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 Luel und Cina 06
 

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Kurz vor Sonnenaufgang steigt Amagbela aus dem Bett und lächelt zufrieden, als sie ins Bad geht, oder eher fast schon schwebt, so leicht ist ihr Gang, um sich zu säubern. Lange braucht die alte Vampirin nicht, bevor sie wieder ins Zimmer zurückkommt und sich über den noch flachen Bauch streicht. "Sie wird stark und wunderschön...Ich fühle es schon jetzt." Wispert sie fast zärtlich, bevor sie sich ankleidet und noch mal zum Bett kommt, um Cina einen sanften Kuss zu geben. "Vielleicht sehen wir uns mal wieder, mein Schöner." Mit den Worten richtet sie sich geschmeidig wieder auf und es formen sich ihre schlanken Schwingen aus dem schmalen Rücken. Ihr Kleid ist rückenfrei und so haben sie guten Platz. Ohne auch weiter etwas zu sagen geht sie auf den Balkon zu, schmunzelt aber, als sie Neige und Luel sieht. Beide scheinen sich wohl gut amüsiert zu haben, Luel liegt scheinbar schon schlafend in Neiges Armen und so interessiert sie sich nicht weiter für ihn, sondern nickt dem Schamanen nur dankend zu und lässt sich dann sofort vom Wind höhertragen und ist rasch verschwunden. ##Ist sie weg ?## fragt Luel den Schamanen, er hat sich schlafend gestellt, damit die Vampirin ihm nicht zu nahe kam.

##Ja, sie ist weg, Luel ... und sie hätte dir auch nichts getan, sie weiß ihre Grenzen. Komm, wir sollten reingehen ... es wird nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufgeht. Es sieht ihr ähnlich, bis zum Schluß zu warten, ehe sie geht - Cina ist schon lange eingeschlafen, geflüchtet vor ihrer Nähe, aber sie wollte dich warten lassen und nicht zu ihm.## Leise, fast schon zornige Gedanken des jungen Schamanen, ehe er wieder verstummt - leise aufseufzt und Luel über die weichen Haare streicht und sanft zu ihm herablächelt. ##Bitte verzeih - manchmal geht mir mein Temperament durch. Wenn es für dich ein Trost ist - ich habe dafür gesorgt, daß diese Geburt für Amagbela schwerer wird als ihre Bisherigen ... es wird ihr eine Lektion sein, mich nicht zu reizen. Du solltest dich jetzt um deinen Herrn kümmern, er braucht dich ... er war für ihn sehr, sehr schwer, seiner Pflicht nachzukommen.##

##Es war schön mit dir... Und ja, es ist mir ein Trost, daß sie ein wenig leiden darf bei der Geburt...Ich denk mal, das Kind wird Alles bestens überstehen.## Luel küsst den jungen Schamanen sanft und steht nun auf. Seine Schwingen formt er auch gleich weg. ##Ich hoffe, daß wir uns mal wiedersehen, Neige... Ich würde mich sehr freuen.## Somit verabschiedet sich Luel und geht hinein. Hinter sich schließt er die Balkontür und auch gleich die Vorhänge. Er strebt auch gleich zum Bett, auf dem Cina zusammengekauert liegt und unruhig schläft. Luel legt sich sofort dicht hinter ihn und umfängt ihn sanft mit seinen Armen. Daß der Geruch von Amagbela in den Laken hängt, stört ihn sehr, aber Cina ist ihm wichtiger im Moment und er will ihm Halt und Schutz geben, lässt es seinen Schöpfer auch fühlen.

