge Prinz mochte es irgendwie, wenn Ramon das tat, denn es juckte unter der Kruste und als sein Freund fertig war, atmete er erleichtert auf. "Das ist nicht normal, daß es so schnell heilt, findest du nicht auch ?" Er wollte mal wissen, was Ramon davon hielt, und fragte daher.

Dieser hielt einen Moment lang verdutzt inne - doch dann schnaubte er und seufzte, ehe er damit weitermachte, sie vom Rücken seines Freundes zu waschen. "Ja, das weiß ich, mein Herr ... und ihr wißt so gut wie ich, daß ich es niemals dem Priester oder jemand Anderem sagte. Ich habe euer Geheimnis immer gewahrt, so wie Niemand von mir weiß, daß ihr bessere Sinne habt, als sie ein normaler Mensch haben kann. Doch ich glaube nicht daran, daß ihr ein Teufel oder etwas in der Art seid, Herr - ich kenne euch viel zu gut und weiß um eure Fehler. Und ich weiß auch, daß ihr im Grunde eures Herzens gut seid und das genügt mir, Herr - ich bin euch treu bis in den Tod."

"Und wenn ich doch zu etwas anderem als ein Mensch werden würde ?" Pablo wollte es unbedingt wissen, es war ein Drang und ihm wurde bewusst, daß er seinen Freund vielleicht beim Erwachen getötet hätte, wenn er nicht auf Claudio getroffen wäre.

Nun doch hellhöriger werdend, runzelte Ramon die Stirn und nahm den Lappen weg, kam ein wenig an die Seite des Zubers und sah seinen Freund und Prinzen ernst an. Er konnte in dessen Augen erkennen, daß dieser die Frage ernst meinte - und daß er vor etwas Angst hatte, etwas zu wissen schien, das ihn unendlich belastete. Und gerade dieser Blick zeigte Ramon, daß sein Freund Angst darum hatte, ihn zu verlieren - und das würde niemals der Fall sein. "Bitte verzeiht, daß ich so direkt werde, Herr ... aber ihr seid ein Idiot. Egal, was passiert, ich stehe immer an eurer Seite - selbst wenn ihr zu einem solchen Wolfsmonster werden würdet. Und nun sagt mir endlich, was euch belastet, ich werde schon nicht schreiend zusammenbrechen oder vor euch davonlaufen."

Die Worte sagten Pablo, daß er wirklich mit seinem Freund reden konnte, und daß er es verstand. "Also, ich werde kein Wolfsmonster ... aber ..." Er zögerte doch einen Moment und atmete tief durch. "Claudio sagte, ich werde an meinem 18ten Geburtstag zu einem Bluttrinker. Er ist auch einer und sagte, ich sei noch nicht erwacht ... und daß Vater nicht mein richtiger Vater ist."

Was sein Freund ihm sagte, hörte sich fast schon zu fantastisch an, um wahr zu sein - wenn da nicht die Anzeichen wären, die selbst Ramon nicht leugnen konnte. Er wußte, daß sein Freund und Prinz schon immer gerne Blut mochte und sich oft die Wunden ableckte, ehe er sie verbinden ließ ... daß sie auch schneller heilten als bei normalen Menschen, und daß die Sinne des Prinzen um ein vieles stärker waren. Und er sah auch, daß Pablo von seinen Worten überzeugt war und damit wurde es auch für den jungen Adeligen zur Wahrheit. "Es klingt so unglaublich ... doch ich weiß, daß ihr anders seid, junger Herr. Und wenn das stimmt, dann glaube ich auch, daß nicht der König euer Vater ist - doch das darf niemals Jemand erfahren. Wäre es denn möglich, daß der Herr Claudio mit uns spricht ? Ich denke, auch seine Leibwächter wissen etwas, denn die Diener des Contes wisperten unten in der Waschküche, daß nur die beiden in die Gemächer des Contes kommen dürfen. Keiner der Diener darf bei ihm sein ... sie mutmaßen, daß er vielleicht mißgestaltet wäre, doch wenn er ebenfalls ein Bluttrinker ist, so ist es erklärlich."