Fast sofort beruhigt sich dieser und seufzt leise ... nur langsam wacht er wieder auf und dreht sich, schluchzt leise auf und klammert sich regelrecht an Luel heran, nur langsam wieder Ruhe findend. ##Bitte - bitte verbrenne die Laken und die Decken, ich will sie nicht mehr riechen ... ich ... ich werde mich baden, damit ich sie nicht mehr fühlen oder riechen muß.## Mehr als nur deutlich kann man in seinen Gedanken hören, wie verstört Cina ist - wie sehr es ihn belastet hatte, daß er mit einer Frau verkehren mußte, damit die Nachkommenschaft gesichert ist. Dann löst der junge Goldäugige sich wieder und steht bebend auf - einen kurzen Moment lang huscht ein Lächeln über seine Lippen, als er die verschlossenen Gedanken Neiges empfängt, ehe diese Verbindung wieder versiegt und die beiden Vampire fühlen können, daß der Schamane wieder verschwunden ist. Ohne noch weiter zu zögern, betritt Cina das Bad und läßt sich heißes Wasser aus dem beheizten Wassertank in die große Wanne - steigt dann in das Wasser und wäscht sich den Geruch der Vampirin vom Körper, mehrmals dabei frisches Wasser nachlassend.

##Ist gut..## Mehr ist es noch nicht, was Luel von sich gibt, Besorgnis schwingt mit und seine Zuneigung für Cina. Kaum, daß dieser im Bad verschwunden ist, rafft er die Laken zusammen und zieht die Bedecke und alles ab, um es in den Kamin zu stopfen und dort zu verbrennen. Noch während Cina sich wäscht, holt Luel neue Bettwäsche aus dem dafür vorgesehenen Schrank im Vorraum der Zimmer und bezieht das Bett ganz frisch. Als alles fertig ist, nickt er zufrieden und kommt ins Badezimmer. "Ich hab das Bett frisch bezogen... ihr Gestank ist weg." Erzählt er leise und steigt zu seinem Schöpfer in die große Wanne, denn an ihm selber kleben auch noch einige Reste des kurzen Spiels, das er mit Neige gespielt hat. "Ich werde das nie wieder zulassen...Es hat dich zu sehr mitgenommen."

Den Kopf gesenkt, braucht Cina einen Moment, um sich zu beruhigen ... dann seufzt er leise und nimmt den Schwamm auf, beginnt, seinen Liebsten zu waschen und lächelt dabei wehmütig zu ihm auf. "Natürlich hat es das ... ich ... ich mag es nicht, eine Frau an mir zu fühlen oder gar mit ihr zu verkehren. Aber es ist notwendig - es ist notwendig, daß es neue Generationen gibt und daß das Blut gemischt bleibt. Es ist nicht zu verhindern, daß ich in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten erneut Nachwuchs zeugen muß - doch bis dahin ... ich ... bitte halte bis dahin die Frauen von mir fern, ja, Luel ? Bitte, ich brauche dich doch ...." Die letzten Worte sind nur ein leises Wispern ... schließlich läßt der Goldäugige den Schwamm einfach los und schmiegt sich haltsuchend an den Größeren, um dessen Nähe und Wärme regelrecht aufzusaugen.

Luel schlingt sofort seine Arme um Cina und drückt ihn fest an sich. "Das werde ich.... Ich lasse Keine mehr an dich heran, das verspreche ich dir." Wispert er zärtlich. Luel bleibt wie er ist, er will Cina Halt und Geborgenheit geben.

Ein leises ##Danke.....## ist alles, das der Goldäugige antwortet - noch immer leicht zitternd, dauert es eine geraume Weile, bis er sich beruhigt hat und den Kopf hebt, um Luel leicht zu küssen. "Gehen wir zurück ins Bett, mein Schöner ... du bist so müde wie ich es bin, wir können uns Morgen frische Beute holen und vergessen." Mit den Worten löst sich Cina schon und steigt aus der Wanne heraus - nimmt eines der weichen Handtücher und trocknet sich ab, ehe er seinem Geliebten das Andere hinhält, damit dieser ebenso raussteigen kann.

Luel kommt sogleich in das ihm angebotene Handtuch und trocknet sich auch gleich ab. Dann schnappt er sich Cina und trägt ihn zum frisch bezogenem Bett zurück, um sich mit ihm dort einzukuscheln. "Schon besser so..." nuschelt er leise in das feuchte Haar seines Schöpfers, zieht ihn so eng es möglich ist an sich und döst sofort weg. Er ist wirklich erschöpft und sicher nicht weniger, als Cina es ist.

Und wie erwartet, schläft auch der Goldäugige fast sofort ein .... genießt den Atem und den Herzschlag seines Liebsten, dessen Nähe und die starken Arme, die ihn sicher halten, während sich ein glückliches Lächeln auf die Lippen des Geborenen stiehlt.

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Ein ganzes Jahr sind sie nun schon in Amerika und Luel fühlt sich immer unwohler. Er hat wieder angefangen, sich von Cina zu lösen, die Nächte über allein wegzugehen und erst früh am Morgen kommt er wieder, um sich gleich schlafen zu legen. All die Abwechslung und das Reisen hat nichts genützt. Luel will sich wieder von Cina lösen. Er plant es schon eine ganze Weile. Ein wichtiger Grund ist sein Gewissen, das ihn von Nacht zu Nacht mehr quält. Cina ist diese Nacht nicht da und er sitzt er allein in der Wohnung, die sie in Washington bewohnen und schreibt einen Brief. ~~~Wenn du dieses hier liest, bin ich bereits nicht mehr bei dir. Ich ertrage es einfach nicht mehr, so nahe bei dir zu sein, denn du verdienst meine Nähe nicht. Ich war die ganze Zeit zu feige, es dir zu erzählen und ich bin es noch immer, denn ich traue es mich nicht, es dir direkt zu sagen, wenn ich in deine Augen sehen kann. Ich schreibe es und lasse dich allein, weil ich es für Richtig halte. Ich bitte nicht darum, daß du mir verzeihst, aber ich hoffe es... Ich habe dir deinen Liebsten genommen. Ich sah dich Damals, kurz bevor ich wieder zu dir zurückkehrte. Es war an dem Tag, an dem ich vor 150 Jahren dein Geschöpf wurde. Ich folgte dir und sah ihn...Richard. Ich sah, wie er dich in den Arm nahm, dich liebte und du liebtest ihn und sagtest... 'Ich liebe dich'. Ich war so wütend, blind vor Hass und Eifersucht, daß ich ihm auflauerte und ihn tötete. Ich wollte dich nicht teilen, mit Niemanden. Ich bereute es, gleich eine Minute, nachdem Richard sein Leben ausgehaucht hatte und doch kam ich zu dir, um dich zu trösten...Ich bin ein Heuchler...ein feiger Heuchler, und doch liebe ich dich so sehr, daß es schmerzt, denn ich weiß, daß ich deine Liebe nicht verdiene. Adieu, mein dunkler Engel.~~~ Fast, als wäre es gewollt, tropft eine einzelne, blutige Träne unten auf das Papier. Luel lässt es so, wie es ist, auf dem kleinen Tisch liegen und geht mit zwei Taschen zum Balkon und breitet seine Schwingen aus. Er schwört sich, daß er wirklich nie wiederkommen wird, als er sich in dem schwarzen Nachthimmel verschwindet und noch immer rinnen ihm blutige Tränen an den Wangen herab.