"Ja ... und ich denke, er wird noch mit uns sprechen. Es wird genug Gelegenheiten geben, bis wir in der Burg sind und ich bin unglaublich erleichtert, daß du zu mir hältst." Pablo zog seinen Freund zu sich und legte seine Stirn an dessen. "Keiner wird es erfahren ... es darf keiner wissen, und ich vertraue dir."

Ramon seufzte kurz, doch er genoß es, daß er seinem Freund und Herrn ein wenig Ruhe geben konnte und knuffte ihn nur leicht an der breiten Schulter. "Ihr wißt doch, daß ich zu euch halte - und daß ihr mir vertrauen könnt, Herr. Immer - und wenn es gegen die ganze Welt ist, wie habt ihr je daran zweifeln können ? Und ja, wir haben noch genug Gelegenheit, wir müssen erst Morgen losreisen. Genug Gelegenheit, all das aussprechen zu können ... denn ich kann mir denken, daß der Conte dann nicht nur die Zeit bleiben wird, für die er eingeladen ist, sondern länger bei euch bleibt ? Es klang jedenfalls so." In diesem Moment brach der Ratgeber und Stratege in dem jungen Adeligen durch und sein wacher Geist plante schon einige Pfade ein, die es geben könnte - doch dann rief er sich selbst wieder zur Ruhe, denn dazu war noch Gelegenheit genug, wenn er alle Fakten hatte. In seinem Zimmer seufzte Claudio, da er das Gespräch mitbekommen hatte und rief seine beiden jungen Leibwächter zu sich, während er aus dem Zuber stieg und sich abtrocknete. "Es sieht so aus, als ob es noch einen weiteren Grund gibt, weshalb ihr die Nacht bei dem jungen Adeligen verbringen sollt, meine Hübschen - der Prinz hat ihm gerade alles gestanden und Ramon hält noch immer zu ihm und will weiterhin sein Freund sein. Bitte geh zum Zimmer des Prinzen, Alfredo, und richte ihm aus, daß es vielleicht besser wäre, wenn er und sein junger Freund nachher in meinem Zimmer mit uns frühstücken ? So können wir alles Nötige besprechen."

"Ich gehe." Armano war gleich Feuer und Flamme, aber dann überlegte er und stubste seinen grummeligen Bruder an. "Oder geh du, ich denke, Ramon freut sich." Er schob den Älteren fast schon aus dem Raum und Alfredo knurrte ungehalten. "Ich gehe ja schon."

Claudio schmunzelte nur bei den beiden, da er ihre Hackeleien schon kannte und zog sich etwas Schlichtes an, während er mit seinem guten Gehör aufpaßte, was passierte. Im Zimmer des Prinzen stutzte Ramon, als er das Klopfen hörte und stand auf, setzte sein ernstes Gesicht auf und öffnete mit einem "Ja ?" die Türe, ehe er zuerst verdutzt seinen Schwarm erblickte, unwillkürlich zu lächeln anfing und mit wesentlich weicherer Stimme ein weiteres "Ja ?" nachsprach.

Alfredo seufzte innerlich und sein Mundwinkel hob sich zu einem winzigen Lächeln. "Mein Herr schickt mich. Er würde sich freuen, wenn der Prinz ihm beim Frühstück auf seinem Zimmer Gesellschaft leisten würde."

"Oh ? Warte einen Moment, ich frage den Prinzen ..." Gerade, als Ramon die Türe wieder schloß und seinen Prinzen fragte, seufzte Claudio und schüttelte den Kopf, ehe er Armano anblickte. "Dein Bruder ist manchmal ein richtiger Idiot. Geh und sag ihm, daß auch Ramon eingeladen ist ... schließlich geht es ja darum, daß wir uns alle aussprechen."

"Tue ich." Mit den Worten hetzte der jüngere Bruder aus dem Zimmer, sprintete über den Flur und stellte sich neben Afredo. "Ramon ist auch eingeladen ... lad ihn ein." Dann verschwand er so schnell, wie er gekommen war, und Alfredo seufzte leise.

Mittlerweile grinste Ramon im Zimmer breit, als er sich neben den Zuber setzte und seinen jungen Herrn ansah. "Na ? Geht ihr hin, Herr ? Wenn er schon so nett einlädt ..." Dann verstummte er jedoch, als er Pablo horchen sah und horchte selbst, runzelte kurz die Stirn und blickte dann wieder erwartungsvoll zu seinem Herrn. "Ihr habt doch was gehört, oder ? Was war denn, Herr ?"