Erst spät am nächsten Morgen kommt Cina zurück und schon bevor er das Zimmer betritt, fühlt er, daß sein Geliebter nicht mehr hier ist. Langsam die Türe hinter sich schließend, zieht der Goldäugige sich aus und seufzt leise ... er hatte es schon lange geahnt, daß seine Befürchtungen wahr werden würden. "Es hatte sogar länger gedauert, als ich dachte ... und eine jede Minute mit dir war ein Geschenk, Luel." Erst jetzt geht er in ihr Schlafzimmer und sieht den Brief, der dort auf ihn wartet - als er die blutige Träne sieht, erwachen in seinen eigenen Augen Tränen, die langsam die Wangen Cinas herabrinnen, als er damit beginnt, den Brief seines Geliebten zu lesen. Noch ehe er geendet hat, geben die Beine des schlanken Geborenen nach und er sinkt zu Boden ... leise Schluchzer entkommen seiner Kehle und perlen von den schmalen Lippen, als all der Schmerz auf ihn hereinbricht, den er so lange in sich verschlossen hatte. "Ich habe mich doch nicht getäuscht ... ich habe Richards Blut in dir geschmeckt, als du mich geküßt hast, mich von dir hast trinken lassen. Oh Luel ... ich liebe dich so sehr. Ich wußte, daß Richard sterben würde - er war nicht so stark wie viele Andere, trotz seiner Jahrhunderte nicht trainiert oder vorsichtig genug. Warum hast du es mir nicht gesagt, Luel ... ich ... ich hätte dir verziehen. Ich verzeihe dir, Luel. Ich habe es dir gesagt, es gibt nichts, das ich dir nicht verzeihen würde und damit, daß du es mir gesagt hast, hast du es dir auch verdient, daß ich dir verzeihe." Leise schluchzend, birgt Cina das Gesicht in seinen Händen und langsam wachsen seine Schwingen - legen sich um seinen bebenden, schlanken Körper und bieten ein wenig Trost, wenn der, welcher ihm den meisten Trost spenden könnte, nicht mehr bei ihm weilt.

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Langsam hebt der Goldäugige seinen Kopf und betrachtet sich die untergehende Sonne, die durch die hohen Wolkenkratzer scheint und sich in den unzähligen Fenstern und Glasfassaden spiegelt ... ebenso langsam läßt er sich an die Mauer sinken, die hinter ihm ist und schließt die Augen, unmerklich unter dem kühleren Frühlingswind erzitternd. Nur zu gut weiß er, daß er schwach ist .... seit langer Zeit schon hat er nicht mehr die Kraft oder auch nur den Willen, mehr als das Allernötigste zu trinken ... fast scheint es, als ob mit der wachsenden Entwicklung der Menschen und Städte um ihn herum sein Lebenswille schwinden würde, die Melancholie mehr und mehr von ihm Besitz ergreift und sich verstärkt. 'So rasend schnell ... als ob sie endlich begriffen hätten, wie kurz ihre Leben sind und sie es nicht erwarten könnten, jeden Tag auszukosten. Leben, so vielerlei ... Elektrizität, Computer, Telefon, Autos, es ist so vieles, das ich nicht mehr verstehe. Ich bin zu alt ... allein.' Fast wie von selbst schwenken die leisen, ungehörten Gedanken des Vampirs zu der Leere, die in ihm wohnt ... seit ihn Luel das zweite Mal verlassen hat, lebte Cina alleine, da er es nicht mehr schaffte, sich einen Gefährten zu suchen. Eine Zeit lang ging es gut und er lebte so, wie auch zuvor - doch seit zwei Jahrzehnten hatte er es aufgegeben, sich um seine Besitztümer zu kümmern und Verwalter eingesetzt ... seit zwei Jahrzehnten wuchs seine Melancholie stetig an, bis sie ihn fast zu verschlingen droht, übermächtig über ihn wacht. Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen sinkt Cina zu Boden und bemerkt nicht einmal mehr, wie die Schwärze nach ihm greift ... nur die Wärme der schwindenden Sonnenstrahlen fühlt er auf seiner Haut und er erinnert sich, erinnert sich an ebenso goldene Zeiten, ehe die Schwäche übermächtig wird und absolute Schwärze nach ihm greift.

Luel geht langsam durch die Straßen von New York, er lebt schon einige Zeit wieder hier, verdient sich sein Geld wie schon früher als Killer, nur Heutzutage wird man dafür schon fast königlich bezahlt. Den Hass auf sich selber, den er noch immer hegt, seit er Richard getötet hatte, verspürt er noch immer. Richards Blut ist nicht das einzige Reine, was in seinen Adern fließt, es kamen noch Zwei hinzu. Schwach waren sie und es war ein Zufall, daß er sie als Opfer angenommen hatte. Nun stärken sie sein Blut so sehr, daß er an manchen Tagen hinaus auf die Straße gehen kann und einen Sonnenuntergang genießen. Auch Heute hat er sich in den Central Park gesetzt und zugesehen, wie die Sonne untergeht. Er geht zu Fuß zu seiner Wohnung in der Innenstadt und stockt nun, da er etwas Bekanntes in seiner Nähe fühlen kann. Mehr als bekannt und erst will er weg, doch er spürt, daß Etwas nicht stimmt und folgt seinem Gespür in die Seitengasse. Der Anblick sorgt dafür, daß sein Herz sich verkrampft, sein Cina... sein geliebter Schöpfer liegt zusammengesunken in der dreckigen Gasse, nur bekleidet mit einer dünnen Jacke, einer Jeans, Turnschuhen und einem dünnen Sweatshirt. Luel stürzt gleich zu ihm und hebt ihn bebend auf, um ihn an sich zu drücken.## Cina....Cina, wach doch auf.## Eiskalt kommt ihn der schlanke Körper vor und er drückt ihn enger an sich, um ihn zu wärmen, dessen Kopf liegt an seiner Halsbeuge und er spürt dessen schwachen Atem. ##Cina, trink von mir... Cina.##

Leise, so leise, daß er es fast nicht hört, klingen die Gedanken durch die Schwärze, die den Geist des Goldäugigen umgiebt ... Schwäche, Trauer, Einsamkeit und das Fehlen von Nahrung sorgen dafür, daß er nur teilweise aufwacht und fast schon verträumt aus den halbgeschlossenen Augen zu Luel aufsieht. "Mein Schöner .... ich .... was für ein wundervoller .... Traum ...." Kaum hörbar gewisperte Worte, die sich von Cinas Lippen stehlen .... dann verstummt er wieder und lächelt schwach, ehe er wieder von der Schwärze heimgesucht wird und wegsackt.

Luel lächelt fast nicht sichtbar, als Cina die Augen aufschlägt und mit dessen erneuter Ohnmacht verschwindet das Lächeln auch wieder und sein Gesicht wird hart wie Eis und ebenso kühl. Mit Leichtigkeit hebt er Cina ganz hoch und läuft mit ihm durch die Hintergassen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Er läuft schnell und wendig und trotz allem liegt seine wertvolle Fracht ruhig in seinen Armen, selbst wenn er einen großen Sprung über eine der Mauern macht, so achtet er auf Cina. Seine Wohnung, ein Loft, ist schnell erreicht und er bringt Cina sofort zu seinem Bett und legt ihn hinein. Vorsichtig zieht er ihm seine Sachen aus. Er überlegt einen kleinen Moment, dann legt er selber seinen Mantel ab und zieht seinen Pullover aus. Warm wie der noch ist, zieht er diesen dann Cina an und holt noch rasch eine seiner warmen Jogginghosen, die er ihm auch noch überzieht, erst jetzt deckt er Cina zu und zieht sich selber die Schuhe aus, weil er sich zu ihm setzt. Den in eine Decke Gehüllten zieht er dicht zu sich und er reißt sich nun die Pulsader auf, um ihm das Blut einzuflößen. Vorsichtig lässt er ihm das Blut in den leicht geöffneten Mund tropfen. ##Cina...Cina, trink bitte. ## Seine Gedanken sind stark und er hofft, daß sie zu Cinas Geist durchdringen.

Während der ganzen Zeit über hatte dieser sich nicht gerührt, in der schweren Erschöpfung seines Körpers gefangen .... erst, als das Blut seine Lippen netzt und ihm die Kehle hinabrinnt, schluckt er instinktiv, da sein Körper noch vor seinem Geist erkennt, daß es das lebensspendende Nass ist, das er braucht. Nur langsam hebt sich die Schwärze und läßt die Gedanken Luels hindurch ... ebenso langsam öffnet Cina seine Lippen und hebt geschwächt den Kopf, um näher an die offene Ader zu kommen, sinkt allerdings wieder zurück und wispert nur ein leises ##Luel ....## in die Gedanken des Anderen, ehe heiße Tränen reinster Hilflosigkeit erwachen und von seinen langen Wimpern perlen.