"Sicher gehe ich hin - und du wirst erfahren, was es ist, wenn du Alfredo Bescheid gibst. Er wartet vor der Tür auf die Antwort ... sein Bruder war kurz da und hat ihn an etwas erinnert." Sein Freund war zu neugierig, und er wollte in dem Fall nichts verraten. "Sag, ich komme in Kürze."

"Wie ihr wünscht, Herr." Ramon lachte leise, da er genau wußte, wie gern sein Freund ihn hinhielt, wenn er etwas wußte ... und so stand er wieder auf und ging zur Tür, öffnete sie und grinste den noch immer wartenden Leibwächter freundlich an. "Mein Herr wird in Kürze kommen und deinem Herrn beim Frühstück Gesellschaft leisten - und er freut sich auf das Treffen."

"Die Einladung gilt ebenso für euch." Alfredo tat nun, was man ihm gesagt hatte, und beobachtete die Regung im Gesicht seines Gegenübers.

Im ersten Moment war Ramon sichtbar überrascht - doch dann nickte er, da er verstand, weshalb das notwendig war. "Ich danke eurem Herrn für die Einladung und nehme sie natürlich dankend an, da ich meinem Herrn treu ergeben und auch sein Freund bin. Und ich freue mich, dich und deinen Bruder wiederzusehen, ihr beide seid doch sicherlich ebenfalls anwesend ?" Der junge Adelige hoffte es - denn gerade die so gegensätzliche Ruhe des Älteren gegenüber der Energie des Jüngeren faszinierte Ramon sehr.

"Ja, wir werden ebenso anwesend sein. Mein Herr hat einiges zu bereden und ich denke, ihr wisst schon, worum es geht." Alfredo verneigte sich nun, zog den Mund kurz zu einem Lächeln hoch und verabschiedete sich so, bevor er zurück zu seinem Herrn ging. "Er hat es dir angetan, nicht wahr ?" fragte Pablo, der inzwischen aus dem Zuber gestiegen war.

In der Zwischenzeit hatte Ramon die Türe wieder geschlossen und grinste mehr als nur breit, ehe er leise lachte und die Arme hinter dem Kopf verschränkte, während er sich an die Türe lehnte. "Oh ja, mein Herr - absolut. Er ist so ruhig, so überlegt und besonnen ... ich träume davon, ihn so heiß zu machen, daß er die Beherrschung verliert und endlich sein Feuer offenbart. Ebenso wie ich davon träume, daß sein jüngerer Bruder sein lebhaftes Feuer so sehr auslebt, daß er nurmehr ruhig und zufrieden in den Fellen liegt. Ich kann mir nicht helfen - die beiden sind für mich süßer als der frischeste Honig ..."

"Nun, ich denke, du wirst noch dazu kommen, sie zu kosten, und vielleicht bekommst du ja, was du möchtest." Pablo trocknete sein Haar und lachte leise. "Ich schätze, sie haben Erfahrung im Sex. Und vielleicht schaffen sie es ja wirklich, dich zu ermüden."

Das ließ Ramon wieder leise lachen und er schüttelte kurz den Kopf, ehe er zu seinem jungen Herrn kam und ihm schlichte, doch edle Kleidung aus der großen Truhe heraussuchte. "Das wäre schön - und ich denke auch, daß sie Erfahrung haben, wenn ihr Herr so versiert ist, wie ihr sagt, Herr. Und ich denke, daß er das wirklich ist ... so fertig wie ihr Gestern wart, Herr, das war bisher sehr selten. Ich bin schon gespannt, was er frühstücken wird - die Legenden und Schauermärchen über die Bluttrinker sind mannigfaltig und ich denke, vieles davon ist nicht wahr."

"Das vermute ich auch, wir werden sehen." Pablo war da auch gespannt, aber sie würden es gleich erfahren. Jetzt mussten sie sich nur noch anziehen, und dann würden sie es sehen. Pablo war etwas angespannt, aber ließ es sich nicht anmerken. Es würde sich alles ergeben, und das Gespräch würde sicher vieles klären.

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