##Ich bin da...Ich helfe dir, mein Engel.## antwortet Luel sacht und reißt sich die Ader noch ein wenig weiter an. Sein Handgelenk hält er nun dicht an die Lippen und Cina muss nur noch schlucken. ##Trink nur so viel du kannst... Ich bin stark genug.##

Ohne auch nur den Hauch eines Widerwortes tut der Goldäugige, was Luel von ihm verlangt ... zögernd und schwach schluckt er die rote, warme Flüssigkeit, nach der ihm so verlangt, doch nach einer Weile schafft er es nicht mehr und sackt erneut weg, da die Erschöpfung nach ihm greift. Doch bevor er völlig eingeschlafen ist, findet seine schwach bebende Hand noch den Körper Luels - erst, als er dessen Wärme fühlen kann, beruhigt Cina sich und schläft nun völlig ein, so tief, wie zuvor seine Ohnmacht gewesen ist.

Die Wunde an Luels Puls schließt sich gleich wieder und er schlüpft nun auch unter die Bettdecke und zieht Cina dicht zu sich. Er bleibt wach, die Nacht ist hereingebrochen und seine Zeit ist gekommen. Er kann inzwischen zwar auch Tags ein wenig raus, aber die Nächte sind sein. Luel streichelt durch das Haar des Kleineren und weitermachend, wacht er über seinen dunklen Engel.

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Als Cina das nächste Mal erwacht, dauert es eine geraume Weile, bis er bemerkt, daß er in einem Bett liegt ... langsam öffnet er die Lider und schließt sie sogleich wieder, da das Morgenlicht fast zu hell für ihn ist, unerwartet hell. Erst nach einer weiteren Weile bemerkt er noch etwas Anderes ... Atemzüge, ein warmer Körper neben sich, Herzschlag ... so bekannt und vertraut wie der weiche Duft, der von der Haut des Schwarzhaarigen aufsteigt. Noch immer im Halbschlaf dreht der Goldäugige sich zu Luel und kuschelt sich eng an dessen Wärme ... trotz seines Hungers ist er noch zu schwach, um länger wachzubleiben und dämmert wieder ein, eingehüllt in das weiche Gefühl, geborgen an der Brust seines Liebsten zu liegen.

Luel erwacht von den Regungen Cinas nicht, er murmelt nur leise, bevor er anfängt zu schnurren und ebenso schnurrend auch wieder in den tieferen Schlaf driftet, auch wenn seine Sinne scharf bleiben. Die Bewegungen des Kleineren sieht er nicht als Gefahr und daher ist er auch nicht erwacht.

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Erst nach einigen weiteren Stunden regt Cina sich wieder und seufzt leise ... schmust ein wenig näher und streift mit den Lippen die Halsschlagader des Größeren, das weiche, lockende Pulsen mehr als nur genießend. Doch noch immer ist er zu schwach, um völlig aufzuwachen oder gar zuzubeißen - das Einzige, das er fertigbringt, ist ein sachtes Lecken, ehe er leise aufkeucht und die Zunge wieder zurückzieht.

Von dem Lecken erwacht Luel endlich und er öffnet seine Augen, bevor er seine Hand hebt und sich mit einer Kralle die Ader am Hals einritzt, um Cina zu helfen. ##Trink ruhig.## wispert er zärtlich in dessen Gedanken und er fängt wieder an, durch dessen Haar zu streicheln. Fragen stellt er keine und er kann sich denken, daß er schuld ist, daß Cina so heruntergekommen ist... So heruntergekommen, wie er es Damals als Mensch war, welch Ironie das doch ist.

Dankbar legt der Goldäugige seine Lippen an die Wunde und trinkt einige tiefe Schlucke von dem heißen, süßen Naß ... doch dann läßt er wieder von ihm ab und keucht leise, während erneut die Schwäche nach ihm greift. ##Luel ... ich ... Danke.## Deutlich klingen Erschöpfung und auch Scham mit in den Gedanken ... zeigen, wie schwach Cina wirklich ist, wie nahe er daran gewesen ist, zu verhungern und auch, wie sehr er sich dafür schämt. Erneut greift die Melancholie nach ihm und dämpft sein Innerstes ... beginnt ihn einzuhüllen und ein weiteres Mal rinnen heiße, salzige Tränen aus den geschlossenen Augen des Geborenen, als er ihm ein leises ##Verzeih....## sendet und wieder verstummt.

Es schmerzt Luel, all das zu fühlen und er drückt Cina fest an sich. ##Nein... Ich bin es, der um Verzeihung bitten muss...Ich hab dich verlassen. Aus Furcht und Scham, dabei hätte ich mich um dich kümmern müssen, mein Liebster.##

Fast fühlbar bei den Gedanken bebend, löst sich ein leises Schluchzen aus der Brust des Schlankeren .... sehnsüchtig kuschelt er sich an Luel heran und erst nach einer Weile beruhigt er sich soweit, daß er ihm schließlich antworten kann. ##Ich .... ich habe dir schon lange verziehen, mein Herz. Ich wußte schon bei deiner Erschaffung, daß du nicht bleiben würdest - ich hätte nur nicht gedacht, daß es so schwer werden würde, allein zu sein. All dies um mich herum - ich ... es geht so schnell, ich schaffe es nicht, bin zu alt, Luel. Ich ... ich bin schwach ... ich weiß nicht warum, aber ich bin schwach geworden, zu nichts mehr nütze.##

##Sag das nicht... du bist nicht schwach, ich kann es fühlen... Ich hätte bei dir bleiben müssen, für dich da sein müssen.... Aber jetzt bleibe ich... Ich bleibe bei dir, für immer.... Ich liebe dich, mein dunkler Engel. Ich liebe dich von ganzem Herz und Seele, ich war nur zu feige, es dir zu sagen oder es mir einzugestehen.## All seine Gefühle treiben mit den Worten zu Cina herüber, das erste Mal wirklich unverhüllt und frei.

Zuerst erstarrt der Schlankere bei den Worten, so ungewohnt und unerwartet klingen sie in seinem Geist ... dann erschauert er fühlbar und schluchzt leise auf, kuschelt sich in dessen Arme und weint leise, erst nach einer geraumen Weile wieder zu einer Antwort fähig. ##Luel .... ich .... ich habe mir so gewünscht, das von dir zu hören ... schon Damals, als ich dich erschuf. Ich ... ich brauche dich, Luel, du bist wie ein Licht für mich, ein Licht, das mich ruft.## Nur zu deutlich klingt in seinen Gedanken, wie sehr er ihn liebt - wie sehr er diese Worte braucht und auch, wie die tiefe Schwermut sich langsam löst.

##Ein Licht, das nicht scheinen wollte...Aber jetzt scheint es heller denn je, denn ich habe begriffen....Ich weiß, wo mein Platz ist und ich weiß, daß ich ihn nicht mehr verlassen werde... Den Platz an deiner Seite.## Noch immer hält Luel seine Gefühle nicht zurück. Und auch ihm entkommen einige Tränen. Wieder sind es Blutige, denn seit jenem Tag, als er seine ersten als Vampir weinte, hat er keine Weiteren mehr vergossen. Diesmal sind es Tränen des Glücks, die er vergießt. ##Ich liebe dich.##

##So wie ich dich, mein Herz ....## Leise antwortend, strahlt in den wenigen Worten all das Glück und die tiefe Liebe, die der Goldäugige für ihn empfindet - langsam hebt er seinen Blick und lächelt unsicher, als er in die Augen des Größeren blickt. Dann zögert er noch einen Moment ... hebt schließlich den Kopf und küßt ihn sanft, ehe er die Lippen wieder löst und wieder lächelt, so glücklich, daß es deutlich aus seinen Augen strahlt.

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